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schützen aber kamen nicht in Betracht. Cäsar würde sich zumal mit einem Heere, darin viele Neulinge waren, die der vorangegangene Kampf bereits auf eine harte Probe gestellt hatte, auch schwerlich dazu entschlossen haben, wenn die Not ihn nicht gezwungen hätte. Daß er glückte, erklärt sich abgesehen von dem Charakter der beiderseitigen Streitkräfte wohl hauptsächlich aus der Überraschung des Feindes, der seinen Augen nicht trauen mochte, als er die Cäsarianer zuerst ihre Front auf das Doppelte dehnen, dann sich teilen und in zwei Schlachtlinien entgegengesetzter Richtung heranmarschieren sah. Staunen wir selbst doch über die Kühnheit des Unternehmens, das wie kaum ein anderes Zeugnis ablegt für die Geistesgegenwart eines der größten Feldherren aller Zeiten und für die beispiellose Schlagfertigkeit seines Heeres.

Zum Schluß komme ich auf die den Worten alternis conversis cohortibus folgende Notiz ut una post altera(m) ante signa tenderet zurück. Sie hat, wie wir sahen, sehr verschiedene Deutungen erfahren. Ich selbst schlage, wie bereits angedeutet, unter Billigung der Lesart Ablancourts die nachstehende vor: Allgemein zugegeben wird, daß die Fahnen in der Bewegung geführt haben, beim Beginn des Kampfes aber hinter das letzte Glied zurückgenommen wurden; so war es auch hier. Während die Kohorten im orbis sich gegen die Angriffe des Feindes nur verteidigten, standen die Feldzeichen gewiß sämtlich in der Mitte, ohne daß sie darum die ursprüngliche Front zu ändern brauchten. Sobald aber angetreten wurde, mußten sie in beiden Treffen führen, das heißt diejenigen des ersten zogen vor dem ersten, diejenigen des zweiten vor dem letzten Gliede ihrer Schlachthaufen; mit anderen Worten: jene hatten Manipel und Kohorten hinter sich, diese im taktischen Sinne vor sich. Wurde wieder halt gemacht, so war das Verhältnis umgekehrt; es standen die Fahnen des ersten Treffens hinten und hatten ihre Schlachthaufen vor sich, diejenigen des zweiten im taktischen Sinne vorn und hatten die Schlachthaufen hinter sich. Damit ist das una post, altera ante signa erklärt, und man sollte aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Danzig-Langfuhr.

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Marathon und die persische Taktik.

Von Hans Delbrück.

Meine Untersuchungen über die Geschichte der Kriegskunst setzten einst nicht, wie es bis dahin üblich war, bei Homer ein, sondern bei Marathon. Von hier ab sind unsere Quellen derart, daß sich die Taktik wie die Strategie in allen ihren Abwandlungen bis auf die Gegenwart mit Sicherheit verfolgen lassen. Da Marathon der Ausgangspunkt ist, so ist die Rekonstruktion dieser Schlacht nicht nur für sie selbst, sondern auch für alles weitere von erheblicher Bedeutung. So oft das Problem schon behandelt worden ist, so muß ich jetzt doch noch einmal darauf zurückkommen, da Kromayer eine neue Lösung aufgestellt hat '), und wenn sie von der Wissenschaft angenommen würde, sehr erhebliche Stücke in meiner Geschichte der Kriegskunst umgebaut werden müßten.

Ich habe Marathon aufgefaßt als eine Defensiv-Offensivschlacht. Die griechische Hoplitenphalanx wartete in einer auf beiden Flügeln angelehnten Stellung den Angriff der Perser ab und schlug sie, indem sie aus dieser Verteidigungsstellung zum Angriffstoß vorging. Eine solche DefensivOffensive mit durch das Gelände geschützten Flanken war nach meiner Auffassung die einzige Art, wie die Athener den Sieg gewinnen konnten, da bei einer Schlacht in der freien Ebene die persischen Reiter ihnen die Flanke abgewonnen hätten, und die athenische Bürgerwehr in ihrer einfachen Phalangenaufstellung einem solchen Angriff nicht gewachsen war. Den passenden Platz für eine solche Aufstellung glaube ich zu sehen in einem Seitental der marathonischen Ebene, wo heute das Dorf Vrana liegt 2).

Kromayer verwirft nun diese Rekonstruktion aus zwei Gründen. Erstens stehe sie im Widerspruch mit dem Grabhügel der Athener, dem

1) Drei Schlachten aus dem Griechisch-Römischen Altertum von Johannes Kromayer. Des XXXIV. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der sächsischen Akademie der Wissenschaften Nr. V. Leipzig, bei B. G. Teubner, 1921. Die drei Schlachten sind außer Marathon Allia und Caudium.

2) Herodot hebt hervor, daß die Front der Athener die gleiche Länge hatte, wie die persische. Das ist der Sache nach richtig, da ja die Flankenanlehnung die Perser verhinderte, den Gegner zu überflügeln. Der Ausdruck aber läßt merken, daß Herodot die ihm gewordene richtige Information nicht ganz verstanden und sich den Grund, weshalb die Perser nicht überflügelten, nicht klargemacht hat.

Soros, der 1/2 km (8 Stadien) von dem Eingang des Vranatals entfernt liege, und zweitens decke eine Stellung der Athener im Vranatal nicht den Hauptausgang aus der Ebene, im Süden, der davon 2 km entfernt sei. Wenn die Athener ihre Gefallenen auf dem Schlachtfelde beisetzen wollten: welches war der natürliche Platz? Ich habe angenommen, daß die Athener die Toten zusammentrugen an die Stelle, bis wohin die Schlacht sich erstreckt hatte, wo der letzte der Gefallenen lag. Dieser Platz war um so mehr der gegebene, als ja auch bei den Schiffen noch eine Anzahl Athener gefallen waren, deren Leichen zu den anderen zurückgetragen werden mußten. Der Endpunkt des Hauptgefechts ist also zugleich der ideelle Mittelpunkt der Gesamtschlacht, und so die gegebene gemeinsame Grabstätte. Mit dieser Annahme erklärt sich auch am besten die Erzählung Herodots, die Athener hätten die Perser in einem Laufschritt von 8 Stadien angegriffen. Daß diese 8 Stadien eine Unmöglichkeit sind, ist heute allgemein anerkannt. Die Erzählung muß aus irgend einem Mißverständnis entstanden sein, und dieses Mißverständnis ist nicht so schwer zu erraten. Wie alle Besucher des Schlachtfeldes noch heute, hat auch Herodot auf dem Soros gestanden, und sich erzählen lassen: bis hierher sind die Athener vorgestürmt; das sind acht Stadien von ihrer Stellung. Herodot verstand das: „im Ansturm"; gemeint war: in der Durchführung der Schlacht und in der Verfolgung. Kromayer nennt diese meine Darlegung wunderlich. Mir scheint sie nicht nur nicht wunderlich, sondern recht natürlich, und jedenfalls nicht weniger wahrscheinlich als die Möglichkeit, für die sich Kromayer entscheidet. Er meint, das Gegebene sei, daß die Toten dorthin zusammengeschleppt worden seien, wo die meisten Gefallenen lagen; das wäre im Zentrum des ersten Zusammenstoßes gewesen. Das ist gewiß nicht ausgeschlossen, aber keineswegs zwingend. Es mag auch sein, daß besonders viele Athener erst in einem etwas späteren Stadium der Schlacht gefallen sind, als die beiden Flügel einschwenkten und die Perser, die sich tapfer wehrten, in die Mitte nahmen. Ganz besonders aber fällt ins Gewicht, daß das Zentrum des ersten Zusammenpralls für das Ehrengrab deshalb so ungeeignet wie möglich war, weil ja gerade auf diesem Teile des Schlachtfeldes die Athener keine besondere Ehre eingelegt hatten, sondern gewichen waren. Statt meine Auffassung einfach als „wunderlich“ abzutun, hätte Kromayer dieses Argument nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen. Ich will es meinerseits nicht als zwingend ausgeben, jedenfalls aber haben meine Argumente so viel Gewicht, daß nicht gesagt werden darf, die andere Auslegung sei die einzig mögliche.

Der zweite Einwand Kromayers ist, daß die Athener durch eine Stellung im Vranatal den Hauptausgang aus der marathonischen Ebene nicht gedeckt hätten; die Perser hätten also, ohne die Athener in ihrer

guten Stellung anzugreifen, die Ebene verlassen und nach Athen ziehen können; es sei nicht anzunehmen, daß die Athener in der Lage waren, das durch einen Flankenangriff auf die Abziehenden zu verhindern, denn der Durchgang zwischen den Bergen und dem Sumpf am Meer sei über 150 m breit, die Perser hätten also in mehreren Kolonnen neben einander den Paß so schnell durchschreiten können, daß die Athener, die doch 2 km von ihm entfernt waren, keine Zeit mehr fanden, noch einen erheblichen Teil des Zugendes zu fassen und zu schlagen.

Ich sehe davon ab, nachzurechnen, ob wirklich die Perser so zusammengedrängt marschieren konnten, daß sie mit samt dem begleitenden Troß in einer knappen halben Stunde, denn länger brauchten die Athener ja nicht, in den Paß hinein konnten. Das hängt auch von der Größe ihres Heeres ab, über die Kromayer sich nicht ausläßt. Er hat aber noch etwas viel Wichtigeres, ja das Entscheidende übersehen. Die Perser mußten ihre Parallelkolonnen doch schon in der Ebene formieren. Diese vier, fünf, acht oder zehn Kolonnen neben einander bildeten also von den Griechen aus gesehen eine tiefe Masse. Das persische Fußvolk bestand aus Bogenschützen, die ihre Kraft nur in einer Linearaufstellung entwickeln können. Pfeile aus der Tiefe in hohem Bogen geschossen, haben keine Wirkung. Wie hätte diese Masse mit dem ganzen Troß in ihrer Mitte sich eines Angriffs der griechischen Hopliten erwehren können? Das ganze persische Heer wäre verloren gewesen, und hätte nicht einmal den Rückzug zu dem Flottenlager gehabt, wenn es in der von Kromayer beschriebenen Formation an der griechischen Front entlang durch die Ebene gezogen wäre. Sobald die athenischen Beobachtungsposten meldeten, daß die Perser ihr Flottenlager verließen, rückte die Phalanx natürlich in ihre vorbereitete Stellung am Ausgang des Vranatals. Mochten die Perser nun von vornherein in ihren mehr oder weniger zahlreichen Parallelkolonnen ausmarschieren, oder mochten sie in einer langen Kolonne abziehen, die sich erst unmittelbar vor dem Paßeingang massieren sollte, immer war Miltiades in der Lage, mit einem einzigen Kommandowort seine Phalanx in Bewegung zu setzen und den Persern auf den Leib zu fallen, ehe sie Zeit hatten, irgend eine vernünftige Schlachtordnung zu bilden'). Die Flankenstellung im Vranatal deckte also

1) Auch wenn man sich, den Persern eine höhere Manövrierkunst zutrauend als Kromayer es tut und auch als ich es tue, vorstellt, daß sie ihre gesamte Reiterei, die ich auf 5-800 Pferde anschlage, in die Nachhut stellten, um sie den Athenern entgegenzuschicken und sie bei etwaigem Vormarsch aufzuhalten, bleibt der Flankenmarsch doch ein zu gefährliches Unternehmen, um ausführbar zu sein. Was sollte das persische Fußvolk tun, wenn die Athener sich in Bewegung setzten in dem Augenblick, wo jenes beinahe fertig mit seiner Massierung vor dem Eingang des Passes stand? Sollte es sein Manöver vollenden oder schleunigst zur Schlacht aufmarschieren? Vollendete es die Massierung

auch diesen Ausgang aus der marathonischen Ebene mit vollkommener Sicherheit und zwang die Perser, sich entweder wieder einzuschiffen, oder die Athener in ihrer Stellung anzugreifen.

Damit glaube ich die Einwände, die Kromayer gegen meine Rekonstruktion der Schlacht erhoben hat, aufgelöst zu haben, und gehe nun dazu über, seine eigene Hypothese sachlich und quellenkritisch nachzuprüfen. Kromayer läßt die Athener ihre Stellung auf dem Berge Argieliki nehmen, unmittelbar neben jener Haupteingangsstraße des Tales im Süden. Auch dieser Berg liegt ebenso wie der Eingang des Vranatales acht Stadien vom Soros entfernt. Da Kromayer meint, daß der Soros notwendig den Mittelpunkt der Schlacht gebildet haben müsse, so läßt er die athenische Phalanx von ihrer unangreifbaren Stellung auf dem Argieliki herabsteigen, und bis an jenen Punkt in die freie Ebene vorgehen. Wenn dem so war, weshalb griffen denn die persischen Reiter die athenischen Hopliten nicht in den Flanken an, wo sie doch fast wehrlos waren? Kromayer meint, das sei zwar eine für uns sehr natürliche Betrachtung, und so hätten sich auch die späteren Schlachten der Antike abgespielt, die Perser aber hätten die Taktik, die Kavallerie auf die Flügel zu stellen, noch nicht gekannt, sondern Reiter und Fußtruppen gemischt aufgestellt1). So sei es sogar noch bei Issus und Gaugamela geschehen. Man sieht, der Streit geht nicht bloß um eine topographische Frage. Man darf vielleicht meine Reform in der Auffassung der Perserkriege dahin charakterisieren, daß ich den Sieg der Griechen aus einem Siege über die Quantität in einen Sieg über die Qualität verwandelt habe. Die Perser bilden nach meiner Auffassung keine unabsehbaren Massen wenig kriegerischen Volkes, sondern sind hervorragende Krieger, die auch taktisch sehr gut zu operieren und ihre

und suchte noch schnell in den Pass hineinzukommen, so hätte das wie eine Flucht ausgesehen, und die persischen Reiter hätten den Athenern nicht viel getan, sondern gesucht, den Anschluß an den Abmarsch zu gewinnen. Suchte man umgekehrt schleunigst den Troß aus dem Heereszug auszuscheiden und zur Schlacht aufzumarschieren -- was, wenn die Athener ihre Bewegung nicht fortsetzten, sondern wieder umkehrten? Wenn sie aber in aller Eile vorrückten, so hätte die fürchterliche Lage, in die die Perser kamen, wenn die athenischen Hopliten sie erreichten, ehe sie aufmarschiert waren, vor aller Augen gelegen und auf der einen Seite Verwirrung, vielleicht Panik hervorgerufen, auf der anderen die Schritte der Athener beflügelt, sich unbekümmert um die Verluste, die sie unterwegs erlitten, auf den so gut wie wehrlosen Feind zu stürzen.

1) Kromayer erklärt diese gemischte Aufstellung dadurch, daß die Perser die verschiedenen Völkerschafts-Kontingente nebeneinandergestellt hätten. So berichten es allerdings die Griechen. Ich bringe diesen Berichten aber das allerstärkste Mißtrauen entgegen. Sie sind aus dem Farbenkasten, der die unendlichen Massen der Perser ausmalen soll. Ich glaube nicht, daß, abgesehen hier und da von Söldnern, die Perser überhaupt fremde Kontingente in ihren Heeren gehabt hahen.

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