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Aber kann denn dies der Religions - Unterricht in der Volksschule?

1. Wenn wir Beneke folgen wollen, so ist es eine Unmöglichkeit". Der Unterricht kann nur Begriffe und Vorstellungen bilden, aber nicht das eigentliche Ziel erreichen, nämlich Empfindungen und Triebe und die dadurch begründete Gesinnung und tiefere religiöse Stimmung der Seele. Da nun von jenen zu diesen kein Weg führt, so ist die religiöse Bildung durch Unterricht eine Unmöglichkeit und kann nur durch Erziehung erzielt werden. Denn jener geht nur um die Schäße der Sittlichkeit und Religion herum und kann ihre Heiligthümer nur beschreiben und preisen, aber den Zögling derselben theilhaft zu machen, kann nur vermöge jener lebendigen und tiefer eindringenden Wirksamkeit gelingen.“

So Beneke. Wohl! von den Begriffen und Vorstellungen führt kein Weg zu der religiösen Stimmung, die im Herzen wohnt; aber wol von dieser zu jenen. Freilich gehört ein Lehrer zur Erweckung dieser religiösen Stimmung, dem die Religion nicht blos Sache des Erkennens, sondern auch des Fühlens und Thuns ist. Was helfen die Begriffe und Vorstellungen allein! Sie machen aus dem Gelehrtesten nicht auch den Besten. So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr's thut!"

2. Schwarz hält die Schule für den Religions - Unterricht unpassend. Die Kinder nehmen zu viele Rücksichten auf einander; da gilt es, wer am besten antworten kann; da wird die Thräne der Rührung belacht, die freie Außerung des kindlichen Gemüths dem Spotte preisgegeben und also die Religion zur schnöden Wisserei entheiligt."

Wir können uns nicht verhehlen, daß die Schule allein nicht im Stande ist, den Zögling durch Religion zum Christen zu bilden; es wird auch nicht von ihr verlangt und mit Recht darf man von der häuslichen Erziehung erwarten, daß sie als treue Helferin mit der Schulerziehung Hand in Hand gehe. Aber geradezu thöricht müssen wir es nennen, wenn der Religions-Unterricht als bloße Familiensache betrachtet werden soll. In wie vielen Familien wohnt denn heutiges Tags ein wahrer religiöser Geist? Da findet ihr nichts von einem Gebet, nichts von Glauben an Gottes Vatertreue, nichts von den Tröstungen der von Christo verordneten Heilsmittel; ja, nicht sel= ten schweigt selbst die Moral, und nur der berechnende Eigennuß, die weltliche Klugheit, List und Lüge werden gepredigt. Das Bild ist nicht zu grell gemalt; man betrachte nur ohne Vorurtheil, werfe einen Blick in das Innere des Familienlebens und lasse sich nicht durch eine vorgehaltene Außenseite täuschen. Ja, es gibt Familien, die den Tag über zu verschiedenen Malen singen und beten, die da fasten und leiblich sich bereiten, den Sonntag streng feiern, oft zum Tische des Herrn gehen, in denen man nie ein rohes Wort hört, die ihre Kinder in Furcht und Zittern erziehen, die Welt mit ihren Lüsten

fliehen und mit zur Erde gerichteten Blicken, die Bosheit der Welt beseufzend, einhergehen. Ihr meint: da wäre es am passendsten, bei ihnen und durch sie den Kindern Religions - Unterricht ertheilen zu laffen. Oft habt ihr recht; beiweitem öfter seid ihr in mächtiger Täuschung befangen. Gerade diese Familien sind es, in denen am meisten geflucht und gelästert, am öftersten das Gebet entheiligt wird. Stolz und Hochmuth werden dort am meisten gepflegt, und wenn sie noch so viel über die Größe ihrer Sünden feufzen, glaubt nur, sie halten sich troßdem für die Schooskinder des lieben Gottes. Man muß diese Leute nur gründlich durchschauen, was nicht so gar schwer ist. Wehe den Kindern, denen in solchen Kreisen, die durch das Walten von Vater und Mutter geheiligt sein sollen, die Heuchelei und die Lüge zur Pflicht gemacht werden! Also lassen wir immerhin dem Hause so viel Theil am Religions - Unterrichte, als es sich nimmt; aber betrachten wir die Schule als die eigentliche Pflanzstätte der Frömmigkeit! Erziehen wir die Kinder zu Erziehern; machen wir aus den Knaben brauchbare Männer; pflegen wir in den Mädchen den Keim ihres künftigen Hausmutter-Berufes, und unsere Nachfolger werden es uns Dank wissen, daß wir ihren Schülern brave Altern erzogen.

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Der Religions-Unterricht muß in der Schule ertheilt werden, und allein auf den Lehrer kommt es an, ob er für die Kinder segensvoll sein soll oder nicht. Eine geweihte Stunde muß die Religionsstunde sein, nicht entheiligt durch Lärm und Unruhe, durch Spott und Schimpf, oder wol gar durch Strafe. Mit Gebet eröff net, führe sie die Kinder in das Heiligthum des Göttlichen, erhelle den Kopf, heilige den Willen und erwärme vor Allem das Herz, sie erbaue. Dies kann sie aber nur, wenn der Lehrer sich den Lebensverhältnissen der Kinder genau anschließt, den Kreis, in dem sich ihr Handeln außer der Schule bewegt, durchforscht, nicht als strenger Zuchtmeister, sondern als väterlicher Freund vor ihnen erscheint. Beobachtet er dieses Alles genau und ist er selbst von seinem Gegenstande ergriffen,,,mit seinem Gott aber im Reinen," fo wird er nicht blos für die eine Stunde, sondern fürs ganze Leben wirken. Dann wird Das, was er gesprochen, nicht als leeres Wortgepränge durch die Köpfe der Kinder in alle Winde verfliegen, sondern es wird in den Herzen derselben eine bleibende Stätte finden. Sie werden nach beendigtem Unterrichte nicht mit gewohnter, geräuschvoller Leichtsinnigkeit eine andere Lection beginnen; sondern an ihrem Wesen wird man es ihnen ansehen, daß sie von Gott und göttlichen Dingen unterhalten worden sind. Zerstört auch dann die häusliche Erziehung Vieles wieder, was die Schul-Erziehung im ReligionsUnterrichte aufgebaut, - es bleibt auch Vieles haften, mehr, unendlich mehr, als wenn ein umgekehrtes Verhältniß existirte, wovor Gott das Volk bewahren wolle.

Wie wird aber der Religions-Unterricht jest in der Schule getrieben?

Je nachdem der Lehrer den Geist des Christenthums für die Hauptsache ansieht oder den bloßen Buchstaben; je nachdem er es für seine Aufgabe hält, auf das Gefühl oder den Willen. des Kindes zu wirken oder auf das Erkennen; je nach diesen beiden Ansichten wird er seinen Unterricht ausführen.

Welcher von beiden wird der segensreichste sein?

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Wir befinden uns in einer Schule beim Beginne des ReligionsUnterrichtes. Es wird gebetet, lange gebetet und der Inhalt des Gebetes dreht sich um die einfache Bitte, daß Gott seinen heiligen Geist senden möge, um mit seiner Hülfe den listigen Anfällen des Teufels widerstehen und das Dichten und Trachten des Herzens, das böse ist von Jugend auf, unterdrücken zu können. Das ist der Inhalt des Gebetes, das Thema des Gespräches, das der Lehrer nun mit den Kindern beginnt. Der Lehrer frägt, die Kinder antworten Schlag auf Schlag; sie sprechen von göttlicher Gnade, von der Wiedergeburt, vom Teufel, besonders viel von der Sünde, o! von allen möglichen Sünden, und der Lehrer freut sich über den Fleiß seiner Zöglinge, die so gut memorirt haben; er freut sich über die Aufmerksamkeit, mit welcher sie seinen Schilderungen der Sündhaftigkeit des menschlichen Lebens zuhören. Seine Augen sprühen Feuer; sein Mund fließt über von schrecklichen Drohungen gegen die Gottlosen, die da glauben, daß sie aus eigenem Verdienst selig werden können; in seinem Eifer citirt er Legionen von Sprüchen, Liederversen und Aussprüchen heiliger Kirchenväter. Der Mann ist ganz sattelfest, ganz in seinem Wir kungskreise. Und die Kinder? Still, athemlos, in ängstlicher Spannung schauen sie allen Geberden des Lehrers nach, horchen sie den verdammenden Worten, zittern sie bei dem Gedanken daran, daß sie Menschen sind. Wagt ja einmal eins oder das andere eine Antwort, die nicht aus dem Kopfe, sondern aus dem Herzen stammt, so bebt es schon in nächster Secunde über seine Kühnheit zurück, mit der es es gewagt hat, eine eigene Ansicht zu haben. Sage Keiner, der dies selbst gesehen, mit erlebt hat, daß der gewöhnliche Ausgang des Gesprächs, das Bild von der Versöhnung durch das Blut des Heilandes, über Alles hinreichend sei, die bange Zerknirschung — wenu sie wirklich da ist, und wenn dies nicht der Fall sein sollte, wozu dann der Lärm? zu mildern, welche sich der Herzen der Kinder bemächtigte. Dieser Lehrer wirkte auch auf das Gemüth der Kinder, obwol sie streng angehalten wurden, unverständliche Begriffe sich einzuprägen, um durch diese auch äußerlich zu zeigen, wie sie innerlich weiter geschritten seien in der Erkenntniß.

Begleiten wir nun das Kind von der Schule nach dem älterlichen Hause, von diesem in die Welt. Wo ist der frohe, unbe fangene Kindersinn? wo die heitere Offenheit? das Still

vergnügtsein im kindlichen Spiel? An die Stelle des erstern tritt furchtsame Niedergeschlagenheit; die bange Scheu des fündbewußten Menschen vor dem Lichte des Tages an die Stelle der Offenheit, und das Spiel verliert alle Würze durch die verstohlene Heimlichkeit, mit der es den Augen des überwachenden Erziehers entzogen werden muß. Aber gerade diese unnatürliche Scheu vor der Sünde, diese fernen drohenden Strafen, diese Aussicht auf das Gericht reizt die Sinnlichkeit zur Übertretung der Gebote. Sollte es wirklich von so furchtbaren Folgen sein, einmal, nur ein einziges Mal von der verbotenen Frucht zu naschen?" ,,Sollte Gott gesagt haben u. s. w." Das Kind lernt die Sünde kennen und das Gift ist füß. Im Hintergrunde zwar droht das strafende Gericht, aber das versöhnende Blut macht die Wagschale der Übertretungen steigen. Der Lehrer wird dir's nicht gleich ansehen können, was du gethan hast; du bist beim Unterrichte im Christenthume der Fleißigste; im Hersagen von Bibelsprüchen, Auszügen aus den Kirchenvätern und Liederversen der Gewandteste; du wirst dir zu helfen wissen.“ Und das Kind weiß sich zu helfen. Es betrügt den Lehrer durch vage Redensarten, durch das Plappern seines Mundes, von dem das Herz nichts weiß; was wollen wir weiter? Der Heuchler ist fertig, er ist.

Und nun tritt das Kind in die Welt. Sollen wir seinen Lebenslauf verfolgen? Es führt uns zu weit von unserm Thema ab; überdies werden die Mehrsten schon Gelegenheit gehabt haben, ihre psychologischen Studien durch Beobachtung derartiger Charaktere zu vervollständigen. Der Mensch wird entweder ein stummer Sünder oder ein wüthender Fanatiker.

Das wird der Mensch durch einen Religions-Unterricht, der Ertödtung der Sinnlichkeit, der Neigung zum Sinnlich - Schönen und Angenehmen und den Glauben an todte Buchstaben, herzlose Formen zum Ziel sich seht. Das ist die Moral und der Glaube dieses Christenthums.

Es ist ja gut, wenn der Lehrer eifert gegen die angeborene Sündhaftigkeit, gegen Selbstliebe und Eigennus; es ist ja gut, wenn er zur Buße verweist, wenn er darauf hinleitet, die Quelle der Religion weder in sich selbst, noch in der Natur, sondern in Christo zu suchen: aber ist es keine pädagogische Sünde, um den legten Zweck zu erreichen, die Natur des Menschenlebens selbst, wie die um uns her zu verkrüppeln und mit unsinnigen Ideen zu beleuchten oder besser, zu verdunkeln? Man braucht deshalb noch nicht mit Jean Jacques im,,Emil" zu denken: Es gibt keine ursprüngliche Verkehrtheit im Herzen; es ist nicht ein einziges Laster im Herzen, von welchem man nicht nachweisen könnte, wie und auf welchem Wege es in dasselbe gekommen sei." Rousseau fährt auch fort: Die einzig angeborene Leidenschaft ist Selbstliebe, welche von Natur gutartig ist." Ebenso wenig braucht man zu behaupten, was Völker den Naturalisten

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eingibt: Gott hat sich allein in der Natur geoffenbart."*). Aber wir müssen nothwendig die Natur in und um uns in ihre Rechte einsegen; ihre Vernachlässigung straft sich_bitter. „Das Gefühl fürs Schöne, die uneigennütige Liebe zur Schönheit, die ist eine nur dem menschlichen Geschlechte eigenthümliche Fähigkeit, die seinen hohen Ursprung beurkunden, und deren Entwickelung durch die Veredelung der Neigungen und der ganzen Thätigkeit des Menschen nothwendig dazu beiträgt, seiner höhern Natur die Herrschaft über seine thierische zu verschaffen. Diefen Sinn also nähren und bilden, heißt den innern, den wahren Menschen nähren und bilden, und dadurch zu seiner Glückseligkeit beitragen. Die Entwickelung des Schönheitssinnes trägt aber auch mächtig zur bessern und siche= rern moralischen Erziehung bei. Er erzieht die Seele, mildert die Sitten und verringert die Gewalt der Leidenschaften. Die aufrichtige Liebe zum Schönen, zur Ordnung, zur Harmonie ist fast eine sichere Garantie der Güte, des Seelenadels, der Rechtschaffenheit, der Tugend; sie verbindet sich selten und schwer mit Grausamkeit, niedriger Denkart, Ungerechtigkeit und dem Laster. Ein lebhaftes Gefühl für Naturschönheiten ist nach Kant meistens die gewisse Anzeige einer großen Moralität; darum nährt dasselbe auch das religiöse Gefühl. - Gab es einen größern und wahrhaftern Naturfreund als Christus, als ihn, der die Religion selbst war?" **)

Verfolgen wir jezt einen Religions-Unterricht in anderer Gestaltung.

Er beginnt, wie der vorige, auch mit Gesang und Gebet, mit langem Gebet von der Güte Gottes und der Glückseligkeit eines unschuldigen Gemüths. Das ist auch die Summa des Inhalts Deffen, was der Lehrer (größtentheils) vorträgt; denn vom Memoriren ist keine Rede; der Schüler antwortet, wie es ihm eben gut dünkt, und verläßt sich auf die Geduld des Lehrers, das Falsche zu verbessern. Da heißt es ungefähr:,,Religion ist das größte Geschenk Gottes an die Menschheit, sie ist das Kleinod der Sterblichen; wenn Alles vergeht, menschliche Weisheit die verlangende und zagende Seele nicht zu befriedigen, nicht zu beruhigen weiß, wenn die Sehnsucht nach etwas Gewisserem, Bleibendem, nach dem Ewigen mächtig und laut wird nur Religion allein vermag zu geben, was beglückt, die bange Seele von Zweifeln befreit und stille macht durch jenen Frieden, den die Welt nicht kennt, nicht geben kann (— zuweilen auch wol durch einen Bibelvers, doch selten ), der nur von Gott durch sein Wort kommt. Die Religion schließt euch die Pforten himmlischer

*) Vergleiche: Ludwig Volter, Beiträge zu einer christlichen Pådagogik. Heilbronn, Drechsler. 1846.

**) Dr. J. Scheinert, die Erziehung des Volks durch die Schule. 2. Bd. S. 201.

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