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Inhalt im Gegensatz zu den vielen falschen, aus Mangel an Kenntniß der Quellen entstandenen Auffassungen wenigstens nach dieser einen Richtung festzustellen; aber fie will damit zugleich, wir wollen es nicht leugnen, den, noch lange nicht überwundenen, aus der einseitigen und ungerechten Auffassung des Judenthums immer auf's Neue ihre Nahrung schöpfenden Vorurtheilen gegen die Juden entgegentreten. Sie hat auch das Leben im Auge, eine sittlich - praktische Aufgabe, um ihrerseits mit den vielen freien Geistern in unserm Vaterlande an der endlichen Zerstörung der Scheidewände, welche der Fanatismus des Mittelalters aufgerichtet, mitzuarbeiten, den Separatismus zu brechen, der noch wie ein Alp auf dem biedern Herzen unferes Volkes lastet, und das Band der Einheit und der Liebe um Alle zu schlingen, die in demselben unversieglichen Borne der Gotteserkenntniß ihre tiefste geistige und sittliche Beseligung schöpfen.

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Wir haben uns daher mit Absicht jeder Kritik des neutestamentlichen Schriftthums enthalten. Zu unserm Zwecke genügte es, das Gegebene in sein wahres Licht zu sehen, ihm durch Vergleichung der Quellen seine rechte Stellung in Bezug auf unsere Aufgabe anzuweisen. Eben deshalb haben wir uns auch von jeder Polemik gegen irgend eine Auffassung dieses Schriftthums, namentlich in seinem Verhältnisse zum Judenthume, in den so sehr verschiedenen christlich-theologischen Richtungen unserer Zeit enthalten. So viele Blößen sich auch die größten Heroen der Wissenschaft auf diesem Gebiete gegeben; so wenig gerechtfertigt das Urtheil vieler in Wissenschaft und Charakter achtenswerthesten Männer gerade dem Judenthum gegenüber auch ist: wir haben alles dieses absichtlich nicht in den Kreis unserer Besprechung gezogen. Mögen diese Männer

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auch viefach apologetisch für ihre Kirche geschrieben und in dem Zwecke größerer Verklärung ihres Inhalts manches Urtheil gegen das Judenthum seinen Grund haben; mögen sie selbst manches mit der Muttermilch eingefogene Vorurtheil noch nicht ganz haben aufgeben können: wir find überzeugt, daß diese Urtheile dennoch großentheils in der Mangelhaftigkeit der Kenntniß des für die Meisten so schwierigen, ja absolut unzugänglichen nachbiblischen jüdischen Schriftthums ihre wahre Ursache haben, und daß daher jene Männer, wenn es unserer Arbeit gelingen sollte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, auch ohne daß wir ihren irrigen Ansichten ausdrücklich entgegen treten, manchen Frrthum in Bezug auf das von uns speziell behandelte Gebiet berichtigen möchten. Auch würde eine solche Polemik von unserm praktischen Zweck uns nur entfernt haben. Die nichttheologische Welt kümmert sich wenig darum und würde wohl höchstens nur den Riß beachten, ohne den Streitgegenstand in seinem Wesen zu begreifen. Wir aber wollen nur versöhnen, Allen ohne Ausnahme in Liebe und Treue die Bruderhand reichen.

Daß wir unsererseits nicht eine Apologie des Thalmudismus im Auge hatten, sondern seinen Inhalt, so weit er uns hier berührt, rein objectiv aufzufaffen fuchten, dürfte schon durch die eine Thatsache klar werden, daß wir alle thalmudischen Aussprüche, welche mit den erhabenen sittlichen Principien der h. Schrift im Widerspruch zu stehen scheinen, in den Kreis unserer Behand= lung zogen, auch diejenigen, welche in der neuern Zeit, wenigstens unsres Wissens, nicht ausdrücklich zum Gegenstande von Angriffen gegen die pharisäische Sittenlehre gemacht wurden. Aber wir haben durch Feststellung des wahren Sinnes dieser Stellen und den historischen

Nachweis ihres Zusammenhangs mit ihrer Zeit sie in das rechte Licht zu sehen gesucht. Es ist das die geschicht = liche Auffassung, die wir auch in den religiösen Dingen als die Grundlage und die nothwendige Bedingung jeder wahren Erkenntniß betrachten. Auch die Religion ist Geschichte, und Geschichte ist überall das ewige Werden der Erscheinungen, nicht das todte Sein. Das eben ist die große Sünde, die man von israelitischer wie von nichtisraelitischer Seite gegen das Judenthum sich zu Schulden kommen ließ: daß man Alles, was zu irgend einer Zeit auf seinem Boden entsproffen ist, nicht in seinem geschichtlichen Werden, das allein Bedeutung und Werth bestimmen kann, sondern als ein todtes Sein, als ein starres Gesetz, aufgefaßt hat, als wäre es ewig damit verwachsen gewesen. Ohne dieses Verfahren hätte sich dort gar manches Glied an den Riesenleib des Ritualismus nicht ansehen, hier mancher Vorwurf in Bezug auf das Sittengesetz gegen andere Bekenntnisse von vorn herein keinen Boden finden. können. Unserer Zeit war es vorbehalten, so manchen Fehler in dieser Richtung wieder gut zu machen. Wie auf dem Gebiete der Naturwissenschaften so Großes, bisher Ungeahntes ist geleistet worden, weil man sich mit der bloßen Erkenntniß des Seienden nicht begnügte, sondern gleichsam hinabstieg in die geheime Werkstätte der Natur, um sie in ihrem verborgenen Schaffen zu belauschen, und die Ursachen der Dinge, ihr Werden, ihre Geschichte zu erfassen, so hat man auf allen Gebieten des menschlich geschichtlichen Lebens dieses Werden aufgesucht, und dort wie hier den Gottesgeist erkannt, der „über den Wassern webet", wie er tief im Herzen aller Menschen seine Wohnung hat aufgeschlagen. Das Gottesbewußtsein ist zur Thatsache geworden, der Menschengeist, der gleichsam

selbst zum Schöpfer stch erhob, als unmittelbarer Ausdruck des Göttlichen hervorgetreten, und diese Ueberzeugung, die immer mehr zum Durchbruch kommen muß, wird und muß auch immer mehr zur Würdigung Aller durch Alle, zum Rechte und zur Liebe Aller gegen Alle führen. Der Boden besonders, auf dem unsere Wiege hat gestanden, die Sprache, in welcher der Gottesgedanke sich gleichsam zuerst in uns hat verkörpert, sie werden die Bande unlösbarer Einheit um Alle weben. Das Wort des Propheten unter unsern Dichtern wird zur Wahrheit:

„Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern,

In keiner Noth uns trennen und Gefahr.“

Der Verfasser.

Vorrede zur zweiten Auflage.

Die zweite Auflage des vorliegenden Buches, die wir hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, erfordert einige nähere Erörterungen. Zuerst haben wir zu erklären, worin sie sich von der ersten unterscheidet. In dieser Hinsicht wollen wir vor Allem erwähnen, daß wir zum Behuse der Begründung der biblischen Sittenlehre andern Bekenntnissen gegenüber eine ausführlichere Besprechung der prophetischen Schriften nach dieser Richtung eingefügt haben, woran sich dann bei einzelnen Propheten, wie Ezechiel, dem zweiten Jesaias, einige andere Erörterungen von selbst reihten.

Als weitere Ergänzung und zum Beweise der auch später ganz in demselben Geiste forterhaltenen Sittenlehre, der ununterbrochenen Kette der in der Schöpfungsgeschichte schon hervortretenden uralten Ueberlieferung von dem Einen Gotte und der Einem Menschenpaare entstammten Menschheit, der durch Israels Erzvater weiter gepflanzten, alle Menschen umfassenden, unbeschränkten Gerechtigkeit und Liebe (1 Mos. 18, 19), die den Weg Gottes bilden (daf.), ein Sittengeset, wie es eben dem alleinigen Gottesbegriffe allein angemessen ist, und mit Nothwendigkeit sich aus

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