An das Trinkglas eines verstorbenen Freundes.
Du herrlich Glas, nun stehst du leer, Glas, das er oft mit Lust gehoben; Die Spinne hat rings um dich her Inbeß den düstern Flor gewoben.
Jest sollst du mir gefüllet sein Mondhell mit Gold der deutschen Reben! In deiner Tiefe heil'gen Schein Schau' ich hinab mit frommem Beben.
Was ich erschau' in deinem Grund, Jst nicht Gewöhnlichen zu nennen, Doch wird mir klar zu dieser Stund', Wie nichts den Freund vom Freund kann trennen.
Auf diesen Glauben, Glas so hold!
Trink' ich dich aus mit hohem Muthe. Klar spiegelt sich der Sterne Gold, Pokal, in deinem theuren Blute.
Still geht der Mond das Thal entlang, Ernst tönt die mitternächt'ge Stunde, Leer steht das Glas, der heil'ge Klang Tönt nach in dem krystallnen Grunde.
Was macht ihr, daß ihr weinet Und brechet mir mein Herz?
Im Herrn sind wir vereinet Und bleiben's allerwärts.
Das Band, das uns verbindet, Löst weder Zeit, noch Ort; Was in dem Herrn sich findet, Das währt in ihm auch fort.
Man reicht sich wohl die Hände, Als sollt's geschieden sein, Und bleibt doch ohne Ende Im innigsten Verein. Man sieht sich an, als sähe
Man sich zum leßten Mal, Und bleibt in gleicher Nähe Dem Herrn doch überall.
Man spricht: ich hier, du dorten, Du ziehest, und ich bleib'!
Und ist doch aller Orten Ein Glied an einem Leib. Man spricht vom Scheidewege Und grüßt sich einmal noch, Und geht auf einem Wege In gleicher Richtung doch. Was sollen wir nun weinen Und so gar traurig sehn, Wir kennen ja den Einen, Mit dem wir Alle gehn, In einer Hut und Pflege, Geführt von einer Hand Auf einem sichern Wege Jn's eine Vaterland.
So sei denn diese Stunde Nicht schwerem Trennungsleid, Nein, einem neuen Bunde Mit unserm Herrn geweiht. Wenn wir uns ihn erforen Zu unserm höchsten Gut, Sind wir uns nicht verloren, Wie weh auch Scheiden thut.
C. 3. Ph. Spitta.
Mit dem Vogel sind geflogen Seine Kinder über Meer.
Droben ward der Himmel trüber; Drunten brausten Sturmeswogen; Und die Kinder klagten sehr: „Ach, wie kommen wir hinüber? Nirgend will ein Land uns winken, Und die müden Schwingen sinken.“ Aber ihre Mutter sagt: „Kinder, bleibet unverzagt! Fühlt ihr nicht im Tiefsten innen Unaufhaltsam einen Zug,
Neuen Frühling zu gewinnen? Auf! in Jenem ist kein Trug, Der die Sehnsucht hat gegeben. Er wird uns hinüberheben Und euch trösten balde, balde
In dem jungbelaubten Walde!"
Wenn einst ich todt bin, wenn mein Gebein zu Staub Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun Lang über meines Lebens Schicksal,
Brechend im Tode, nun ausgeweint hast
Und stillanbetend da, wo die Zukunft ist, Nicht mehr hinausblickst, wenn mein ersungner Ruhm, Die Frucht von meiner Jünglingsthråne, Und von der Liebe zu dir, Messias,
Nun auch verweht ist oder von Wenigen In jene Welt hinüber gerettet ward; Wenn du alsdann auch, meine Fanny, Lange schon todt bist, und deines Auges
Stillheitres Lächeln und sein beseelter Blick Auch ist verloschen, wenn du, vom Volke nicht Bemerket, deines ganzen Lebens
Edlere Thaten nunmehr gethan hast,
Des Nachruhms werther, als ein unsterblich Lied, Ach, wenn du dann auch einen Beglückteren
laß den Stolz mir, Einen Beglückteren, doch nicht Edlern
Dann wird ein Tag sein, den werd' ich auferstehn! Dann wird ein Tag sein, den wirst du auferstehn! Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen, Die du einander, Natur, bestimmtest.
Dann wägt, die Wagschal' in der gehobnen Hand, Gott Glück und Tugend gegen einander gleich; Was in der Dinge Lauf jezt mißklingt, Tönet in ewigen Harmonieen!
Wenn dann du dastehst jugendlich auferweckt, Dann eil' ich zu dir, säume nicht, bis mich erst Ein Seraph bei der Rechten faße
Und mich, Unsterbliche, zu dir führe. Dann soll dein Bruder, innig von mir umarmt zu dir auch eilen; dann will ich thrånenvoll, Voll froher Thränen jenes Lebens
Neben dir stehn, dich mit Namen nennen Und dich umarmen. Dann, o Unsterblichkeit, Gehörst du ganz uns. Kommt, die das Lied nicht singt, Kommt, unaussprechlich süße Freuden,
So unaussprechlich, als jezt mein Schmerz ist!
Rinn' unterdeß, o Leben! Sie kommt gewiß, Die Stunde, die uns nach der Cypresse ruft! Ihr andern, seid der schwermuthsvollen Liebe geweiht und umwölkt und dunkel!
Die Auferstehung.
Auferstehn, ja, auferstehn wirst du, Mein Staub, nach kurzer Ruh. Unsterblichs Leben
Wird, der dich schuf, dir geben.
Wieder aufzublühn, werd' ich gesät.
Der Herr der Ernte geht
Und sammelt Garben
Uns ein, uns ein, die starben.
Tag des Danks, der Freudenthrånen Tag,
Du meines Gottes Tag!
Wenn ich im Grabe
Genug geschlummert habe,
Erweckst du mich.
Wie den Träumenden wird's dann uns sein.
Mit Jesu gehn wir ein
Zu seinen Freuden.
Der müden Pilger Leiden
Sind dann nicht mehr.
Ach, in's Allerheiligste führt mich
Mein Mittler dann, lebt' ich
Jm Heiligthume
Zu seines Namens Ruhme.
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
» |