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auf die göttliche Gerechtigkeit nicht neu. Er tritt, wie wir bereits nachgewiesen haben, schon in den mosaischen Schriften in seiner ganzen Schärfe hervor, wie in den Thatsachen so in der Lehre. Gott ist der Richter der ganzen Erde, der Gerechtigkeit (gegen Alle) üben muß;" er ist der Hort, dessen Wirken untadelig ist, dessen Wege alle gerecht sind, ein Gott der Wahrheit, ohne Unrecht." Allein bei den Propheten erscheint die fortgeschrittene Entwickelung dieses Grundgedankenz in wahrhaft großartiger Weise nach den verschiedensten Richtungen. Sie sind nicht, wie Moses, bloß an Israel gesandt, sie sind vielmehr die Boten Gottes an alle Völker; sie sind solche nicht bloß zur Verkündigung seiner strafenden Gerechtigkeit bei dem sittlichen Verderben, sondern auch der Gnade und Barmherzigkeit bei ihrer Besserung. Doch uns dünkt, daß diese großartige Entwicklung bei den Propheten sich auch darin zeigt, daß sie überall gegen die äußere Werkheiligkeit, gegen die Heuchelei, die ihre Sittenlosigkeit unter der Hülle eines strengen Formalismus zu verdecken sucht und durch solchen selbst gut zu machen wähnt, schonungslos auftreten. Das Schiboleth wahrer Frömmigkeit ist ihnen vielmehr außer der Entfernung vom Gößendienste nur noch strenge Zucht und Sitte, Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe. Darin aber liegt das unwidersprechlichste Zeugniß für ihren universalistischen Geist. Denn sind nicht die Israel gebotenen Ceremonien, sondern der Glaube an Gott und die Uebung seiner Sittengeseße Bedingung der göttlichen Gnade, so muß folgerichtig aus jeglicher Nation jeder Mensch Gott willkommen sein, der ihn fürchtet und tugendhaft ist."

Suchen wir uns nun das Alles im Einzelnen klar zu machen. Wir wollen dabei in möglichst chronologischer Folge vorgehen und beginnen daher mit dem Buche Jona. Wir anerkennen zwar die gewichtigen kritischen Bedenken gegen das hohe Alterthum dieses Buches; allein der Prophet selbst, in dessen Namen uns dies schriftliche Denkmal aufbewahrt ist,

gehört jedenfalls zu den ältesten. Nach diesem wird nun der Prophet sogar nur an ein fremdes Volk gesandt, um ihm die göttliche Strafe wegen seines Sittenverfalls zu verkünden. Aber nicht allein diese Sendung an sich, sondern mehr noch daß Gott „ihre Werke sah, daß sie umgekehrt von ihrem bösen Wandel", und sie deßhalb in seiner Gnade und Barmherzigkeit vom Verderben rettet, ja daß Gott selbst es ausspricht, wie er sich der Erhaltung dieser heidnischen Stadt gleichsam freut: das Alles zeigt uns den großen universalistischen Gedanken, der in der kindlich naiven Erzählung als der innere Kern derselben wohl zur Darstellung zu bringen beabsichtigt wird.

A mos. Der unbeschränkte Universalismus tritt bei diesem Propheten merkwürdigerweise, sogar in der Art hervor, daß er den fremden Völkern den Untergang wegen ihrer Härte und Grausamkeit nicht blos gegen Israel, sondern wieder gegen andere Völker im Namen Gottes verkündet. So wird gegen Syrien das Strafgericht Gottes wegen seiner Grausamkeit gegen Gilead, worunter wohl nicht allein die ostjardenischen Israeliten zu verstehen sind, in glühenden Farben geschildert, das den Philistäern, Tyriern, Edomiten, Ammoniten prophezeihte Verderben, scheint zwar nur wegen ihrer Grausamkeit gegen die Israeliten begründet zu werden, was jedoch nicht ganz sicher ist, da wenigstens der Bruderbund der Tyrier sich auch auf andere Völker beziehen kann. Dagegen wird Moab die göttliche Strafe ausdrücklich nur wegen seiner ausgesuchtesten Grausamkeit gegen den König von Edom in voller Vernichtung treffen. Nicht minder zeigt sich der universalistische Geist in dem ganz unvermittelten Uebergang zu den Strafreden gegen Juda und das Reich Israel wegen ihres Gößendienstes, ihrer Verachtung der göttlichen Saßungen und ihrer Sittenlosigkeit, die sogar mit denselben Worten: Daß Gott es nicht zurücknehme, wie gegen die andern Völker eingeleitet werden, und tiefer und bitterer noch als gegen diese, macht sich die Anklage gegen Israel Luft. Gott

zürnt Israel, dem sein Gesez geworden, mehr als den geseglosen Heiden. „Versammelt euch auf den Bergen Schomrons und seht mächtige Verwüstung darin und die Unterdrückten in ihrer Mitte. Sie wissen nicht, rechtschaffen zu handeln, sie häufen Raub und Erpressungen in ihren Schlössern an" (3, 9, 10). Sie verkehren das Recht in Wermuth und legen in den Staub die Gerechtigkeit“ (5,7, 1). „Sie hassen den, der am Thore zurechtweiset, sie verabscheuen den, der von Unschuld predigt. Darum weil ihr den Armen tretet und das mühsam erworbene Körnlein ihm abnehmt". (Daf. 10, 11.) Suchet das Gute und nicht das Böse u. s. w."

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„Höret dies, die ihr den Armen verschlinget und den Gebeugten im Lande zu Grunde richtet. Ihr sprechet: Wann wird der Neumond vorbei sein, daß wir Korn verkaufen, der Sabbath, daß wir den Speicher öffnen können, verkleinern die Epha, vergrößern den Schekel (den Preis) und berücken mit falscher Wage (8, 4)." So sehen wir den Propheten immer gegen Unrecht und Lieblosigkeit und gegen die äußere Werk Heiligkeit, die für die innere sittliche Hohlheit genug thun soll, schonungslos ankämpfen. Selbst die scharfe Geisel, die er gegen den gedankenlosen Gottesdienst führt, scheint nur für diese höchsten sittlichen Gedanken geschwungen zu werden. Treue gegen Gott hatte eben nothwendig Sittlichkeit im Gefolge, Gößendienst: Unrecht, Gewalt und Sittenlosigkeit.

Hosea. Nach der gewaltigsten Straf- und Drohrede gegen Israel wegen seines Abfalls zum Gößendienste wird seine Wiedervereinigung mit Gott unter dem Bilde einer Wiederverlobung dargestellt, in folgenden schönen Worten: „Ich werde dich mir verloben auf ewig; ich verlobe dich mir durch Recht und Gerechtigkeit, durch Liebe und Barmherzigkeit; ich verlobe dich mir durch Treue und daß du den Ewigen erkennest (2, 21, 22). Ebenso wird die Entfernung von Gott in der Mißachtung dieser Tugenden dargestellt: „Höret das Wort Gottes, Söhne Jsraels!

denn einen Streit hat Gott mit den Einwohnern des Landes: Es ist keine Wahrheit, keine Liebe, keine Erkenntniß Gottes im Lande" (4, 1).

In noch weit stärkeren Ausdrücken und in der, dem. Propheten eigenen, schwungreichen Sprache, wird die in dem Gößendienste wurzelnde Unzucht und Sittenlosigkeit und der äußere Formeldienst, der mit Opfern Gott zu versöhnen glaubt, gegeißelt (Cap. 5). Er spricht es ausdrücklich im Namen Gottes aus: Liebesthaten') habe ich gefordert und nicht Schlachtopfer, Erkenntniß Gottes mehr als Brandstücke (6, 6).

Bei aller unnachahmlichen Gluth des Eifers gegen den Gößendienst, die den Propheten auszeichnet, treten doch immer wieder die Sittenlosigkeit und das Unrecht als die verabscheuenswerthesten Bilder in dem wahrhaft großartigen Gemälde auf. „Ein leerer Weinstock war Israel, er (Gott) sette ihm Früchte an; aber je mehr seine Früchte, desto mehr Altäre machte es. Getheilt ist ihr Herz, jezt sollen sie es büßen (10, 1. ff.)“ „Säet Gerechtigkeit, erntet Liebe, macht urbar euere Aecker, denn es ist Zeit, Gott zu suchen“ (daselbst V. 12. ff.). Und noch zum Schluß, nachdem die lebendigsten Bilder der Drohung für den Abfall, Tod und Verderben den Abgefallenen vor die Augen gestellt worden, schließt der Prophet mit den Worten: „Wer weise ist, der prüfe das, wer verständig ist, der merke es: Gerade sind die Wege Gottes, Gerechte wandeln darin, nur die Missethäter straucheln darin."

Joel. So allgemein die Verkündigungen dieses Propheten auch gehalten und so wenig bestimmte Sünden des Volks auch

1) Dies ist die Bedeutung von П, während die bloße Liebe, als Gefühl 78 beißt. Daher 700 701 und sogar TON D2X (Micha 6, 8.) Liebe zum Wohlwollen, zu Liebesthaten, sie nämlich von Herzen üben, nicht bloß als äußeres Gesek.

angegeben sind, welche die verkündeten Unglücksfälle herbeiführen sollen, so tritt doch auch in ihm der allgemeine prophetische Charakter in Bezug auf die Heiligung durch innere Sittlichkeit und der Universalismus des Gottes- und Sittlichkeitsgedankens klar hervor. „Kehret zurück zu mir mit ganzem Herzen", ruft er im Namen Gottes, „zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider und kehret zurück zu Gott, denn gnädig und barmherzig ist er, langmüthig und von unendlicher Liebe und läßt des Uebels sich gereuen. Wer Einsicht hat der kehret ein und bereut und läßt Segen hinter sich zurück (2, 13 ff.)" Dann aber wird Gott seinen Geist ausgießen über alles Fleisch Jeder, der den Namen Gottes anruft wird entrinnen, denn auf dem Berge Zion und in Jerusalem wird Rettung sein, spricht Gott für die Uebriggebliebenen, die Gott ruft" (Cap. 3).

Wir kommen nun zu dem Propheten, der sowohl wegen der unerreichten Herrlichkeit seiner Diktion, wie des strahlenden Glanzes seines Geistes, von jeher als der hervorragendste und bedeutendste der Propheten nach Moses anerkannt wurde. Man begreist sogleich, daß wir von Jesaias reden. Abgesehen von dem zweiten Theile, von Cap. 40 bis Ende, über dessen spätere Abfassung heute kein Zweifel mehr obwaltet und dessen hochsittlichen universalen Inhalt, wir noch besonders besprechen werden, weht uns in dem Buche des ersten Jesaias der Hauch des Göttlichen in seiner höchsten Weihe an. Wenn von irgend einem Propheten, so gilt von Jesaias die längst erkannte Wahrheit, die ein geistreicher neuerer Forscher1) mit den Worten aussprach: „das Prophetenthum bildet in der israelitischen Religion die fortbildende Kraft gegenüber dem zur Starrheit und Aeußerlichkeit geneigten Priesterthum und Gesezwesen. In ihm tritt der Subjektivismus belebend und

1) Noeldeke: Die alttestamentliche Literatur S. 206.

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