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demselben ergeben und zu immer größerer Klarheit entwickeln mußte, zum Beweise dieser auch später geltenden und mit aller Kraft fortwirkenden Sittenlehre verbanden wir weiter mit den kanonischen h. Schriften die apokryphischen Bücher, so weit wir es für unsere Aufgabe angemessen hielten. Dieser Nachweis war uns um so wichtiger, als es dadurch von vornen herein schon klar werden mußte, daß auch die thalmudischen Lehrer, deren Koryphäen zum Theil noch in weit ältere Zeit zurückragen, und also der Thalmud überhaupt in seinem wesentlichen Inhalte, gleichsam in seinem Gesammtgeiste kein anderes Sittengesetz haben konnte, wenn die Geschichte nicht auf den Kopf gestellt werden sollte, wenn aus gegebenem Grunde nicht ganz entgegengesezte Erscheinungen hervortreten, aus edeln Wurzeln nicht Giftpflanzen entsprießen sollten, und daß es daher auch von vornen herein feststehen müsse: daß einzelne anders lautende Aussprüche entweder ganz besondern allgemeinen oder persönlichen Verhältnissen ihre Entstehung verdanken und daher nur scheinbar der Gesammtlehre entgegen stehen, daß sie daher mit Unrecht ihrer speziellen Beziehung entkleidet und verallgemeinernd zum Widerspruche verwerthet werden, oder daß sie, wo dies nicht der Fall ist, in der That einem durch die Trauer der Zeiten verdüsterten, misanthropischen Geiste entsprungen sind und daher für den, durch die größten, in den trübsten Zeiten ihren klaren Blick bewährenden Lehrer dargestellten Gesammtgeist des Thalmuds völlig ohne Bedeutung sind. Jene Aussprüche würden dann sich selbst richten und bei keinem vorurtheilslosen Kenner des thalmudischen Schriftthums weitere Beachtung in Anspruch nehmen dürfen. Es sind Erscheinungen, die überall sich finden, bei allen Völkern und Bekenntnissen und die bei einem Jahrtausend

angehörenden, von Tausenden von Männern gepflegten Schriftthume nicht Wunder nehmen können. Wenn ferner, wie unsere geschichtliche Auseinandersetzung unwiderleglich nachweist, der Pharisaismus, d. i. seine im Thalmud_enthaltene Lehre, nur eine Fortführung des von Esra begonnenen Baues, nur eine weitere Entfaltung der von diesem Restaurator des mosaischen Gesezes so reichlich ausgestreuten Saaten und sein Streben daher wesentlich auf die Erhaltung des Gottesgedankens und des in ihm gegebenen umfassendsten Sittengesehes. im Gegensah zum Heidenthum und seiner Sittenlosigkeit gerichtet war; wenn alle seine, oft selbst übertriebenen, minutiösen äußern Gefeße, wie wir ebenfalls nachweisen, ganz besonders nur eine Mauer bilden sollten, um die immer auf's neue hereinbrechenden Fluthen des von verderbtem Priesterthum sogar begünstigten Heidenthums und feiner „Schandthaten“ abzuhalten: so würden die Pharisäer mit sich selbst, mit ihrer eigensten Aufgabe in Widerspruch getreten sein, wenn sie den Hauptinhalt des bis dahin gelehrten und tradirten Judenthums, und als solcher galt immer das mit dem Gottesgedanken nothwendig gegebene, umfaffendste Sittengesez, ganz besonders auch gegen den Nebenmenschen, selbst gegen den Heiden, wie es auch ausdrücklich von ihnen anerkannt und ausgesprochen wurde, verläugnet hätten.

Daher ist auch der Vorwurf, daß unsere Besprechung des Pharifaismus mit unserer eigentlichen Aufgabe: der Sittenlehre des Judenthums andern Bekenntnissen gegen= über nicht in Verbindung stehe, völlig ungerechtfertigt. Im Gegentheil jene Auseinanderseßung bildet den Urgrund, das wesentlichste Moment unseres Nachweises. Ohne jene könnte man den Aussprüchen der großen Lehrer, welche das unbeschränkteste Sittengeset unwiderleglich lehren,

andere, entweder aus dem Zusammenhange herausgerissene Aussprüche, die man oft sogar, dem Procrustesbett seiner Judenfeindschaft sie anpassend, bald zu verstümmeln, bald auszudehnen keinen Anstand nahm und mit welchen man daher selbstverständlich alles beliebige scheinbar zu belegen vermochte *), triumphirend entgegenstellen. Die nachgewiesene Entwickelung und geschichtlich nothwendige Aufgabe des Pharisaismus und die nicht minder nachgewiesene Erkenntniß und Erfüllung jener Aufgabe durch denselben weist aber solchen scheinbar entgegenstehenden Aussprüchen die gebührende Bedeutung an.

Als weitere Ergänzung der Sittenlehre des Judenthums andern Bekenntnissen gegenüber haben wir ferner die ganze dritte Abtheilung: Die Sklaven und Fremden (Profelyten) nach rabbinischen Geseßen eingefügt. Sie liefern den Beweis, wie der Thalmud keinem Menschen gegenüber den sittlichen Gedanken verläugnete und wie dieser bei jeder drohenden Verdunkelung sich immer wieder hindurcharbeitete.

Daraus allein kann und darf auch das Verhältniß des Stifters der christlichen Religion zu dem Pharisaismus beurtheilt und begriffen werden, ein Verhältniß, das eben in den religiös-sittlichen Gesehen seine tiefsten Wurzeln geschlagen, in ihnen die innigsten Berührungspunkte bot. Der Pharisaismus, wie er in den neutestamentlichen Schriften geschildert wird, war von jeher der, wenn auch nicht immer zugestandene Ausgangspunkt der Vorwürfe

*) Treffend bemerkt Hr. Rabb. Dr. Bloch in seiner Brochüre : Prof. Rohling's Falschmünzerei auf thalmudischem Gebiete, daß man auf diese Weise behaupten könnte, Schiller fordere zum Diebstahl auf. Sagt er doch: "Ja, wer auch nur eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund! und wer's nie gekonnt, der stehle“ –

gegen die Pharifäer, d. i. gegen den Thalmud, das Werk der Pharisäer und das Judenthum, das aus ihm seine Nahrung zog.

Die Anklage und Verurtheilung Jesu sollte von den Pharifäern ausgegangen sein.

zu jener Zeit aber, da alle Geltung des aus ihnen gebildeten Synedriums nur noch auf das religiöse Leben der Israeliten sich erstreckte, hätten Anklage und Verurtheilung durch dieses nur aus religiösen Gründen geschehen können. Es mußte daher die Frage: ob solche Gründe in der That der Anklage und Verurtheilung Jesu zu Grunde lagen, zu Grunde liegen konnten, d. h. ob das von Jesus gelehrte Sittengeset mit dem pharisäischen in Widerspruch stehe, und letzteres daher, wie man behauptet hat, unvollkommen sei, einer ausführlichen Untersuchung unterzogen werden, und es hängt also auch die Behandlung jener Frage mit unserer Aufgabe: der Erforschung der rabbinischen Sittenlehre innig zusammen.

Dies ist aber auch der einzige Grund, warum wir die Anklage und Verurtheilung Jesu so ausführlich behan= delt haben, nicht die Widerlegung des Vorwurfes, der den Juden aus jenem Ereignisse in spätern Jahrhunderten gemacht und zur Inscenirung der grausamsten Judenhezen verwerthet wurde. Diese traurigen Zeiten liegen Gottlob! weit hinter uns. Kein Gebildeter will die heutigen Juden noch verantwortlich machen für eine That, die ihre Väter vor nun fast neunzehn Jahrhunderten hätten begehn können und mit der Dummheit und dem blinden, böswilligen Fanatismus ist jeder Kampf ja vergebens. Außerdem muß angesichts der Verfolgungen der Waldenser und Albigenser, der Hugenotten und Puritaner, der Hunderttausende, die der Glaubenswuth in den Inquisitionskerkern

und auf Scheiterhaufen in grauenerregender Weise, gegen welche selbst der römische Kreuzestod zurücktritt, zum Opfer gefallen find, angesichts der Verurtheilung des Huß zu Constanz, des Feuertodes Servets durch den Reformator Calvin zu Genf der Vorwurf speciell jüdischen Fanatismus alle Bedeutung verlieren, ganz abgesehen davon, daß Dr. Philippson schon vor länger als 10 Jahren das Unhaltbare jener Annahme aus politischen und historischen Gründen nachgewiesen hat. Wir wollten bloß das Sittengesek des Pharisaismus auch nach dieser Richtung positiv klar legen. In demselben Grunde wurzelt auch unsere Widerlegung der Einwürfe einiger christlichen Gelehrten : der Herren v. Haneberg, Reuß, Schenkel gegen das rabbinische Sittengesetz. Es war uns dabei durchaus nicht um eine Abwehr feindseliger Angriffe zu thun, wie solche allerdings gerade in unserer Zeit wieder in giftigen Pamphleten hervortreten *). Odi profanum vulgus et arceo!

Bei jenen Männern aber kann von gewöhnlichem Judenhaffe nicht die Rede sein, nicht bloß bei v. Haneberg und Reuß, sondern auch bei Schenkel. An ihnen, wie an der Wissenschaft würden wir uns zu verfündigen fürchten, wenn wir solche Motive ihren Annahmen unterlegen

*) Es sind die sonderbaren Heiligen des St. Bonifaciusvereins zu Paderborn: Rohling, Nebbert u. A., aber auch auf protestantischer Seite: Wilmans u. A. Sie Alle fanden ihre Abfertigung in Rabb. Dr. Bloch's: Prof. Rohlings Falschmünzerei und in verschiedenen Schriften des jungen, rüstigen und strebsamen Rabbiners Dr. Schreiber zu Elbing. Indirekt find übrigens solche Angriffe gegen das Judenthum schon in dem von umfassendstem theologischen und philosophischen Wissen zeugenden Werke von Rabb. Dr. Joseph Aub in Berlin: „Grundlage zu einem wissenschaftlichen Unterrichte in der mosaischen Religion" widerlegt.

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