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tigen Bergstrom vergleichen, der über seine Ufer tritt, Dämme und Landwehren zertrümmert nnd in unwiderstehlichen Fluten die ganze Ebene überschwemmt. Im Guten, wie im Schlimmen suchte man den äußersten Ausdruck. Wenn im Zeitalter der Borgia die Gräuel der Machthaber der Raublust schöngefleckter Tiger oder sonstiger Löwen gleichen, so stoßen hingegen die Pioniere der Gelehrsamkeit, die Vorkämpfer für Wahrheit und Geisterbefreiung mit ihren hochragenden Scheiteln ans Firmament des gestirnten Himmels. Das war die Zeit, in der ein Ulrich v. Hutten ausrief: „Es ist eine Lust zu leben!", in der ein Luther stritt voll Glaubenseifer für seine Ueberzeugung; das war die Zeit, in welcher der große Empörer Faust lebte.

Denn daß ein Zauberer Faust nach dem Wahne seiner Zeit gelebt, steht für uns fest. Eine andere Frage ist freilich die, ob alle seinen Namen tragenden Zauberkunststücke wirklich ihm zuzuschreiben sind. Es läßt sich vielmehr nachweisen, daß sich viele Zaubersagen älteren Datums um den Namen Faust krystallisiert haben, daß er gewissermaßen zum Sammelnamen für alle derartigen Traditionen geworden ist. So wird schon in der Apostelgeschichte ein berüchtigter Magier Simon erwähnt, der von Petrus, als er für Geld den heiligen Geist zu erhalten wünschte, ernstlich gezüchtigt wird. Und so hat man in der alten Zeit noch mehr der berühmten Männer, die im Geruche der Zauberei standen und von denen man schon ähnliche Stückchen erzählte, wie sie später in den Aufzeichnungen der Faustbücher wiederkehren. Zoroaster, Vergilus, Demokrit, Empedokles, Apollonius entgingen diesem Urteil ihrer Zeitgenossen nicht, und in der neueren Zeit wurden Raimund Lulius, Arnold

v. Villeneuve, Albertus Magnus, Johann Trit-, heim, Cornelius Agrippa, Theophrastus Paracelsus, Hieronymus Cardanus u. a. mit diesem Makel behaftet. So soll Zoroaster, nachdem er viele Bücher über Zauberei geschrieben und sich zum König aufgeschwungen hatte, schließlich vom Teufel ersäuft worden. sein. Auch Robert, den Herzog von der Normandie, der sich dem Volksglauben nach in alle Tiergestalten verwandeln konnte, nahm, obwohl er drei Jahre Buße that, der Teufel in die Luft, und ließ ihn dann so unsanft zur Erde fallen, daß er zerschmettert wurde. Ferner lebte zu Lothars Zeiten ein Fürst in Bulgarien, Namens Baian, den, obwohl sich der Papst seiner später annahm, der Teufel erwürgte. Namentlich wird eine ganze Reihe von Päpsten überliefert, die man ihres lasterhaften Lebenswandels wegen des Bundes mit dem Satan bezichtigte. So begleitete den friegerischen Papst Sylvester II., zugleich einen ge= lernten Mathematiker, der Teufel in Gestalt cines schwarzen zottigen Hundes, der ihn auch aus der Kirche entführt haben. soll. Die Teufelsverschreibung mit Blut, wie bei Faust, wird ähnlich vom Papste Paul II. überliefert. Wie Faust den Kaiser Maximilian, so bewirtete Albertus Magnus 1248 den Kaiser Wilhelm in Köln zu Weihnachten, während draußen alles in Schnee und Eis starrte, in einem blühenden, von Nachtigallen durchschmetterten Garten. Auch das Herbeischaffen von Speisen aus anderer Leute Küche wird schon von anderen, ähnlich wie bei Faust, erzählt. Die Mantelfahrt und die Geschichte mit den Gauklern auf der Frankfurter Messe, von denen einer dem anderen den Kopf abschlug und nachmals wieder auffeßte, werden schon von Simon dem Magier erzählt. Der böhmische Zauberer 3y to soll schon, wie Faust den

tigen Bergstrom vergleichen, der über seine Ufer tritt, Dämme und Landwehren zertrümmert nnd in unwiderstehlichen Fluten die ganze Ebene überschwemmt. Im Guten, wie im Schlimmen suchte man den äußersten Ausdruck. Wenn im Zeitalter der Borgia die Gräuel der Machthaber der Raublust schöngefleckter Tiger oder sonstiger Löwen gleichen, so stoßen hingegen die Pioniere der Gelehrsamkeit, die Vorkämpfer für Wahrheit und Geisterbefreiung mit ihren hochragenden Scheiteln ans Firmament des gestirnten Himmels. Das war die Zeit, in der ein Ulrich v. Hutten ausrief: „Es ist eine Lust zu leben!", in der ein Luther stritt voll Glaubenseifer für seine Ueberzeugung; das war die Zeit, in welcher der große Empörer Faust lebte.

Denn daß ein Zauberer Faust nach dem Wahne seiner Zeit gelebt, steht für uns fest. Eine andere Frage ist freilich die, ob alle seinen Namen tragenden Zauberkunststücke wirklich ihm zuzuschreiben sind. Es läßt sich vielmehr nachweisen, daß sich viele Zaubersagen älteren Datums um den Namen Faust krystallisiert haben, daß er gewissermaßen zum Sammelnamen für alle derartigen Traditionen geworden ist. So wird schon in der Apostelgeschichte ein berüchtigter Magier Simon erwähnt, der von Petrus, als er für Geld den heiligen Geist zu erhalten wünschte, ernstlich gezüchtigt wird. Und so hat man in der alten Zeit noch mehr der berühmten Männer, die im Geruche der Zauberei standen und von denen man schon ähnliche Stückchen erzählte, wie sie später in den Aufzeichnungen der Faustbücher wiederkehren. Zoroaster, Vergilus, Demokrit, Empedokles, Apollonius entgingen diesem Urteil ihrer Zeitgenossen nicht, und in der neueren Zeit wurden Raimund Lulius, Arnold

v. Villeneuve, Albertus Magnus, Johann Tritheim, Cornelius Agrippa, Theophrastus Paracelsus, Hieronymus Cardanus u. a. mit diesem Makel behaftet. So soll Zoroaster, nachdem er viele Bücher über Zauberei geschrieben und sich zum König aufgeschwungen hatte, schließlich vom Teufel ersäuft worden. sein. Auch Robert, den Herzog von der Normandie, der sich dem Volksglauben nach in alle Tiergestalten verwan= deln konnte, nahm, obwohl er drei Jahre Buße that, der Teufel in die Luft, und ließ ihn dann so unsanft zur Erde fallen, daß er zerschmettert wurde. Ferner lebte zu Lothars Zeiten ein Fürst in Bulgarien, Namens Baian, den, obwohl sich der Papst seiner später annahm, der Teufel erwürgte. Namentlich wird eine ganze Reihe von Päpsten überliefert, die man ihres lasterhaften Lebenswandels wegen des Bundes mit dem Satan bezichtigte. So begleitete den kriegerischen Papst Sylvester II., zugleich einen ge= lernten Mathematiker, der Teufel in Gestalt cines schwarzen zottigen Hundes, der ihn auch aus der Kirche entführt haben. soll. Die Teufelsverschreibung mit Blut, wie bei Faust, wird ähnlich vom Papste Paul II. überliefert. Wie Faust den Kaiser Maximilian, so bewirtete Albertus Magnus 1248 den Kaiser Wilhelm in Köln zu Weihnachten, während draußen alles in Schnee und Eis starrte, in einem blühenden, von Nachtigallen durchschmetterten Garten. Auch das Herbeischaffen von Speisen aus anderer Leute Küche wird schon von anderen, ähnlich wie bei Faust, erzählt. Die Mantelfahrt und die Geschichte mit den Gauklern auf der Frankfurter Messe, von denen einer dem anderen den Kopf abschlug und nachmals wieder aufseßte, werden schon von Simon dem Magier erzählt. Der böhmische Zauberer Zyto soll schon, wie Faust den

Wirtsjungen, einen Menschen mit Haut und Haar aufgefressen haben. Und so ließen sich noch eine Menge von Parallelen auffinden, welche die Originalität von Fausts Zauberkunststücken stark in Zweifel ziehen.

Daraus aber den Schluß ziehen wollen, als habe ein Dr. Faust überhaupt nicht gelebt, wäre sicherlich verkehrt. Es wird uns vielmehr durch die ausdrücklichen Zeugnisse einer ganzen Reihe glaubwürdiger Gewährsmänner verbürgt, daß es zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts einen Schwindler und Gaukler, Namens Faust, gegeben habe, der sich den Aber- und Wahnglauben seiner Zeitgenossen zunuz machte und sie mit seinen angeblichen Zauberkunststücken dupierte und prellte.

Zuerst begegnen wir einem Zauberer Faust in einem Briefe des berühmten Historikers und Theologen Trithemius v. Sponheim (1462-1516) vom 20. August 1507 an dem kurpfälzischen Mathematiker und Hofastrologen Johann Wirdung zu Haßfurt. Lezterer hatte nämlich viel von Faust gehört und daß er auch nach Haßfurt kommen wolle; darum erkundigte er sich bei seinem Freunde Trithemius nach ihm. Trithemius, der selbst im Rufe der Zauberei stand, stellte nun seinen Kollegen ein vielleicht etwas von Konkurrenzneid gefärbtes, keineswegs empfehlenswertes Zeugnis in lateinischer Sprache aus, das in deutscher Übersegung etwa so lautet:

„Jener Mensch über welchen du mir schreibst, Georg Sabellicus, der sich den Fürsten der Nekromanten zu nennen wagte, ist ein Landstreicher, leerer Schwäger und betrügerischer Strolch, würdig ausgepeitscht zu werden, damit er nicht ferner mehr öffentlich verabscheuungswürdige und der heiligen Kirche feindliche Dinge zu lehren mage.

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