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Bildes zu Saïs gedacht werden.

Schrecklich, trostlos,

grauenhaft muß es gewesen sein, was der Jüngling erblickte. Sei es Verwesung oder Tod, Eitelkeit und Nichtigkeit allen Strebens oder Androhung furchtbarer Strafe für menschlichen Vorwig und Frevel, so daß wir unwillfürlich an Schillers Kassandra erinnert werden: „Nur der Irrtum ist das Leben und das Wissen ist der Tod" oder an die andere trostlose Wahrheit: „Wer erfreute sich des Lebens, der in seine Tiefen blickt?!" Fast wären wir dann auch versucht, den Ausspruch Christi zu wiederholen: „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich!"

Und doch wird sich der titanisch ringende Menschengeist mit dieser Verheißung nicht zufriedengeben. Er wird forschen und tiefer in die Erkenntnis alles Seienden dringen wollen, und geschähe es auch mit dem Frieden seiner Seele, mit dem Preise seines Lebens.

Aber mit allen jenen mehr oder weniger erbaulichen Beispielen bestraften Vorwizes und verbotener Befriedigung des uns doch nun einmal angeborenen Erkenntnistriebes soll ja wohl auch weniger der Stab über das Forschen an und für sich und das Ringen und Streben nach Wahrheit von vornherein gebrochen werden, als vielmehr über die Verwerflichkeit der Mittel, deren sich der Mensch zuweilen bedient, um zu seinem Ziele zu gelangen. Der Bund mit dem Teufel ist es, die Anwendung höllischer Künste, die verworfen werden als ruchlos und strafbar. Und hiermit kommen wir auf den Kernpunkt der Faustsage und aller anderen ähnlichen und verwandten Sagen. In diesen allen handelt es sich zunächst um einen Widerstreit im menschlichen Innern zwischen dem guten und bösen Prinzip, um

einen Kampf des Himmlischen und Göttlichen in unserer Seele mit dem Jrdischen und Sinnlichen. Dieser Wettstreit der beiden in unserem menschlichen Wesen vereinigten Naturen gestaltet sich zu einem förmlichen Ringkampf zweier Geister, die mehr oder weniger plastisch oder körperlich vor unser geistiges Auge treten. Von Anbeginn unseres Daseins bis zu unseres Lebens Ende sind wir diesem tragischen und unser Inneres ständig mächtig erregenden Zwiespalt preisgegeben. Berzweiflungsvoll entringt sich daher der Schmerzensschrei der Brust eines Faust bei Goethe: ,,Zwei Seelen wohnen ach! in meiner Brust,

Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält mit derber Liebeslust

Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust

Zu den Gefilden hoher Ahnen."

Gar manche sinnige Legende und Parabel besigen wir aus alter und neuer Zeit, die diesen Wettkampf des guten und bösen Prinzips, den Triumph der Tugend oder des Lasters über die arme Menschenseele illustrieren. Am anschaulichsten ist wohl die dem Sophisten Prodikus, einem Zeitgenossen des Sokrates, von Xenophon in den Mund gelegte Allegorie von „Herkules am Scheideweg". Darnach nahten sich einst dem Heldenjüngling, als er in sein reifes und mannbares Alter getreten, zwei stattliche Frauengestalten, die eine sittsam und von natürlicher Schönheit, die andere dagegen üppig herausfordernd und in auffallender Tracht. Die lettere drängte sich zuerst an den Jüngling heran und verhieß ihm ein Wohlleben ohne Beschwerden, ein Leben voll sinnlicher Lust; die andere dagegen schilderte ihm einen mühsamen und entsagungsreichen Weg, den aber Ruhm und Ehre lohne und der da hinaufführe zur Gottheit. Herkules

wählte, wie bekannt, den rauhen Pfad der Tugend und scheute nicht Kämpfe und Arbeit.

Als Parallele aus neueren Dichtungen könnten wir noch der Ähnlichkeit der Auffassung halber die bekannte Ballade Bürgers: „Der wilde Jäger“ heranziehen. Auch hierin drängen sich gewissermaßen als Verkörperungen der guten und böjen Seite des menschlichen Wesens zwei Geister an den wilden Jäger heran, als er im Begriffe ist, den Sonntag durch seine Hezjagden zu entheiligen. Der gute Geist, ein lichtfarbener Engel, sucht den Wüterich, der unbefümmert um den Fleiß des Landmannes auf und dran ist, das Wild durch die wogenden Saatfelder zu jagen, mit sanfter, aber eindringlicher Stimme zu warnen; doch sein böser Genius, ein schwefelgelber Dämon der Hölle, entflammt seine sündhafte Gier zu schnöder Hezjagd noch mehr. Und das Ende, -die Verdammnis zu ruheloser Jagd ist die Strafe.

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Doch genug der Parallelen! Wir begegnen diesem Ringkampf des guten und bösen Prinzips fast bei allen Kulturvölkern. Bei den Persern ist es der gütige Gott Ormuzd, dem der böse Ahriman widerstrebt; bei den Indern stehen sich der schöpferische Brahma und der Zerstörer Shiwa gegenüber. Ähnlich empören sich bei den Griechen im trozigen Rebellenkampfe die Titanen gegen die olympischen Götter; als ihr genialster Repräsentant gilt Prometheus. Im Christentum tritt der böse Geist, ursprünglich ein abgefallener Engel, — frühzeitig als Satan oder Teufel auf, dem bekanntlich auch die Macht zugeschrieben wird, die gläubigen und tugendhaften Menschen zum Abfall von der Gottheit zu verleiten. Dies gelingt ihm wesentlich, wenn er im Menschengeiste jenen frechen.

Sinn des Hochmuts und frevelhafter Überhebung über alle göttlichen und natürlichen Geseze nährt, der ihn dazu treibt, sein Wahnbild an die Stelle der höchsten Wahrheit zu sezen, sich Gott gleich oder gar höher zu dünken. »> Eritis sicut deus, scientes bonum et malum« ist der Lockruf der Schlange im Paradiese, und sehr bedeutungsvoll schreibt Mephisto als Pseudo- Faust diesen Spruch dem jungen Schüler ins Album. Darin liegt auch der titanische Rebellentrog eines Prometheus. Zugleich liegt aber auch in dieser Auflehnung gegen die Gottheit ein Kampf mit sich selbst, eine Vernichtung seines besseren Selbst, ein Krieg gegen die höchsten Forderungen des Gemüts, eine Austilgung der Sehnsucht nach Heil und Frieden, die doch eigent lich schließlich nur in Gott ihr Ziel haben können. Da giebt es keine Rettung als nur die Rückkehr zu Gott, Reue und Buße, der hinwiederum die göttliche Gnade zu Hilfe kommen muß. Dies predigte schon im Grunde genommen Plato mit seiner Lehre von der Verähnlichung mit Gott, wir finden es aber auch eingehüllt in die Resultate unserer modernen Philosophie von Spinoza und Leibniz bis Kant.

Mit dem Abfall von Gott hängt aber, wie wir schon im Eingang unserer Abhandlung betont haben, aufs Innigste ein brennender Wissensdurst, gewissermaßen ein frevelhafter Vorwiz hinter verbotene und uns von der Gottheit absichtlich verhüllte Geheimnisse zu schauen, zusammen; dies kommt als wesentliches Element in der weiteren Ausbildung der Faustsage noch hinzu. Und dies ist ein spezielles, ein charakteristisches Merkmal des 16. Jahrhunderts. Fast zu keiner anderen Zeit war der Drang und Trieb zum Studium jener geheimen und dunklen

Künste so mächtig, die man gewöhnlich unter den vieldeutigen Namen „Alchymie“ und „Astrologie“ zusammengefaßt, wo man den Schlüssel finden zu können glaubte in das Reich der Zauber- und Geisterwelt und sei es mit dem Preise seines Seelenfriedens und der ewigen Glückseligkeit, a sei es mit der förmlichen Überlieferung an den finsteren Höllenfürsten, den Teufel selbst. Und wahrlich, die Fortschritte der damaligen Wissenschaften an den neubegründeten Universitäten, besonders in der Mathematik und Astronomie, vermöge deren der kühne Menschengeist mit frevlem Vorwig der Gottheit, sozusagen in die Himmelsfenster sah", konnten den Menschen wohl mit stolzem Selbstgefühl, mit dem Bewußtsein seiner Gottähnlichkeit erfüllen. Wo giebt es in der ganzen Weltgeschichte eine großartigere Epoche als die der Erfindungen und Entdeckungen der Neuzeit. Gebrochen war mit einem Male die abergläubische Schen und der engherzige Wahn vor den Grenzen der Welt; fühne Seefahrer fanden die Wasserpfade nach Ostindien, entdeckten Insel und Länder, ja einen neuen Erdteil, Amerika, allein noch weiter als die waghalsigen Fahrzeuge, schweiften des Menschen Gedanken und Berechnungen zu nie geahnten Fernen, so daß man wohl mit Recht in den Sophokleischen Chorgesang einstimmen darf: „Vieles Gewaltige lebt, nichts ist gewaltiger als der Mensch!“

In diesem berechtigten Selbstgefühl that auch damals in Italien Alberti den Ausspruch: „Die Menschen können. von sich aus alles, sobald sie nur wollen“, und in Deutschland sprach Dürer von einer Begierde, viel zu wissen, die da jeglichem Menschen eingepflanzt sei.“

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Man kann den Überschwall aller menschlichen Kräfte und Leidenschaften damaliger Zeit nur mit einem gewal

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