ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

kann der Sünde für sich selbst widerstehen? Wer kann des Todes sich erwehren? Wer muß nicht dem Satan zu Zeiten weichen, und sich gegen ihn gefangen geben? In solcher Gefahr nun sind wir; dieses Wasser, ja dieses unergründliche Meer haben wir vor uns, müssen hindurch, und können doch nicht.

Da gedenkt an uns arme Menschen der gnä dige Vater im Himmel, und brücket über das ge= fährliche Wasser. Er setzet Seinen eingebornen Sohn, daß wir auf Ihm gehen, uns an Ihn halten, und also unbeschädigt über dieses gefähr liche Meer kommen mögen. Denn durch Ihn haben alle, die an Ihn glauben, Vergebung der Sünden, empfangen den heiligen Geist, und sind Kinder des ewigen Lebens.

Was geschieht aber? Die in der Welt mäch tig, groß, gewaltig, reich sind, gehen in Gedanken her, als hätten sie alles genug, und bedürften nichts mehr. Ihnen ist gerade, wie einem Men: schen, der im Schlaf umgehet; ob er gleich an eine Stiege oder an ein Fenster kommt, sieht er es nicht; un ehe er erwacht, hat Er den Hals gebrochen. Also gehet es mit großen Leuten; sie sind mit der Welt Gut, Pracht und Wollust ge fangen, und darin ersoffen; man sage oder predige ihnen, was man wolle, so geht es ihnen nicht zu Herzen. Weil sie alles hier auf Erden genug haben, fragen sie nach nichts mehr, gehen sicher im Schlaf daher, fahren hinein in das unergründete, Meer. Ehe sie aber erwachen, und ihrer selbst gewahr werden, schlägt das Wasser über ihnen zusammen.

Diese sehen sich nach keiner Brücke um; sie gehen im Schlaf daher, und versehen sich keines Unglücks. So ganz hat die Welt mit ihrer Pracht, Gewalt, Wollust und anderm sie eingenommen und gefangen. Da ist der Fehler nicht an Gott und Seiner Gnade; denn die Brücke ist da; sie könnten ohne Gefahr hinüber kommen. Aber es fehlt an ihnen, daß sie aus dem tiefen Schlaf nicht aufwachen, sondern immerdar so tief darin liegen, und durch Gottes. Wort sich nicht wollen aufwecken lassen. Das ist nun ein Theil der größten, herrlichsten und mächtigsten Leute auf Erden.

[ocr errors]

Darnach sind andre, das sind weise, vernünftige, wohlbedächtige Leute; ja es sind heilige, fromme Leute, wie sie sich dünken lassen, und von der Welt geachtet werden, die vor Aergerniß sich hüten, und deßhalb, wenn sie andre ansehen, sich

[ocr errors]

für fromm halten müssen. Diese kommen auch an dieß Wasser, und wollen hinüber. Aber um ihrer Weisheit und Heiligkeit willen verachten sie die Brücke, und gedenken, sie können wohl ohne sie hinüber kommen. Doch, wie gesagt, das Meer ist unergründlich, darum läßt es sich nicht durch: waten; es ist zu weit und zu breit, darum läßt es sich nicht durchschwimmen. Der einzige Weg ist, daß man Acht habe auf diese Brücke, die Gott selbst uns zum Besten hinüber geschlagen hat; sonst ist weder Rath noch Weg und Weise, dadurch man der Gefahr entgehen könnte.

Also siehst du, daß der Fehler nicht an Gott liegt. Es hat diese Meinung gar nicht, daß Er's etlichen gönnen, etlichen nicht gönnen wolle. Er ordnet darum diese Brücke, daß jedermann der Gefahr entgehen soll. Aber der meiste Theil will nicht. Die einen verachten es, und meinen, sie bedürfen der Brücke nicht; die andern gehen im Schlaf dahin, sehen in das Meer, und bleiben darin. Es liegt ja alle Schuld an den Menschen selbst, weil sie die Augen nicht aufthun, und dies ser Brücke nicht brauchen wollen.

Die aber, so zu dieser Brücke sich finden, und darauf treten, die gehen ohne alle Gefahr hinüber; denn sie ist weit und breit genug, auch mit Lehnen zu beiden Seiten wohl bewährt, daß niemand herabfallen kann, der es nicht muthwillig selbst will. Denn der Sohn Gottes hat für unsre Sünde am Kreuz bezahlt. Solchen Schaß Seines Leidens hat Er gelegt in Sein Wort, das man öffentlich und sonderlich predigt, in die selige Laufe und das heilige Abendmahl. An allen Orten, wo du willst, findest du Vergebung der Süns Nimm es nur mit rechtem Glauben an, und zweifle nicht, Gott werde um Seines Sohnes willen dir gnädig seyn. Das heißt denn recht und ohne Gefahr auf dieser Brücke gehen.

den.

Also siehest du, was die Ursache des Fallens und Anlaufens sey, daß die Welt von ihrer Ge walt, Reichthum, Weisheit und Heiligkeit sich verführen läßt, und entweder Christum verachtet, oder Seiner nicht wahrnimmt. Wie der Psalm sagt: Was arm und elend ist, das lobt Gott, wird Seiner Gnade froh, und danket Ihm dafür. Aber die Reichen und Gewaltigen, die Wißigen und Heiligen denken, sie bedürfen Seiner nicht, sie haben schon genug.

Wir müssen aber nun auch auf die andre Seite sehen, was an diesem Kindlein sey, das der Welt zum Fall (wie sich's ansehen läßt) Ur

30

fache gibt. Das weiset Simeon sehr fein, da er sagt: Er ist gesezt zum Zeichen, dem widersprochen wird. Hier merke mit Fleiß auf das Wörtlein: widersprechen. Denn wo man widerspricht, da muß zuvor etwas gesprochen seyn; ehe man dir widerspricht, mußt du zuvor etwas gesagt und gesprochen haben. Hiemit will also Simeon anzeigen, daß dieß Kind Sein Regiment allein im Worte führen werde, dasselbe Wort aber werde die Welt keineswegs leiden wol len, sondern werde ihm widersprechen, es für Lügen und Keßerei halten und verfolgen. Wie denn solches in Exempeln sehr gewaltig sich sehen läßt.

Zacharias, des heiligen Johannis des Täufers Vater, gab öffentlich Zeugniß, Christus sey schon empfangen im Mutterleibe, Gott habe Seis nem Volk ein Horn des Heils aufgerichtet, und Erlösung geschafft. Solches Sprechen konnten die Hohenpriester und Schriftgelehrten nicht leiden, widersprachen ihm, und schlugen ihn, wie Epiphanius meldet, darüber todt.

Die Weisen aus dem Morgenlande kommen gen Jerusalem, und bringen die Botschaft, Christus sey geboren, sie haben Seinen Stern gesehen. Solcher Botschaft wird niemand froh; die Hohenpriester und das ganze Jerusalem entseßen sich darüber; der Wütherich Herodes aber greift zum Schwert, und läßt alle Kindlein, so unter zwei Jahren waren, zu Bethlehem und in derselbigen Solches geschah, ehe ganzen Gränze ermorden. dieß Kindlein selbst anhub zu sprechen oder zu predigen. Andre, die von Ihm redeten, wollte die Welt nicht dulden noch leiden, sondern wider: sprach ihnen.

Da aber Christus selbst auftrat, predigte und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer Mein Wort hört und glaubt, der hat das ewige Leben. Wer des Wassers trinken wird, das Ich gebe, den wird ewiglich nicht dürsten. Wenn euch der Sohn frei macht, so send ihr frei. Wer Mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewig lich. Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt, der wird nicht sterben; und ob er gleich stürbe, soll er wieder leben. Ich bin Da der Weg, die Wahrheit und das Leben 2c. Christus diese und dergleichen Predigt thut, sind die Juden bald mit dem Widersprechen da, kön nen's weder hören noch leiden, sagen, Er habe einen Teufel, Er lästere Gott, Er sey ein Samariter und Verführer 2c.. In Summa: sie wollen Sein zur Seligkeit nicht, und sind's in ihrem

[ocr errors]

Sinn gewiß, daß sie Sein dazu nicht bedürfen, denn sie seyen Gottes Volk, darum wollen sie sich wohl selbst helfen.

Also geht es noch heutiges Tags. Wir predigen dem Herrn Christus nach; und wie die ers zählten Sprüche klar zeugen und mit sich bringen, lehren wir, Christus sey das einige Opfer für unsre Sünde, solches Opfer müsse mit dem Glauben gefaßt werden, und durch denselben Glauben empfa hen wir Vergebung der Sünden und ewiges Leben, deßhalb, was der Papst von seinem Meßopfer lehrt und vom Verdienst guter Werke, als sollten Sie uns zur Seligkeit bringen, solches sey Lügen und Irrthum, wer da molle selig werden, soll allein auf das Verdienst Christi und Sein Ster ben, und sonst auf nichts, weder im Himmel noch auf Erden, sehen noch bauen. Dieß ist unsre Predigt, die wir dem Herrn Christo nachthun, und wissen, daß es die ewige Wahrheit ist.

Aber da findet sich das Widersprechen so ge: waltig, daß es ein Wunder ist. Man schilt uns Kezer darüber; man erwürgt die armen Christen darüber. In manchen Ländern geschieht solches Widersprechen nicht allein mit Zungen, Schriften und Verordnungen, sondern auch mit Schwert und Feuer, um diese Lehre nicht allein zu dämpfen, sondern, wo sie könnten, gar auszutilgen. Das sollen und müssen wir uns nicht weh thun, noch irren lassen. Denn hier hörest du, daß dieß Kind mit Seinem Wort wie zur Zielscheibe gesetzt ist; wenn es den Mund aufthut, regen sich aller Welt Zungen, und schießen auf Ihn mir bösen Schmäh- und Lästerworten, und sind alle des Widersprechens so voll, daß man das liebe Kindlein kaum davor hören kann; die Welt überschreites. Es sind aber solche Schreier nicht schlechte, geringe Leute; die höchsten Poten: taten in der Welt, die weisesten, heiligsten Leute, wie denn Papst und Bischöfe des Amts halben seyn wollen, die fangen dieß Widersprechen an, und wollen diesem Kind und Seinem Wort nicht Recht lassen.

es Deß sollen und müssen wir gewohnen; geht nicht anders. Simeon weissagt es, wenn dieß Kindlein anfangen werde zu sprechen, werde die Welt alsbald mit dem Widersprechen bei der Hand seyn. Darum sind diejenigen unerfahrne und in Gottes Wort ungeübte Leute, die darauf warten, es werde eines Tages eine Einigkeit im Glauben angerichtet, und Könige und Fürsten, Papst und Bischöfe werden alsdann etwas nach geben, weichen und einräumen. Lieber, da wird

[ocr errors]

soll

da

Kind, wie Simeon sagt, widersprochen werden. Deßhalb, rüste dich darauf, wo Christus noch heu tiges Tages durch Sein Evangelium redet, wird das Widersprechen nicht ausbleiben. Daraus folgt, daß die Sache nimmermehr zur Einigkeit kommen kann; denn der Teufel leidet es nicht, und die Menschen sind zu hoffärtig und halsstar: rig. Darum ärgere dich am Widersprechen nicht, wie die Papisten, die rühmen es für eine große Gnade, daß im Papstthum alles still, und solche Uneinigkeit im Glauben nicht gewesen sey, wie nun zur Zeit, wollen deßhalb unserm Evangelium solche Schuld auflegen, und es damit unter den Leuten verhaßt machen, daß weise Leute es flichen, als gebe es Ursache zur Uneinigkeit, auf welche allewege allerlei Unrath und Zerrüttung im Regis ment folgen müsse.

Du aber nimm Simeons Weissagung vor dich und sprich: Daß es im Papstthum so still und einig gewesen, und so mancherlei Orden und Gottesdienst sich neben einander gelitten haben, und keine Uneinigkeit entstanden ist, das ist ein gewisses Anzeigen, daß Christus und Sein Wort nicht da gewesen ist. Aber jezt, da Christus kommt und predigt, da findet sich das Widersprechen auch, und ist solches gewaltige Widersprechen, daß unsrer Lehre heutiges Tages begegnet, ein gewisses Anzei: gen, daß wir Gottes Wort recht und rein haben, und daß der Sohn Gottes bei uns spricht und predigt; sonst würde das Widersprechen sich so ge: waltig nicht finden. Denn der Teufel und die Welt können es nicht leiden, daß Christus sprechen und lehren will.

Wie gehet es aber den Christen und der Kirche bei solchem Widersprechen? Das zeigt Si: meon auch fein an, und spricht: Und deine Seele wird ein Schwert durchdringen, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden. Das ist die Christen werden redlich darüber leiden müssen, wenn das Wider: sprechen also geht. Denn Simeon nimmt der Jungfrau Maria Person vor sich, als die dieses Kindes sich von Herzen, wie eine Mutter, anneh men werde. Die steht nun da als ein Bild der christlichen Kirche; denn dieselbe allein nimmt sich dieses Kindes an. Wenn nun das Widersprechen geht, wird das Schwert nicht allein die Haut und den Leib treffen, was zwar auch schon bitter wehe thut; es wird die Seele durchschneiden. Denn es

todt als solche greuliche

Lästerung des heiligen Evangeliums, so mancherlei. Abgötterei und Aberglauben sehen und hören wollte, wie es doch sehen und hören muß.

Doch, sagt Simeon, soll solches auch nicht ohne Frucht und Trost für die Christen abgehen. Denn eben durch diese Verfolgung, die ihnen um ihres Bekenntnisses willen begegnet, sollen vieler Herzen Gedanken offenbar werden, da sie sonst sich bergen, und den Schalk decken würden. Denn es ist ein sehr heimliches und verborgenes Ding um ein Menschenherz, ja so hoch verborgen, daß es niemand sieht, als Gott, und darnach (wie Simeon hier sagt) die rechten Christen.

Ueber das nun, daß die Herzen also verbor: gen und unerforschlich find, ist es der Menschen größter Fleiß, sie noch zu verhängen, zu decken und zu schmücken mit feinen Tugenden und anderm, das einen Schein macht. Du findest manchen Händler, der ist in seinem Thun so fleißig und wahre haftig; was er zusagt, da müßte ihm eher Leib und Gut aufgehen, ehe es hinter sich ginge. Also ist mancher Regent mit Trinken mäßig, in seiner Ehe züchtig und keusch, nicht geizig, mit Strafen ernstlich, wo es die Noth erfordert; in Summa, er scheint gegen andre Regenten wie ein sonder licher, köstlicher Edelstein, da die andern ihres Lebens halber kaum so gut sind als alte Schers ben. Das sind nun eitel Deckel, das Herz zu verhängen, damit jedermann betrogen werde, und es niemand recht sehen könne.

Aber wenn dieß gehet, davon Simeon hier sagt, daß die Zungen widersprechen, und das Schwert in die Herzen hineinschneidet, da hilft kein Tecken noch Bemänteln mehr. Die Herzen stehen den Christen so offen, als hätten sie diesels ben in ihren Händen, und könnten sie durchsehen, und hin und her wenden. Denn es ist gewiß, es sey das äußerliche Leben so schön es wolle, es sey. das Amt und der Beruf so herrlich und groß er wolle: sobald du dieß einige Stück hast, daß man dem Herrn Christo widerspricht, und mit dem Schwerte dem Wort will wehren, so zweifle nicht, der Teufel sitzt solchen Leuten im Herzen, redet. aus ihnen, treibt ihre Zunge zum Widersprechen, und führet ihre Hände, daß sie das Wort verfol gen, und mit dem Schwert um sich schlagen sollen.

Dieses Trostes bedürfen die Christen sehr; denn es thut weh, daß so große, herrliche Leute in so herrlichen, hohen Ständen das Evangelium vers

folgen, und über dem päpstischen Greuel so stark | halten. Ja, es fehlt nicht, es muß zuweilen den frommen Christen einfallen: Lieber, es sind nicht geringe, leichtfertige, sondern weise, aufrichtige, verständige Leute. Wie, wenn sie in der Sache nicht so gar Unrecht hätten? Wie, wenn wir ihm auf unserer Seite zu viel thäten, und zu hart wä ren? Es werden ja solche Leute auch nicht gerne zum Teufel fahren und verdammt seyn wollen? Wider solche Gedanken steht nun dieser Trost hier, daß du kein Amt, Beruf, Weisheit, Gabe noch Gnade, sie sen und heiße, wie sie wolle, dich sollst hindern lassen. Sobald du dessen gewiß bist, daß sie im Widersprechen sind, und das Wort verfolgen, so zweifle nicht, sie sind des Teufels, wie sie stehen und gehen, bis sie sich bekehren vom Widersprechen, und vom Verfolgen ablassen, und aus Widerspre chern Christi Jünger und Schüler werden, die nicht mehr widersprechen, sondern einfältig und gehor: samlich glauben, und Sein Wort annehmen. Bei solchem gewissen Urtheil bleibe; es kann nicht feh: len. Dem Papst soll seine dreifache Krone, den Bischöfen ihr herrlicher und heiliger Beruf, den Lehrern ihre Kunst, ehrbaren und feinen, redlichen Leuten ihre Tugend nicht helfen; wo diesem Kindlein widersprochen wird, da sind die Herzen am

Tag und offenbar, daß sie der Teufel regiert und führt, und sie zu Christi Reich nicht gehören.

Also sehen wir, wie diese Prophezeiung des lieben Altvaters Simeon beides, eine nüßliche Lehre und einen herrlichen Trost, uns vorhält. Die Lehre dient dazu, daß wir des Herrn Christi Reich und Seines Wortes Eigenschaft und der Welt Untugend lernen, - der Trost, daß wir uns an dent Kreuz und Widersprechen nicht ärgern, sondern Gott für Sein Wort, als den höchsten Schaß, danken. Denn es hält uns Christum vor, als die einzige Brücke, auf welcher wir über das gefährliche Meer dieses Lebens kommen, und ewig selig werden. Das verleihe uns unser lieber Herr Jesus Christus. Amen.

Herr Gott, himmlischer Vater, der Du durch den heiligen Simeon geweissagt hast, daß Christus, Dein Sohn, zum Fall und zum Auferstehen vieler in Israel gesegt sey, wir bitten Dich, erleuchte unsre Herzen durch Deinen heiligen Geist, daß wir Deinen Sohn Jesum Christum recht erkennen, uns in allerlei Noth und Gefahr an Ihn halten, und an Ihm aufstehen, und nicht mit der sichern, blinden Welt uns an Ihm stoßen, auch in allerlei Anfechtung, so um Deines Wortes und Befenntnisses willen uns begegnet, getrost und muthig seyen, sintemal gewiß ist, daß die, so Dein Wort verfolgen, zu Deinem Reiche ni nicht gehören, die aber daran glauben und dabei bleiben, ewig selig werden Amen.

Vermahnung, auf das

Eure Liebe weiß, daß wir heute das neue Jahr anfangen. Deßhalb sollen wir uns hüten, daß wir nicht, wie das unvernünftige Vich, ohne alles Hintersich und Vorsichdenken dahin gehen; sondern ein jeder soll erstlich sich seines Hauses, Thuns und Wesens erinnern, und bedenken, was ihm dieses Jahr Gutes oder Widerwärtiges ist zu Handen kommen. Denn es geht selten ein Jahr hin, es ge: schieht eine Aenderung in einem Hause, entweder daß Gott mit Seinem Segen sich hat reichlicher sehen lassen, oder daß ein sonderlicher Unfall uns zugestoßen ist. Solches soll ein jeder mit Fleiß be: denken und wohl wahrnehmen; und so du alsdann befindest, daß Gott Glück zur Haushaltung gege ben, und das Haus gesegnet und gemehret hat, sollst du Gott von Herzen dafür danken, und bit ten, Er wolle auch Gnade dazu geben, daß du sol: chen Segen seliglich und wohl brauchen, und also dabei bleiben mögest. Denn wo man Gottes Segen

|

neue Jahr zu thun.

nicht wohl anlegt, da gibt man Ursache, daß ihn Gott wieder zu sich nimmt.

Bist du darum im vergangenen Jahre karg und geizig gewesen, hast du deines Segens allein für dich genossen, deinem Nächsten nichts oder we nig davon geholfen, so gedenke, du habest daran Unrecht gethan, und bessere dich. Denke, du müssest nicht thun, wie ein Schwein, das legt sich also in den Trog, als wolle es alles allein auffressen. Mit solchem schändlichen Geiz geben die Leute oft Ursache, daß Gott Seinen Segen wieder von ihnen nimmt; oder wenn Er ihn auch nicht wieder wegnimmt, so verwickeln sie sich doch also darein, daß fie gar von Gottes Reich hinwegkommen, und dem Samen gleich werden, der unter die Dornen fällt. Das ist noch eine heftigere Strafe, als wenn Gott dir alles wieder nähme, was Er dir gegeben hat. Darum sollst du lernen, hinter dich zu sehen, auf das, was Gott dir das vergangene Jahr gegönnt

und gegeben hat, sollst Gott für solchen Segen danken, und schauen, daß du ihn recht und wohl brauchest.

Wo dir aber dieses Jahr über ein Unfall zugestoßen wäre, das sollst du auch nicht vergessen, sondern erstlich erkennen, daß Gott zu deinem Be sten dich heimgesucht, und mit solcher Ruthe dich deiner Sünde erinnert habe, auf daß du von Sün den ablassen, dich bessern, Gott fürchten und frömmer werden mögest. Darnach sollst du Gott von Herzen bitten, dast Er vor dergleichen Unfall fer: ner dich hüten, und gnädige Hilfe dir schaffen wolle. Und so sey der Anfang dieses Jahrs, Gott dans ken, Gott bitten, Gott loben, Gott fürchten, und auf Sein Wort und Seinen Befehl sehen. Das heißt sich christlich beweisen, und nicht wie das unvernünftige Vieh, das lebt einen Tag nach dem andern hin, ohne alles Hintersich und Vorsichdenken, es sey ihm Liebes oder Leid geschehen. Solche Unbedächtigkeit und Unachtsamkeit, ja Unvernunft soll bei den Christen nicht seyn; denn sie haben immerdar Ursache genug, so sie anders die Augen recht aufthun wollen, Gott zu danken und zu lo ben, Gott anzurufen und Ihn um Hilfe zu ers suchen, der Sünde zu wehren, und sich zu bessern.

Wo du nun dein Haus mit deinen Gedanken also durchgegangen bist, so gehe alsdann am nächsten auf das Rathhaus und zum weltlichen Regis ment, und bedenke dich da auch, was für Fehl oder Segen du da findest. Wo Gott Seine Regen ten erhalten, und das Jahr über hat leben lassen, da bist du schuldig, für solche Gnade Gott zu danken, und um fernern Segen und Wohlfahrt zu bitten. Denn an einem feinen, gottesfürchtigen Regenten ist sehr viel gelegen. Wiederum, findest du Mangel an der Obrigkeit, daß sie in ihrem Umt unfleißig ist, oder wenig Glück hat, oder ärgerlich lebt, da hüte dich, daß du nicht, wie der Pöbel, deine Obrigkeit darum lästerst, und ihr übel nachredest; denn Gott hat dir's nicht befohlen; es gehört ein andrer Richter hiezu, als du und dein böses Maul. Sondern jemehr du Mangel an deis ner Obrigkeit findest, je treulicher klage es Gott, je ernster bitte, daß Er andere Leute solche Sünde nicht wolle entgelten lassen, noch um ihres Aergernisses willen die Gemeinde strafen, oder desto we: niger Glück zu ihren Geschäften geben.

Auf solche Weise hilfst du deiner Obrigkeit, besserst das Regiment, und thust daneben auch einen Gottesdienst, der dir aufgelegt und von Gott bez fohlen ist, wie Sct. Paulus lehret, da er (1.Tim.

2.) spricht: Ich ermahne, daß man vor allen Dingen zuerst thue Bitte und Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.

Die nun, so unter Bischöfen und andrer Ob: rigkeit sien, die Gottes Wort nicht leiden will, und über der alten Abgötterei noch hält, die haben sonderlich Ursache, zu bitten, daß Gott ihrer Her, ren Willen brechen und ändern, ihr Herz erleuchten, und zu Seinem Wort sie führen wolle. Wo aber das nicht soll seyn, wie leider zu besorgen ist, der meiste Theil sey um seiner manchfaltigen Sünde, seines Muthwillens und seiner Verfolgung der Wahrheit willen solcher Gnade nicht werth: so mögen. sie bitten, daß Gott durch gnädige Mittel ihrem bösen Willen und ihren Anschlägen wehren, und dennoch des übrigen Haufens verschonen wolle, der gerne recht thun und Gottes Wort haben, auch alle Abgötterei gern abgeschafft haben wollte, aber es nicht vermag, weil die Obrigkeit zu heftig das wider ist.

Das ist das andre Stück, daran du gedenken sollst, da wirst du auch Ursache genug finden, dich deiner und andrer Leute Sünde und Uebertretung zu erinnern. Denn daß es im Regiment so übel zugeht, daß Krieg, Theurung und andres Unglück vorfällt, dazu hilfst du, ich und wir alle in unsern Häusern, weil wir so gar ohne Gottesfurcht leben, böse Exempel mit Fluchen, Schelten, Zürnen und andern Untugenden geben, im Kaufen und Verkaufen so gar auf unsern eigenen Nußen sehen, armer Leute so wenig achten, und ihnen so färglich und spröd helfen 2c. Darum hüte dich ferner davor, bitte um Vergebung, und bessere dich; dein Nachbar thue auch also, so wird's, ob Gott will, im Regiment besser werden, oder Gott wird dich doch in gemeiner Noth und Strafe sonderlich bedenken, und dich gnädiger als andre halten, bei welchen keine Besserung erfolgt.

Wenn du aber erstlich dein Haus, und dar nach das Rathhaus bedacht hast, so gehe ferner in die Kirche, und siehe dich da auch um, was du für Mangel oder Segen findest: so wirst du wiederum zur Danksagung und zum Gebet vielfältig verurs sacht werden. Denn wer wollte Gott dafür nicht danken, wo die Lehre rechtschaffen ist, und der Got tesdienst rein, und nach Gottes Befehl geht? Da ist eine gewisse Hoffnung, daß eine rechte christliche Kirche da sey. Daraus folgt dann, daß man da

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »