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Wolken- und Feuersäule, sondern in unserm Fleische, wie dein Kind, das du erzeuget hast, das da vor dir in der Wiege liegt, und vor dem du nicht allein dich nicht entsetzest, wenn du es ansiehest, sondern hast all deine Lust und Freude daran, daß du mit ihm umgehen, es sehen, küssen, heben und legen sollst.

Sind wir aber nicht arme, elende, wohlge: plagte Leute? Wollen wir noch nicht sehen und lernen, in welch greulichen Schaden der Satan durch die Sünde uns geführt hat? Unsere Kinder haben wir lieb, und das billig; denn sie sind Gottes Gabe und Geschenk; und es hindert solche Liebe nicht, daß wir so viel Mühe, Arbeit, Ge: fahr, Schrecken, Sorge und Kümmerniß mit un fern Kindern haben müssen. Warum haben wir denn dieses Kind nicht auch lieb, welches, wie Je saias sagt, uns geboren und uns gegeben ist, und darum zu uns kommt in diese Welt, in unser Fleisch und Blut, nicht daß es uns beladen, und, wie unsere Kinder, Mühe und Arbeit, Sorge und Kümmerniß uns machen, sondern daß es uns aller Mühe, Gefahr und Sorge in Ewigkeit entheben wolle, daß weder Sünde, Tod noch Teufel uns betrüben oder schaden soll. Warum nehmen wir denn dieses Kind nicht an? Warum herzen und küssen wir's nicht? Warum haben wir nicht alle Lust und Freude an Ihm, sondern fürchten uns vor Ihm, als wäre es unser Feind, und meine es übel mit uns?

Wie hätte Er aber sich freundlicher können erzeigen, und alle Furcht und Schrecken besser abwenden und wegnehmen? Er kommt zu uns nicht mit Feuer, Bliß und Donner; Er kommt nicht in der Gestalt eines grausamen Thiers oder Menschen. Dein Fleisch hat Er angenommen; in dasselbe hat Er sich versteckt, und damit verdeckt. Nun ist aber keine Gestalt dem Menschen lieber, freundlicher und heimlicher, davor wir uns weniger fürchten, als unsere eigene Gestalt. Und ob zu weilen ein Mensch sich unfreundlich stellen, scheußlich sehen, und einen andern Menschen erschrecken kann, so kommt doch der Sohn Gottes zu uns, nicht wie ein Mörder, nicht wie ein grausamer Krieger, ein Kindlein ist Er, mit dem seine Mutter umgeht, es hebt, legt, äßt, tränkt, wie du dein Kind.

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Wo hast du aber dein Leben lang einen so thörichten Menschen gesehen, der vor einem Kinde flöhe, oder es fürchtete? Ja es ist natürlich, wenn wir von ohngefähr zu fremden Kindern

kommen, daß wir's nicht lassen können, wir müssen sie ansehen, wir lachen sie an, und haben Lust und Freude an ihnen. Warum thun wir es denn hier nicht auch, gegen dieses Kindlein, das uns geboren ist? Warum entsegen oder fürchten wir uns, wenn wir an Gottes Sohn gedenken, der uns gegeben ist? Warum freuen wir uns Seis ner nicht? Warum trösten wir uns Seiner nicht, wider die Sünde und den Tod? Warum danken wir Gott nicht für Seine Gnade, daß Er so freundlich und nahe sich zu uns gethan hat? Denn. eben darum hat Er wollen als ein Kind geboren werden, daß wir uns vor Ihm nicht fürchteten, sondern freundlich zu Ihm hielten, Seine Feinde aber an Ihm anliefen und zu Schanden würden. Denn es ist nie ein Mensch so klug gewesen, der Satan hat ihn betrogen und gefällt. Es ist nie einer so stark gewesen, der Tod hat ihn erlegt. Darum haben Teufel und Tod von diesem Kinde nichts besorgt, und sind also von Ihm gefangen, überwunden und geschlagen worden. Denen gez

räth es zum Aergsten, daß der Sohn Gottes in unser Fleisch kommt, und als ein Kind geboren wird; denn sie verachten Ihn, sind sicher und ge= wiß, das Kind werde ihnen keinen Schaden thun, sie wollen es bald hingerichtet haben.

Aber uns geschicht es zum Besten, daß wir vor Ihm uns nicht fürchten, sondern Lust_und Freude an Ihm haben, und Gott für solche große, unaussprechliche Gnade danken sollen, daß Er in unser armes Fleisch zu uns kommt, und in der freundlichsten, holdseligsten Gestalt, in der Gestalt eines jungen, neugebornen Kindleins sich sehen läßt, vor dem ja niemand Ursache hat sich zu zu fürchten, oder ihm etwas Arges zuzutrauen.

Aber, wie zuvor gesagt, wir haben große Ursache genug, daß wir unsere Sünde erkennen, und so große Blindheit, Undankbarkeit und Thor, heit beweinen, und Gott von Herzen darüber klas gen, daß zehn Thaler, ein goldner Becher, ja ein schöner Rock und dergleichen unser Herz gar einnimmt, lachend und fröhlich macht, daß wir jauchzen und springen, mit Worten und Geberden, mit Mund und Augen und dem ganzen Leib die Freude, die im Herzen ist, sehen lassen und nicht bergen können. Hier aber, da der Sohn Gottes zu uns vom Himmel herabkommt, und als ein kleines Kindlein geboren wird, daß es in unserm Fleisch unser Heiland seyn, mit Seinem Leib für unsere Sünde zahlen, Tod und Teufel fangen, und uns davor Frieden schaffen will, da bleiben

unsre Herzen kalt, es macht uns keine Freude, geht uns nicht zu Herzen, ja es ist uns, als wäre es eine Fabel oder ein Mährlein.

Das ist ein greulicher, großer Jammer, also, daß wir billig darüber weinen, und Gott solche große Noth klagen sollten. Wir sollten wahrlich nicht so sicher hingehen, sondern dieser greulichen Sünde mit Ernst wahrnehmen, sie erkennen, und dabei lernen, wie einen großen Schaden die Sünde uns angehängt, und in was für große Noth und Blindheit wir durch die Sünde gekommen sind.

Darnach, wenn wir solchen Jammer genugsam bedacht, und wohl darüber geweint hätten, sollten wir weiter gehen, und Gott bitten, nicht allein um Vergebung dieser angebornen Sünde und Blindheit, sondern auch um Seinen heiligen Geist, daß Er unsre kalten, erfrornen, eisigen Herzen erwärmen, unsre Augen aufthun, und dermassen uns ändern und erneuern wollte, auf daß wir dieses Kindlein Jesum auch von Herzen liebten, und Lust und Freude an Ihm hätten, wie wir an unsern Kindern haben. Sintemal gar kein Zweifel ist, dieß Kind, wie Jesaias sagt, ist uns gegeben, der Sohn ist uns geboren, daß wir Sein genießen, und Er uns helfe, wie wir im feinen, alten christlichen Lobgesang bekennen: Wär' uns das Kindlein nicht gebor'n, so wären wir allzumal verlot'n, das Heil ist unser aller. Sol ches bitte Gott, daß Er's durch Seinen heiligen Geist in deinem Herzen also wolle gewiß machen, daß du eine Freude und einen Trost in allerlei Nöthen daraus schöpfen mögest.

Denn was für unzähliges Elend und Jam: mer in dieser Welt sey, ist vor Augen. Wie oft findet sich Unrath mit der Nahrung, mit Weib, mit Kind, mit guten Freunden, mit deinem eige nen Leib, Schwachheit und Krankheit halber? Ich schweige von der höhern Anfechtung im Gewissen, da Sünde und Tod wider uns sind. In solchem Jammer und allen solchen Anfechtungen, wie können wir einen größern, bessern und gewis sern Trost fassen, als daß der Sohn. Gottes unser Fleisch an sich genommen hat und unser Bruder worden ist, uns zu Trost und Heil? Weil wir diesen haben, und Er unser eigen ist, und unser Fleisch und Blut darum angenommen hat, auf daß Er ja nahe genug bei uns sey, was kann uns

da ein geringer Unfall groß betrüben? Dieß ist ein Schah, deß wir in Ewigkeit genießen.

Aber, wie gesagt, es will nicht in unsre Herzen. Darum denke, daß du Gott von Herzen bittest, Er wolle doch einen kleinen, geringen Ges schmack solcher Freude und solchen Trostes in dein Herz geben, und solchen Schaß der Gnade dir offenbaren.

Zum dritten: wenn du also über deinen Unglauben Gott geklagt, und um den heiligen Geist und rechten Glauben gebeten hast, alsdann nimm dich von Herzen darum an, und denke diesem großen, hohen Werk und Gnade Gottes nach, halte dich fleißig zur Kirche, höre die Predigt fleißig, lies selber fleißig in Gottes Wort, gedenke in deinem Herzen oft daran, rede gern mit ans dern davon, uuterrichte dein Weib, Kind und Gesinde. Wenn also zu dem Gebet auch eine fleißige Uebung und Betrachtung dieses göttlichen Werkes kommt, alsdann wird es nicht fehlen, dein Herz wird erwärmt werden, und nicht mehr so gar falt und erfroren seyn.

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Die aber sicher hingehen, hören es zwar wohl in der Kirche, es ist aber bald vergessen, darnach haben sie andre Geschäfte, daß sie dieses theuren Schatzes nicht warten können, fie bitten auch nicht Gott um Seine Gnade, und sehen die schreckliche Blindheit ihres Herzens nicht, bei denen ist's kein Wunder, daß sie ein Gulden oder etwas Geringeres, ja ein Trunk Weins, eine gute Mahlzeit fröhlich macht; dieser hohen und ewigen Freude aber werden sie nimmermehr inne, viel we niger dadurch getröstet und gebessert, müssen deß halb in allerlei Noth und Gefahr ohne Trost bleis ben, und im Unglück verderben.

Davor wolle der gnädige, barmherzige Vater uns behüten; denn Er hat darum Seinen Sohn in unser Fleisch kommen lassen, daß wir durch Ihn Hilfe, Rettung und Trost wider Sünde, Lod und Teufel in Ewigkeit haben sollen. Amen.

Herr Gott, himmlischer Vater, wir danken Dir für Deine große Gnade und Barmherzigkeit, daß Du Deinen eingebornen Sohn in unser Fleisch kommen, und durch Ihn uns von Sünden und ewigem Tod gnädiglich hast helfen lassen, und bitten Dich, erleuchte uns unsere Herzen durch Deinen heiligen Geist, daß wir für solche Deine Gnade Dir dankbar seyen, und derselben uns in aller Noth und Anfechtung trösten, und also durch Deinen Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, ewig selig werden. Amen.

Die andere Predigt von der Geburt Christi.

In der vorigen Predigt haben wir gehört, wie eine große Gnade und Barmherzigkeit uns Gott in dem erzeigt hat, daß Er Seinen einge bornen Sohn uns zu gut hat lassen Mensch werden, und daß es ganz unmöglich ist, genugsam davon zu denken und zu reden. Deßhalb thut es noth, weil solche Gnade nicht vollkommen in unsere Herzen will, daß wir oft und viel daran denken, davon predigen, singen und sagen.

Nun wollen wir auf dießmal die Historie auch vor uns nehmen, und befehen, wie es mit dieser Geburt zugegangen, wann und durch wen sie zuerst offenbart worden sey. Darin werden wir ein sehr feines Bild und Gemälde sehen, was dieses Kind für ein König sey, und was für ein Königreich es anrichten solle.

Erstlich ist's erbärmlich, daß diese Kindbette rin in der Fremde, da sie weder Bekannte noch | Freunde hat, ihr Kind mußte gebären. Denn beide, Joseph und Maria, seine Verlobte, wohnten zu Nazareth in Galiläa. Sie mußten aber von dannen gen Bethlehem reisen, um des Gebotes willen, das vom Kaiser Augustus ausgegangen war, daß ein jeder in seiner Stadt oder seiner Heimath sich sollte schäßen lassen. Solches zeigt der Evangelist an um der Weissagung willen, die von Christo also sagt: Er soll alsdann geboren werden, wenn die Juden kein eigenes Regiment mehr haben, und fremden Königen unterthan seyn müssen. Es hat aber alles dazu dienen müssen, daß die Schrift erfüllet würde, die klar sagt: Bethlehem soll der Ort seyn, wo Christus soll geboren werden.

Als sie nun beide gen Bethlehem kommen, fin: den sie keine Bekannte noch Gefreundte, müssen deßhalb in eine öffentliche Herberge einziehen, die ist dermassen mit Gästen beseßt, daß man die liebe Mutter des Herrn, deren Zeit nun da war, mit Joseph, ihrem Bräutigam, in einen Viehstall weiset. Da kommt ihre Zeit, und sie gebiert ihren ersten Sohn, wie Lucas sagt, nicht darum, als hätte Maria hernach noch andere Kinder gehabt, sondern daß Christus der Erstgeborne sey. Denn Gottes Ordnung war, daß allweg auf den erst gebornen Sohn das Regiment erben sollte, in beiden Ständen, dem geistlichen und weltlichen. Da: rum unser Herr Christus auch Seiner leiblichen Geburt nach, als der Erstgeborne, allein rechter Priester und rechter König über Sein Volk ist.

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Was nun Maria, die liebe Jungfrau und arme Kindbetterin für eine Rüstung zu ihrem Kindbett gehabt, ist an dem genugsam abzunehmen, daß das liebe, neugeborne Kindlein Jesus nicht ein einiges Windelein hat, darein man es hätte wickeln können. Denn, wie das griechische Wört lein anzeigt, hat man's in alte, abgetragene Tüchlein gewickelt, und in die Krippe gelegt. Das ist das Kindbett und die schöne, goldene Wiege, da: rin der König aller Könige liegt, der so freundlich sich zu uns thut.

Daraus magst du nun lernen, was der Welt greuliche Unart sey, und wie übel sie sich geg en dieses Kindlein und alle, die es annehmen, zu halten pflege. Maria, die Jungfrau, ist die Mutter Gottes, und wäre deßhalb wohl werth, weil Gott sie so hoch geehrt hat, daß man sie auf den Händen tragen, und auf citel Sammt und Seide sollte gehen lassen. Joseph ist auch ein frommer, heiliger Mann, zu dem die lieben Engel kommen, und mit ihm Gespräch halten. Und über das alles ist ja das Kindlein in der Krippe da der Herr aller Herren, durch den wir alle erschaffen sind und erhalten werden, der kommt nun auch darum zu uns auf Erden, daß Er uns selig machen, wider die Sünde und den Tod uns helfen, und wider den Teufel beschützen will.

Sollte nun nicht die Welt solchen hohen, großbegnadigten Leuten alle Freundschaft, Dienst und guten Willen erzeigen, und eher auf der bloßen Erde liegen, denn daß diese Kindbetterin und ihr herzliebes Kindlein an Liegerstatt und anderm, was einer solchen Kindbetterin, die Gottes Gebärerin ist, gehört, sollte Mangel haben? Ja wohl, da wird nichts draus. Da sonst jedermann mitleidig und willig ist, gerne dient und hilft, wenn es zu diesen Nöthen kommt, wenn auch die Person gering ist: so erfahren und sehen wir doch da an den Einwohnern zu Bethlehem, daß niemand weder dieser Kindbetterin, noch des Kin des achtet; man würde sie ja sonst nicht im Stall gelassen, und dem Kinde Windeln, Kißlein und anderes zugetragen und geliehen haben.

Wo kommt doch solche harte, ja teuflische Unart her, daß man dieser Mutter und dieses Kinds leins so gar nicht achtet? daß niemand sie in sein Haus nimmt, und wenigstens einen Tag oder drei, wo gemeiniglich Schmerz und Gefahr am größten ist wiewohl diese selige Mutter davon

befreit war der Mutter und des Kindleins pfleget? In Summa: der Welt Art ist's und bleibt's, dazu sie auch der Teufel treibt, daß sie dieß Kindlein weder sehen noch hören will. Da: gegen aber ist's auch dieses Kindleins Art uud Eigenschaft, daß es, so wenig die Welt Sein achtet, ebenso wenig achtet es wiederum der Welt Pracht und Herrlichkeit. Es will arm und elend seyn; sonst hätte es sich wohl allen Vorrath schaffen können. Aber es will nicht.

Darum gedenkt der Evangelist nicht verge bens der alten, abgetragenen Tüchlein, darein das Kind gewickelt, und der Krippe, darein es gelegt ist. Und der Engel, da er die Hirten will zu diesem Kindlein weisen, zeigt er beides als ein sonderliches Zeichen an, dieses Kindlein habe nicht Windeln, oder feine, linde, zarte Tüchlein, darein man's wickelte, wie andere Kinder, sondern sey in alte Tüchlein gewickelt, und liege in einer Krippe, damit sie es daran vor andern Kindern erz kennen.

Das dienet aber dazu, daß wir Christen das bei lernen sollen, was für ein Reich dieß Kindlein habe, und was für ein König es sey, nicht ein König von dieser Welt, der Geld, Gut, Pracht und große Herrlichkeit habe, und seine Diener reichlich belohne und hoch erhebe in der Welt. Nein, willst du Geld, Gut und große Gewalt erlangen, so darfst du zu diesem König nicht kommen; denn Er hat deren selbst keines, und will es nicht haben. Es hat aber dieser König viel andre, edlere Schäße. Er ist ein Heiland wider Sünde, Tod und Teufel. Willst du nun Seine Hilfe und Erlösung wider diese unüber: windlichen Feinde haben, so mußt du es dahin sehen und wagen, daß du sammt Ihm hier auf Erden arm und elend seyest, und dich leidest, wie Er sich gelitten hat. Denn du wirst keine arm: seligere, elendere Geburt finden, als eben diese. Die liebe Mutter ist an einem fremden Ort, da sie weder Bekannte noch Freunde hat, und wird schlecht in den Viehstall gewiesen, da soll sie ihres Kindes genesen. Sie ist weder mit Windeln noch) anderem Geräthe versehen; ja mit alten Tüchlein und anderem, das sie zur Hand hat, muß sie sich behelfen.

Da lerne nun dich drein schicken, und wisse, daß es der Knecht nicht soll besser haben, als sein Herr. Hast du es aber in solchem Falle besser, so danke ja Gott dafür, der um deinetwillen sich

in solche Armuth gesteckt, und hier auf Erden weit elender gewesen ist, als du nimmermehr seyn kannst. Und wo es dir vorkommt, daß du auch etwas mußt leiden, so leide es desto geduldiger, und sprich: Mein Herr Christus, der so elendig lich auf diese Welt ist geboren, hat mir's weit zuvor gethan, und um meinetwillen mehr gelitten; darum will ich mich über mein Leiden nicht beschweren.

Gleichwie aber der König, so ist sein Volk auch. Er wird arm und elend geboren, fragt nichts nach der Welt Gewalt, Pracht, Ehr' und Gut. Ein solches Volk, das gesinnt sey, wie Er, und ob es gleich deß etwas habe, doch mit dem Herzen nicht daran hange, will Er auch haben. Darum kommt der Engel vom Himmel nicht gen Jerusalem, da die Hohenpriester, der König He rodes und vielleicht auch der Landpfleger Cyrenius Solche Leute sind diesem Kindlein viel zu hoch; sie achten Sein nicht; so läßt es sie auch fahren, weil sie Seiner Gnade und Hilfe nicht begehren. Zu den armen Hirten aber auf dem Felde, die eines geringen Standes sind, kein Ansehen vor der Welt haben, warten des Nachts ihrer Heerde, was ein schlechtes, verächtliches Werk ist, tritt der Engel Gottes, und die Klarheit des Herrn umleuchtet sie, die sind's, die zu diesem weltarmen Kindlein gehören.

waren.

Das ist nun auch überaus tröstlich, und dient dazu, daß wir der Art dieses Reiches nicht vergessen. Natürlich ist es, daß wir alle das Kreuz scheuen, und gern genug und gute Lage hätten. Sobald aber ein Mangel sich findet, an der Nahrung durch Unfall, am Leib durch Krankheit, oder sonst in andrer Weise, werden wir kleinmüthig, klagen und verzagen.

Warum vergessen wir aber dieser Geburt? Warum sehen wir dieses Kindlein nicht an? Er ist der ewige Herr und König der Welt, und fin det doch, da Er auf Erden kommt, kaum so viel Raum im Viehstall, daß Er möge geboren wer den. Da Er aber unter den Leuten als ein Se ligmacher will bekannt werden, so müssen die Engel den Hirten auf dem Felde erscheinen, und ihnen solche große Freude und Seligkeit verkündigen. Die sind Sein Volk, ihnen ist Er zu Trost und Heil geboren, ihr Herr und König will Er seyn. Dagegen aber achtet Er der großen Herren zu Jerusalem nicht; denn sie achten Sein auch nicht.

Bist du nun arm, elend, schwach, oder hast du sonst eine dringende Noth, was es nun für

eine ist, so denke, solches Unglück, das dir in | der Welt Reich begegnet, sen ein gewisses Zeug niß, daß du in dieses Kindleins Reich gehörest. Das siehest du auch an den Hirten, die arme, geringe Leutlein, dazu sehr erschrocken sind, daß dieß Kindlein solchen zum Trost geboren ist, denen es helfen, und sie reich machen will, nicht hier zeitlich mit Geld und Gut, sondern es will ihnen ihre Sünde vergeben, sie vom Lod erretten, sie gerecht und ewig selig machen.

Deß tröste dich, und lasse dich darum gar nichts anfechten, daß du arm, elend, krank, verz lassen und verachtet bist. An den Hirten siehst du auch nichts Großes und Herrliches; sie sind aber dem Kindlein Jesu darum nicht weniger werth. Er hat sie lieb, und will sie bei sich haben, also daß auch die Engel selbst, die hohen Geister, müssen die Boten zu ihnen seyn. Das lerne, und tröste dich dessen, so wird dein Unmuth, Mangel und Kummer dir leichter werden. Solches alles bringt die Historie mit sich; deßhalb ist es nüß und gut, daß man's wohl wisse.

Was ist aber des Engels Botschaft an die armen Hirten, die für gar nichts zu rechnen sind gegen die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Aeltesten, welche die geistlichen und weltlichen Regenten im Volk waren? Sie, die guten Leutlein, waren erschrocken über das plögliche, herrliche, himmlische Licht. Darum tröstet sie der Engel und sagt: Fürchtet euch nicht; ich verkündige euch große Freude. Er will, daß sie fröhlich und guter Dinge seyn sollen. Denn er siehet wohl, wie es zugeht. So blöde, durch die Sünde verderbte und verblendete Herzen haben wir, daß sie zufrieden sind und fröhlich werden, wenn sie wider das Unglück, das sie drückt, leib lichen Trost und Hilfe fühlen, was doch gar ein ungewiß Ding ist, und keinen Bestand haben kann. Hier aber, da es den rechten Trost, die ewige Seligkeit belangt, will es nicht dazu kommen, daß wir uns recht freuten. Darum ist es eine nöthige Ermahnung: Fürchtet euch nicht; ich sage euch von einer Freude, nicht von einem Leide.

Es zeigt der Engel aber auch die Ursache an, warum sie sich sollen freuen, da er spricht: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr. Das Wörtlein Heiland ist bei den Juden ein wohl bekanntes Wörtlein gewesen, wie man sieht, daß Gideon, Simson und dergleichen auch Heilande, das ist: Retter und Helfer genannt werden. Ein solcher Heiland aber, spricht der En

gel, ist euch nicht geboren, sondern Christus der Herr selbst, des Weibes Samen, der bald nach dem Fall verheißen ist, daß Er sollte der Schlange den Kopf zertreten, und alles wiederbringen, was Adam und Eva durch die Sünde verloren haben. Er weiset also durch das Wörtlein Christus die Hirten zurück in die Schrift, daß sie sehen und bedenken sollen, was Gott je und je von Christo und Seinem Reich verheißen hat, solches alles sey hier bei diesem Kindlein zu finden und zu erlangen.

Und sonderlich) gedenkt der Engel der alten Tüchlein, darein das Kind gewickelt, und der Krippe, dahinein es gelegt ist, auf daß die Hirten an sol: cher armen Gestalt sich nicht ärgerten, wie die andern Juden. Denn es reimet sich sehr übel mit der Vernunft, daß dieses Kind vor der Welt so arm, und doch der allein ist, um dessen willen alle, die in Gott sollen reich und selig werden, dazu kom men. Es würden auch ohne Zweifel- die Hirten es nicht dafür gehalten haben, wo nicht der Engel zuvor gekommen, und eben an diesem Zeichen das Kindlein hätte kenntlich gemacht, an dem sonst alle Welt sich ärgert.

Solche Predigt sollen wir auch merken, und uns derselben herzlich annehmen. Zu den Hirten spricht der Engel: Euch ist der Heiland geboren. Aber er meint die Hirten nicht allein; er schließt alle Menschen mit ein, wie er kurz zuvor spricht: die allem Volf widerfahren wird. Denn Christus ist um dieser Hirten willen nicht allein geboren, sondern um aller Menschen willen, die durch die Sünde von der Gnade Gottes abgefallen, unter die Sünde und in den Tod gekommen sind. Da rum ist Er auch Mensch geworden, weil Er allen helfen will, keinen ausgenommen, als die, so Seiz ner Gnade und Hilfe nicht begehren.

Engel sagt, uns dieses Kindleins freuen, und dem Deßhalb liegt alles daran, daß wir, wie der barmherzigen Gott für Seine unaussprechliche Gnade danken, daß Er uns in Sünden und Lod nicht hat wollen verderben lassen, sondern Seinen Sohn gesandt, uns davon zu helfen, und uns ewig selig zu machen. So laßt uns nun alle andere Freude, die vergänglich und größten Theils auch sündlich und verdammlich ist, verläugnen, und uns dieser ewigen Freude annehmen, daß der Sohn Gottes um unfertwillen ist Mensch worden, auf daß Er unser Heiland sey wider Sünde, Teufel und Tod. Das verleihe uns der gnädige Vater im Himmel durch Seinen heiligen Geist. Amen.

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