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1.

Jie wahre Philosophie muß rein immanent sein, d. h. ihr Stoff sowohl, als ihre Grenze muß die Welt sein. Sie muß die Welt aus Principien, welche in derselben von jedem Menschen erkannt werden können, erklären und darf weder außerweltliche Mächte, von denen man absolut Nichts wissen kann, noch Mächte in der Welt, welche jedoch ihrem Wesen nach nicht zu erkennen wären, zu Hülfe rufen.

Die wahre Philosophie muß ferner idealistisch sein, d. h. sie darf das erkennende Subjekt nicht überspringen und von den Dingen reden, als ob dieselben, unabhängig von einem Auge, das sie sieht, einer Hand, die sie fühlt, genau ebenso seien, wie das Auge sie sieht, die Hand sie fühlt. Ehe sie wagt einen Schritt zu thun, um das Räthsel der Welt zu lösen, muß sie sorgfältig und genau das Erkenntnißvermögen untersucht haben. Es kann sich ergeben:

1. daß das erkennende Subjekt ganz aus eigenen Mitteln die Welt producirt;

2. daß das Subjekt die Welt genau so wahrnimmt wie sie ist; 3. daß die Welt ein Produkt ist theils des Subjekts, theils

eines vom Subjekt unabhängigen Grundes der Erscheinung. Der Ausgang vom Subjekt ist also der Anfang des einzig sicheren Weges zur Wahrheit. Es ist möglich, wie ich hier noch sagen darf, ja muß, daß den Philosophen ein Sprung über das Subjekt auch darauf führt; aber ein solches Verfahren, das Alles dem Zufall anheimgiebt, wäre eines besonnenen Denkers unwürdig.

2.

Die Quellen, aus denen alle Erfahrung, alle Erkenntniß, all' unser Wissen fließt, sind:

1) die Sinne,

2) das Selbstbewußtsein.

Eine dritte Quelle giebt es nicht.

3.

Wir betrachten zuerst die sinnliche Erkenntniß. Ein vor mir stehender Baum wirft die ihn treffenden Lichtstrahlen geradlinig zurück. Einige derselben fallen in mein Auge und machen auf der Netzhaut einen Eindruck, den der erregte Sehnerv zum Gehirne weiterleitet.

Ich betaste einen Stein, und die Gefühlsnerven leiten die erhaltenen Empfindungen zum Gehirne weiter.

Ein Vogel singt und bringt dadurch eine Wellenbewegung in der Luft hervor. Einige Wellen treffen mein Ohr, das Trommelfell erzittert, und der Gehörnerv leitet den Eindruck zum Gehirne.

Ich ziehe den Duft einer Blume ein. Er berührt die Schleimhäute der Nase und erregt den Riechnerv, der den Eindruck zum Gehirne bringt.

Eine Frucht erregt meine Geschmacksnerven, und sie pflanzen den Eindruck zum Gehirne fort.

Die Function der Sinne ist mithin: Weiterleitung der Eindrücke zum Gehirne.

Da indessen diese Eindrücke von einer ganz bestimmten Natur und das Produkt einer Reaction sind, welche gleichfalls eine Function ist, so empfiehlt sich, den Sinn in Sinnesorgan und Leitungsapparat zu scheiden. Es wäre demnach die Function des Sinnesorgans einfach in die Hervorbringung des specifischen Eindrucks und die Function des Leitungsapparats wie oben in die Weiterleitung des bestimmten Eindruck zu setzen.

4.

Die vom Gehirne nach außen verlegten Sinneseindrücke heißen. Vorstellungen; die Gesammtheit dieser ist die Welt als Vorstellung. Sie zerfällt in:

1) die anschauliche Vorstellung oder kurz die Anschauung;
2) die nicht anschauliche Vorstellung.

Erstere beruht auf dem Gesichtssinn und theilweise auf dem

Tastsinn (Fühlsinn); leßtere auf dem Gehör-, Geruchs- und Geschmackssinn, sowie theilweise auf dem Fühlsinn.

5.

Wir haben jezt zu sehen, wie die anschauliche Vorstellung, die Anschauung, für uns entsteht, und beginnen mit dem Eindruck, den der Baum im Auge gemacht hat. Mehr ist bis jezt noch nicht geschehen. Es hat eine gewisse Veränderung auf der Retina stattgefunden und diese Veränderung hat mein Gehirn afficirt. Geschähe nichts weiter, wäre der Vorgang hier beendet, so würde mein Auge nie den Baum sehen; denn wie sollte die schwache Veränderung in meinen Nerven zu einem Baume in mir verarbeitet werden können, und auf welche wunderbare Weise sollte ich ihn sehen?

Aber das Gehirn reagirt auf den Eindruck, und das Erkenntnißvermögen, welches wir Verstand nennen, tritt in Thätigkeit. Der Verstand sucht die Ursache der Veränderung im Sinnesorgan, und dieser Uebergang von der Wirkung im Sinnesorgan zur Ursache ist seine alleinige Function, ist das Causalitätsgeseß. Diese Function ist dem Verstande angeboren und liegt in seinem Wesen vor aller Erfahrung, wie der Magen die Fähigkeit zum Verdauen haben muß, ehe die erste Nahrung in ihn kommt. Wäre das Causalitätsgesetz nicht die apriorische Function des Verstandes, so würden wir nie zu einer Anschauung gelangen. Das Causalitätsgesetz ist, nach den Sinnen, die erste Bedingung der Möglichkeit der Vorstellung und liegt deshalb a priori in uns.

Auf der anderen Seite jedoch würde der Verstand nie in Function treten können und wäre ein todtes, unnüßes Erkenntnißvermögen, wenn er nicht von Ursachen erregt würde. Sollen die Ursachen, welche zur Anschauung führen, in den Sinnen liegen, wie die Wirkungen, so müßten sie von einer unerkennbaren, allmächtigen fremden Hand in uns hervorgebracht werden, was die immanente Philosophie verwerfen muß. Es bleibt also nur die Annahme, daß vom Subjekt vollkommen unabhängige Ursachen in den Sinnesorganen Veränderungen hervorbringen, d. h. daß selbstständige Dinge an sich den Verstand in Function seßen.

So gewiß demnach das Causalitätsgeseß in uns, und zwar vor aller Erfahrung, liegt, so gewiß ist auf der anderen Seite die vom Subjekt unabhängige Eristenz von Dingen an sich, deren Wirksamkeit den Verstand allererst in Function seßt.

6.

Der Verstand sucht zur Sinnesempfindung die Ursache, und, indem er die Richtung der eingefallenen Lichtstrahlen verfolgt, gelangt er zu ihr. Er würde jedoch Nichts wahrnehmen, wenn nicht in ihm, vor aller Erfahrung, Formen lägen, in welche er die Ursache gleichsam gießt. Die eine derselben ist der Raum.

Wenn man vom Raume spricht, so hebt man gewöhnlich hervor, daß er drei Dimensionen: Höhe, Breite und Tiefe habe und unendlich sei, d. h. es sei zu denken unmöglich, daß der Naum eine Grenze habe, und die Gewißheit, nie in seiner Durchmessung zu einem Ende zu kommen, sei eben seine Unendlichkeit.

Daß der unendliche Naum unabhängig vom Subjekt eristire und seine Einschränkung, die Räumlichkeit, zum Wesen der Dinge an sich gehöre, ist eine von der kritischen Philosophie überwundene, aus der naiven Kindheit der Menschheit stammende Ansicht, welche zu widerlegen eine unnüße Arbeit wäre. Es giebt außerhalb des anschauenden Subjekts weder einen unendlichen Raum, noch endliche Räumlichkeiten.

Aber der Raum ist auch keine reine Anschauung a priori des Subjekts, noch hat dieses die reine Anschauung a priori von endlichen Räumlichkeiten, durch deren Aneinanderfügung es zur Anschauung eines Allez umfassenden, einigen Raumes gelangen könnte, wie ich im Anhange beweisen werde.

Der Raum als Verstandesform (vom mathematischen Raume ist jetzt nicht die Rede) ist ein Punkt, d. h. der Raum als Verstandesform ist nur unter dem Bilde eines Punktes zu denken. Dieser Punkt hat die Fähigkeit (oder ist geradezu die Fähigkeit des Subjekts), die Dinge an sich, welche auf die betreffenden Sinnesorgane wirken, nach drei Richtungen hin zu begrenzen. Das Wesen des Raumes ist demnach die Fähigkeit, nach drei Dimensionen in unbestimmte Weite (in indefinitum) auseinander zu treten. Wo ein Ding an sich aufhört zu wirken, da seßt ihm der Raum die Grenze, und der Raum hat nicht die Kraft, ihm allererst Ausdehnung zu verleihen. Er verhält sich vollkommen indifferent in Betreff der Ausdehnung. Er ist gleich gefällig, einem Palast wie einem Quarzkörnchen, einem Pferd wie einer Biene die Grenze zu geben. Das Ding an sich bestimmt ihn, sich so weit zu entfalten, als es wirkt.

Wenn demnach auf der einen Seite der (Punkt-) Raum eine Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung, eine apriorische Form unseres Erkenntnißvermögens ist, so ist andrerseits gewiß, daß jedes Ding an sich eine vom Subjekt total unabhängige Wirksamkeitssphäre hat. Diese wird nicht vom Raume bestimmt, sondern sie sollicitirt den Raum, sie genau da zu begrenzen, wo sie aufhört.

7.

Die zweite Form, welche der Verstand zur Hülfe nimmt, um die aufgefundene Ursache wahrzunehmen, ist die Materie.

Sie ist gleichfalls unter dem Bilde eines Punktes zu denken (von der Substanz ist hier nicht die Rede). Sie ist die Fähigkeit, jede Eigenschaft der Dinge an sich, jede specielle Wirksamkeit derselben innerhalb der vom Raume gezeichneten Gestalt genau und getreu zu objektiviren; denn das Objekt ist nichts Anderes, als das durch die Formen des Subjekts gegangene Ding an sich. Ohne die Materie kein Objekt, ohne Objekte keine Außenwelt.

Mit Absicht auf die oben ausgeführte Spaltung des Sinnes in Sinnesorgan und Leitungsapparat ist die Materie zu definiren als Punkt, wo sich die weitergeleiteten Sinneseindrücke, welche die verarbeiteten speciellen Wirksamkeiten anschaulicher Dinge an sich sind, vereinigen. Die Materie ist mithin die gemeinsame Form für alle Sinneseindrücke oder auch die Summe sämmtlicher Sinneseindrücke von Dingen an sich der anschaulichen Welt.

Die Materie ist also eine weitere Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung, oder eine apriorische Form unseres Erkenntnißvermögens. Ihr steht, vollkommen unabhängig, die Summe der Wirksamkeiten eines Dinges an sich, oder, mit einem Wort, die Kraft gegenüber. Insofern eine Kraft Gegenstand der Wahrnehmung eines Subjekts wird, ist sie Stoff (objektivirte Kraft); hingegen ist jede Kraft, unabhängig von einem wahrnehmenden Subjekt, frei von Stoff und nur Kraft.

Es ist deshalb wohl zu bemerken, daß, so genau und photographisch getreu auch die subjektive Form Materie die besonderen Wirkungsarten eines Dinges an sich wiedergiebt, die Wiedergebung doch toto genere von der Kraft verschieden ist. Die Gestalt eines Objekts ist identisch mit der Wirksamkeitssphäre des ihm zu Grunde liegenden Dinges an sich, aber die von der Materie objektivirten

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