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dadurch zu einem gefährlichen Spielzeug, oder wie ich schon oben, nach Pückler, sagte: wir treiben mit unserem Geiste „einsame Wollust."

30.

Die Theilung in indefinitum einer gegebenen reinen Räumlichkeit hat übrigens insofern eine unschuldige Seite, als ein Gedankending, eine Räumlichkeit, welche nur im Kopfe des Theilenden liegt und keine Realität hat, getheilt wird. Ihre Gefährlichkeit wird aber verdoppelt, wenn die unendliche Theilbarkeit des mathematischen Raumes, geradezu frevelhaft, auf die Kraft, das Ding an sich, übertragen wird. Auch folgt dem unsinnigen Beginnen sofort die Strafe auf dem Fuße: der logische Widerspruch.

Jede chemische Kraft ist theilbar; hiergegen läßt sich nichts einwenden, denn so lehrt die Erfahrung. Aber sie besteht vor der Theilung nicht aus Theilen, ist kein Aggregat von Theilen, denn die Theile werden erst wirklich in der Theilung selbst. Die chemische Kraft ist eine homogene einfache Kraft von durchaus gleicher Jntensität und hierauf beruht ihre Theilbarkeit, d. h. jeder abgelöste Theil ist, seinem Wesen nach, nicht im geringsten von dem Ganzen verschieden.

Sehen wir nun von der realen Theilung ab, welche sowohl die Natur nach ihren Gesezen, als auch der Mensch in planvoller Arbeit zu practischem Nußen bewerkstelligt, und deren Resultat immer bestimmte Kraftsphären sind, so verbleibt die müßige frivole Theilung.

Die perverse Vernunft nimmt irgend einen Theil einer chemischen Kraft, etwa einen Kubikzoll Eisen, und theilt ihn in Gedanken immerfort, immerfort in indefinitum, und gewinnt zuletzt die Ueberzeugung, daß sie niemals, möchte sie auch Billionen Jahre lang theilen, zu einem Ende käme. Zugleich aber sagt ihr die Logik, daß ein Kubikzoll Eisen, also eine endliche Kraftsphäre, unmöglich aus unendlich vielen Theilen zusammengesetzt sein könne, ja daß es überhaupt gänzlich unstatthaft sei, von unendlich vielen Theilen eines Objekts zu sprechen; denn lediglich in der ungehinderten Thätigkeit in indefinitum eines Erkentnißvermögens besteht die Unterlage für den Begriff Unendlichkeit,

hier also im ungehinderten Progressus der Theilung, nie, nie auf realem Gebiete.

In die Höhle hinein kann also die perverse Vernunft an der Hand der rastlosen Theilung, aber, einmal darin, muß sie auch immer vorwärts. Zurück zur endlichen Kraftsphäre, von der sie ausgegangen ist, kann sie nicht mehr. In dieser verzweifelten Lage reißt sie sich nun von ihrem Führer gewaltsam los und postulirt das Atom, d. h. eine Kraftsphäre, die nicht mehr theilbar sein soll. Natürlich kann sie jezt, durch Aneinanderfügung solcher Atome, zum Kubikzoll Eisen zurück, aber um welchen Preis: sie hat sich in Widerspruch mit sich selbst gesezt!

Will der Denker redlich bleiben, so muß er besonnen sein. Die Besonnenheit ist die einzige Waffe gegen den Mißbrauch, den eine perverse Vernunft mit unserem Erkenntnißvermögen zu treiben aufgelegt ist. Im vorliegenden Fall wird also von uns auf realem Gebiete die Theilbarkeit der chemischen Kräfte gar nicht in Frage gestellt. Wohl aber sträuben wir uns aus aller Macht erstens gegen die unendliche Theilbarkeit der Kräfte, weil eine solche nur behauptet werden kann, wenn, auf die tollste Weise, auf das Ding an sich das (außerdem mißbrauchte) Wesen eines Erkenntnißvermögens übertragen wird; zweitens gegen die Zusammenseßung der Kraft aus Theilen. Wir verwerfen also die unendliche Theilbarkeit der Kraft und das Atom.

Wie ich oben sagte, muß ein Erkenntnißvermögen, das allen Kräften, die in einer Erfahrung vorkommen können, die Grenzen seyen soll, nothwendig so beschaffen sein, daß es unbeschränkt auseinander treten kann und auf dem Rückweg nach Null, keinerlei Grenze vorfindet. Wenden wir es jedoch einseitig an, d. h. abgelöst von der Erfahrung, für die es doch allein bestimmt ist, und machen Schlüsse, welche wir aus seiner Natur zogen, verbindlich für das Ding an sich, so gerathen wir in Widerspruch mit der reinen Vernunft: ein großes Uebel!

31.

Wir haben schließlich noch mit kritischem Geiste einer Gefahr zu entfliehen, die sich aus der Zeit erhebt.

Die Zeit ist, wie wir wissen, eine ideale Verbindung a posteriori, auf Grund der apriorischen Form Gegenwart gewonnen,

und ist Nichts ohne die Grundlage der realen Succession. Mit ihrer mächtigen Führung gelangten wir zum Anfang der Welt, an die Grenze einer untergegangenen vorweltlichen Eristenz, des transscendenten Gebietes. Hier wird sie ohnmächtig, hier mündet sie in eine vergangene Ewigkeit, welches Wort lediglich die subjektive Bezeichnung für den Mangel an aller und jeder realen Succession ist.

Die kritische Vernunft bescheidet sich; nicht so die perverse Vernunft. Diese ruft die Zeit wieder in's Leben zurück und stachelt sie an, in indefinitum weiterzueilen ohne reale Unterlage, unge= achtet der waltenden Ewigkeit.

Hier liegt nackter als irgendwo der Mißbrauch zu Tage, der mit einem Erkenntnißvermögen gemacht werden kann. Leere Momente werden unaufhörlich verbunden und eine Linie wird fortgesezt, welche bis zum transscendenten Gebiete wohl eine feste, sichere Grundlage, die reale Entwicklung, hatte, jezt aber in der Luft schwebt.

Wir haben hier nichts Anderes zu thun, als uns auf die reine Vernunft zu stüßen und das thörichte Treiben einfach zu verbieten.

Wenn nun auch a parte ante die reale Bewegung, deren subjektiver Maßstab die Zeit allein ist, einen Anfang hatte, so ist damit doch keineswegs gesagt, daß sie a parte post ein Ende haben müsse. Die Lösung dieses Problems hängt von der Antwort auf die Frage ab: sind die einfachen chemischen Kräfte unzerstörbar? Denn es ist klar, daß die reale Bewegung endlos sein muß, wenn die einfachen chemischen Kräfte unzerstörbar sind.

Hieraus folgt also:

1) daß die reale Bewegung einen Anfang genommen hat;
2) daß die reale Bewegung endlos ist. Letteres Urtheil
fällen wir mit dem Vorbehalt einer Revision in der Physik
und Metaphysik.

32.

Diese Untersuchungen und die früheren unseres Erkenntnißvermögens begründen nach meiner Ueberzeugung den echten transscendentalen oder kritischen Idealismus, der nicht mit Worten allein, sondern wirklich den Dingen an sich ihre empirische Realität läßt, d. h. ihnen Ausdehnung und Bewegung, unabhängig vom Subjekt, von Raum und Zeit, zugesteht. Sein Schwer

punkt liegt in der materiellen Objektivirung der Kraft, und ist er in dieser Hinsicht transscendental, welches Wort die Abhängigkeit des Objekts vom Subjekt bezeichnet.

Kritischer Idealismus dagegen ist er, weil er die perverse Vernunft (perversa ratio) zügelt und ihr nicht gestattet:

a. die Causalität zur Herstellung unendlicher Reihen zu mißbrauchen;

b. die Zeit von ihrer unentbehrlichen Grundlage, der realen
Entwicklung, abzulösen und sie zu einer Linie leerer
Momente zu machen, die aus der Unendlichkeit kommt und
in die Unendlichkeit weitereilt;

c. den mathematischen Raum und die Substanz für
mehr als bloße Gedankendinge zu halten, und
d. außerdem diesem realen Raum Unendlichkeit und dieser
realen Substanz absolute Beharrlichkeit anzudichten.

Ferner gestattet der kritische Idealismus noch weniger der perversen Vernunft die willkürliche Uebertragung solcher Hirngespinnste auf die Dinge an sich und annullirt ihre dreisten Behauptungen:

a. das reine Sein der Dinge falle in die unendlichen Causalreihen;

b. das Weltall sei unendlich und die chemischen Kräfte seien in's Unendliche theilbar oder sie seien ein Aggregat von Atomen ; c. die Weltentwicklung habe keinen Anfang;

d. alle Kräfte seien unzerstörbar.

Die zwei Urtheile, welche wir fällen mußten:

1) die einfachen chemischen Kräfte sind unzerstörbar,
2) die Weltentwicklung hat kein Ende,

erklärten wir für revisionsbedürftig.

Als ein wichtiges positives Ergebniß haben wir dann noch anzuführen, daß uns der transscendentale Jdealismus zu einem transscendenten Gebiete brachte, das den Forscher, weil es nicht mehr eristirt, nicht belästigen kann.

Hierdurch befreit der kritische Jdealismus jede redliche und treue Naturbeobachtung von Inkonsequenzen und Schwankungen und macht die Natur wieder zur einzigen Quelle aller Wahrheit, die Keiner, verlockt von Truggestalten und Luftspiegelungen, ungestraft verläßt: denn er muß in der Wüste verschmachten.

Ein Kerl, der speculirt,

Ist wie ein Thier auf dürrer Heide,

Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt,

Und rings umher liegt schöne grüne Weide.

(Goethe.)

33.

Das für unsere weiteren Untersuchungen wichtigste Resultat der bisherigen ist: daß die Dinge an sich für das Subjekt substanzielle Objekte und, unabhängig vom Subjekt, sich bewegende Kräfte mit einer bestimmten Wirksamkeitssphäre sind. Wir erlangten es durch sorgfältige Analyse der nach außen gerichteten Erkenntnißvermögen, also ganz auf dem Boden der objektiven Welt; denn die auf dem Wege nach innen gewonnene Zeit hätten wir ebenso gut an unserem Leib oder in unserem Bewußtsein von anderen Dingen herstellen können.

Mehr aber als die Erkenntniß, daß das dem Objekt zu Grunde liegende Ding an sich eine Kraft von einem bestimmten Umfang und mit einer bestimmten Bewegungsfähigkeit ist, kann auf dem Wege nach außen nicht erlangt werden. Was die Kraft an und für sich sei, wie sie wirke, wie sie sich bewege dieses Alles können wir nach außen nicht erkennen. Auch müßte die immanente Philosophie hier abschließen, wenn wir nur erkennendes Subjekt wären; denn was sie auf Grund dieser einseitigen Wahrheit über die Kunst, über die Handlungen der Menschen und die Bewegung der ganzen Menschheit aussagen würde, wäre von zweifelhaftem Werthe: es könnte so sein und könnte auch nicht so sein, kurz sie verlöre den sicheren Boden unter sich und allen Muth, und müßte deshalb ihre Forschung abbrechen.

Aber der Weg nach außen ist nicht der einzige, der uns geöffnet ist. Wir können bis in das innerste Herz der Kraft eindringen; denn jeder Mensch gehört zur Natur, ist selbst eine Kraft und zwar eine selbstbewußte Kraft. Das Wesen der Kraft muß im Selbstbewußtsein zu erfassen sein.

So wollen wir denn jetzt aus der zweiten Quelle der Erfahrung, dem Selbstbewußtsein, schöpfen.

Versenken wir uns in unser Inneres, so hören die Sinne und der Verstand, das nach außen gerichtete Erkenntnißvermögen,

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