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Denn was sind die Titel, die er sich anmaßt, anders als Anzeichen des dümmsten und unsinnigsten Geistes, der zeigt, daß er ein Narr und kein Philosoph ist? So machte er sich folgenden, ihm konvenierenden Titel zurecht: Magister Georg Sabellicus, Faustus junior, fons necromanticorum (Brunnquell der Nekromanten), Astrologus, Magus secundus chiromanticus, agromanticus (ohne Zweifel Druckfehler für aëromanticus d. i. Luftdeuter), pyromanticus, in hydra arte secundus (Zweiter in der Hydromantin.)" Siehe die thörichte Verwegenheit des Menschen: welcher Wahnsinn gehört dazu, sich die Quelle der Nekromantie zu nennen! Wer in Wahrheit in allen guten Wissenschaften unwissend ist, hätte sich lieber einen Narren, denn einen Magister nennen sollen. Aber mir ist seine Nichtswürdigkeit nicht unbekannt. Als ich vor einigen Jahren1) aus der Mark Brandenburg zurückkehrte, traf ich diesen Menschen in der Nähe der Stadt Gelnhausen an, woselbst man mir in der Herberge viele von ihm mit großer Frechheit ausgeübte Nichtsnußigkeiten erzählte: Als er von meiner Anwesenheit hörte, floh er alsbald aus der Herberge und konnte von niemand überredet werden, sich mir vorzustellen. Wir erinnern uns auch, daß er uns durch einen Bürger die schriftliche Aufzeichnung seiner Thorheit, die er Dir gab, überschickte. In jener Stadt erzählten mir Geistliche, er habe in Gegenwart Vieler gesagt, daß er ein so großes Wissen und Gedächtnis aller Weisheit erreicht habe, daß, wenn alle Werke von Plato und Aristoteles samt all ihrer Philosophie durchaus der Menschen Gedächtnis verloren

1) So überseht Kiesewetter (,,Faust in der Geschichte und Tradition") priore anno.

gegangen wären, er sie wie ein zweiter Hebräer Esra durch sein Genie sämtlich und vorzüglicher als vorher wieder herstellen wolle. Als ich mich später in Speier befand, kam er nach Würzburg und soll sich in Gegenwart vieler Leute mit gleicher Eitelkeit gerühmt haben, daß die Wunder unseres Erlösers Christi nicht austaunenswert seien; er könne alles thun, was Christus gethan habe, so oft und wann er wolle. In den Fasten dieses Jahres kam er nach Kreuznach, wo er sich in gleicher großsprecherischer Weise ganz gewaltiger Dinge rühmte und sagte, daß er in der Alchymie von allen, die je gewesen, der Vollkommenste sei und wisse und könne, was nur die Leute wünschten. Während dieser Zeit war die Schulmeisterstelle in gedachter Stadt unbesezt, welche ihm auf Verwendung von Franz v. Sickingen, dem Amtmann Deines Fürsten, einem nach mystischen Dingen überaus gierigen Manne, übertragen wurde. Aber bald darauf begann er mit Knaben die schändlichste Unzucht zu treiben und entfloh, als die Sache ans Licht kam, der ihm drohenden Strafe. Das ist es, was mir nach dem sichersten Zeugnis von jenem Menschen feststeht, dessen Ankunft Du mit so großem Verlangen erwartest."

Sodann haben wir noch in einem Briefe des Gothaer Kanonikus Mutianus Rufus (eigentlich Conrad Mudt), eines Freundes Reuchlins und Melanchthons, an Heinrich Urbanus im Kloster Georgenthal am 7. Oktober 1513 ein sehr schwerwiegendes Zeugnis. Darin heißt es von Faust, wie folgt:

„Vor acht Tagen kam ein gewisser Chiromant nach Erfurt mit Namen Georg Faustus, der Heidelberger Halb-. gott", ein wirrer Prahler und Narr. Seine und der

wahrsagerischen Aufschneider Profession ist eitel. Das rohe Volk bewundert ihn. Ich hörte ihn in der Herberge aufschneiden und haben seine Frechheit nicht gezüchtigt, denn was kümmert mich fremde Thorheit!

In beiden Zeugnissen lesen wir übereinstimmend von einem prahlhansigen und sittenlosen Zauberer nach dem Wahne der damaligen Zeit, Namens Faust; sein Vornamen freilich lautet „Georg“ statt Johann. In dem Briefe des Trithemius allerdings erscheint der Name Faust mehr als Beiname (Faustus bedeutet, ähnlich wie Fortunatus „der Glückliche“); als eigentlicher Name wird „Georg Sabellicus" überliefert. Was bedeutet nun dieser Name „Sabellicus"? Manche haben an das Zaubervolk der Sabeller (Sabiner) in Italien, sowie an den 1506 verstorbenen italienischen Humanisten Marcus Antonius Sabellicus gedacht; Dünger substituiert einen deutschen Namen Savels, der nach damaliger Gelehrtensitte zu Sabellicus latinisiert worden; Faustus junior seße einen älteren berühmten Magier des Namens Faust voraus, von dem jedoch niemand etwas Rechtes weiß. An den Mainzer Buchdrucker Johann Fust aber zu denken, wie dies ReichlinMeldegg thut, ist sicherlich verkehrt; denn vor Ende des 17. Jahrhunderts hört man noch nicht das mindeste davon, „daß der schlaue Mainzer Kapitalist und Drucker teuflischer Künste geziehen worden sei.“ Ein Altorfer Professor der Theologie, namens Dürr, hat zuerst 1676 die sonderbare Behauptung aufgestellt, „die ganze Faustsage sei eine Erfindung der Mönche, die den Buchdrucker Johann Fust wegen des großen Schadens, den er ihnen durch seine Kunst zugefügt habe, als Zauberer verschrieen haben sollten." Auch der Niederländer Heinrich Schorus hatte die Sage aufgebracht,

Nover, Deutsche Sagen. Faust.

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daß der Drucker Johann Fust in Paris für einen Zauberer gehalten worden sei. Gegen diese Konfundierung des Druckers Fust mit dem Zauberer Faust legte schon 1683 Magister Georg Neumann in einer gelehrten Untersuchung über den Dr. Faust Verwahrung ein. Doch spukt dieses seltsame Mißverständnis noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts fort. So meint der englische Dechant Humphrey Prideaux auch, aus der Annahme, daß Johann Fust ein Zauberer sei, sei in England die Historie vom Dr. Faust hervorgegangen. Wenn er hier, wie es wahrscheinlich ist, an Marlowes „Dr. Faustus“ denkt, so befindet er sich in einem groben Frrtum, denn dieser ist nachweislich aus dem 1587 erschienenen deutschen Volksbuch entstanden, worin aber ebensowenig wie in der späteren englischen Bearbeitung etwas von einem Drucker Fust, als ob er identisch sei mit unserem Zauberer Faust, vorkommt. Der Gedanke also an den Genossen Gutenbergs muß verworfen werden.

Vergleichen wir nun die beiden, sonst in der Person und in dem Rufe des Schwarzkünstlers Faust sehr übereinstimmenden Zeugnisse des Trithemius und Mutianus, so will es uns erscheinen, als sei der Name Georg Faust der eigentliche und Sabellicus eher ein Beiname, sog. nom de guerre; der Zusag junior scheint sich nur auf sein damaliges noch jugendliches Alter zu beziehen, ohne einen älteren Vorgänger desselben Namens vorauszusehen. Was nun die Übertreibung des anderen Namens Heidelberger Halbgott" betrifft, den Mutianus unserem Faust noch beilegt (denn statt "Helmitheus Hedebergensis" ist ohne Zweifel ,,Hemitheus Hedelbergensis" zu lesen), so kommt die Benennung uideor schon bei Hesiod und Isokrates vor. Es ist dies nur eine neue prahlhansige Selbstvergötterung,

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die im Munde des Mutianus natürlich als Jronie aufzufassen ist. Wenn nun aber hieraus Dünzer schließt, Faust möge sich auch auf der Heidelberger Universität herumgetrieben haben, so verdanken wir den gründlichen Unterjuchungen des Meininger Archivars Kiesewetter den interessanten Nachweis, daß ein Johannes Faust aus Simmern in Heidelberg 1509 promoviert hat. Eigentlich hatte schon Reichlin - Meldegg diese Entdeckung gemacht, ohne ihre Tragweite zu ermessen, wenn er mitteilt:

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„Nach einem Inskriptionsverzeichnis der philosophischen Fakultät zu Heidelberg war ein Johann Faust im Jahre 1509 bei ihr als lernendes Mitglied eingeschrieben. Ein Johann Faust kommt in den actis philos. Heidelb. Tom III, Fol. 36, a unter dem Dekanate des Mag. Laurentius Wolff von Speier, Baccalaureus der Theologie im Jahre 1509, als der erste unter denen vor, die am 15. Januar 1509 ad baccalaureatus gradum de via moderna ordine, quo supra notatum, admissi sunt. Er ist mit den Worten angeführt: Johannes Faust ex Simern. Außer ihm stehen in der Promotion noch 15 andere.

Hiermit stimmt wunderbar die Angabe im ersten Kapitel des ältesten Faustbuchs von 1587 überein, wenn es heißt:

„Als Dr. Faust eines ganz gelernigen u. geschwinden Kopffs, zum studiren qualificirt vnd geneigt war, ist er hernach in seinem Examine von den Rectoribus soweit ge= kommen, daß man jhm in den Magistrat examiniert, vnd neben ihm auch 16 Magistros, denen ist er im Gehöre, Fragen und Geschicklichkeit obgelegen vnd gesieget. Also daß er seinen Teil genugsam studiret hat“.

Hier ist allerdings die Universität, wo er studiert,

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