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Zum ältesten Namen von Kypros.

Fritz Schachermeyr.

Seit W. M. Müllers erstem dahingehenden Vorschlage1) hatten sich nach einigem Schwanken die Mehrzahl der Forscher dazu entschlossen, in dem Alašia ('-r'-s') der Hieroglyphen und Keilschrifttexte die alte Bezeichnung der Insel Kypros zu sehen und auch Asy (isii) der ägyptischen Inschriften damit gleichzusetzen 2).

Gegen diese Annahme ist nun im XIV. Bande dieser Zeitschrift3) Wainwright in seinem Artikel „Alašia-Alasa; and Asy" aufgetreten. Derselbe ist der Ansicht, daß wir weder in Alašia noch in Asy Kypros zu sehen hätten, Alašia sei vielmehr an der syrischen Küste südlich der Orontesmündung, Asy am gleichen Gestade nördlich davon zu lokalisieren. Als Gründe für die Verlegung von Alašia werden angeführt:

1. Das für Alašia belegte Kupfer vorkommen spricht ebensogut für Nordsyrien wie für Kypros (§ 2 und 4);

2. die für Alašia bezeugten Lieferungen von Elfenbein nach Ägypten setzen das Auftreten von Elefanten im Lande voraus; diese gab es aber nachweislich am Euphrat und etwa auch am Orontos, nicht aber auf Kypros (§ 3);

3. das hebräische Elišah () tritt Genesis 10 neben Kittim (D) auf und kann somit nicht Kypros bedeuten (§ 9);

4. der Mangel an keilinschriftlichen Funden auf Kypros läßt sich nicht vereinen mit dem Vorkommen zahlreicher Tontafeln aus Alašia im El-Amarna-Archive (§ 10);

5. die geographischen Listen der XIX. ägyptischen Dynastie legen die Lokalisation Alašias an Syriens Küste nahe ( § 12); 6. wenn man in frühgriechischer Zeit in Tamassos einen Apollon Alasiotas verehrte, so verweise gerade der Beiname auf die Einführung von auswärts, da er in der Heimat desselben nicht bedürfe (§ 8);

1) Zeitschr. f. Assyriologie X, S. 257–264.

2) So Eduard Meyer, zuletzt Geschichte des Altertums I, 2 (III. Aufl.), § 499;

O. Weber, Vorderasiatische Bibliothek II, 2, S. 1077.

3) Klio, Beiträge zur alten Geschichte, Jahrg. 1915, S. 1-36.

7. El-Amarna Nr. 35, Zl. 49-53 wird dahin ausgelegt, daß der König von Alašia dortselbst viel zu weitgehende Anteilnahme an der politischen Lage in Syrien zeige, als daß gleiches für einen an festländischen Ereignissen uninteressierten kyprischen Inselfürsten zuträfe (§ 13).

Für die Versetzung von Asy nach Syrien führt Wainwright die gleichen Argumente an, als wir unter 1., 2., 4. und 5. bereits aufgezählt1). Alašia und Asy zu trennen, genügt ihm die Tatsache, daß für letzteres Bleilieferungen nach Ägypten belegt sind, für ersteres aber nicht. Um gleich hierbei zu bleiben, so ist Wainwright zuzugeben, daß die übereinstimmenden Nachrichten über Alašia und Asy ebenso wie die Feststellung der ägyptischen Philologie über die mögliche Wesensverwandtschaft beider Namen keine unbedingte Beweiskraft für die Identität derselben behalten. So sei es denn auch dem persönlichen Geschmack des Einzelnen anheimgegeben, das oben angeführte Argument als entscheidend anzunehmen oder aber zu verwerfen.

Kehren wir nun zu den Alašia betreffenden Punkten zurück. Ausfuhr von Kupfer wird trotz syrischem Nuhḥašše und Chalkis in erster Linie immer für Kypros sprechen, sofern uns nicht im folgenden gewichtige Gegengründe entgegentreten.

Ausfuhr von Elfenbein verweist dagegen allerdings auf das Festland, jedoch ist gerade dieses Material im 2. Jahrtausend v. Chr. neben Kupfer und Silber der wichtigste internationale Handels- und Zahlungsartikel, der, von Hand zu Hand gehend, sogar von den Gesandten aus Kaphtor (Kreta, s. u.) den Ägyptern überbracht wird. Zudem weisen. die bei den in Kypros angestellten Raub- und Ausgrabungen gefundenen Elfenbeingegenstände auf ein so hoch entwickeltes, bodenständiges Kunsthandwerk dieser Art, daß es uns nicht Wunder zu nehmen hat, wenn Elfenbein gerade in der Handelsbilanz unserer Insel eine große Rolle spielte.

Elišah kommt im Alten Testament Genesis 10, 4, I. Chron. 1, 7, Ezechiel 27, 7 vor. An allen drei Stellen wird im unmittelbaren Zusammenhange damit Kittim genannt. Wenn nun auch Kypros bei den Hebräern sicherlich mit diesem letzteren Namen bezeichnet wurde, so schließt gerade die zu jenen Zeiten notorische ethnographische Zweiteilung der Insel eine Doppelbenennung nicht aus, um so mehr Kittim ohne Zweifel von Kition, der Kapitale gerade des semitischen Teiles, abgeleitet ist. An der syrischen Küste braucht Elišah jedenfalls nicht gelegen zu haben. Überhaupt ist dessen Identität mit Alašia noch nicht bewiesen, und es sprechen gewichtige Gründe dafür, in ersterem nicht Kypros, sondern Karthago wiederzuerkennen 2).

1) Dazu einige Hilfsargumente; vgl. zu diesen das S. 234 Gesagte.
2) So Eduard Meyer, Gesch. d. Altertums I, 2, § 499 A.

Was das Fehlen von keilinschriftlichen Funden auf Kypros anbetrifft1), so wurden aus dem 2. Jahrtausend stammende Wohnschichten dortselbst überhaupt noch nicht ausgegraben, während die Spezies des titulus sepulcralis jenen Zeiten wenn wir von Ägypten absehen noch unbekannt war. Zudem steht auch an gründlich ausgegrabenen Orten die geringe Menge der gefundenen Tontafeln in keinem Verhältnis zum einst reichlichen Gebrauch der Keilschrift, wie uns die in Syrien gemachten Erfahrungen lehren. Dort lieferten Tell-Gezer und Tell-el Mutesellim kein einziges diesbezügliches Dokument, während wir im El-Amarna-Archiv vier Briefe aus Gasri (E. A. 297-300) und aus Megiddo deren sechs (E. A. 242-246; 248) kennen lernen. Für Lakiš (Tell-Ḥasî) steht ein ausgegrabener Brief zweien aus El-Amarna gegenüber. Nur zu Ta'annak fand man eine größere Anzahl von Texten.

Da Wainwright aus den geographischen Listen der XIX. äg. Dynastie Beweismaterial für die Lokalisierung von Alašia wie von Asy in Syrien ziehen zu dürfen glaubt, erscheint es angezeigt, über die Verwendbarkeit dieser Listen im allgemeinen sich klar zu werden.

Zur Zeit der XVIII. Dynastie hatte sich die ägyptische Herrschaft über weite Gebiete Vorderasiens erstreckt. Die Inschriften der damaligen Zeit halten sich von prinzipiellen Fiktionen fern, wenn sie auch nicht frei von graduellen Übertreibungen sind. Das Gesagte gilt auch noch von der Zeit des Niederganges der außenpolitischen Geltung Ägyptens unter Amenophis III. und IV., der in den Inschriften natürlich nicht betont aber auch nicht durch Lügen verschleiert wird. Die XIX. Dynastie setzte es sich nun zum Ziel, die Weltstellung in Asien wieder für Ägypten zurückzugewinnen und dem vorausgegangenen Königshause an Macht und Ruhm gleichzukommen. Die darauf abzielenden Versuche wurden jedoch im mittleren Syrien von den Hatti aufgehalten. Die Inschriften dieser Zeit können es aber nicht über sich bringen, hinter denen der XVIII. Dynastie zurückzustehen, und so werden die Namen. aller jener Länder, mit denen die XVIII. Dynastie einstmals irgendwie in Berührung gekommen war, aus deren Inschriften entnommen, zu Listen vereinigt, als von der XIX. Dynastie erobert in deren Prunkinschriften angeführt. So erklärt es sich auch, daß unter der XIX. Dynastie wiederholt noch Kephtiu (Kaphtor, Kreta) genannt wird, obwohl bereits gegen Ausgang der XVIII. Dynastie (etwa zu Anfang der Regierung Ame

1) Auch Hall in den Proceedings of the Society of Biblical Archaeology XXXI (1909), S. 228 nimmt merkwürdigerweise das Fehlen von keilinschriftlichen Funden auf Kypros zum Anlaß, Alašia auf das Festland zu versetzen. In seinem Buche The ancient history of the near east S. 243 A. 1 schließt er sich weiteren Thesen Wainwrights (den unter 2 und 7 aufgezählten) an und mißversteht E. A. 144, 51-53. Ich komme S. 238 Anm. 1 nochmals auf seine Annahmen zurück.

nophis III.) Kretas politische und Seegeltung wie sein Wohlstand vernichtet worden und die Herrschaft über die Ägäis an Mykenä, vielleicht das Danuna der Amarnatafeln 1), übergangen war).

Natürlich können wir nun nicht erwarten, daß in diesen aus altem Material wahllos zusammengestellten Listen auf das geographische Ordnungsprinzip besonderen Wert gelegt worden sei. Man vergegenwärtige sich zu diesem Zwecke nur: Ramses II. anc. rec. 366: Naharina-UnterRatenu—Arvad—Keftiu-Qatna; oder Lepsius, Denkmäler Ill, 131a: Heta- Naharina-Alasa-Akko. Wenn nun in einigen Inschriften dem

1) El-Amarna 151, 49 ff. antwortet Abdi-milki von Tyros dem Pharao auf dessen Befehl, man möge ihm Nachrichten aus Kinahhi zukommen lassen: „Der König von Danuna ist tot und sein Bruder ist König geworden nach ihm und ruhig ist sein Land. Und Ugarit, die Burg des Königs (des Pharao) hat Feuer verzehrt. Die eine Hälfte hat es verzehrt, die andere nicht. Und das Hattiheer ist nicht da. Eta kama ist Herr von Kidši und Azira hat Feindschaft mit Namiawaza usw. usw."

Nun spielen unter den Seevölkern, die zur Zeit Ramses III. Ägypten bedrohen, die Danuna (äg. D'-in-iw-n') eine Hauptrolle; man hat dieselben mit Recht mit den Danaern des griechischen Altertums zusammengestellt (traten doch damals auch die 'Ayaoi als Akaiwasa den Ägyptern entgegen). Es liegt nun durchaus im Bereiche der Möglichkeit, daß das Danuna Abdi-Milkis mit dem Lande der Danaer identisch ist, um so mehr, als dem Orientalen jener Zeiten jeder König als Herr des Landes und nicht des Volkes vor Augen steht (es gibt keinen König der Assyrer oder der Ägypter, sondern nur einen solchen des jeweiligen Landes) und man so in Tyros aus einem Könige der Danaer recht wohl einen solchen von Danuna (mit der suspekten Endung -na; vgl. über dieselbe Lehmann - Haupt, Klio VIII, S. 507 und Art. Kimmerier, SA 1921 aus Pauly-Wissowa RE XI, S. 409; ferner Peiser wie Herzfeld Orient. Lit.-Ztg. 1919, Sp. 8 und 217) machen konnte. Die griechische Sage verweist uns nun für Danaos und Danaer nach Argolis; das stimmt mit unserer Hypothese aufs trefflichste überein: Der Brief des Abdi-milki ist an Amenophis IV. gerichtet, stammt also aus der Zeit, da Kretas Vorherrschaft in Griechenland bereits gestürzt und Mykenä (mit Tiryns) an dessen Stelle getreten. Wenn nun Abdi-Milki von einem Regierungswechsel in Danuna berichtet, so mag er recht wohl ein diesbezügliches Ereignis am Hofe von Mykenä im Auge haben, um so mehr als derartige Nachrichten im Küstenverkehr früher nach Syrien als nach Ägypten gelangt sein müssen. Er entledigt sich somit seiner Pflicht als Berichterstatter in der Weise, daß er zuerst Nachrichten aus dem fernen Westen (Danuna), dann solche aus dem Norden (Ugarit und Hatti), schließlich lokale Begebenheiten aus Kanaan mitteilt.

2) Die Stellen, in denen Keftiu auf Grund realer Ereignisse (zumeist Ankunft von Gesandten) genannt wird, lassen sich mit Sicherheit bis auf Amenophis II. verfolgen; die letzten Herrscher der XVIII. Dynastie nennen das Land überhaupt nicht. Erst in den Inschriften der XIX. Dynastie tritt der Name wieder und zwar häufig auf, aber nur in den geographischen Listen und niemals an einer Stelle, die uns berechtigte an dem rein fiktiven Charakter der Angabe zu zweifeln.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XVII 3/4.

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geographischen Prinzip in etwas weiterem Maße Rechnung getragen ist, so nützt uns das wenig, da wir gerade bei dem Auftreten der zahlreichen unlokalisierten Ortsnamen nicht imstande sind, zu ermessen, wie weit Absicht oder achtloser Zufall bei der Aneinanderreihung am Werke war.

Haben wir somit den trügerischen Charakter der geographischen Listen richtig erkannt, so fallen damit die Argumente, die Wainwright aus ihnen für die Versetzung Alašias nach der syrischen Küste südlich des Orontes und von Asy nach der gleichen Küste nördlich des Flusses gewinnt 1).

Die Erwähnung des Apollon Alasiotas in der griechisch-aramäischen Bilinquis von Tamassos bietet nach Ansicht der meisten Forscher ein sicheres Kriterium für die Gleichsetzung von Kypros und Alašia, nach Wainwright ein Argument gegen dieselbe. Beide Parteien gehen, wie im folgenden gezeigt werden wird, zu weit.

Gottheiten nach ihren jeweiligen Verehrungsorten zu bezeichnen, ist ein dem orientalischen wie dem griesischen Altertum geläufiger Gebrauch. Diese lokale Determination schloß dann häufig eine Art Rangbezeichnung mit ein. Ein und derselbe Gott als Schutzherr einer bedeutenden Stadt galt für mächtiger wie der einer minder wichtigen. Solches tritt uns besonders im hattischen Pantheon entgegen; dort überragte der Šamas von Arinna alle anderen Sonnengottheiten des Landes an Macht, und sicherlich galt auch der Tešup von Hatti mehr als etwa der von Šamuha oder von Libzina2). Gleicherweise ist der Tešup von Kahat als offizielle Hauptgottheit von Mitani anerkannt. Ähnliche Beispiele lassen sich aus der griechischen Kulturwelt beibringen; es sei hier aber nur noch auf die im Range so hoch stehende Aphrodite von Paphos hingewiesen. Die lokale Determination ist somit auch Rangbestimmung und zwar vor allem dann, wenn es sich um die Gottheit der Landesstadt oder des jeweiligen Hauptkultortes handelt.

Nun haben wir Grund zur Annahme, daß die einstmalige Hauptstadt von Alašia ebenfalls Alašia geheißen habe, denn in einem in

1) Damit erledigt sich auch, was W. an Hilfsargumenten wie die Heranziehung der Dhutmes-Annalen (achter und neunter Feldzug) und die Gleichung Asy El-Asy beigebracht hat. El-Asy, der moderne Name des Orontas, geht natürlich auf klassisches "Agios zurück.

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2) = rhsn der ägyptischen Version des Ramsesvertrages; lie diesbezügliche Identifikation fehlt bei Meissner, Ztschr. d. D. Morg.-Ges. 1918, S. 57 und ebenso bei Roeder, Ägypten und Hethiter (Alter Orient XX), S. 44. Gleicherweise ist hier wie dort nachzutragen: dp'rnd Zi-ip-pa-la-an-ta (K. Bo. II, 12: V, 14; K. Bo. II, 5: III, 15; K. Bo. IV, 10: I, 52; K. Bo. IV, 13: II, 10. III, 29: IV, 15) und vielleicht 8 p n Za-ah-bi-na, (K. Bo. I, 5: IV, 55) falls das erstere Zeichen, das an zab oder e gemahnt, etwa za zu lesen wäre. Schließlich ist nun auch Ka-ra-ah-na (K. Bo. III, 6: II, 15; K. Bo. IV, 13: I, 35) für krb n endgültig belegt.

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