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frg. LX V.2: o Tite tute Tati tibi tanta tyranne tulisti1). Genaueres wissen wir über die ennianische Version nicht.

Die Kriege gegen Fidenae und Veji, die Romulus nach Livius als Alleinherrscher führte, sind, wie schon Niebuhr 2) bemerkt hat, 'ohne den Geist und die Züge eines Gedichts', sind also sicher nachennianisch.

'Das Gedicht erscheint wieder in seinem vollen Glanze wo Romulus der Erde entrückt wird.' Darüber hat uns Cicero ein schönes Fragment überliefert (rep. 1, 64):

iusto quidem rege cum est populus orbatus,

pectora diu tenet desiderium,

sicut ait Ennius post optimi regis obitum;

simul inter

sese sic memorant: o Romule Romule die

qualem te patriae custodem di genuerunt!

o pater, o genitor, o sanguen dis oriundum!

non eros nec dominos appellabant eos, quibus iuste paruerunt, denique ne reges quidem, set patriae custodes, set patres et deos. nec sine causa; quid enim adiungunt?

tu produxisti nos intra luminis oras.

Für Ennius war also Romulus der gute König, den sein Volk aufrichtig betrauert, nicht der Tyrann, den die spätere Tradition malt3). Das Verschwinden des Königs erfolgte während einer plötzlich eintretenden Finsternis (Cic. rep. 2, 17 cum subito sole obscurato non comparuisset; Liv. 1, 16, 1 subito coorta tempestas cum magno fragore tonitribusque tam denso regem operuit nimbo, ut conspectum eius contioni abstulerit; Dionys. 2, 56, 2 ζόφου κατασκήψαντος ἐξ αἰθρίας καὶ χειμώνος μεγάλου καταρραγέντος ἀφανῆ γενέσθαι; es sei dahingestellt, ob Ennius diese Finsternis als eine eigentliche Sonnenfinsternis darstellte; Cic. rep. 1, 25 spricht eher dagegen als dafür). Was dieses Verschwinden bedeutete, lehrt uns wieder Cicero (Tusc. 1, 27):

Romulus in caelo cum dis agit aevum,

ut famae adsentiens dixit Ennius. Dieser Vers ist vielleicht richtiger überliefert bei Serv. Aen. 6, 763:

Romulus in caelo cum dis genitalibus aevum degit.

Diese Fragmente werden ergänzt durch Liv. 1, 16, 1-3: his immortalibus editis operibus cum ad exercitum recensendum contionem in campo ad Caprae paludem haberet, subito coorta tempestas cum magno

1) Vgl. Schwegler, RG I 516, 2; Vahlen, Ennius2 p. CLXV denkt an die Möglichkeit einer anderen Auffassung des Verses.

2) Röm. Gesch. I2 S. 238, 13 S. 258.

3) Vgl. Niebuhr, RG 12 239, 18 259; Schwegler, RG I 536.

fragore tonitribusque tam denso regem operuit nimbo ut conspectum eius contioni abstulerit. nec deinde in terris Romulus fuit. Romana pubes sedato tandem pavore, postquam ex tam turbido die serena et tranquilla lux rediit, ubi vacuam sedem regiam vidit, [etsi satis credebat patribus, qui proxumi steterant, sublimem raptum procella, tamen] velut orbitatis metu icta maestum aliquamdiu silentium obtinuit. deinde a paucis initio facto deum deo natum, regem parentemque urbis Romanae salvere universi Romulum iubent; pacem precibus exposcunt, uti volens propitius suam semper sospitet progeniem.

Daß dieser Passus auf Ennius zurückgeht (vielleicht mit Ausnahme der eingeklammerten Worte), ist kein Zweifel'). Als neue Züge der ennianischen Tradition kommen hinzu, daß Romulus bei einer Musterung des Heeres auf dem Marsfeld bei den Ziegensümpfen verschwand (vgl. Dionys. ant. 2, 56 οἱ μὲν οὖν μυθωδέστερα τὰ περὶ αὐτοῦ ποιοῦντες ἐκκλησιάζοντά φασιν αὐτὸν ἐπὶ στρατοπέδου ζόφου κατασκήψαντος ἐξ αἰθρίας καὶ χειμῶνος μεγάλου καταρραγέντος ἀφανῆ γενέσθαι καὶ πεπιστεύκασιν ὑπὸ τοῦ πατρὸς Αρεος τὸν ἄνδρα ἀνηρπάσθαι), ferner das anschauliche Bild der leeren sedes regia, die wir uns natürlich wie die spätere sella curulis vorzustellen haben.

Aus der vollständigen und in sich abgeschlossenen Darstellung des Livius, der die des Dionysius zu Hilfe kommt, ergibt sich, daß die Geschichte von Proculus Iulius, dem Romulus erschienen sei, ebenso der nachennianischen Tradition angehört wie die Identifizierung des Romulas mit Quirinus 2).

Die Aufnahme unter die Götter verdankte Romulus natürlich seinem Vater Mars, dem dies Juppiter schon früher zugesagt hatte durch den Vers (frg. XXXIX V2).

unus erit quem tu tolles in caerula caeli templa3).

Sehr wahrscheinlich hat Elter4) gemacht, daß Ennius anläßlich der Himmelfahrt des Romulus auf Hercules, Castor und Pollux, Liber exemplifizierte, die auch nach ihrem Tode unter die Götter aufgenommen wurden. Besonders deutlich wird das durch Cic. Tusc. 1, 27:

Romulus in caelo cum dis agit aevum,

ut famae adsentiens dixit Ennius, et apud Graecos indeque perlapsus 1) Vgl. Vahlen, Ennius' p. LXI, Pais, storia di Roma I 239, 2 (= storia critica I 2 S. 389, 2).

2) Wissowa, Religion2, 1912, S. 155, 5 weist mit Recht die Ausführungen Elters (Donarem pateras, Bonn 1907, S. 40, 31 ff.) zurück, der die Gleichsetzung Romulus-Quirinus auf Ennius zurückführt'.

3) Vgl. Skutsch, REV 2605.

4) Donarem pateras S. 36 ff. Elter denkt allerdings an den 'Scipio', nicht an die Annalen (S. 40, 15); daß nicht bloß Romulus, sondern auch Scipio von Ennius unter die Götter versetzt worden sei, hat sich Elter vergeblich zu beweisen bemüht.

32

Georg Sigwart, König Romulus bei Ennius.

ad nos et usque ad Oceanum Hercules tantus et tam praesens habetur deus; hinc Liber Semela natus eademque famae celebritate Tyndaridae fratres eqs. Dieselbe Zusammenstellung begegnet auch sonst bei Cicero und außerdem bei Virgil und Horaz1).

Damit sind wir zu Ende. Ennius hat zweifellos die Tradition über den König Romulus, die er bei Naevius vorfand, reicher ausgestaltet und bedeutend vermehrt. Genaueres läßt sich nur vermuten. Sicher schon vorgefunden hat er das Augurium des Romulus und Remus und den Raub der Sabinerinnen samt der Schlacht auf dem Forum und der nachfolgenden Versöhnung und Verschmelzung der Römer und Sabiner. Neu eingeführt hat Ennius wahrscheinlich die Tarpejaepisode und die Himmelfahrt. Die Tarpejaepisode hat er nicht frei erfunden, wie Plut. Rom. 17 und parall. 15 zeigen. Für die Himmelfahrt waren, wie oben bemerkt, griechische Analogien in Fülle vorhanden. Als nationalrömisches Element mag die Vorstellung von Romulus als dem Sippengott der Romulii mitgewirkt haben 2).

Ulm.

1) Fr. Pfister, Zu den Himmelfahrtslegenden (Wochenschrift für klass. Phil. 1911, S. 81 ff.) macht darauf aufmerksam, daß für die Entstehung der Entrückungssage bei Romulus nicht nur die Analogie, sondern auch das Fehlen der Reliquien wirksam war.

2) Vgl. W. F. Otto, Römische Sondergötter (Rhein. Mus. 64, 1909, S. 449 ff.); Wissowa, Religion2, 1912, S. 33 und sonst.

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Die unmittelbare Vorlage von Appians Emphylia.

Von Erust Kornemann.

Der Wert Appians beruht ähnlich wie derjenige Diodors darauf, daß bei ihm zumeist ein ausgezeichnetes Primärquellenmaterial zugrunde liegt und daß er seinerseits sklavisch seine Vorlagen exzerpiert hat. Die Forschung hat sich zunächst bemüht, die Primärquellen, die seiner Darstellung zugrunde liegen, zu ermitteln und ist dann dazu übergegangen, die Frage zu beantworten, auf welchem Wege die Primärquellen zu ihm gelangt sind, d. h. welches die unmittelbaren Vorlagen des Alexandriners gewesen sind. Dabei hat sich herausgestellt, daß Appian in der Regel an größere zusammenfassende Werke sich gehalten hat, in denen das Rohmaterial bereits verarbeitet war. Eine offene Frage blieb nur, ob er ein oder mehrere Werke zugrunde gelegt hat. Schwartz hat in seinem Appian-Artikel hierauf keine bestimmte Antwort zu geben gewagt1). Ed. Meyer dagegen nimmt in seinen Untersuchungen zur Gracchenzeit 2) wenigstens für die Zeit von 140 bis 30 v. Chr. ein einziges, frühestens unter Augustus verfaßtes Geschichtswerk als die unmittelbare Vorlage Appians an3) und denkt dabei immer noch an Asinius Pollio1), daneben aber schon an eine große Gesamtdarstellung, wie etwa Juba 5). Denn er spielte schon damals mit dem Gedanken, auf Grund der Äußerungen Appians in praef. 12, daß dieser für die ganze Geschichte Roms überhaupt nur ein einziges Werk benutzt hat 6)". Diese zweite Ansicht wird dann in dem neuesten Werk des Berliner Forschers) allein noch vorgetragen. Die Quelle ist, wie ja auch Appian ausdrücklich sagt, ein Werk, das die gesamte römische Geschichte behandelt hat 8)."

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1) Pauly-Wissowa-Kroll, RE II Sp. 234: „Ob A. nun in dem erhaltenen Teil seiner Geschichte von der Kaisergeschichte wissen wir nichts ein oder mehrere Werke zerschnitt und exzerpierte, das wird niemand entscheiden können." Er sucht dann allerdings das Bild eines nach-livianischen Annalisten unter Augustus oder Tiberius zu zeichnen, dem Appian alles verdankt, erklärt aber diesen Versuch selber nur als eine schwanke Phantasie".

2) Wiederabgedruckt in den Kleinen Schriften (Halle, Niemeyer 1910) S. 381-439.

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5) S. 401 Anm. 1. 6) S. 399 Anm. 1.

7) Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus (Stuttgart-Berlin, Cotta

2. Aufl. 1919) S. 606 ff.

8) A. a. O. S. 609.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XVII 1/2.

3

Ich glaube, daß durch diese Einquellentheorie das Problem nicht gelöst wird. Schon Meyer selbst hat in der älteren Arbeit darauf hingewiesen, daß nur, wenn man Appians Äußerungen praef. 12 pressen will", die Annahme einer einzigen Vorlage möglich wird. Dazu kommt, daß ja Appians Darstellung in die Kaiserzeit hinein, also über den Zeitpunkt hinaus sich erstreckt, auf den die Vorlage zeitlich von Meyer festgelegt wird, so daß schon dadurch die Annahme weiterer Quellen nötig wird. Endlich ist zu beachten, daß neben der Vorrede zu dem Gesamtwerk noch eine zweite am Anfang der Bücher über die Bürgerkriege steht. Mit dieser wollen wir uns jetzt beschäftigen, da sie uns wichtige Fingerzeige zur Lösung des Problems gibt.

Die in Frage stehende praefatio umfaßt die ersten sechs Kapitel von Buch I der Emphylia (§ 1-25) und stellt sich dar als eine kurze Zusammenfassung, als eine Art Grundriß der dann mit Kap. 7 einsetzenden ausführlichen Darstellung. Der Verfasser verfolgt den Kampf zwischen Volk und Senat von der secessio plebis und der daraus hervorgegangenen Schöpfung des Volkstribunats ab und stellt fest, daß dieser Kampf in der älteren Zeit, abgesehen von der Rebellion des Marcius Coriolanus, immer unblutig verlaufen ist. Erst die Ermordung des Ti. Gracchus gab das Zeichen zum Bürgerkrieg. Seitdem hörten die Unruhen (oτáбes) in Rom nicht mehr auf und führten zu offenen Empörungen gegen den Staat, woraus sich mehrfach Gewaltherrschaften (dvraotsia) einzelner Männer entwickelten. Der erste dieser orasicozoi poraqzizoi (7) war Sulla, der nur dem Namen nach zum Diktator auf Lebenszeit gewählt war, in Wirklichkeit durch Gewalt und Zwang zum Alleinherrscher emporstieg, „ein Übel mit dem anderen heilend" (9), dann aber diese Gewalt aus eigenem Antrieb wieder niederlegte. Wenn auch die Ansicht mancher Leute gewesen ist, daß diese Gewaltherrschaft (Troarrie) Sullas dem Staate Vorteil gebracht habe, so spricht doch der Verfasser als Kundgabe seiner Meinung von dem Unheil, welches Sulla angerichtet hatte" (12). Dann folgten die Gewaltherrschaften des Pompejus und Caesar, von denen der erstere wegen seiner kriegerischen Großtaten „der Große" genannt wurde, schließlich aber dem Caesar unterlag (15). Nach dem Sieg stieg dann Caesar als zweiter zum Diktator auf Lebenszeit empor, aber die Tat des Brutus und Cassius, die hervorging aus Eifersucht auf die hohe Stellung des Diktators und aus Sehnsucht nach der von den Vätern überkommenen Verfassung (áτQios лoteiα) brachte auch diesen Mann zu Fall, der der größte Volksfreund und der erfahrenste Politiker Roms war (duotizoτατον καὶ ἐμπειρότατον ἀρχῆς γενόμενον 16) und daher vom Volke tief betrauert und wie ein Gott verehrt wurde. Von neuem verfiel der Staat der Gewalt und kam unter die Herrschaft der drei Männer Antonius, Lepidus und Octavius, der sich auf Grund der Adoption Caesar umnannte.

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