Vorwort. ie nachfolgenden Behandlungen deutscher Sagen. Die Beschränkung, welche die übliche Zeitdauer VIII und beim Lesen weniger ermüdende Ausführungen zu bereichern; zugleich nahm er die Gelegenheit wahr, durch Benutzung und Verwertung der neueren Litteratur den Inhalt seiner Abhandlungen wesentlich zu modifizieren, zu berichtigen und zu ergänzen. So erscheint die Faust. sage hier in fast ganz neuer Gestalt, indem der ein. schlägigen Litteratur und namentlich auch der dichteri. schen Verwertung mehr Raum gewidmet ist. Sehr an. regend in Bezug auf das Verständnis der mittelalter. lichen Geheimkünste wirkte auf den Verfasser nament lich das jüngsterschienene, mit großem Aufwand von Gelehrsamkeit geschriebene Werk Karl Kiesewetters: "Faust in der Geschichte und Tradition." Bezüglich der Volkssage von Till Eulenspiegel" bin ich hauptsächlich den Ausführungen Bobertags gefolgt; bei der poetischen Behandlung der Sage aber war es mir eine besondere Lust, mich in Jul. Wolffs duftige und humorvolle Dichtung: „,Till Eulenspiegel redivivus“ zu versenken. Der geniale Dichter, dem wir die anmutige Gestaltung so mancher schönen deutschen Sage, wie „Der Rattenfänger von Hameln," "Der wilde Jäger," ,,Tannhäuser," ,,Curlei," und „Der Fliegende Holländer" verdanken, hat in liebenswürdig entgegenkommender Weise die Widmung dieses Buches angenommen. Was die Sage vom Ewigen Juden" betrifft, so haben wohl die gründlichen und scharfsinnigen Untersuchungen Dr. L. Neubaurs: „Die Sage vom ewigen Juden“ (1884) den wissenschaftlichen Abschluß gebracht. (Vergl. auch Centralblatt für Bibliothekwesen 1893. Bibliographie der Sage vom ewigen Juden). Über IX die poetische Gestaltung der Sage hat F. Helbig: „Die Sage vom ewigen Juden, ihre poetische Wandlung und Fortbildung" 1874 eine Übersicht gegeben, konnte aber natürlich die litterarischen Erscheinungen der Neu. zeit nicht verwerten; es galt also hier seine Arbeit fort zuführen und zu ergänzen. Auch die Abhandlung über „Wilhelm Tell,“ wobei namentlich die Schriften von Rochholz: „Tell und Geßler" und Hubers Abhandlung: „Die Tellsage" benutzt wurden, erscheint hier in wesentlich neuer Gestalt und mit Berücksichtigung der jüngsten, gelegentlich der 1891 begangenen Säcularfeier der Schweizer Eidge= nossenschaft erschienenen Schriften. Obwohl die frühere form gerade im Vortrag und auch in der Presse nach ihrem Erscheinen in der Virchow.Holzendorff'schen Sammlung, die Wahl einer poetischen Wanderung zu Cellserinnerungen und eines sich daran knüpfenden Gesprächs, allgemeinen Beifall fand, so gaben wir doch bei dieser erneuten Behandlung mehr der wissenschaftlichen Seite den Vorzug. So möge denn dies Buch hinausziehen in die Welt und dazu beitragen, den Sinn und das Verständ. nis unserer schönsten und beliebtesten deutschen Volks. fagen einem größeren gebildeten Leserkreise zu erschließen! Prof. Dr. Jakob Nover. Worms, den 1. November 1894. |