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Organismus besteht aus einfachen chemischen Kräften, die, wie Schwefel und Wasserstoff im Schwefelwasserstoff, in einer einzigen höheren, durchaus geschlossenen und einheitlichen, Kraft aufgehoben sind. Bringen wir einen Organismus in das chemische Laboratorium und untersuchen ihn, so werden wir immer, er sei ein Thier oder eine Pflanze, nur einfache chemische Kräfte in ihm finden.

Was sagt nun die Natur, wenn wir sie über die in einem Organismus lebende höhere Kraft befragen? Sie sagt: die Kraft ist da, so lange der Organismus lebt. Löst er sich auf, so ist die Kraft to dt. Ein anderes Zeugniß giebt sie nicht ab, weil sie nicht kann. Es ist ein Zeugniß von der allergrößten Wichtigkeit, das nur ein verdunkelter Geist verdrehen kann. Stirbt ein Organismus, so werden die in ihm gebundenen Kräfte wieder frei ohne den geringsten Verlust, aber die Kraft, welche die chemischen Kräfte seither beherrschte, ist todt. Soll sie noch getrennt von ihnen leben? Wo ist der zerstörte Schwefelwasserstoff? wo die höhere Kraft der verbrannten Pflanze oder des getödteten Thieres? Schweben sie zwischen Himmel und Erde? Flogen sie auf einen Stern der Milchstraße? Die Natur, die einzige Quelle der Wahrheit, kann allein Auskunft geben, und die Natur sagt: sie sind todt.

So unmöglich es für uns ist, ein Entstehen aus Nichts zu denken, so leicht können wir uns alle Organismen und alle chemischen Verbindungen für immer vernichtet denken.

Aus diesen Betrachtungen ziehen wir folgende Resultate :

1) alle einfachen chemischen Kräfte sind, so weit unsere Erfahrung bis jezt reicht, unzerstörbar;

2) alle chemischen Verbindungen und alle organischen Kräfte sind dagegen zerstörbar.

Die Verwechselung der Substanz mit den chemischen einfachen Kräften ist so alt, wie die Philosophie selbst. Das Gesetz der Beharrlichkeit der Substanz lautet:

„Die Substanz ist unentstanden und unvergänglich.“

Nach unseren Untersuchungen ist die Substanz eine ideale Verbindung, auf Grund der apriorischen Verstandesform Materie, und die Natur ein Ganzes von Kräften. Das gedachte Gesez würde also in unserer Sprache lauten:

Alle Kräfte in der Welt sind unentstanden und unvergänglich.
Wir haben dagegen in redlicher Forschung gefunden:

Mainländer, Philosophie.

3

1) daß alle Kräfte, ohne Ausnahme, entstanden sind; 2) daß nur einige Kräfte unvergänglich sind.

Zugleich machten wir jedoch den Vorbehalt, diese Unvergänglichkeit der einfachen chemischen Kräfte in der Physik und Metaphysik nochmals zu prüfen.

28.

Wir haben gesehen, daß jedes Ding an sich eine Kraftsphäre hat, und daß dieselbe kein eitler Schein ist, den die apriorische Verstandesform Raum aus eigenen Mitteln hinzaubert. Wir haben ferner, vermittelst der außerordentlich wichtigen Verknüpfung Gemeinschaft, erkannt, daß diese Kräfte im innigsten dynamischen Zusammenhang stehen, und gelangten so zu einer Totalität von Kräften, zu einer fest geschlossenen Collectiv-Einheit.

Hiermit aber haben wir die Endlichkeit des Weltalls behauptet, was jezt näher zu begründen ist. Werden wir uns zuvor über die Bedeutung der Sache klar. Nicht um ein geschlossenes endliches immanentes Gebiet, welches jedoch von allen Seiten von einem unendlichen transscendenten umgeben wäre, handelt es sich; sondern, da das transscendente Gebiet thatsächlich nicht mehr existirt, um ein allein noch existirendes immanentes, das endlich sein soll.

Wie kann diese scheinbar dreiste Behauptung begründet werden? Wir haben nur zwei Wege vor uns. Entweder liefern wir den Beweis mit Hülfe der Vorstellung, oder rein logisch. —

Der Punkt-Raum ist, wie ich oben sagte, gleich gefällig, einem Sandkorn und einem Palast die Grenze zu geben. Bedingung ist nur, daß er von einem Dinge an sich, oder in Ermangelung eines solchen, von einem reproducirten Sinneseindruck sollicitirt werde. Nun haben wir eine vorliegende Welt: unsere Erde unter uns, und den gestirnten Himmel über uns, und einem naiven Gemüth mag es deshalb wohl scheinen, daß die Vorstellung einer endlichen Welt möglich sei. Die Wissenschaft zerstört aber diesen Wahn. Mit jedem Tage erweitert sie die Kraftsphäre des Weltalls, oder, subjektiv ausgedrückt, zwingt sie täglich den Punktraum des Verstandes, seine drei Dimensionen zu verlängern. Die Welt ist also einstweilen noch unermeßlich groß, d. h. der Verstand kann ihr noch keine Grenze sezzen. Ob er dazu gelangen wird, müssen wir dahingestellt sein lassen. Wir müssen demnach darauf verzichten, das Weltall im Kleinen in ähnlicher Weise

anschaulich zu gestalten, wie wir durch plastische Nachbildung der Erdoberfläche die Gestaltung unserer Erde uns faßlich machen, und müssen es geradezu aussprechen, daß wir auf dem Wege der Vorstellung nicht zum Ziele gelangen, also auf anschauliche Weise die Endlichkeit der Welt nicht beweisen können. Somit bleibt uns

nur die unerbittliche Logik.

Und, in der That, es fällt ihr außerordentlich leicht, die Endlichkeit der Welt zu beweisen.

Das Weltall ist nicht eine einzige Kraft, eine einfache Einheit, sondern ein Ganzes von endlichen Kraftsphären. Nun kann ich keiner dieser Kraftsphären eine unendliche Ausdehnung geben; denn erstens würde ich damit den Begriff selbst zerstören, dann die Mehrzahl zur Einzahl machen, d. h. der Erfahrung in's Gesicht schlagen. Neben einer einzigen unendlichen hat keine andere Kraftsphäre mehr Platz, und das Wesen der Natur wäre einfach aufgehoben. Eine Totalität endlicher Kraftsphären muß aber nothwendig endlich sein.

Hiergegen wäre einzuwenden, daß zwar in der Welt nur endliche Kräfte anzutreffen, daß aber unendlich viele endlichen Kräfte vorhanden seien, folglich sei die Welt keine Totalität, sondern sie sei unendlich.

Hierauf ist zu erwidern: Alle Kräfte der Welt sind entweder einfache chemische Kräfte, oder Verbindungen solcher. Erstere sind zu zählen und ferner sind alle Verbindungen auf diese wenigen einfachen Kräfte zurückzuführen. Unendlich kann, wie oben ausgeführt wurde, keine einfache Kraft sein, wenn wir auch jede summarisch als unermeßlich großz bezeichnen dürfen. Folglich ist die Welt, im Grunde genommen, die Summe der einfachen Kräfte, welche alle endlich sind, d. h. die Welt ist endlich.

Warum lehnt sich nun etwas in uns gegen dieses Resultat immer und immer wieder auf? Weil die Vernunft mit der Verstandesform Raum Mißbrauch treibt. Der Raum hat nur Bedeutung für die Erfahrung; er ist nur eine Bedingung a priori der Möglichkeit der Erfahrung, ein Mittel, um die Außenwelt zu erkennen. Die Vernunft ist, wie wir gesehen haben, nur dann berechtigt, von sich aus den Raum auseinander treten zu lassen (wie man auf die Feder eines Stockdegens drückt), wenn sie reproducirt oder für die Mathematik die reine Anschauung einer Räumlichkeit

herzustellen hat. Es ist klar, daß der Mathematiker eine solche Räumlichkeit nur in den kleinsten Dimensionen nöthig hat, um seine sämmtlichen Beweise zu demonstriren; es ist aber auch klar, daß gerade die Herstellung des mathematischen Naums für den Mathematiker die Klippe ist, an der die Vernunft pervers wird und den Mißbrauch begeht. Denn wenn wir die logisch gesicherte Endlichkeit der Welt (so gut es eben gehen mag) im Bilde zu erfassen uns bestreben und den Raum zu diesem Zwecke auseinander treten lassen, so veranlaßt sofort die perverse Vernunft den Raum, seine Dimensionen über die Grenzen der Welt hinaus zu erweitern. Dann wird die Klage laut: wir haben zwar eine endliche Welt, aber in einem Raume, den wir nie vollenden können, weil sich die Dimensionen immerfort verlängern (oder besser: wir haben zwar eine endliche Welt, aber im absoluten Nicht 3).

Hiergegen giebt es nur ein Mittel. Wir haben uns kräftig auf die logische Endlichkeit der Welt und auf die Erkenntniß zu stüßen, daß der zu einem grenzenlosen mathematischen Raume mit Zwang erweiterte Punkt-Raum ein Gedankending ist, in unserem Kopfe allein eristirt und keine Realität hat. Auf diese Weise sind wir wie gefeit und widerstehen mit kritischer Besonnenheit der Versuchung, einsame Wollust mit unserem Geiste zu treiben und die Wahrheit dabei zu verrathen.

29.

Ebenso kann uns nur kritische Besonnenheit vor anderen großen Gefahren behüten, die ich jezt darlegen will.

Wie es in der Natur des Punkt-Raumes liegt, daß er von Null in indefinitum nach drei Dimensionen auseinander tritt, so liegt es auch in seiner Natur, irgend eine beliebige reine (mathematische) Räumlichkeit immer kleiner werden zu lassen, bis er wieder PunktRaum, d. h. Null ist. Wie die Schnecke ihre Fühlhörner, so zieht er seine Dimensionen in sich zurück und wird wieder unthätige Verstandesform. Diese subjektive Fähigkeit, Raum genannt, kann gar nicht anders beschaffen gedacht werden, denn sie ist eine Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung und für die Außenwelt allein veranlagt, ohne welche sie gar keine Bedeutung hat. Nun sieht aber selbst der Blödeste ein, daß eine Erkenntnißform, die einerseits den verschiedenartigsten Dingen (den größten und den kleinsten und bald

den größten, bald den kleinsten) als Objekten die Grenze sehen, andererseits auch helfen soll, die Totalität aller Dinge an sich, das Weltall, zu erfassen, im Fortschreiten sowohl als im Rückschreiten bis Null, unbeschränkt sein muß; denn hätte sie eine Grenze für das Auseinandertreten, so könnte sie eine reale Kraftsphäre jenseits dieser Grenze nicht gestalten; und hätte sie für das Zurücktreten eine Grenze vor Null, so würden alle diejenigen Kraftsphären für unsere Erkenntniß ausfallen, welche zwischen Null und dieser Grenze lägen.

Im lezten Abschnitt haben wir gesehen, daß die Vernunft mit der Grenzenlosigkeit des Punkt-Raumes im Auseinandertreten Mißbrauch treiben und zu einem endlichen Weltall in einem unendlichen Raume gelangen könne. Jezt haben wir den Mißbrauch zu be= leuchten, den die Vernunft mit der Schrankenlosigkeit des Raumes im Zurückschreiten bis Null treibt, oder mit anderen Worten: wir stehen vor der unendlichen Theilbarkeit des mathematischen Raumes.

Denken wir uns eine reine Räumlichkeit, etwa einen Kubikzoll, so können wir diesen in indefinitum theilen, d. h. das Zurücktreten der Dimensionen in den Nullpunkt wird immer verhindert. Wir mögen theilen jahrelang, jahrhundertelang, jahrtausendelang immer würden wir vor einer Resträumlichkeit stehen, die nochmals getheilt werden kann u. s. w. in indefinitum. Hierauf beruht die sogenannte unendliche Theilbarkeit des mathematischen Raumes, wie auf dem Auseinandertreten in infinitum des Punkt-Raumes die Unendlichkeit des mathematischen Raumes beruht.

Was thun wir aber, indem wir von einer bestimmten Räumlichkeit ausgehen und sie rastlos theilen? Wir spielen mit Feuer, wir find große Kinder, denen jeder Besonnene auf die Finger schlagen soll. Oder ist etwa unser Verfahren nicht dem von Kindern zu vergleichen, welche in Abwesenheit der Eltern, eine geladene Pistole, die einen ganz bestimmten Zweck hat, zwecklos handhaben? Der Raum ist nur für die Erkenntniß der Außenwelt bestimmt; er soll jedes Ding an sich, es sei so groß wie der Montblanc, oder so klein wie ein Infusionsthierchen, begrenzen: das ist sein Zweck, wie der der geladenen Pistole, einen Einbrecher zu Boden zu strecken. Nun lösen wir aber den Raum von der Außenwelt ab und machen ihn

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