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schon im Mutterleibe, ehe sie auf diese Welt geboren werden.

Die heilige Schrift zeigt uns zweierlei Ur: sachen an, davon die Weltweisen nicht ein einig Wörtlein wissen. Denn alle Vernunft ist hier ge fangen, und kann die Ursache solches Elends nicht erkennen. Allein Gottes Wort lehret uns, daß Gott den Menschen anfänglich ohne alle Sünde, böse Neigung oder Verderben, schön, gesund, stark, weise, ja auch heilig und fromm erschaffen habe, mit solchem Fleisch und Blut, das nimmermehr hätte krank seyn, noch sterben können. Aber da hat der Satan sich an den Menschen gemacht, und ihn beredet, er sollte ohne Scheu thun, was Gott ihm zu thun verboten hatte, und von dem Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen essen. Als nun der Mensch Gottes Gebot hintanseßte, und wider dasselbe von dem verbotenen Baume aß, so war alsbald der Tod als der Sünden Strafe da, und ward aus dem heiligen und unsterblichen Fleisch ein sündig, sterblich Fleisch, das nicht blei ben, sondern abnehmen, und wieder zu Erde wer: den muß. Also hat durch die Sünde der Satan, dem der Mensch folgte, und durch den er sich ver führen ließ, Macht bekommen, daß er, wo Gott es verhängt, nach seinem bösen Willen die arme Creatur strafen und plagen, schänden und beschädigen kann, wie er will. Das ist eigentlich die_rechte Ursache, daß so viel Jammers in der Welt ist, daß dieser blind ist, jener diese, der andere eine andere Plage und Krankheit hat, daß er sich sein Leben lang damit tragen, und eine elende, schwere Zeit haben muß.

Da siehe nun zu, was daraus folgt, daß solches die rechte Ursache alles Unglücks und Elends ist, und doch dieser Mensch Jesus Christus solchem Jammer wehret, und den armen Leus ten davon hilft. Muß man nicht nothwendig und unwidersprechlich daraus schließen, daß dieser Mensch,¦ von der Jungfrau Maria geboren, ein mächtiger Herr sey über die Sünde und über den Teufel? Wie könnte Er sonst den Jammer hinwegnehmen, welcher um der Sünde willen und vom leidigen Teufel auf uns Menschen gerathen ist?

Da lerne nun Jesum Christum, Gottes Sohn, recht kennen, was Sein Amt vornehmlich sey, und warum Er auf die Erde gekommen, nicht allein darum, daß Er etlichen, wenigen Leuten am Leibe helfe, wie es hier im Evangelium stehet, daß Er etlichen geholfen habe, sondern daß Er sich als einen Herrn über Sünde, Tod und Teufel hat

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wollen sehen lassen, und uns zu sich weisen, damit wir nicht allein in Krankheiten und anderem Uns glück, sondern auch wider die Sünde und den ewigen Tod Hilfe bei Ihm suchen und von Ihm gewarten sollen.

Um dieser Ursache willen läßt Er es nicht da: bei bleiben, daß Er sagt: Die Blinden sehen, Die Lahmen gehen, die Aussäßigen werden rein. Er sezt noch eins hinzu, das hat wohl nicht ein sonderliches Ansehen, als sey es etwas; aber es übertrifft die andern äußerlichen Wunderwerke alle zumal, nämlich: daß den Armen das Evans gelium gepredigt wird. Was heißt Evangelium? Nichts anderes, als eine gute, fröhliche Botschaft, der jedermann froh wird. Wo bringt aber Christus solche Botschaft her? Niemand, spricht Er, fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder gekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. Das ist so viel gesagt: Dieser Jesus Christus bringt uns eine gute, fröhliche Botschaft aus dem Himmel, daß Gott, der gnäs dige Vater, mit uns nicht zürnen, uns um unserer Sünden willen nicht verdammen, sondern uns von Sünden helfen wolle durch Seinen Sohn, den Er darum auf die Erde gesandt habe, daß Er für unsere Sünde bezahlen, Gott mit uns versöhnen, und uns das ewige Leben erwerben soll. Solche Botschaft bringt Christus mit sich auf Erden, und will, daß jedermann sie mit Freuden annehmen, und selig werden soll.

Aber da geht der meiste Theil hin, sonderlich was in der Welt das Höchste und Beste ist, und achtet solcher Botschaft wenig. Die reich und mächtig sind, fragen nach Gottes Gnade, Verge bung der Sünden und dergleichen nicht, meinen, es fehle ihnen nichts, weil sie hier zeitlich genug haben. Die vor der Welt einen guten Namen und Schein der Heiligkeit haben, denken, sie bez dürfen nicht, daß ihnen Gott gnädig sey, Er könne ihrer Frömmigkeit und ihres ehrbaren Lebens halber ihnen nicht feind seyn. Daher kommt es, daß, wiewohl diese fröhliche Botschaft jedermann angeht, doch allein die Armen sie annehmen, die hier auf Erden verlassen, elend und ihrer Sünden wegen bekümmert und ängstlich sind. Ihnen schmeckt dieses Gericht, sie werden dieser Einladung froh, und freuen sich dieser Botschaft, danken und loben Gott dafür, daß Er Seinen Sohn ihnen geschenkt, und durch denselben die Sünde weggenommen hat. Nun hat das zwar aufgehört, und wird den Leuten nicht mehr sichtbarlich geholfen von ihren

leiblichen Nöthen, wie zur Zeit Christi und der Apostel geschah. Denn da liegst du auf dem Bette, bist krank, elend und schwach, und es kommt weder Christus, noch irgend ein Apostel, irgend ein Apostel, der dir helfe, und dich bald gesund mache. Sols ches lasse bei Leibe dich nicht irren; denn die leibliche Hilfe ist das geringste.

An dem aber liegt alles, daß du das Evan: gelium und diese fröhliche Botschaft habest, daß Gott dir gnädig seyn wolle durch Christum, daß Christus deine Sünde von dir genommen, auf sich geladen, und dafür bezahlt habe, und du durch Seinen Tod das ewige Leben haben sollst. Weil du diese Botschaft hast, und dir solche Zusage durch die heilige Taufe und des Herrn Abendmahl vergewissert und versichert ist, so sey fröhlich und guter Dinge, danke und lobe Gott. Denn ob es dir gleich am Leibe übel geht, was ist zu thun? | Es ist Gottes Wille; auch kann's nicht ewig wäh: ren; zehn oder zwanzig Jahre ist eine kurze Zeit; es geht immer ein Tag nach dem andern hin, wie das Wasser dahinfließt. Die Güter aber, welche du durch diese Botschaft zu gewarten hast, sind ewig; an diese halte dich, da siehe hin, so wird die zeitliche Trübsal verschwinden und dir erträge lich werden.

Das ist also unseres lieben Herrn Christi Amt: nämlich von Sünden und Tod helfen, und ewig selig machen. Auf daß nun jedermann solche Hoffnung zu Ihm fasse, und an Seiner Hilfe gar nicht zweifle, hat Er Seine Macht öffentlich sehen lassen durch Wunderzeichen, daß Er ein Herr über Leben und Tod sey, sintemal alle Krankheit und Gift des Teufels ihm weichen muß. Darum, bedarfst du Hilfe, und siehest und fühlest, daß du dem Satan nicht könnest Widerstand thun, so eile hieher. Er ist darum gekommen, daß Er Sünde und Teufel, Tod und Hölle wegnehme, und uns wider solche Feinde schüße und rette.

Aber da findet sich bei uns ein großes Ge brechen. Denn höre, was Christus weiter sagt: ,,Aber, spricht Er, felig ist, der sich nicht an Mir ärgert." Aergerniß heißt etwas, das im Wege liegt, daran man sich stößt, und darüber fällt. Solcher Aergerniß ist die ganze Welt und dieß ganze Leben voll. Darum, wer es recht und ei gentlich malen wollte, könnte kaum ein besseres Gleichniß haben, als dieses, daß unser Leben ist wie ein unartiger, rauher Weg, der voll Stöcke und Blöcke, Stein und Holz, Disteln und Dor: nen liegt; jezt stößt man sich da, jezt fällt man

dort; da muß man sich losreißen, dort mit großer Mühe arbeiten, daß man hindurchkomme, und gehet ohne Gefahr und Schaden nicht ab; wir müssen allenthalben Haare lassen, wie ein Schaf in einer Dornhecke. Denn wer kann sich alles Aergernisses erwehren? sonderlich weil wir da: zu geneigt sind, und unser Fleisch, die Welt und der Satan so treulich dazu helfen. Da ist kein Wunder, daß wir über Aergerniß klagen müssen; ja man greift und sieht es, daß alles voll Aergerniß ist.

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Aber hier, da unser Herr Christus kommt mit Seinem Wort und der fröhlichen Botschaft des Evangeliums, und beut jedermann an Verz gebung der Sünden und ewiges Leben, sollte es glauben, daß ein Mensch daran sich ärgern könnte? Uns dünkt, jedermann sollte die Hände aufheben, Gott loben und danken für solche Wohlthat, ich schweige, daß man sich noch sollte ärgern!

Wohlan, wir lassen uns dünken, was wir wollen. Gleichwohl sagt Christus: Selig ist, der sich nicht an Mir ärgert. Als wollte Er sagen: Der meiste Theil, und sonderlich, was in der Welt hoch und groß ist, wird den Herrn Christum und Seine fröhliche Botschaft, die Er vom Himmel herunter bringt, nicht allein nicht annehmen, noch sich derselben bessern, sondern sich daran ärgern, und die Verdammniß damit verdienen. Warum doch?

Darum, weil die Welt nach ihrer Art nichts für groß achtet, es falle denn in die Augen, und habe ein herrliches Ansehen vor der Vernunft. | Weil aber unser Herr Christus ohne alle Pracht und Herrlichkeit kommt, und nichts bringt, als das Wort, womit Er nicht die Augen, sondern die Ohren füllet, daher kommt es, daß die Welt nichts von Ihm hält. Was kann von Nazareth Gutes kommen, spricht Nathanael. Die Juden sprechen: Wir wissen, von wannen dieser ist; wenn aber Christus kommen wird, wird niemand wissen, von wannen Er ist. (Joh. 7.) Und weis ter: Glaubt auch irgend ein Oberster oder Pharisäer an Ihn? In Summa: die Welt will das Wort allein nicht; sie will Pracht, Herrlichkeit und sonderliches Ansehen haben. So kommt Chris stus da in Knechtsgestalt, wie Paulus Philipp. 2. sagt, arin und elend, und wird endlich ein Fluch für uns, und stirbt des schmählichen Todes am Kreuze. Darum will die Welt, ja Sein eigen Volk Jhn nicht, und hält Ihn für einen wahnsinnigen, be

sessenen Menschen; ja Joh. 8. sprechen sie: Du bist ein Samariter, und hast den Leufel.

sen nichts anderes, als in das Wasser tauchen- oder mit Wasser begießen. Item Joh. 3. Es sey denn, daß jemand geboren werde aus dem Was

Gottes kommen. Das ist ja auch ein klarer Spruch, daß der heilige Geist niemand zum Himmelreich will wiedergebären, als mit dem Wasser. Warum wollten wir denn das Laufwasser verachten? Gleichwohl sehen wir leider, welch einen greulichen Riß dieses Vergerniß mit den Wiedertäufern und ans dern gemacht hat.

Solches ergerniß gehet und bleibet für und für in der Welt, wenn das felige Licht des Wor-ser und Geist, so kann er nicht in das Reich tes scheinet, daß sich nicht allein der große, ruchlose Haufe, sondern vornehmlich die, welche für die Weifesten und Frömmsten angesehen werden, an Christo und Seinem Wort ärgern. Er, Christus, unser lieber Herr, hat geordnet erstlich das Predigtamt, daß man Buße und Vergebung der Sünden in Seinem Namen predigen soll, öffentlich der Ge: meinde, und insonderheit einem jeden, der es be gehrt. Darnach hat Er geordnet äußerliche Zeichen, dadurch solche Verheißung versichert und be: kräftiget werde: die Taufe, da uns Gott um Christi willen zu Kindern annimmt, und Verge: bung der Sünden und ewiges Leben uns zusagt, und das heilige Abendmahl, darin wir der Vergebung der Sünden gewiß werden, sintemal der Schat, wodurch Vergebung der Sünden erworben ist, nämlich der Leib und das Blut Christi, uns, laut der Worte, im Brod und Wein leiblich zu essen und zu trinken gegeben wird. Das ist unseres lieben Herrn Christi Ordnung, die Er selbst uns zur Seligkeit aufgerichtet hat.

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Aber was geschieht? Unsere Herzen ärgern Herzen ärgern sich, und denken, es gehöre mehr dazu, denn das Wort hören und glauben, wenn uns Gott gnädig seyn soll. Wenn wir frömmer würden, das und jenes gethan hätten, so hätten wir dessen eine beffere Hoffnung. Vornehmlich aber will es mit dem Glauben an das bloße Wort, (der ohne Früchte nicht bleibt, so er rechtschaffen ist), nicht gehen; wir wollten es gern in Händen haben, und nicht | glauben. So tief steckt dieß schändliche Aergerniß

in uns.

Mit den Sacramenten aber ist das Aergerniß noch größer. Die Vernunft denkt: Was soll eine Hand voll Wassers thun? Wenn die Sünde ein schwarzer Flecken auf der Haut oder am Rock wäre, da möchte das Waschen helfen; aber es wird langsam durch die Haut dringen, die Seele zu waschen und zu reinigen. Siehe, also geht es, wenn man das Wort aus den Augen läßt. Darum heißt es: Halte dich an das Wort; sonst ist's unmöglich, daß du dich nicht solltest ärgern.

Wie heißt aber das Wort? Also: Wer glaubt und getauft wird, der wird selig. Denn weil Gottes Wort und Zusage in die Taufe geschlossen ist, kann der Glaube allein nicht seyn; es muß die Taufe auch dabei seyn. Nun heißt aber Tau

So verachten die Sacramentschwärmer das heilige Abendmahl, sagen, es sey nur Brod und Wein, weil die Augen sonst nichts sehen. Spotten darnach, ob Brod und Wein uns Sünde vergeben, ob wir uns in den Himmel essen und trinken wollen? In Summa: es gilt der Spruch für und für: Selig ist, der sich nicht an Mir ärgert. Deßhalb müssen wir die Augen zu, und die Ohren aufthun, das ist, blos am Wort hangen, nicht fragen, warum Christus dieses oder jenes geordnet habe? sondern, wenn Er etwas sagt, (wie Er hier spricht: Das ist Mein Leib, das ist Mein Blut) dasselbe als fromme, gehor: same Schüler mit Glauben annehmen, folgen, und weiter nicht fragen. Also können wir uns des Vergernisses erwehren. Aergernisses erwehren. Wer aber die Ohren zu, und die Augen aufthut, und denselben folgt, derwird nichts Sonderliches oder Ansehnliches hier finden, und muß sich deßhalb ärgern. Denn die Vernunft läßt es nicht; sie will, man soll ihr die Augen füllen. So sagt aber Christus: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Da hebt sich's denn an, daß die Welt Seiner nicht begehrt, und dahin sich wendet und gaffet, wo Pracht, Herr: lichkeit und großes Ansehen ist. Anders kann sie nicht. Darum ist's vonnöthen, Gott um Seine Gnade zu bitten, daß wir am Wort bleiben, und vor Aergerniß uns hüten mögen.

Also hat eure Liebe aus dem heutigen Evangelium gehört von unserm lieben Herrn Christo, wie Er mit Wunderzeichen sich sehen, und mit dem heiligen Evangelium gegen die armen Sünder sich hat hören lassen, uns zur Lehre und zum Trost, weil wir doch allerlei zeitliche Beschwerung hier auf Erden haben, und zuleßt des Todes und Gerichtes Gottes gewarten müssen, daß wir uns zum Herrn Christo finden, zeitliche und ewige Hilfe bei Ihm suchen und erwarten sollen, und uns das ran gar nicht ärgern, daß solche Schäße allein im Wort und in den Sacramenten vorgetragen, und

mit dem Glauben müssen gefasset werden. Denn Denn es heißt: Den Armen wird das Evangelium. ges predigt; das ist: das Wort ist der einige und höchste Schatz, dadurch wir Trost in allerlei Anfechtung und Widerwärtigkeit, und darnach die Hoffnung des ewigen Lebens haben. Wer dem glaubet, ob's gleich unglaublich und unmöglich scheint, der wird nicht zu Schanden. Wie er glaubt, und um Christi willen aller Gnade zu Gott sich getröstet, also wird ihm gewiß widers fahren; er halte nur fest, und ärgere sich nicht.

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Das verleihe Christus, unser Herr und Seligmacher, uns allen. Amen.

Herr Gott, himmlischer Vater, der Du Deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Chriftum, Mensch werden, und darum in die Welt haft kommen lassen, daß Er des Teufels Tyrannei wehren, uns armen Menschen wider Sünde und Tod helfen, und uns ewig selig machen soll: wir bitten Dich, Du wollest mit Deinem heiligen Geist unsere Herzen also führen und leiten, daß wir auf nichts anderes, als auf Sein Wort sehen, und also allem Aergerniß entfliehen, und unter dem Häuflein derer mögen nicht ärgern, sondern durch Ihn selig werden. Amen. gefunden werden, die sich an Deinem Sohne Jesu Christo

Am vierten Sonntag des Advents.

Evangelium Joh. 1, 19-28.

Und dieß ist das Zeugniß Johannis, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte und läugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Bist du Elias? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du ein Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du denn von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste; richtet den Weg des Herrn, wie der Prophet Jesaias gesagt hat. Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern, und fragten ihn, und sprachen zu ihm: Was taufest du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet? Johannes antwortete ihnen, und sprach: Ich taufe mit Waffer; aber Er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet. Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, deß ich nicht werth bin, daß ich Seine Schuhriemen auflöse. Dieß geschah zu Bethabara, jenseit des Jordans, da Johannes taufete.

Im heutigen Evangelium sind zwei Stücke, | das erste, vom Zeugniß Johannis, wel ches der Evangelist sehr hoch rühmt, das andere, von der Taufe Johannis, warum er sie angefangen, und was ihr Nuß und Brauch sey, sodann, ob sie der Apostel Taufe und unserer gleich oder geringer gewesen sey.

Vom ersten ist zu merken, daß Johannes des Priesters Zacharias Sohn, und aus dem Stamme Levi gewesen ist. Als er geboren war, weissagte alsbald sein Vater von ihm durch den heiligen Geist, daß er ein Prophet des Höchsten seyn, vor dem Herrn her gehen, Ihm den Weg bereiten, und Seinem Volke die Erkenntniß des Heils, welches in Vergebung der Sünden ist, geben und zeigen solle. Lang zuvor aber hat Je

saias von Johannes geweissagt, auch den Ort gemeldet, da er sein Amt und Predigt werde anfahen, daß er nicht wie andere zu Jerusalem und im Tempel, sondern in der Wüste predigen, und vom Herrn Jesu Christo, wie wir hernach hören, zeugen werde.

Deßhalb, da andere junge Leute sich zum Tempel in Jerusalem hielten, und da sahen und lernten, was zum Priesters und Levitenamt vonnöthen war, that sich Johannes von Jerusalemund dem Tempel weg, hielt sich in der Wüste auf, und wartete auf die Zeit, da Gott ihn berufen und auftreten heißen wollte. Als es nun war im 15. Jahr des Kaisers Tiberius, geschah der Befehl Gottes zu ihm, er sollte predigen und taufen in der Wüste und auf dem Felde um den

Jordan. Solchem Befehle folgte Johannes, und bekam bald einen großen Zulauf. Denn es war neu und ungewöhnlich, daß man auf dem Felde in der Wüste sollte einen Predigtstuhl auf: richten, da doch der Tempel zu Jerusalem vor: nehmlich zu allem Gottesdienst geordnet war, und daß man die Leute sollte taufen. Ueberdieß war Predigt und Laufe des Johannes auch darum ein unerhörtes Ding, weil beides dahin ging, daß Christus geboren sey, und bald in wenig Tagen Sein Amt antreten und sich offenbaren sollte.

Darum als es die Hohenpriester zu Jerusalem erfuhren, schickten sie zu Johannes, nicht schlechte, geringe Leute, sondern Priester und Le viten, und eben die besten, welche Pharisäer waren. Die forschten bei Johannes, wer er doch sey? Nicht in der Meinung, daß sie, wenn er würde sagen, er wäre Christus, oder Elias, oder ein Prophet, daß sie es glauben, und ihn dafür halten wollten, wie doch Lucas sagt, das gemeine Volk sey in dem Wahn gewesen, er möchte Christus seyn. Sondern sie befragten ihn, wie die Ge: schichte ausweist, deßhalb, damit sie, wenn er be kennen würde, er wäre nicht Christus, noch Elias, noch ein Prophet, ihm alsdann beides, das Predigen und das Laufen, mit Macht niederlegen möchten. Sie bergen aber solche Meinung im Anfang, die listigen Füchse, und wollen den Jo hannes fein säuberlich anlaufen lassen.

Da rühmet nun der Evangelist die Bestän digkeit des Johannes, daß er ein treuer Zeuge Christi geblieben, und sich die Gewalt und Macht der Hohenpriester nicht habe anfechten lassen, und habe fein rund bekannt: Ich bin nicht Christus, ich bin nicht Elias. (Denn die Juden hielten da, für, es würde Elias persönlich wieder kommen, wenn Christus sollte geboren werden, wie die Worte im Propheten Maleachi lauten. Aber Christus legt sie aus und sagt, Johannes sey Elias, nicht der Person, sondern dem Geist und der Kraft nach.) Johannes hat bekannt: Ich bin kein Prophet; dennoch aber ist er bei seinem Laufen und Predigen geblieben, und hat nach dem Drohen der Hohenpriester gar nichts gefragt.

Das aber ist wahrlich nicht eine geringe Sache gewesen. Denn die Priester zu. Jerusalem konn ten ihren Beruf mit Gottes Wort beweisen, daß sie zum Gottesdienste verordnet, und derselbe ihnen befohlen war. Weil aber aller Gottesdienst im Tempel sollte ausgerichtet werden, hatte es den Schein, als thäte Johannes Unrecht, daß er von

der Geistlichkeit zu Jerusalem sich absonderte, da er doch, nach Geburt und Stamm, dahin gehörte, und ohne Vorwissen der Hohenpriester und des ganzen Stammes Levi eine Neuerung anfing an einem ungewöhnlichen Ort, wo zuvor niemand jemals gepredigt oder einigen Gottesdienst geübt hatte.

So dünfte es die Hohenpriester auch ungereimt, daß er sich unterfing, aufzutreten und zu sagen, Christus wäre vor der Thüre, und würde bald sich mit Predigen und Wunderzeichen sehen lassen, da doch sie, die im Amt waren, nichts davon wußten. Kurz, es ließ sich ansehen, als sollte solches Predigen und Laufen des Johannes dem ganzen Priesterthum, dem Gottesdienst und dem Tempel zum höchsten Rachtheil gereichen. Deshalb nahmen sie die Sache mit Ernst vor, und setzten dem Johannes hart zu, sagten: Warum taufest du denn, so du nicht Christus, noch Elias, noch ein Prophet bist? Aber Johannes steht wie eine Mauer; er weiß, daß er seines Thuns Be fehl vom Himmel hat. Sollte darum auch das Priesterthum, der Tempel und Gottesdienst, und alle Herrlichkeit der Juden darüber zu Grunde gehen, - er bleibt bei seinem Beruf, steht fest u und beständig darauf, er sey weder Christus, noch Elias, noch ein Prophet, es begegne ihm darüber, was da wolle.

Das rühmt nun der Evangelist hoch, indem er spricht: Und er bekannte und läugnete nicht. Und er bekannte: Ich bin nicht Christus. Als શાક wollte er sagen, er wüßte wohl, wenn er sagen würde: Ich bin nicht Christus, daß sie ihn drin gen und treiben würden, daß er weder predigen noch taufen sollte. Aber er fragt nichts darnach, will sich erstlich weder Predigen noch Taufen verbieten lassen; zum andern führt er das Zeugniß und Bekenntniß für und für, es sey vorhanden der Sohn Gottes, ob sie es gleich ungern hörten.

Denn da sie sagen: Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben, was agst du von dir selbst? da spricht er: Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: Berei tet dem Herrn den Weg! Das ist: Ich bin ein Prediger, habe meinen Predigtstuhl hier in der Wüste, wie Jesaias geweissagt hat, und lehre, man soll dem Herrn den Weg bereiten, das ist: alle Welt soll sich auf Ihn schicken, von Sünden ablassen, und Seiner Gnade und Hilfe begehren. Denn Er ist schon vorhanden, und ist um wenige Tage und Wochen zu thun, so wird Er auftreten,

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