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Das Ende des makedonischen Königshauses.

Von Fritz Schachermeyr.

Wir verdanken die Bekanntschaft mit den Historiae Philippicae des Pompeius Trogus den uns erhaltenen Prologi und der Epitome des Junianus lustinus. Während erstere, soweit es im Rahmen ihrer Möglichkeit liegt, uns eine ziemlich verläßliche Übersicht über Disposition und Inhalt des Werkes geben, steht die Epitome des Iustinus auf der tiefsten Stufe dieser Literaturgattung.

Es ist nun die schwierige aber mitunter lohnende Aufgabe des Historikers, Trogus aus den Wirrungen und Irrungen der Iustinischen Verarbeitung herauszuschälen. Unter den vielen Fehlern und Ungenauigkeiten, die sich der Epitomator hat zuschulden kommen lassen, soll jedoch nur jene Klasse hervorgehoben werden, die uns auch die Methode, nach welcher er die Auszüge verfertigte, beleuchten hilft, nämlich die Verwechslungen von Personen- und Ortsangaben bei sonst richtiger Detailschilderung.

Ich begnüge mich, hierfür zwei Belege zu geben, welche sich auf die Diadochenkämpfe beziehen und dem Tode der beiden letzten Prinzen vom Hause Alexanders zeitlich nahestehen.

Iust. XIII 8, 5: Victus Neoptolemus ad Antipatrum et Polyperconta profugit eisque persuadet, ut continuatis mansionibus laeto ex victoria et securo fuga sua Eumeni superveniant. 6. Sed res Eumenen non latuit. Itaque insidiae in insidiatores versae, et qui securum adgressuros se putabant, securis in itinere et pervigilio noctis fatigatis occursum est. 7. In eo proelio Polypercon occiditur. 8. Neoptolemus quoque...

Es ist ohne weiteres klar, daß es sich hier um eine Verwechslung des Polyperchon mit Krateros handelt und es fragt sich nur, wie denn überhaupt hier Polyperchon in den Text hineinkommen konnte. Daß Pompeius Trogus noch Crateros bot, zeigt uns der Prolog zum XIII. Buch (Zeile 7ff. der Ausgabe von Rühl): Bellum quo Eumenes Neoptolemum et Crateron occidit.

Der Irrtum ist also dem Iustinus selbst unterlaufen und beschränkt sich bemerkenswerter Weise auf den Namen des Crateros. Im übrigen stimmt der Bericht über die Kriegsereignisse in Kleinasien mit der sonstigen hierüber vorliegenden Überlieferung im Sachlichen überein.

Der Tatbestand findet seine Erklärung am besten in folgender Annahme: Iustinus hat sich unter Verzicht auf eingehenderes. Studium und eventuell auf direktes Kopieren seiner Vorlage begnügt, jeweils größere Abschnitte aus Trogus seinem Gedächtnisse einzuprägen, um dann die uns vorliegenden Auszüge frei, ohne Beiziehung der Vorlage, niederzuschreiben. Eine Schlußkollation erfolgte nicht. Da er nun jeder eingehenderen Geschichtskenntnis entbehrte, so war es nur zu leicht möglich, daß bei der zur Zeit der Diadochenkämpfe ja tatsächlich herrschenden Überfülle von höchst aktiv in das Geschehen eingreifenden Personen Verwechslungen von Namen unterlaufen konnten, während die Ereignisse selbst, besonders wenn sie sich zu rhetorischer Ausgestaltung eigneten und so das Interesse Iustins erweckten, mit annähernder Treue wiederkehren.

Obige Beobachtung über die Arbeitsweise unseres Autors möge folgendes Beispiel noch weiter erläutern.

Diodor berichtet XVIII, 16 über die Niederwerfung des epichorischen Reiches in Kappadokien durch Perdikkas; er schließt daran c. 17-21 Ereignisse in Hellas und in der Kyrenaika, um c. 22 wieder zu den Geschehnissen in Asien zurückzukehren: Perdikkas zieht von Kappadokien nach Pisidien, um die der makedonischen Herrschaft unbotmäßigen Eingeborenen zu unterwerfen. Es gelingt ihm Laranda im Sturm zu nehmen: Isaura hingegen leistet Widerstand. Als die Stadt am dritten Tage sturmreif geworden ist, entschließen sich die Verteidiger zu folgender Verzweiflungstat:

Diod. XVIII 22, 4 ὁρῶντες γὰρ ἀπαραίτητον οὖσαν τὴν κατ' αὐτῶν τιμωρίαν καὶ δύναμιν οὐκ ἔχοντες ἀξιόχρεων τὴν ἀμυνομένην τὸ μὲν ἐγχειρίσαι τὴν πόλιν καὶ τὰ κατ' αὐτοὺς ἐπιτρέψαι τοῖς πολεμίοις οὐκ ἔκριναν, ἐμφανοῦς οὔσης τῆς μεθ ̓ ὕβρεως τιμωρίας, νυκτὸς δ' ὁμοθυμαδόν πρὸς τὸν εὐγενῆ θάνατον ὁρμήσαντες τέκνα μὲν καὶ γυναῖκας καὶ γονεῖς εἰς τὰς οἰκίας ἐγκλείσαντες ἐνέπρησαν, κοινὸν θάνατον καὶ τάφον διὰ τοῦ πυρὸς ἑλόμενοι. 5. τῆς δέ φλογὸς ἄφνω πρὸς ὕψος αιρομένης οἱ μὲν Ἰσαυρεῖς τὰ κτήματα καὶ πάντα τὰ δυνάμενα τοῖς κρατοῦσιν ὠφελείας παρέχεσθαι τῷ περὶ παρέβαλον, κτλ. 7. τέλος δὲ . . . οἱ Ἰσαυρεῖς εἰς τὸ πῦρ ἑαυτοὺς δίψαντες ἐν ταῖς οἰκίαις συνετάφησαν τοῖς οἰκείοις.

Dagegen Iustinus:

XIII 6, 1: Interea Perdicca bello innoxio Ariarathi, regi Cappadocum, inlato proelio victor nihil praemii praeter vulnera et pericula rettulit. 2. Quippe hostes ab acie in urbem recepti occisis coniugibus et liberis domos quisque suas cum omnibus copiis incenderunt 3. eoque congestis etiam servitiis semet ipsi praecipitant, ut

nihil hostis victor suarum rerum praeter incendii spectaculo frueretur.

Bei Iustinus kommt Pisidien überhaupt nicht vor, wohl aber berichtet er von der Verzweiflungstat der belagerten Stadt, welche nach seiner Ansicht, jedoch in - Kappadokien liegt und den Ariarathes mit seinem geschlagenen Heere aufnimmt. Dem in Gedanken das bei Trogus Gelesene verarbeitenden Iustinus war die ja tatsächlich unwichtige Expedition des Perdikkas nach Pisidien entfallen, wohl aber erhielt sich in seinem Gedächtnisse der tragische Schlußeffekt, der sich nun in Verbindung mit der Unterwerfung Kappadokiens in der Epitome wiederfindet. Liegt also im ersten Fall eine Verwechslung der Person vor, so handelt es sich hier geradezu um ein Schulbeispiel für Vertauschung der Lokalität. Die Detailumstände fanden wir beide Male mit der übrigen auf Hieronymos zurückgehenden Überlieferung, (speziell Diodor) übereinstimmend.

Die so gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Arbeitsweise Iustinus' mögen nun zur Erklärung einer weiteren Stelle, die bisher ungeklärte Widersprüche mit Diodor aufwies, genutzt werden.

Iustinus berichtet folgendermaßen über das Ende des makedonischen Herrscherhauses:

XV 2, 3: Deinde, ne Hercules, Alexandri filius, qui annos XIV excesserat, favore paterni nominis in regnum Macedoniae vocaretur, occidi eum tacite cum matre Barsine iubet corporaque eorum terra obrui, ne caedes sepultura proderetur, (4.) et quasi parum facinoris in ipso primum rege, mox in matre eius Olympiade ac filio admisisset, (5.) alterum quoque filium cum matre Roxane pari fraude interficit, scilicet quasi regnum Macedoniae, quod adfectabat, aliter consequi non quam scelere non posset.

Daß Herakles bei seiner Ermordung erst vierzehn Jahre alt gewesen sei, muß uns bedenklich erscheinen, wenn wir uns erinnern, daß über intime Beziehungen zwischen Alexander und Barsine bereits aus viel früherer Zeit berichtet wird, als wir es nach obiger Angabe vermuten möchten: Plut. Alex. 21. Αλέξανδρος - οὔτε ἄλλην ἔγνω γυναῖκα πρὸ γάμου πλὴν Βαρσίνης. Αὕτη δὲ μετὰ τὴν Μέμνονος τελευτὴν χήρα γενομένη περὶ Δαμασκὸν ἐλήφθη. Πεπαιδευμένη δὲ παιδείαν Ἑλληνικὴν καὶ τόν τρόπον ἐπιεικὴς οὖσα καὶ πατρὸς Ἀρταβάζου γεγονότος ἐκ βασιλέως θυγατρὸς ἐγνώσθη, Παρμενίωνος προτρεψαμένου τὸν ̓Αλέξανδρον, ὥς φησιν Αριστόβουλος, καλῆς καὶ γενναίας άψασθαι γυναικός. Demnach datiert das Verhältnis schon aus dem Jahre 333. Es muß uns daher wunderlich erscheinen, wenn die Zeugung des Herakles nach Iustinus erst ca. 324 erfolgt sei, also zu einer Zeit, in der Alexander nicht nur Rhoxane bereits geehelicht, sondern - wie wir aus Arrian, Diodor, Plutarch (Eumenes) und

Iustin wissen

sich auch noch andere neue Nebenfrauen beigesellt hatte. Um so wahrscheinlicher dünkt es uns, wenn bei Diodor das Alter des Prinzen auf siebzehn Jahre angegeben wird:

ΧΧ, 20 ἐκ Περγάμου μετεπέμψατο (Πολυπέρχων) τὸν ἐκ Βαρσίνης Ηρακλέα, ὃς ἦν Ἀλεξάνδρου μὲν υἱὸς, τρεφόμενος δ' ἐν Περγάμῳ, τὴν δ' ἡλικίαν περὶ ἑπτακαίδεκα ἔτη γεγονώς.

Diese Diskrepanz zwischen Diodor und Justin hat man auf verschiedene Weise zu deuten gesucht. So wollte man die Angabe bei Iustinus aus einer andern Quelle als der des Diodor stammen, oder so Jeep in seiner Ausgabe der Epitome auf Verderbnis des Textes beruhen lassen. G. Bauer') war schließlich nahe daran, den richtigen Weg zu beschreiten, als er darauf hinwies, daß auch der junge Alexander im 14. Jahre ermordet wurde; allerdings knüpfte er daran die Vermutung, daß der Altersangabe bei Iustin ein entstellter Hinweis auf die bereits überschrittene Grenze der Thronfähigkeit des Prinzen Herakles zugrunde liege.

Wenn wir nun die Berichte Diodors und Iustinus' über die Ermordung des Herakles, die Einzelheiten vergleichend, gegenüberstellen, so wird sich bald herausstellen, daß nicht lediglich die Altersangaben voneinander abweichen, sondern sich noch tiefergehendere Unterschiede feststellen lassen.

Diodor berichtet im XX. Buch cap. 20 von den Rüstungen Polyperchons und der Aitoler gegen Kassandros. In der Tymphaia treffen dann die Heere aufeinander (cap. 28), noch kommt es aber zu keinen Kämpfen, Kassandros knüpft vielmehr Verhandlungen mit Polyperchon an und es gelingt ihm, jenen zu gewinnen:

πέρας δὲ πολλαῖς καὶ μεγάλαις ἐπαγγελίαις πείσας τὸν Πολυπέρχοντα, · καὶ συνθήκας ἐν ἀπορρήτοις συνθέμενος προετρέψατο δολοφονῆσαι τὸν βασιλέα. ὁ δὲ Πολυπέρχων ἀνελὼν τὸν νεανίσκον καὶ φανερῶς κοινοπραγῶν τοῖς περὶ τὸν Κάσανδρον, τάς τ' ἐν τῇ Μακεδονία δωρεὰς ἐκομίσατο καὶ κατὰ τὰς ὁμολογίας παρέλαβε στρατιώτας πεζοὺς μὲν Μακεδόνας τετρακισχιλίους, ἱππεῖς δὲ Θετταλοὺς πεντακοσίους.

Es geht nun aus Diodors Darstellung deutlich hervor, daß die Verhandlungen zwischen Polyperchon und Kassandros anfangs zwar im Geheimen geführt wurden, nach der Ermordung des Herakles aber die Fusion der beiden Parteien ganz öffentlich erfolgte und die Geheimhaltung des Mordes weder möglich, noch irgendwie im Interesse Polyperchons gelegen war.

Umsomehr muß es unser Erstaunen erregen, wenn wir bei Iustinus geradezu Gegenteiliges lesen occidi eum tacite cum matre Barsine iubet corporaque eorum terra obrui, ne caedes sepultura proderetur und es kann nicht mehr als zweifelhaft gelten, daß

· 1) Die Heidelberger Epitome, eine Quelle zur Diadochengeschichte. Leipziger Dissertation 1914.

Justin nicht nur in der Altersangabe, sondern auch in den übrigen Detailumständen von Diodor abweicht.

Derartige Unstimmigkeiten würden ansonsten Verschiedenheit der Quellen vermuten lassen, bei Iustinus aber liegt es näher, an eine erst bei Verfertigung des Auszugs unterlaufene Verwechslung zu denken.

Diese Vermutung bestätigt sich bei Heranziehung von Diodor XIX 105, 2 in glänzendster Weise:

Κάσανδρος δὲ ὁρῶν Ἀλέξανδρον τὸν ἐκ Ρωξάνης αυξόμενον καὶ κατὰ τὴν Μακεδονίαν λόγους ὑπό τινων διαδιδομένους ὅτι καθήκει προάγειν ἐκ τῆς φυλακῆς τὸν παῖδα καὶ τὴν πατρώαν βασιλείαν παραδοῦναι, φοβηθεὶς ὑπὲρ ἑαυτοῦ προσέταξε Γλαυκίᾳ τῷ προεστηκότι τῆς τοῦ παιδὸς φυλακῆς τὴν μὲν Ῥωξάνην καὶ τὸν βασιλέα κατασφάξαι καὶ κρύψαι τὰ σώματα, τὸ δὲ γεγονὸς μηδενὶ τῶν ἄλλων ἀπαγγείλαι.

Nicht Herakles, sondern Alexandros wurde in aller Heimlichkeit ermordet und verscharrt. Iustinus muß das bei Trogus noch gelesen haben, verwechselt aber dann die Namen und setzt an Stelle Alexanders und Rhoxanes den Herakles und Barsines. Aber noch eine weitere Angabe muß bei Trogus gestanden haben: die Altersangabe des Sohnes der Rhoxane; denn nicht Herakles wurde in seinem 14. Lebensjahre ermordet, sondern der junge Alexander.

Im Herbste 323 geboren erreichte er Herbst 310 das Alter von 13 Jahren. Nach der Angabe des Marmor Parium wurde er im Jahre des Archonten Hieromnemon 310/309 ermordet1). Der Königsohn war im Begriffe gewesen, die Grenze seiner Volljährigkeit zu überschreiten2). Von seiten der vielen königstreuen Makedonen forderte man mit vollem Recht, daß der Prinz aus der Haft befreit und in seine königlichen Rechte eingesetzt werde (κατὰ τὴν Μακεδονίαν λόγους υπό των διαδιδομένους ὅτι καθήκει προάγειν ἐκ τῆς φυλακῆς τὸν παῖδα καὶ τὴν πατρώαν Basıkɛiar ragadorra). Kassandros erkannte die seiner Stellung als unumschränkter Herr Makedoniens drohende Gefahr und zögerte nunmehr nicht, den letzten Schritt zur Austilgung der makedonischen Königsfamilie in aller Stille zu tun.

So verstehen wir die Ereignisse nach Diodor; Pompeius Trogus wird ähnliches geboten haben, nur gab er auch das Alter Alexanders (welches

1) So Beloch III, 1 S. 14 und Bauer a. O. S. 51. Gegen die Angabe des Marmor Parium, die Seleukidenaera zugunsten der Versetzung des Todes Alexanders in das Jahr 311 ins Treffen führen (Kaerst, Gesch. d. H. II, 1 S. 62), geht nicht an. Seleukos hat seine Jahre von der Wiedererlangung der Herrschaft in Babylon gezählt und seine Nachfolger setzten diese Zählung fort. Wenn man später die Ära als vom Tode Alexanders ausgehend betrachtete, so ändert das an ihrer ursprünglichen Entstehung nichts.

2) Vgl. Bauer a. O. S. 51; dort auch die weitere Literatur.

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