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selbst Gott recht erkenne, Gott recht diene, und Ihn im Glauben anrufe, wenn gleich derer nicht viele sind, die solches thun. Es wird auch ferner dieser Trost folgen, daß um dieser wenigen willen, die Gott aus Seinem Worte recht erkennen lernen, Ihn recht anrufen und Ihm dienen, Gott dem ganzen Haufen viel Gnade und Segen will widerfahren lassen, und ihn vor viel großem Unglück behüten.

Zum vierten will es die Noth auch erfordern, daß wir zu unsern Nachbarn gehen, uns ihrer Noth und ihres Unfalls auch annehmen, und für dieselben bitten, daß Gott ihnen gnädig sey, ihnen hel fen und sie schüßen wolle. Das heißt alsdann das neu neue Jahr fein christlich und seliglich anfangen, und ist Hoffnung dabei, daß Gott denen, die sich also darein schicken, ein gutes, seliges Jahr geben werde, wie ich denn einem jeden von Herzen wünsche.

Wiederum aber, wenn du siehest, daß in der Kirche die alte Abgötterei noch gehet, und Gottes Weil wir aber in Gottes Namen versammelt Wort keinen Play hat, oder daß noch viel Un- sind, und die Verheißung haben Matth. 18. da krauts und bösen Samens mit eingeführt ist, wie Christus spricht: Ich sage euch, wo zween unter man denn leider allenthalben irrige Köpfe findet: euch eine werden auf Erden, warum es ist, daß sie so hast du wieder große Ursache, Gott zu bitten, bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von Meis daß Er dem Teufel wehren, die Kirche einig er nem Vater im Himmel: 'so wollen wir jetzt mit halten, das Wort rein geben, rechtschaffene Predi einander Gott für Seine Gaben danken, und für ger senden, dieselben durch Seinen heiligen Geist alle gemeldete und andre Noth bitten, daß uns regieren und führen, und viel Gutes durch sie an- Gott dieses zukünftige Jahr vor allem Uebel gnä‹ richten wolle. Also finden wir an allen drei Ortendig behüten, und was uns an Leib und Seele dient, Ursache vollauf, daran wir heute und immerdar gnädig wolle widerfahren lassen. Solches zu erdenken, Gott loben und danken, bitten und an- werben, betet mit Andacht ein Vater unser. rufen sollen.

Am neuen Jahrstag.

Evangelium Luc. 2, 21.

Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward Sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn Er im Mutterleibe empfangen ward.

Am heiligen Christtag hat eure Liebe gehört, wie das Kindlein Jesus so arm und elendiglich auf. diese Welt geboren worden, und warum solches von Gott also geordnet und geschehen sey, nämlich uns allen zum Trost, daß wir der Anfechtung ledig würden, und uns vor Gott, der in einer so freundli chen Gestalt zu uns kommt, nicht mehr fürchten möchten. Denn wer wollte sich doch vor diesem Kinde, das unser Heiland ist, fürchten? Wer wollte es nicht von Herzen lieb haben? Ja, wer wollte nicht von Herzen gern Ihm dienen, sonderlich weil es uns von des Teufels Gewalt und allem Unglück erlöset?

Am heutigen Tag aber geht die Historie Seiz nes Lebens an. Nun meldet der Evangelist zwei Stücke, nämlich, daß dieß Kindlein am achten Tag beschnitten, und Ihm der Name gegeben worden sey: Er soll Je

sus heißen. Gleichwie nun Seine Geburt arm und elend ist, also sind auch dieß zwei schlechte, gemeine Dinge, wenn wir sie dem äußerlichen Ansehen nach beurtheilen wollen. Denn kein Juden: kind ist so gering und arm gewesen, man hat's am achten Tag beschnitten, eben so wohl als dieß Kindlein, und ein sonderliches Fest mit ihm gehabt. Eben so ist auch der Name Jesus ein gebräuchlicher Name bei den Juden gewesen, welchen viele vor und nach diesem Kindlein gehabt, und doch nichts Sonderliches gewesen sind.

Und dieß ist die größte Ursache des Aergers nisses, von dem eure Liebe am letzten Sonntag ges hört hat. Denn die Welt, wo sie nicht etwas Sonderliches sieht, geht sie vorüber, wie ein blindes, unvernünftiges Vieh. Wiederum, wo ein Zulaufen, Pracht und Gepräng ist, da läßt sie sich halten und ihr das Maul aufsperren. Anders kann und

will sie nicht thun. Darum muß dieß Kindlein das hinten bleiben, weil man's nach dem gemeinen Brauch mit Ihm hält, und nichts Sonderliches mit Ihm anfängt. Man beschneidet's; andre Knäblein beschneidet man auch; und ohne Zweifel, wenn grofser Leute Knäblein beschnitten wurden, wird eine herrliche Pracht und Gepränge gewesen seyn, mit Gäste laden und sonderlicher Freude und Fröhlich; keit. Hier aber geht es arm und clend zu; und ist vielleicht dem armen Joseph sauer worden, etliche Leute zu solchem Werk aufzubringen. Denn er, als ein fremder und dazu armer Mann, hat kein son: derliches Gepränge führen können.

Und da das Kindlein, nach Anzeige Seiner Mutter und Josephs, Jesus heißen soll, nimmt sich auch niemand darum an, daß er fragt, warum es eben Jesus heißen soll? In Summa, es geht alles schlecht und einfältig zu, und ist hier nichts Vornehmes oder Köstliches zu sehen. Darum geht die Welt vorüber, gibt weder auf die Beschneidung noch auf den Namen bei diesem Kindlein Acht. Ja sie ärgert sich sogar noch, wenn man dieses Kinds lein vor andern hoch loben und preißen will; denn man sieht an Ihm nichts Sonderliches vor andern Kindern.

Solchem Vergerniß aber weiß der Glaube durch Gottes Wort fein und meisterlich zu begegnen. Denn erstlich sieht er, warum dieß Kindlein nicht allein nichts Sonderliches seyn will, sondern über das auch noch sich demüthigt, und ein elenderes Wesen führt, denn sonst alle Kinder. Er freuet sich deßhalb dieser armen Gestalt; denn er weiß, wozu es dienen soll, nämlich daß dieß Kindlein darum menschliche Natur an sich genommen habe, und zur Welt geboren sey, um der armen, blinden, verlor nen Welt aus allem Jammer zu helfen, und jederz mann, klein und groß, reich und arm, niemand ausgenommen, zu dienen.

Daran läßt sich der Glaube genügen, thut darnach die Augen zu, fragt nicht weiter, wie arm und unansehnlich dieß Kindlein sey. Die Ohren aber thut er auf, und hört mit Fleiß, was von diesem armen Kindlein gesagt wird. Da hört er erstlich den Engel mit der Jungfrau Maria reden, und sprechen: Du wirst schwanger werden, und einen Sohn gebären, deß Namen sollst du Jesus heißen; der wird groß und ein Sohn des Aller: höchsten genannt werden. Weiter hört er, was der Engel zu den Hirten auf dem Felde. sagt: Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland

geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Solche himmlische Predigt und Bots schaft hört der Glaube, und nimmt's von Herzen an. Weiter sieht er hinter sich, was von diesem Kindlein durch den heiligen Geist in den Prophes ten geweissagt ist. So stehen im zweiten Psalm diese Worte: Du bist Mein Sohn; heute habe Ich Dich gezeugt. Diese Worte merkt der Glaube fleisfig, und lernet dieß Kindlein recht daraus kennen. Denn ohne das Wort ist es unmöglich, daß man es recht kennen, oder höher halten könnte, als ein anderes Kind. Wer will es Ihm ansehen, daß dieß Kind auch der Herr und ein Sohn des ewigen Vaters seyn soll, welchen Gott heute, das ist, von Ewigkeit gezeugt hat? Mit Augen läßt sich das an diesem Kindlein jeht nicht sehen. Dort aber wird man's auch mit Augen sehen, wenn Er mit großer Kraft und Herrlichkeit in der Wolke kommen, und Lebendige und Todte richten wird. Aber jetzt, sage ich, kann es niemand sehen. Die es aber wissen wollen, die müssen es im Wort hören, und daraus lernen.

Wenn nun der Glaube also die Person durch das Wort hat, und erkennet, daß dieß Kindlein Gottes Sohn ist, von Gott in Ewigkeit geboren: alsdann nimmt er auch dieses Kindleins Werke vor sich. Diese scheinen zwar andern Leuten gering, und schier jedermann ärgert sich daran; aber der Glaube ärgert sich nicht daran, sondern schö: pfet aus diesen geringen Werken den höchsten Trost und die größte Freude. Denn da wer den ihm solche Werke eitel neue Werke, dergleichen in der Welt zuvor weder gehört noch gesehen worden, auch nimmermehr geschehen können. Wahr ist's, wie gesagt, des geringsten Bauern Söhnlein ist eben so wohl am achten Tage beschnitten wor den, als das Kindlein Jesus. Darum wird dieses Kindleins Jesu Beschneidung vor der Vernunft für nichts Sonderliches gerechnet. Aber man sehe auf den Unterschied der Personen, so wird ja ein so großer Unterschied zwischen dieser Beschneidung und der Juden Beschneidung werden, so hoch der Him, mel über der Erde ist.

Denn die Juden mußten sich darum beschneiden lassen, weil Gott es befohlen und neben Seine Verheißung das Drohwort gesezt hat, I. Mos. 17, 14: Wo ein Knäblein nicht beschnitten würde an der Vorhaut seines Fleisches, dessen Seele sollte ausgerottet werden aus Seinem Volk, darum daß es Gottes Bund unterlassen hat. Dieses Wort hat es mit sich gebracht, daß die Juden sich und ihre Kinder mußten beschneiden lassen, oder des herrlis

chen Ruhmes entbehren, unter Gottes Volk zu ge hören, das ist, ohne Gott, ohne Gottes Gnade, ohne Gottes Schuß leben, sterben und verderben mußten. Und da war gar kein Unterschied, Priester sowohl als Laien, Könige sowohl als Bauern, Propheten sowohl als andere Leute, wollten sie für Gottes Volk gerechnet werden, und sich der Gnade, des Schußes und der Hilfe Gottes trösten, so mußten sie am achten Tag sich beschneiden las sen, oder in Gottes Ungnade und ohne Gott seyn.

Warum aber das? Darum, daß sie sehen sollten, wie aller Menschen Fleisch und Blut, wie sie auf diese Welt alle geboren werden, voll Sünde sey, und kein Mensch sich selber helfen könne, Soll ihnen aber geholfen werden, so müßte es allein aus Gottes Gnade und Barmherzigkeit geschehen, der durch sich selbst von Sünden und Tod helfen wollte, laut der Verheißung, die Abraham, und zuvor Adam und Eva im Paradies gegeben war.

Darum wenn die Juden sich beschneiden liessen, so bekannten sie durch dieses Werk, daß, was vom Fleisch geboren, sey Fleisch, das ist, voller Sünde und unrein, bedürfe deßhalb, daß man's wohl beschneide. Und ist all ihr Trost und ihre Zuversicht darauf gestanden, daß Gott mit der Zeit einen reinen Samen, einen Knaben ohne Sünde senden werde, durch welchen der Sünde und dem Tode gesteuert, und allen Menschen, Ju den und Heiden, geholfen werden soll. Wie denn Abraham nicht allein seine Leibeserben, sondern auch seine Knechte, die eines andern Geblüts oder Geschlechts waren, nach Gottes Befehl beschnitten hat. In Summa, es sind alle Knäblein unter den Juden, von Abraham an bis auf Christum, deß halb beschnitten worden, weil sie von Natur nichts als Sünder waren, und Gottes Gnacé und Barmherzigkeit bedurften, sollten sie anders von Sünden ledig und selig werden.

Aber da kommt ein viel andres Kind, das läßt sich auch beschneiden. Seine Mutter ist eine Jungfrau, die hat dieß Kind vom heiligen Geist empfangen, der über sie gekommen ist, und die Kraft des Höchsten hat sie überschattet, daß also ihr Fleisch und Blut geheiligt ward. Darum bringt dieß Kindlein kein unheiliges, sündliches Fleisch und Blut von Seiner Mutter mit sich, ob es wohl ein sterbliches Fleisch und Blut ist. Denn sonst könnte es unserm Fleisch und Blut, das sterblich ist, nicht gleich seyn. Ehe aber dieß Kindlein im Mutterleib empfangen ward ist es von Gott in Ewigkeit gezeugt, wie der zweite Psalm meldet.

Daß nun dieses Kindlein, welches ohne Sünde und ewiger Gott ist, sich beschneiden läßt, eben wie andere Kindlein, die Sünde haben, und im Mutterleibe allererst geschaffen werden, das macht aus der Beschneidung ein gar neues Werk, der gleichen in der Welt zuvor nie gewesen. Darum sezt der Glaube alle andern beschnittenen Kindlein auf die Seite, läßt sie fahren als Sünder, die Got tes Gnade bedürfen, wenn ihnen von Sünde und Tod geholfen werden soll, und siehet auf dieses Kindleins Beschneidung allein, da er weiß, daß es nicht allein ohne Sünde, sondern Gottes ewige Gerechtigkeit selbst ist.

Warum läßt es sich denn beschneiden, wie andre sündige und zum Tod verurtheilte Kindlein? Es bedarf Vergebung der Sünden nicht; denn es ist selbst ewiger, allmächtiger Gott. Dennoch läßt es sich beschneiden, eben wie ein andres armes, sündiges Kindlein, das Gottes Gnade und Schuß bedarf; warum doch das?

Die Ursache zeigt uns Sein Name an, der, wie gemeldet, auch ein gemeiner, verständlicher Name unter den Juden gewesen ist. Aber weil ihn dieses sonderliche Kind führt, wird ein Name über alle Namen daraus, dergleichen in der Welt nie ist er hört worden. Es heißt aber Jesus auf deutsch so viel, als ein Heiland oder Helfer. Diesen Na men überkommt das Kindlein da in Seiner Beschneidung, zum Zeugniß, daß durch solche Beschneidung uns soll geholfen werden. Denn Seinethalben hat dieß Kindlein der Beschneidung nicht bedurft. Da liegt nun alles daran, daß wir lernen, wozu doch dieses Kindlein durch Seine Beschneidung uns dienen und helfen wolle. Darum thue die Augen hier wieder auf, und siehe es an, wie es da in einem offenen Viehstall in der Krippe liegt, ohne alles Gepränge, in großer Armuth, und doch aller Welt Herr und Heiland ist. Da kannst du selbst schließen, Geld und Gut, herrlich Wesen und Gewalt will dieß Kindlein niemand schaffen, denn es hat's selbst nicht; ja es will's nicht haben, läßt solches weltlichen Königen und Fürsten, die können und sollen damit andern Leuten helfen, sie schützen, wider Gewalt beschirmen, ihnen Nahrung schaffen, und dergleichen.

Seine Hilfe aber gehet auf etwas Höheres, und vornehmlich dahin, wozu die Beschneidung ge ordnet, und der Bund Gottes mit den Menschen gemacht ist. Wir sind alle Sünder von Mutterleib an. Nun hat Gott durch Sein Gesetz uns ange zeigt, wie wir unser Leben führen, und Ihm die

nen sollen. Und solche Lehre ist heilig und gut; denn Gott kann nichts Böses ordnen. Aber da findet sich der Unrath mit uns armen Sündern, daß wir der Sünde und des verderbten Fleisches und böser Lüste wegen Gottes Gesetz nicht halten können. Er will ein reines Herz haben, in welchem keine bösen Lüste sind. Aber wir können uns nicht anders machen, noch das Herz ändern.

Weil wir nun Gottes Willen nicht thun, und unser Herz und unsere Lust immerdar dawider strebet, stehet das Gesetz da, und verklagt uns alle, ja übergibt uns alle dem Tod, welcher der Süne den Strafe ist. Denn also lautet sein Urtheil: Wer nicht alle Worte des Gesetzes erfüllt, der ist vers flucht. 5. Mos. 27. Ferner: Wer an Einem fündigt, der ist des ganzen Gesezes schuldig. Denn der da gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen, der hat auch gesagt: Du sollst nicht tödten. Jak. 2. Diese Last nun liegt auf uns allen, daß wir das Gewissen müssen tragen; wir haben Gottes Gesetz nicht gehalten, und müssen deßhalb die Strafe ers

warten.

Wider diesen Jammer will das Kindlein Je sus ein Heiland und Helfer seyn, und fängt solche Hilfe heute an, da Er acht Tage alt ist, gibt sich daher unter das Gesetz, und läßt sich beschneiden, eben wie andere sündige Kindlein, damit das Gesetz nicht rühmen könne, es habe alle Menschen verklagt und verdammt als Sünder, die Gott Seinen Gehorsam nicht geleistet haben. Denn hier findet sich ein Kind, das ohne Sünde ist; dasselbige gibt sich dahin, daß es Gott Seinen Gehor sam leisten, und das Gesetz vollkommen halten wolle. Und das darum, weil es Jesus heißt, und uns armen, verdammten Menschen vom Gesetz helfen will, daß es nicht alle Menschen verdamme, sintemal da ein Mensch ist, der mit reinem Her: zen sich darum annimmt, daß Er Gott Seinen Gehorsam leisten will.

Darum spricht Sct. Paulus Gal. 4: Gott fandte Seinen Sohn, von einem Weibe geboren, und unter das Gesetz gethan, auf daß Er die, so unter dem Geseze waren, erlösete, und wir die Kindschaft empfingen. Diesen Spruch besiehe flei: Big. Er spricht: von einem Weibe geboren, da man doch sonst den Vater zu nennen pflegt; denn man spricht nicht: der ist des Weibes Sohn, sondern des Mannes Sohn. Nun nennet Paulus den Va ter hier auch, da er sagt: Gott sandte Seinen Sohn; dann aber seht er hinzu: von einem Weibe geboren, damit anzuzeigen, daß Er erstlich aus

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Dieser Sohn nun, sagt S. Paulus, ist unter das Gesetz gethan. Wann oder wie? Im heutigen Evangelium steht es: weil Er sich beschneiden läßt. Da aber das Gesetz Mosis denen gegeben ist, die beschnitten waren, und nicht den Heiden, so unterwirft sich also der Herr, indem Er die Beschneidung annimmt, dem Gesch, ja macht sich zum Schüler und Knecht des Gesezes, und bezeugt da mit, daß Er sich beschneiden läßt, Er sey schuldig, alles das zu thun, was im Geseze Gottes gebo ten ist.

Das ist das eine; aber daran ist's nicht genug. Darum lehret Paulus weiter, warum Gotz tes Sohn sich unter das Geseß gethan habe, und spricht: daß Er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, und wir die Kindschaft empfingen. Dieses Stück lerne und merke wohl, so wirst du an der Beschneidung Christi einen sonderlichen Trost und Freude empfahen. Denn ich habe gesagt, das Ges setz sey denen gegeben, die beschnitten waren, wie denn die Historie vor Augen ist. Denn Moses ist allein des jüdischen Volks Prediger gewesen; auch hat Gott allein die Juden für Sein Volk erkannt, und ihnen am Berg Sinai, da sie aus Aegypten zogen, das Gesetz gegeben, Psalm 147, daß sie sollten Sein eigen Volk, und mit Sitten, Weise und Rechten von allen andern Völkern abgesondert seyn.

Ehe aber Gott rom Himmel herunter solches Gesetz gegeben und offenbart hat, ist in der Welt das natürliche Gesetz gewesen; das ist, die Menschen haben, ohne solche Offenbarung vom Him mel, aus eigenem Verstand gewußt, daß man Gott fürchten, Gott ehren, Gott anrufen soll, daß man Vater und Mutter ehren, nicht tödten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen soll, wie Paulus sagt Röm. 2. Die Heiden sind ihnen selbst ein Geset, damit, daß sie beweisen, des Gesezes Werke sind beschrieben in ihrem Herzen, sintemal ihr Ge: wissen sie bezeuget, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen, auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird, laut

meines Evangelii. Das ist ein klarer Text. Die Heiden haben ein Gewissen, wenn sie Unrecht thun. Daraus folgt ja, daß sie das Gesetz wissen, und ihr Herz Gottes Gebot und Willen erkennt. Es wird aber solches Gewissen sonderlich sich regen am jüngsten Tage, da ein jeder Sünder wider sich selbst zeugen, und sich selbst wird Unrecht geben.

Wer nun einen Unterschied machen will zwi schen der rechten Kirche, die vor dem Gesetz ge wesen ist, und dem andern Theil, den Heiden, der siehet, wie die Heiden und die Kirche in dem Fall gleich sind, daß die Natur beide lehrt, sie sollen das Böse meiden, Gott fürchten, und des Guten sich befleißigen. Aber bei der Kirche, die Gottes Wort hat, ist solcher Verstand deutlicher und fla rer; denn sie hat einen andern Lehrer, als ihr eignes Herz. Der heilige Geist regiert und erleuch tet die Kirche, daß sie weiß, wie Gott nicht am äußerlichen Werk sich wolle genügen lassen, sondern auch ein reines Herz fordere. Solches sehen die Heiden, oder die, so außer der Kirche sind, nicht. Das sehen und empfinden sie einigermaßen wohl, daß ein großer Mangel am Herzen ist, sintemal darin so viel unordentliche, sündliche Lüste sich re gen. Aber darüber machen sie sich kein Gewissen, sondern lassen sich dünken, wenn sie vom äußerlichen Werk sich enthalten, so haben sie recht ge than, und seyen ohne alle Sünde. Also ist zu bei den Theilen: in der Kirche und außer der Kirche, das Geset; aber in der Kirche ist es klarer.

Ueber das aber hat die Kirche noch ein an: deres und größeres Licht, das außer der Kirche nicht ist. Denn sie lernt aus Gottes Wort, wie man der Sünde im Herzen und den bösen Lüsten wehren möge, daß sie gegen Gott uns nicht beschuldigen, noch verdammen mögen. Denn da ist für und für von Adam an in der Kirche das Licht gewesen, daß die Gottseligen und Gläubigen durch den heiligen Geist ihr Vertrauen auf ben verbeifsenen Samen gesetzt, und durch Ihn Vergebung der Sünden und ewige Gerechtigkeit geglaubt ha ben. Davon wissen die Heiden nichts, ob sie gleich das natürliche Gesetz haben und wissen.

Aus diesem ist nun leicht zu sehen, daß, ob: wohl die Heiden andere Sitten und Rechte und äußerliche Gottesdienste, als die Juden, gehabt ha: ben, dennoch die zehn Gebote, so in die Natur ein gepflanzt sind, die Heiden eben sowohl wie die Juden fassen und binden, und also das Urtheil über alle Menschen geht, daß sie die zehn Gebote halten, oder unter Gottes Zorn und im Tode bleiben müssen,

Daß aber unser lieber Herr Jesus Christus sich beschneiden läßt, das geschieht nicht allein den Juden zu gut, daß sie von den äußerlichen Ber schwerden des Gesezes sollen erledigt werden; son: dern es geschieht beiden, Juden und Heiden, zu gut, (weil Gottes Gebot sie beide bindet, und sie doch demselben nicht genug thun können), daß sie alle vom Gesetz erlöset werden. Das ist, es sol len hinfort weder Heiden noch Juden an die äußer lichen Sagungen Mosis gebunden seyn; sie dürfen sich nicht mehr lassen beschneiden; sie dürfen sich nicht mehr vor der oder jener Speise, als wäre sie unrein und verboten, hüten; sie dürfen nicht mehr opfern, nach Jerusalem gehen, im Tempel allein beten. Dieses soll bei den Juden aus seyn. Und die Heiden, wenn sie wollen Gottes Volk seyn, dürfen sie solche Weise auch nicht halten noch annehmen. Das ist eine Erlösung vom Gesetz, aber die geringste.

Diese ist viel höher: was man mit dem Herz zen, mit Worten und Werken gegen die zehn Gebote gethan hat, das soll alles mit einander um Christi willen allen, die an Ihn glauben, es seyen Juden oder Heiden, geschenkt und nachgelassen seyn, daß solche Sünde Gott nicht sehen, und sie darum nicht verdammen will.

Dazu dient unsers lieben Herrn Christi Beschneidung, und daß Er sich heute unter das Ger setz gibt. Denn die Anfechtung wird nicht ausbleiben; dein Herz und Gewissen werden dich vers klagen, du habest Gottes Wort und Willen nie vollkommen gehalten. Wenn nun solches geschieht, so hüte dich, daß du ja nicht läugnest; sondern erkenne und bekenne deine Sünde. Aber darum verzage nicht, sondern sprich: Wahr ist's, ein Sünder bin ich, habe viel Uebles gethan; ich habe das und jenes gute Werk unterlassen; das ist leider geschehen. Nun weiß ich, daß der ewige Lod und und die Verdammniß auf die Sünde gestiftet ist. Aber ich danke meinem gnädigen Gott und Vater im Himmel, der hat Seinen Sohn_gesandt, Ihn beschneiden lassen, und unter das Gesetz gethan. Was nun ich nicht gethan habe, das hat mein Herr Jesus Christus gethan. Wo ich Gott und Seinem Wort ungehorsam gewesen bin, da hat Er vollkommenen Gehorsam geleistet, auf daß Er mich dadurch nicht allein von dem Gesch und des Gesetzes Fluch ledig, sondern auch zum Kind und Erben Gottes machte. Denn ob ich gleich ein armer Sünder bin, und habe mich an Gottes Gebot oft vergriffen, so ist doch Er ohne Sünde,

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