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1.

Ich nehme zum Grundstein der Physik nicht die unsichtbar zwischen Himmel und Erde schwebende Gattung, den metaphysischen Artbegriff ohne Mark und Saft; noch weniger die sogenannten physikalischen Kräfte wie Schwere, Electricität u. s. w., sondern den in der Analytik gewonnenen realen individuellen Willen zum Leben. Wir haben ihn im innersten Kern unseres Wesens erfaßt als das der (von außen erkennbaren) Kraft zu Grunde Liegende, und da Alles in der Natur ohne Unterlaß wirkt, Wirksamkeit aber Kraft ist, so sind wir zu schließen berechtigt, daß jedes Ding an fich individueller Wille zum Leben ist.

2.

Wille zum Leben“ ist eine Tautologie und eine Erklärung; denn das Leben ist vom Willen nicht zu trennen, selbst nicht im abstraktesten Denken. Wo Wille ist, da ist Leben und wo Leben Wille.

Andererseits erklärt das Leben den Willen, wenn Erklärung die Zurückführung eines Unbekannteren auf ein Bekannteres ist; denn wir nehmen das Leben als ein continuirliches Fließen wahr, auf dessen Pulse wir in jedem Augenblick den Finger legen können, während der Wille nur in den willkürlichen Handlungen deutlich für uns hervortritt.

Ferner sind Leben und Bewegung Wechselbegriffe; denn wo Leben ist, da ist Bewegung und umgekehrt, und ein Leben, das nicht Bewegung wäre, würde mit menschlichem Denken nicht zu begreifen sein.

Auch ist Bewegung die Erklärung des Lebens; denn Bewegung ist das erkannte oder gefühlte Merkmal des Lebens.

Dem Willen zum Leben ist also die Bewegung wesentlich; sie ist sein einziges echtes Prädicat, und an sie müssen wir

Mainländer, Philosophie.

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uns halten, um den ersten Schritt in der Physik machen zu können.

Ein klarer Blick in die Natur zeigt uns die verschiedenartigsten individuellen Willen. Die Verschiedenartigkeit muß im Wesen derselben begründet sein; denn das Objekt kann nur zeigen, was im Ding an sich liegt. Der Unterschied offenbart sich uns nun am deutlichsten in der Bewegung. Untersuchen wir dieselbe jezt näher, so müssen wir die erste allgemeine Eintheilung der Natur gewinnen.

Hat der individuelle Wille eine einheitliche ungetheilte Bewegung, weil er selbst ganz und ungetheilt ist, so ist er als Objekt ein unorganisches Individuum. Selbstverständlich ist hier nur vom Trieb, von der inneren Bewegung, innerhalb einer bestimmten Individualität, die Rede.

Hat der Wille dagegen eine resultirende Bewegung, welche daraus entsteht, daß er sich gespalten hat, so ist er als Objekt ein Organismus. Der ausgeschiedene Theil heißt Organ.

Die Organismen unterscheiden sich dann auf folgende Weise von einander:

Ist die Bewegung der Organe nur Frritabilität, die lediglich auf äußere Reize reagirt, so ist der Organismus eine Pflanze. Die resultirende Bewegung ist Wachs thum.

Ist ferner der individuelle Wille derartig theilweise in sich auseinandergetreten, daß ein Theil seiner Bewegung sich gespalten hat in ein Bewegtes und ein Bewegendes, in ein Gelenktes und einen Lenker, oder mit anderen Worten in Frritabilität und Sensibilität, welche zusammengenommen wieder den ganzen Theil der Bewegung bilden, so ist er als Objekt ein Thier. Die Sensibilität (mithin auch der Geist) ist also nichts weiter, als ein Theil der dem Willen wesentlichen Bewegung und als solche so gut eine Manifestation des Willens, wie die Frritabilität oder die restliche ganze Bewegung. Es giebt nur ein Princip in der Welt: individuellen Willen zum Leben, und er hat kein anderes neben sich.

Ein je größerer Theil der ganzen Bewegung sich gespalten hat, d. h. je größer die Intelligenz ist, desto höher ist die Stufe, auf welcher das Thier steht, und eine desto größere Bedeutung hat der Lenker für das Individuum; und je ungünstiger das Verhältniß der Sensibilität zur restlichen ungespaltenen Bewegung ist,

desto größer ist die restliche ganze Bewegung, welche hier auftritt als Instinkt, von dem der Kunsttrieb eine Abzweigung ist.

Ist schließlich durch eine weitere Spaltuug der restlichen ganzen Bewegung das Denken in Begriffen im individuellen Willen entstanden, so ist er ein Mensch.

Die resultirende Bewegung zeigt sich beim Thier, wie beim Menschen, als Wachsthum und willkürliche Bewegung.

Den Lenker einerseits, und das Gelenkte sowie die ungespaltene Bewegung andererseits, stelle ich unter dem Bilde eines sehenden Reiters und eines blinden Pferdes dar, welche mit einander verwachsen sind. Das Pferd ist Nichts ohne den Reiter, der Reiter Nichts ohne das Pferd. Es ist jedoch wohl zu bemerken, daß der Reiter auch nicht den geringsten direkten Einfluß auf den Willen hat und etwa das Pferd nach Gutdünken lenken kann. Der Reiter schlägt nur die Richtungen vor; das Pferd allein bestimmt die Richtung seiner Bewegung. Dagegen ist der indirekte Einfluß des Geistes auf den Willen von größter Bedeutung.

3.

Der Geist steht zum Willen des Thieres in einer zweifachen, zu dem des Menschen in einer dreifachen Beziehung. Die gemeinschaftlichen Beziehungen sind die folgenden. Zuerst lenkt der Geist, d. h. er giebt verschiedene Richtungen an und schlägt die vom Willen erwählte ein. Dann fettet er an den Willen das Gefühl, welches er steigern kann bis zum größten Schmerz und zur größten Wollust. Die dritte Beziehung, beim Menschen allein, ist die, daß der Lenker durch das Selbstbewußtsein dem Willen die Fähigkeit giebt, in sein innerstes Wesen zu blicken.

Die beiden letzten Beziehungen können seinem Einflusse, obgleich er ein indirekter ist, eine große Gewalt geben und sein ursprüngliches Verhältniß zum Willen völlig umgestalten. Aus dem Sclaven, der nur zu gehorchen hat, wird erst ein Warner, dann ein Berather, schließlich ein Freund, in dessen Hände der Wille vertrauensvoll seine Geschicke legt.

4.

Zum Wesen des Willens gehört demnach nur die Bewegung und nicht Vorstellung, Gefühl und Selbstbewußtsein, welche Er

scheinungen einer besonderen gespaltenen Bewegung sind. Bewußtsein zeigt sich beim Menschen

1) als Gefühl,

2) als Selbstbewußtsein.

Das

Die Vorstellung an sich ist ein unbewußtes Werk des Geistes und wird ihm erst bewußt durch die Beziehung auf das Gefühl oder auf das Selbstbewußtsein.

Der Wille zum Leben ist also zu definiren: als ein ursprünglich blinder, heftiger Drang oder Trieb, der durch Spaltung seiner Bewegung erkennend, fühlend und selbstbewußt wird.

Insofern der individuelle Wille zum Leben unter dem Gesetz einer der angeführten Bewegungsarten steht, offenbart er sein Wesen im Allgemeinen, welches ich, als solches, seine Idee im Allgemeinen nenne. Somit haben wir

1) die chemische Idee,
2) die Idee der Pflanze,
3) die Idee des Thieres,

4) die Idee des Menschen.

Insofern aber vom besonderen Wesen eines individuellen Willens zum Leben die Rede ist, von seinem eigenthümlichen Charakter, der Summe seiner Eigenschaften, nenne ich ihn Idee schlechthin, und haben wir mithin genau ebenso viele Ideen, als es Individuen in der Welt giebt. Die immanente Philosophie legt den Schwerpunkt der Idee dahin, wo ihn die Natur hinlegt: nämlich in das reale Individuum, nicht in die Gattung, welche nichts Anderes, als ein Begriff, wie Stuhl und Fenster, ist, oder in eine unfaßbare erträumte transscendente Einheit in, über oder hinter der Welt und coexistirend mit dieser.

5.

Wir haben jezt den Ideen im Allgemeinen und den besonderen Ideen näher zu treten, und zwar in umgekehrter obiger Reihenfolge, weil wir die Idee des Menschen am unmittelbarsten erfassen. Es hieße ,,die Gestalt eines Dinges aus seinem Schatten erklären", wollten wir uns die organischen Ideen durch die chemischen verständlich machen.

Die obige Scheidung der Ideen nach der Art ihrer Bewegung haben wir mit Hülfe der im Selbstbewußtsein gefundenen Thatsache der rastlosen Bewegung bewerkstelligt. Wenn nun auch die innere

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