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wollten. Es kann vielmehr nur eine leicht begreifliche Verkennung der jüdischen Lehre sein, welche es verdient, ihr durch positive Nachweise die Mittel zur Sichtung und Klärung der Irrthümer zu bieten. Schon vor 10 Jahren haben wir in der ersten Auflage dieses Buches (S. 71 ff.) geschichtlich nachgewiesen und es wurde in neuester Zeit von Herrn Prof. Schleiden bestätigt, daß alle großen. Herrscher den kleinlichen religiösen Fanatismus verachteten und daher auch gegen die Juden gerecht und tolerant waren. Dasselbe gilt aber mehr oder weniger von allen Menschen der geistig hervorragende, edle Mann ist über jene Engherzigkeit erhaben, nur die Schwachköpfe oder von Natur boshafte Menschen sind die Pfleger solcher traurigen Auswüchse der Finsterniß.

Unser Streben aber zur Berichtigung der Irrthümer sonst ausgezeichneter Männer auf diesem Gebiete, besonders in Bezug auf Jesu Verhältniß zu den Rabbinen darf uns nicht als Anmaßung gedeutet werden. Bedeutende christ= liche Gelehrte haben dem Juden das Recht zugesprochen, seine Kräfte zur Mitarbeit hier einzusehen. Dieses Recht aber ist in der That um so unanfechtbarer, als die Einwürfe gegen das Judenthum, auch wo sie ohne alle Gehäffigkeit gegen die Juden geltend gemacht werden, in der Regel, so ganz besonders von Schenkel, als Gegensatz gegen die christliche Lehre auftreten, und in ihrem tiefsten Grunde in der Verkennung des innern Geistes des jüdischreligiösen Lebens zur Zeit der Entstehung des Christenthums wurzeln, in der Verkennung der dasselbe gerade in jener Zeit so tief bewegenden Kräfte, die oft in dem Boden eines umfassenden, schwerverständlichen Schriftthums versteckt liegen und nur mühsam aufgefunden werden können. Wie der griechische Mythus die Venus der Tiefe des

Meeres entsteigen läßt und damit die große Wahrheit andeutet, daß keine bedeutende Erscheinung von der Oberfläche des gewöhnlichen Lebens sich abhebt, sondern aus den gährenden Elementen tief im Innersten der weltgeschichtlichen Werkstätte sich herausarbeitet, so muß auch, um die Zeit der Entstehung des Christenthums, und vielleicht dieses selbst, dieses weltgeschichtliche Ereigniß, so viel als möglich ganz und klar zu erkennen, in den Schacht der Vergangenheit hinabgestiegen werden, um dort die zerstreuten Quellen der jüdisch-religiösen Gährungselemente jener Zeit aufzusuchen, was nicht ohne umfassende Kunde jener Quellen geschehen kann. Daher haben, wie bereits bemerkt, die bedeutendsten Männer der Wissenschaft die Beihilfe von jüdischer. Seite geradezu bedingungslos anerkannt.

So sagt der gelehrte Verfaffer des Auffahes: „Die Resultate der jüdischen Forschung über Pharisäer und Sadducäer in der protestantischen Kirchenzeitung vom Jahr 1863: „Es läßt sich die neutestamentliche Zeit nicht verstehen, ohne ein bis auf das Einzelnste sich erstreckendes Verständniß des jüdischen Wesens in jener Periode. Dies Verständniß ist aber ganz hauptsächlich aus der ältern thalmudischen Literatur zu gewinnen, die bis jezt nur unsere Rabbinen mit Leichtigkeit zu manipuliren verstehn. Wir werden daher zur Füllung einer sehr wesentlichen Lücke ihrer nicht entrathen können."

In ganz ähnlicher Weise sprach sich s. 3. Herr ProfHolzmann brieflich gegen uns aus.

Wenn wir uns aber bei der Refutation der Annahmen Schenkels in Bezug auf das Judenthum etwas stark ausgesprochen haben, so geschah dies nicht, weil wir denselben als gewöhnlichen Judenfeind, als Ritter des St.-Bonifaciusvereins zu Paderborn in dieser Hinsicht ansahen, sondern

weil Herr Schenkel seine Ansichten so ganz apodiktisch ohne einen Schatten von Beweis aufstellt, und weil er die Pharisäer geradezu als den Typus der Jesuiten, oder, um mit dem Verfasser des oben berührten Auffahes zu reden, „als die Kreuzzeitungsleute von Jerusalem" ansieht, die Alles für erlaubt hielten in majorem dei gloriam, wieder ohne einen Beweis auch nur zu versuchen, bloß zum Zwecke der Erhöhung des Christenthums auf Kosten des Judenthums, also auf seinem Standpunkte wirklich in majorem dei gloriam.

Also mit den gewöhnlichen Judenfeinden haben wir es nicht zu thun, so sehr wir uns allerdings der Hoffnung hingeben, daß unsere Schrift dazu beitragen möchte, eingewurzelte Vorurtheile zu berichtigen, und zur Versöhnung der Gemüther, zum friedlichen Zusammenwirken lange getrennter Glieder unseres geeinigten großen Vaterlandes beizutragen. Nur mit dem Verfasser einer Reihe von Auffäßen im Pfälzischen Kurier vom Monat April v. J. unter der Ueberschrift: „Kreuzige, kreuzige ihn!" wollen wir uns ausnahmsweise ein wenig befassen, obgleich der= selbe ohne Zweifel zur allergewöhnlichsten Sorte von Judenfeinden gehört, einmal weil er seine Erpektorationen in einem vielgelesenen pfälzischen Blatte veröffentlichte und damit offenbar den Samen confessioneller Zwietracht in unserer bis jezt von dieser Giftpflanze ziemlich verschonten gesegneten Pfalz ausstreuen wollte, und sodann, weil seine Auffäße die Antwort auf eine, wie wir später hörten, von einem hochgeachteten christlichen Gelehrten, der hier, wie immer, nur Toleranz und Versöhnung angestrebt hat, herrührende Abhandlung in demselben Blatte über die Kreuzigung Christi sein sollte. Ob dies überhaupt der Ton ist, welcher den mit wissenschaftlichem Ernste geschrie=

benen Auffäßen gegenüber angeschlagen werden durfte, mag billig bezweifelt werden.

Keinesfalls erscheint es angemessen, solche wichtige, so tief in das Culturleben eingreifende Fragen in dieser wißig sein sollenden Feuilletonmanier zu behandeln, wie fie sich überhaupt mit Heine'schen Reminiscenzen nicht erledigen lassen. Daß wir es aber mit einem ganz gewöhnlichen Judenfeinde zu thun haben, muß auf den ersten Blick klar werden. Wie der erste, alte Haman tritt er gleich mit der angeblichen besondern Racen- und Volksthümlichkeit der Juden auf, nur mit dem Unterschiede, daß er diese Eigenthümlichkeit sogar liebt" - das Wort ist ja so geläufig als ein specifisches Nationalfragment", "wie ihm neben dem Pferd und der Eiche das Kameel und die Palme immer einen pittoresken, hochinteressanten Anblick gewähren, als eine charakteristische semitisch - orientalische Farbennüance in unserem japhetisch- occidentalen Leben und Treiben, also schon von rein malerischem Standpunkte aus“ (sic!).

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Wie poetisch, tief gemüthlich! Man sieht, der Mann hat nicht umsonst seinen Heine gelesen. Aber der alte Haman war ehrlicher, er schämte sich doch, Liebe zu den Juden zu heucheln, wenn auch nur wie zu einer fremden Thierrace; er sprach offen seinen Haß gegen dies fremde Volk „mit seinen besondern Religionsgesehen“ aus. Und wahrlich! dieser offen auftretende Haß war nicht so verlegend, wie diese Liebe, die uns mit gnädigen Fußtritten wie ein Thier tractiren möchte. Und ein solcher Mann wagt es, am Ende seiner Invectiven in hochmüthigem Selbstbewußtsein an die Juden die Aufforderung zu richten, Menschen zu sein. Und dem alten Haman war es am Ende nicht zuzumuthen, die culturhistorische Bedeutung

der Juden und ihres Glaubens zu erfassen, sich in den nicht allzufern von einander liegenden Urgrund der jüdischen Moses- und der altpersischen Zoroasterlehre zu vertiefen.

Der Verfasser jener Auffäße aber gerirt sich als „Schriftkundiger" und von ihm dürfte man daher billig erwarten, daß die Juden und ihre Bedeutung in der Weltgeschichte etwas mehr als ein Kameel-Interesse für ihn haben sollten. Aber freilich, um diese Bedeutung ganz und klar zu erkennen, muß, wie bereits bemerkt, besonders auch die Zeit umfassend erkannt und vorurtheilslos gewür= digt werden, in welcher Jesus unter den Juden aufgetreten ist, und muß zu diesem Zwecke zu den oft verschütteten Quellen derselben hinabgestiegen und mit hingebender Anstrengung daraus geschöpft werden.

Doch der Verfasser spricht ja wirklich, als läge ihm das ganze jüdische Schriftthum von den ältesten Zeiten bis auf die mittelalterlichen Kabbalisten: den „Sch'loh" und Zeror Hamor“ offen vor. Aber gerade das zur Schautragen seines Wissens mit solchen Schriften, die auch größeren christlichen Gelehrten unzugänglich sind, wie aller= dings auch Anderes, auf das wir noch später kommen, liefert den sichern Beweis, daß derselbe wenig oder nichts von diesem umfassenden Schriftthum verstehe, sondern, wie alle Judenfeinde unserer Zeit seine Weisheit aus dem Sammelsurium des Eisenmenger geschöpft hat. Dies bestimmt uns aber, zur nähern Einsicht in die Natur dieses Verfahrens etwas ausführlicher, als wir es im Laufe unserer Erörterungen selbst zu thun Gelegenheit hatten, über den Gesammtinhalt des Thalmuds uns auszusprechen. Daß der Thalmud zwei wesentlich verschiedene Bestandtheile umfaßt, nicht systematisch getrennt, sondern in einander geschoben, ohne Scheidung und Sichtung: den

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