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man den schon seit 1710 bearbeiteten,,Grundriß der Erdbe. schreibung", umgearbeitet von Mag. Volz, der in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts neben dem Essig'schen „Lehrbuch der Welt-Historie" besonders in Süddeutschland viel ge= braucht wurde, genauer kennen lernt, so wird man überrascht, darin neben den Erörterungen über die Erdkugel im Allgemeinen recht sorgfältige und specielle Ausführungen der politischen Geographie nach dem damaligen Status quo des Länderbestandes zu finden. Ja, nach Gatterer's, Cellarius', Junker's und Anderer Vorgange hat Volz auch eine Geographie der mittelalterlichen Zeit und des Alterthums zum sicherern Verständniß der Geschichte dieser Zeiten. mit angehängt, und somit ist man in der That jedem damals nur irgend gefühlten Bedürfnisse der zum Weiterstudium sich vorbereitenden Schüler entgegengekommen.

Die im Voranstehenden in der Kürze genannten Schriften find übrigens keineswegs die einzigen, welche beim Schulunterricht und Privatstudium benugt wurden. Man benußte noch weit und breit die Compendien von Hübner (,,Geographische Fragen", welche in alle neuern Sprachen übersezt wurden) und Schaz, sowie die ausführlichern Werke ebenfalls von Hübner und von Hager (3 Bände). Als das beste und ausführlichste damalige Werk ist das 13 Bände*) umfassende Werk des fleißigen Dr. Büsching (seit 1752) anzusehen, worin mit erstaunlicher Genauigkeit und weitester umfassung beim Quellenstudium alle Erdstellen, so weit sie bekannt waren, behandelt sind und worin bei den spätern Bänden auch immer die Geschichte der behandelten Staaten - oft ein ziemlich starker Band von einem Staate hinzugethan ist. Dies Werk gibt schlagendes Zeugniß für Eifer und Fortschritt in der Geographie; es machte Epoche und hat vielen andern unmittelbar darauffolgenden größern und kürzern geographischen Unterrichtsschriften zur ergiebigen Quelle gedient.

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Als nach Resewig's Anstoß auch den Bürgerschulen seit den siebenziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, namentlich in Preußen und Sachsen, mehr Aufmerksamkeit zugewendet wurde und man anfing, das Heil des Volks nicht ausschließlich von den lateinischen Schulen zu erwarten; als die Philanthropen den gesammten Unterricht umgestalteten, da rückte auch in die Bürgerschulen neben das seitherige Auswendiglernen des Katechismus, neben Lesen, Schreiben und Rechnen, mit Macht die Geographie. Man kann unter Anderm an des dessauer Seminar - Inspector C. P. Funke Allgemeinem Lehrbüche für Bürgerschulen" (Berlin 1795) deutlich sehen, wie die für die Wissenschaft an sich

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nach Staaten

*) Büsching selbst hat wenig mehr als Europa bearbeiten können, das übrige haben Sprengel, Hartmann und namentlich Ebeling vollendet.

und die Gelehrtenschulen besonders erzielte Errungenschaft auch zum Nugen und Frommen der Bürgerschulbildung verwendet werden sollte. Die zweite Abtheilung des ersten Bandes desselben enthält eine gar nicht unzweckmäßige Auswahl des Wichtigen aus dem gesammten geographischen Unterrichtsmaterial nach seinen drei oder vier verschiedenen Hauptbereichen, und zwar in einer immerhin compendiarischen, doch keineswegs dürren Kürze, sodaß sich wol ein ordentlicher Unterrichtscursus danach gestalten ließ. Funke verband dabei bereits kurze geschichtliche Andeutungen mit der Länderbeschreibung.

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Zu den fleißigsten Nachfolgern Büsching's gehört Prof. Fabri, dessen Elementargeographie" und Lehrbuch der Geographie für Schulen" ebenso vielgebrauchte Bücher in der Schü ler Händen gewesen sind wie sein „Handbuch der neuesten Geographie) in den Händen der Erwachsenen seit den achtziger Jahren. Auch der große Gatterer und Gaspari gehören mit ihren mancherlei geographischen Werken, Compendien und Commentaren den lezten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts an; und zum Theil haben sich deren verdienstliche Werke weit hinein in die ersten zwei bis drei Jahrzehnte des jezigen Jahrhunderts ebenso in Brauch erhalten wie die Fabri'schen. So ist z. B. das voluminöse Lehrbuch der Erdbeschreibung" von Gaspari noch 1824 in 1lt Ausgabe gedruckt, und dessen „Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung" mit voranstehender Geschichte der Geographie durch Prof. Hassel und Prediger Cannabich, seit 1819 neu edirt, obwol bereits längst sich ganz andere Ideen für den geographischen Unterricht in Volksschulen geltend gemacht hatten. Auch das ebenfalls ziemlich voluminöse Lehrbuch der Geographie" von Cannabich stammt, wenn nicht der Zeit, doch dem Geiste nach aus jener ältern Schule und hat noch bis in die neueste Zeit so viele Freunde, daß es trop seines bedeutenden Umfangs und der auch minutiösen Bestimmungen, die darin als sehr entbehrlicher Ballast zusammengehäuft sind, im buchstäblichen Sinne als Lehrbuch in einem Lyceo am Harz eingeführt war und verbo tenus durchgegangen wurde, so weit es die Zeit zulassen wollte.

Zu einer ebenso unentbehrlichen als bedeutsamen Hülfe haben vom Anfang an die Landkarten und Globen gedient. Nürnberg hat die gelehrte und die Schulwelt damit am frühesten versorgt; bald nachher auch Amsterdam, Leipzig und Weimar. Ich erinnere hier an die großen Sammlungen, welche bereits zu Anfange des vorigen Jahrhunderts von J. Baptist Homann in Nürn

*) In diesem Werke sind allenthalben die auf einzelne Lånder bezüglichen guten geographischen Schriften und Karten mit angegeben; eine erwünschte Zugabe für den nach der Geschichte des neuern geographischen Unterrichts fragenden Freund der Erdkunde.

berg und nachmals noch lange von seinen Erben geliefert und mit allerlei schmückenden Vignetten (ein Analogon des jest so bekannten C. Vogel'schen Atlas in Leipzig) ausgestattet hatte, Karten, welche für die Heimatländer wie für die fremden Erdtheile so reichlich mit Ortschaften, Gebirgen und Flüssen ausgefüllt sind, daß es fast, ergöglich ist, darauf überwiegend mehr verzeichnet zu finden als selbst heute davon bekannt ist.*). Ferner erinnere ich an die gleichzeitigen Kartenwerke von Lotter, von Janson und Dankerts in Amsterdam, sowie an die des Guilielmi Lanson, christianissimi Galliarum regis geographi, welche in der Specialausführung, also auch in den Fehlern, den Homann'schen ganz verwandt sind **). Wie aber haben sich diese Karten im Laufe weniger Jahrzehnte vervollkommnet, wie sind schon die bei Schreiber und seinen Erben in Leipzig herausgekommenen anders, und in fortschreitender Berichtigung und Verbesserung die Spehr'schen, die Sogmann'schen, die Weiland'schen in Weimar u. a. m., bis die neueste Zeit durch Richtigkeit, Sauberkeit, praktische Brauchbarkeit und angemessene Billigkeit gleich vor. theilhaft hervorragende Karten gewährt hat!

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Die ältern Lehrer der Geographie haben also keineswegs einen Mangel an damals zeitentsprechenden Hülfsmitteln zu beklagen gehabt, und wenn das sicherlich mit aus dem Zeitbewußtsein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. geschöpfte Reglement, wie mein ältester Sohn Friedrich seine Studien zu Wusterhausen halten soll", in Betreff des geographischen Unterrichts vorschreibt: „Duhan soll alsdann auch gleich wieder da sein, Ihm von 2- - 3 Uhr die Landcharte zu weisen; dabei sie Ihm sollen aller Europäischen Reiche Schwächen, Größe, Neichthum und Armuth der Städte expliciren", so darf man selbst in einem solchen Worte zwischen den Zeilen Mancherlei lesen, was als Fingerzeig für Gang und Art des geographischen Unterrichts interessant bleibt. Wären die Schulverhältnisse im Allgemeinen günstiger gewesen, so hätte also auch auf befriedigende Weise selbst den Volksschulen schon früher mindestens ein aliquoter Theil des Wissens und Könnens auf dem geographischen Gebiete zugewendet werden können. Nachmals hat sich das Sachver hältniß lange träge hingeschleppt, ohne daß am Alten viel geändert worden wäre, bis der kräftige Impuls einer neuen Zeit, den freilich

*) Es liegt unter vielen andern åltern Karten eine große Karte von Afrika vor mir, auf welcher nicht allein selbst in der Wüste Sahara, sondern namentlich im Tiefinnern von Hochafrika Staaten und Städte, Gebirge und Flüsse äußerst reichlich vertheilt und die Fontes Nili z. B. unter dem 19. südl. Breite und 45.° östl. Långe verzeichnet sind!

**) Der Franzose Buache bearbeitete bereits 1744 seinen physischen Atlas zur Förderung der natürlichen Erdkunde; spåter (1809) ist der Heusinger'sche,,Handatlas nach einer auf Naturgrenzen beruhenden Darstellung" für gleiche Zwecke bearbeitet.

die alte Schule etwas befremdet und als eine wissenschaftliche Verirrung ansah, die Geister in neue Schwingungen versezte, welche eine merkwürdige Reihe von Umgestaltungen auch auf dem Gebiete des geographischen Unterrichts hervorgebracht haben.

3 weites Kapitel.

Die neuern Umgestaltungen des geographischen Unterrichts.

Fast man die ältern geographischen Unterrichtsbestrebungen kurz zusammen, so ergibt sich, daß dieselben fast ausschließlich auf Erzie lung einiger Kenntniß der allgemeinsten Verhältnisse des Erdplaneten, so weit sie mathematisch meßbar und festzustellen sind, oder sich auf die hervortretendsten physikalischen Außerlichkeiten bezie hen, und ferner auf vorzugsweise Bekanntschaft mit den soge. nannten politischen Verhältnissen, den Staaten, ihrer Eintheilung, ihren Ortschaften u. dgl. gerichtet waren. Damit war der Volks. schule selbstredend wenig genügt, und es erklärt sich mit aus dieser früher herrschenden Richtung in der Behandlung dieses Unterrichts, daß derselbe den Volksschulen so lange fremd bleiben konnte. Er er füllte im Grunde genommen nur den aus den Tagesbedürfnissen der zu den gebildeten Leuten Gehörenden erwachsenen Wunsch, mit eini ger Ortskenntniß ausgerüstet zu sein, um den Tagesbegebenheiten einigermaßen folgen zu können. Es war den auch den Volksschü • ler bildenden Elementen der Geographie wenig nachgespürt. Aber die auf der Hand liegende Mangelhaftigkeit der frühern Verfahrens, weise machte sich fühlbar; und in demselben Maße, als man das Ungenügende einer todten Landkartenbetrachtung, einer mechanischen Aufsuchung von Ortschaften und Firirung derselben im Gedächtniß durch sachfremde Beifügungen erkannte, wurde auch das Bemühen rege, an die Stelle der fruchtlosen Weise eine bessere, ersprießlichere zu ermitteln.

Dies Bemühen reicht zwar bei einzelnen Männern schon in die legten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts zurück, insoweit ́nicht sowol das Volksschulinteresse, sondern das Interesse der Wissenschaft selbst von ihnen gefördert werden sollte; jedoch etwa mit dem Eintritte unsers Jahrhunderts vervielfachen sich die Anstrengungen, auch der Volksschule den geographischen Bildungsstoff erfolgreich zuzuwenden. Es hatte schon Gatterer begonnen, mit Beseitigung der vorwaltenden Verfolgung der immer wandelnden politischen Verhältnisse im geographischen Unterrichte, auf vielseitigere und gründlichere Beachtung der Naturverhältnisse der Erde und der beständigen, bleibenden Formen auf ihrer Oberfläche zu dringen. Damit wurde ein aus dem Alterthum stammender Gedanke wieder erneuert und eine Reihe von Arbeiten eröffnet, welche vornehmlich

die Erdräume nach Naturgrenzen gliederten und die einzelnen größern Localitäten nicht anders als in ihrem natürlichen Rahmen auffaßt. Für die Geographie als Wissenschaft ist dies auf mancherlei Art, entweder mit Zugrundlegung der feuchten oder der starren Grenzmarken versucht; jenes minder glücklich, minder consequent und minder dankbar als dieses. Wir können jedoch Das hier, wo wir es mit Volksschulen zu thun haben, nicht umständlicher auseinanderseßen. Für Freunde dieses Gegenstandes, die dies Sachverhältniß im Einzelnen zu verfolgen Neigung haben, verweise ich deshalb auf 3eune's Erdansichten" (2. Ausgabe. Berlin 1820).

Mit dieser Idee nothwendiger Beachtung der unwandelbaren Erdformen war aber ein belebender Impuls gegeben, der sofort den Volksschulen zu gute kam. Denn in Verbindung mit dem allgemeinen Aufschwunge, den das Volksschulwesen seit Pestalozzi nahm, hat sie dazu gedient, einen sehr bedeutenden und wesentlichen Fortschritt im geographischen Unterrichte einzuleiten, und indem sie vorzugsweise die elementare Auffassung der Plastik des Erdbodens anregte, diesen Unterricht auch für die Volksschule zu gewinnen. Ich kann mich hier der Kürze wegen auf die Auseinandersegungen zurückbeziehen, welche bereits oben bei der Darlegung der Momente stehen, die eine befriedigendere Stellung des geschichtlichen Unterrichts herbeigeführt haben. Vieles dort Gesagte findet auch hier dis recte, Anderes sachentsprechend modificirte Anwendung. Das aber muß ich hier noch hinzufügen, daß gerade der geographische Unterricht um so mehr Aufhülfe und begeisterte Pflege erfuhr, als er eben ein reiches Übungsfeld für die Erfassung der Form - dieses einen der drei Pestalozzi'schen Unterrichtselemente darbot, und als nicht blos gelehrte Theoretiker, sondern ältere und jüngere geniale Praktiker im Schulwesen denselben zum Mittelpunkt ihrer unterrichtlichen Bestrebungen machten. Sehen wir vorläufig davon ab, daß schon 1806 der berühmteste unserer deutschen Geographen, Prof. Karl Ritter in Berlin, durch seine „Sechs Karten von Europa"*) als Bahnbrecher in der neuern Richtung auftrat und durch

*) Sie enthalten:

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IV. die Hauptgebirgsketten in Europa, ihren Zusammenhang und ihre Vorgebirge;

V. die Gebirgshöhen in Europa, ihre Vegetationsgrenzen und verschiedenen Luftschichten (verglichen mit denen der heißen Zone);

II. die Verbreitung der wildwachsenden Bäume und Sträucher in Eurepa;
I. die Verbreitung der Culturgewächse in Europa;

III. die Verbreitung der wilden und zahmen Säugethiere in Europaj
VI. Arealgröße, Volksmenge, Bevölkerung und Verbreitung der Volksstämme

in Europa.

In dieser Anordnung ist zugleich die Ordnung für den praktischen Unterricht angedeutet. Die große Naturansicht Ritter's überragt freilich die Schulverhältnisse sehr weit.

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