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heit zur Ruhe kommt, als deren ewigen Vertreter er Ahasver hinstellt. Wer vermag hierauf überhaupt eine endgültige Antwort und Lösung zu finden? Ist das Weltall und mithin auch unser Planet, die Erde, wirklich von ewiger Dauer, wenn auch einzelne Sterne aus ihrer Bahn stürzen, wie die Astronomen unserer Zeit versichern, lebt die Menschheit als solche ewig weiter, wenn auch die einzelnen Individuen hinsterben, - für eines wenigstens müssen wir uns einen beruhigenden und versöhnlichen Ruhepunkt und Abschluß denken, — es ist die Entwickelung des Menschengeistes, der Fortschritt menschlicher Kultur. Hegen wir nun auch den tröstlichen Glauben, daß die Menschheitsgeschichte eine solche stetige Entwickelung und Steigerung im allgemeinen zeigt, so kann es doch hinwiederum dem aufmerksamen Beobachter und unparteiischen Forscher nicht entgehen, daß zeitweilig Ruhepunkte, ja sogar Epochen des Niederganges erfolgt sind nach einer großen Zeit, nach dem Auftreten epochemachender Erscheinungen, die keiner Steigerung mehr fähig erschienen.

Die Lösung der Frage, wann der Höhepunkt der menschlichen Entwickelung eintrete, ist denn auch von Dichtern und Denkern auf verschiedene Weise versucht worden. Nach Heller ist es die Herausbildung zum wahren und echten Menschentum, nach Zedlig das goldene Zeitalter des ewigen Friedens, der allgemeinen Völkerverbrüderung; nach Mosen ist es der Zeitpunkt der Versöhnung der Menschheit mit dem Christentum, ähnlich bei Eugen Sue die allgemeine Verbreitung des christlichen Liebesgedankens, bei Köhler die allgemeine Herrschaft der Wahrheit und Freiheit, nach der alten Sage und Auffassung Schubarts und Goethes ist es die Wiederkehr Christi auf Erden, bei An

dersen ist es die Himmlischwerdung der Menschheit, bei Delfers das Ende der Zeit, die Ewigkeit, bei Carmen Sylva die richtige und reine Gotteserkenntnis.

Alle diese Lösungen haben mehr oder weniger etwas Geniales, Sympathisches oder Bestechendes. Soll ich wählen, soll ich einer oder der anderen Auffassung den Vorzug geben, so muß ich gestehen, so will mir die Verkörperung und Verklärung Ahasvers zum ewigen Menschen am besten gefallen, oder noch treffender des ewigen Menschheitsgeistes. Der Tod des einzelnen Individuums, ja selbst der hochbegabtesten und berühmtesten Denker und Helden, verliert seinen traurigen, seinen trostlosen Charakter, wenn wir uns die Unsterblichkeit ihres Namens, ihrer Wirksamkeit, ihrer befruchtenden und auf alle Zeiten hinaus nachwirkenden Ideen vor Augen stellen, wenn wir uns vorstellen, daß der Menschheits geist unsterblich ist. Und sollen wir uns einen Zeitpunkt der Ruhe, der höchsten menschlichen oder geistigen Entwickelung ausmalen, wie könnten mir uns das schöner denken als das Ziel wahrer und echter Humanität, religiöser und politischer Duldung, als das goldene Zeitalter allgemeiner Völkerverbrüderung? Dies wird ja wohl vorläufig in unserer Zeit voll Blut und Eisen ein unerreichbares Ideal bleiben müssen. Aber haben es nicht die edelsten und besten Geister als das Höchste und Schönste gepriesen und besungen? Predigt nicht ein Lessing in seinem Nathan als die höchste und menschenwürdigste Religion die Läuterung und Vervollkommnung reiner und voller Menschheit, jene Religion, die in dem Kernpunkt jeder Religion gipfelt: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!" Und giebt es nicht Vereinigungen und Genossenschaften über den ganzen Erdkreis

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verbreitet, welche die Duldung und gegenseitige Anerkennung jeder Überzeugungstreue predigen und bethätigen? Und wenn auch die Menschheit oder die Menschen noch weit entfernt sein sollten von dieser idealen Ausgleichung und gegenseitigen Hochachtung, alles dessen, was bei einem anderen Volke eigenartig, aber doch vom allgemein menschlichen Standpunkt aus großartig, schön und erhaben ist, warum sollten wir uns nicht diesem tröstlichen Zukunftsgedanken hingeben dürfen: Einst wird kommen der Tag, wo Neid und Haß von der Erde verschwinden und sich alle Völker in dem großen Einheitsgedanken die Hand reichen zu der gemeinsamen Arbeit der Entwickelung menschlicher Kultur, zur Erreichung des höchsten Menschenideals, zur wahren Gottähnlichkeit, wie uns der Schöpfer schuf nach seinem Bilde." Oder sollte es nur ein Ausruf höherer Trunkenheit und schwärmerischer Verzücktheit sein, und nicht vielmehr ein Seherwort unseres populärsten Dichters, wenn er in seinem „Hymnus an die Freude" begeistert ausruft:

Alle Menschen werden Brüder!"?

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