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rationen oder mit Hilfe dieser von der Arbeit ihrer Mitmenschen zu leben. Doch je raschere Wellen die Bewegung des sozialen Verkehrs treibt, umsomehr werden auch hier jene Vorrichtungen der Selbstregulierung wirksam, welche die unzweckmäßigen Effekte allmählich beseitigen. Die körperliche und geistige Ungleichheit der Menschen wird immer Wertunterschiede der Leistungen hervorbringen, deren Wirkungen über das individuelle Leben hinausreichen. Doch je schneller die Wogen der sozialen Bewegung den Einzelnen gemäß der Kraft, die er selbst betätigt, heben und sinken lassen, umsomehr wird jene Gunst der äußeren Lebensverhältnisse zu einem Moment, das von großer Wirkung werden kann, wenn es sich mit der Tüchtigkeit eigener Leistungen verbindet, das aber bald seine Kraft einbüßt, wo diese Bedingung ausbleibt. Das Glück ist ein Faktor, der sich aus dem menschlichen Leben nie eliminieren läßt. Wenn es in der Form der Glücksgüter zu beseitigen wäre, so würde es in derjenigen der natürlichen Anlagen zurückbleiben, die den Unterschied der Glücksgüter immer wieder zu erzeugen streben. Es hieße dem Leben einen Teil seines besten Inhalts rauben, wollte man jenen Wettkampf individueller Fähigkeiten vernichten, der ohne den Sporn äußerer Erfolge nicht bestehen kann. Wohl haben diese Erfolge selbst keinen sittlichen Wert. Doch wie es für den Menschen keine intellektuelle Wahrheit und keinen ästhetischen Genuß gibt, außer gebunden an einen Stoff sinnlicher Vorstellungen, so bleibt auch die Verwirklichung des Sittlichen an Motive geknüpft, die ursprünglich nicht sittlicher Art sind. Der Erfolg überholt das Motiv und wird dadurch allmählich selbst zum Motiv. Damit aus dem Wettkampf der Interessen mehr und mehr die egoistischen Triebfedern verschwinden können, muß dieser Wettkampf überhaupt entstanden sein, und dazu bedarf es eben der egoistischen Triebfedern.

Indem die Arbeit von der erzwungenen Leistung des Sklaven und Leibeigenen zuerst zur Kunstfertigkeit des freien Handwerkers wurde, um sich von da aus stufenweise zu erheben und zu erweitern, bis sie schließlich jede Art nützlicher, dem privaten oder öffentlichen Interesse gewidmeter Tätigkeit umfaßte, hat sich nicht bloß der Durchschnittswert der Arbeit vergrößert, sondern es ist auch die geringste im Kampf um die tägliche Not geleistete Arbeit veredelt worden. Denn sie fügte sich ein in den gewaltigen Zusammenhang tätiger Kräfte, in dem nicht mehr bloß der unentbehrliche Kampf um das Leben, sondern alles, was der Mensch leistet, das Streben

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nach den idealsten wie nach den sinnlichsten Gütern, sich in der Form der Arbeit betätigt. Hiedurch erst ist eine Wertschätzung dieser entstanden, die, von der Natur der Arbeitserzeugnisse unabhängig, sie lediglich nach dem Verhältnisse mißt, in dem die getane Leistung zur übernommenen Pflicht steht. Dieses übereinstimmende sittliche Maß der Wertschätzung menschlicher Leistungen aber strebt, die zuerst auf religiösem Boden erwachsene Idee einer von äußeren Lebensbedingungen unabhängigen sittlichen Gleichheit der Menschen langsam und stetig auch in die praktische Wirklichkeit überzuführen.

Die Ausdehnung der Arbeit über alle Lebensgebiete veredelt jedoch nicht nur die niedrigeren Formen, indem sie diese mit dem gleichen Gedanken der Pflichterfüllung im Dienste des Lebens durchdringt, sondern es ist gerade dieser Gedanke, der über die höheren Formen überhaupt erst sich ausbreitet, nachdem sie unter den allgemeinen Gesichtspunkt der Arbeit getreten sind. Der Held des heroischen Zeitalters betreibt den Kampf als eine erfreuliche Übung seiner Kräfte; daher kriegerische Überfälle aus bloßer Lust an Wagnis und Gefahr hier nichts Seltenes sind. Das Oberhaupt des patriarchalischen Staats empfindet es zwar als ein Gebot der Pietät, den ererbten Besitz an Land und Leuten ungeschmälert oder, wo möglich, gemehrt auf den Sohn zu bringen; aber der Gedanke einer Pflicht, die über diesen Gesichtspunkt des Besitzes hinausgeht, dämmert ihm erst in unsicheren Umrissen. Die Berufstreue schlummert hier noch als Keim eingehüllt in die persönlichen Gefühle der Liebe zur Heimat und zu den Stammesgenossen. Erst jene Entwicklung der Sitte, welche die Arbeit zur freien Leistung erhob und dann über alle Gebiete ersprießlicher Tätigkeit ausdehnte, strebt die Idee einer sittlichen Gemeinschaft, in der Tätigkeit und Pflichttreue die Lebensbedingungen sind, zu einem allmählich alle Lebenskreise durchdringenden Grundsatze zu machen.

Aber wenn die höchsten Formen menschlicher Tätigkeit nicht mehr bloß erfreuende Übungen körperlicher oder geistiger Kräfte, sondern, gleich der niedersten Arbeit, die der Not des Lebens dient, ernste Pflichterfüllungen geworden sind, so haben sie damit keineswegs aufgehört, jene lusterweckende Wirkung zu äußern, die vordem zu ihnen hinzog. Ja, sie haben diese nicht nur bewahrt, sondern auch den niedrigeren Formen der Arbeit in dem Maße mitgeteilt, als bei ihnen an Stelle des Zwangs die freie Betätigung der Kräfte trat. Diese erfreuende Wirkung, die die Arbeit zum Genuß

macht und den Zwang in einen Trieb zu ihr verwandelt, läßt zugleich eine neue Form der Betätigung menschlicher Kraft aus ihr entspringen: das Spiel.

b. Das Spiel.

Das Spiel ist in seinen vollkommenen Formen durchaus ein Kind der Arbeit. Es gibt nur wenige Formen des Spiels, die nicht in irgend einer Form ernster Beschäftigung ihr Vorbild fänden. Aber das spielende Abbild würde nicht entstehen können, wenn ihm nicht in der ursprünglichen Anlage des Menschen natürliche ästhetische Motive begünstigend entgegenkämen. So lassen sich denn auch die Lebensäußerungen, die aus solchen Motiven hervorgehen, in gewissem Sinne als die primitiven Spiele bezeichnen, aus deren Verbindung mit den verschiedensten Lebensverrichtungen dann erst die entwickelten Spiele allmählich hervorgegangen sind. Jene tatsächlichen ästhetischen Motive liegen im Gefallen am Rhythmus, am Schall und Klang, an Glanz und Farbe, die darum schon der Naturmensch wo möglich im Verein auf sich wirken läßt. Liegen in den natürlichen Körperbewegungen bereits die Bedingungen zur Ausbildung rhythmischer Bewegungen mit sie begleitenden Schalleindrücken und Sangweisen, so steigert sich vornehmlich in der Ausschmückung des eigenen Leibes der ästhetische Genuß durch die Wirkung von Glanz, Farbe und Gestalt; und alle diese Faktoren zusammen machen den Tanz, in dem sich Rhythmus, Schall, Farben- und Gestaltenwirkungen verbinden, zum ursprünglichsten aller Spiele, zu demjenigen zugleich, das am ehesten rein um seiner selbst, um seiner erfreuenden Wirkungen willen gepflegt wird. Doch schon dieses ursprüngliche Spiel verändert bald seinen Charakter, indem sich ernste Lebenszwecke mit ihm verbinden, oder indem es auf die verschiedensten Formen der Tätigkeit Einfluß gewinnt. So entsteht auf der einen Seite der Kultustanz, der allmählich, da er sich bestimmten Kultusordnungen einfügt, regelmäßigere und kunstvolle Tanzformen aus sich hervorgehen läßt. Indem diese dann vermöge einer natürlichen Vorstellungsverbindung zu den Eigenschaften oder dem Leben der Götter in Beziehung gebracht werden, gewinnen sie mehr und mehr spezifisch verschiedene religiöse Inhalte, in denen, wie in den Dämonen- und Göttervorstellungen selbst, die mannigfaltigsten menschlichen Affekte zum Ausdruck kommen, Auf der andern Seite lösen sich die rhythmischen Bewegungen in einzelnen ihrer Bestandteile von ihrer im ursprünglichen Tanz an den ganzen Körper gebundenen

Vereinigung los, um einzelne Arbeitsleistungen zu begleiten. So entstehen die verschiedenen Arbeitsrhythmen, die sich mit den mannigfaltigsten mechanischen Beschäftigungen, dem Schlagen, Stoßen, Hämmern, Heben von Lasten u. s. w. verbinden und vornehmlich da, wo die Arbeit eine gemeinsame ist, fördernd in dieselbe eingreifen, indes sie selbst wieder durch rhythmische Schalleindrücke, die zum Teil Wirkungen der Arbeit sind, und durch begleitenden Gesang, der sich gleichfalls den Bewegungen anpaßt oder ihre Schallwirkungen nachahmt, unterstützt werden*). Ein Teil der erfreuenden Wirkung, die der ursprüngliche Ausdruck der Freude in Tanz und Gesang hervorbringt, überträgt sich so auf die von der Not des Lebens erzwungene Arbeit selbst: diese wird allmählich, wenigstens in ihren leichteren Formen, zu einem Genuß, der zu spielender Wiederholung antreibt. Hiermit entsteht die erste und wahrscheinlich verbreitetste, jedenfalls die dauerndste Form des Spiels: das Arbeitsspiel. Da unter den Begriff „Arbeit" jede dem Bedürfnis des Lebens dienende Beschäftigung fällt, so werden aber natürlich mit der Steigerung der Lebensbedürfnisse auch die Formen der Arbeit, und mit ihnen die Formen des Spiels immer mannigfaltiger. Indem der Mensch in der Arbeit, zu der ursprünglich die Not des Lebens den Widerstrebenden zwingt, unter dem Einfluß jener ästhetischen Wirkungen eigener Tätigkeit mehr und mehr die Übung seiner Kräfte überhaupt als einen Genuß schätzen lernt, wird allmählich die Arbeit selbst ein Gegenstand des Genußes, und die Freude an ihr treibt nun zu ihren freien Wiederholungen im Spiel, bei denen die Last und Gefahr sich ermäßigen, um womöglich den Genuß allein übrig zu lassen. Damit verzichtet das Spiel auf den nützlichen Zweck der Arbeit, um deren erfreulichen Nebeneffekt zum Selbstzweck zu erheben. Die weitere Folge ist eine phantasievolle Umgestaltung, die ganz und gar von diesem neuen Zweck beseelt ist, und deren hauptsächlichstes Hilfsmittel in der Steigerung der Lustaffekte durch ihren schnelleren Wechsel besteht. Der Gleichförmigkeit, mit der diese Bedingungen wiederkehren, verdanken viele der Arbeitsspiele die überraschende Übereinstimmung, in der sie bei Natur- wie Kulturvölkern auftreten. Zugleich liegen aber in den allgemein menschlichen Trieben, denen sie ihren Ursprung verdanken, die engen Beziehungen begründet, die das Spiel

*) K. Bücher, Arbeit und Rhythmus, 3. Aufl., 1902. Wundt, Ethik. 3. Aufl. I.

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mit der Kunst so nahe verbindet, daß beide in ihren Anfängen oft völlig zusammenfallen*).

Neben der Arbeit gibt es aber von frühe an noch einen zweiten Bestandteil menschlicher Tätigkeit, der durch seine Natur zu spielender Wiederholung hindrängt: die Kulthandlung. Wie sich der Tanz vermöge der natürlichen Assoziation der Gefühle zu einem der frühesten Bestandteile des religiösen Kultus entwickelt, so weckt dieser überhaupt durch das Streben nach Schmuck, das sich mit ihm vereint, den ästhetischen Sinn, und er wird dadurch allmählich zu einer Quelle des Genusses, die zu selbständiger Wiederholung anreizt. So entsteht eine zweite Klasse von Spielen, die wir mit Rücksicht auf diese Entstehung die Kultusspiele nennen können. Sie gehören zweifellos zu den ältesten Spielformen, haben jedoch die bedeutendsten Umwandlungen erfahren, so daß das Kultelement in ihnen meist nicht nur völlig unkenntlich, sondern das Spiel selbst in der Regel degeneriert, dem ursprünglichen Spielzweck gänzlich entfremdet ist. Hierher gehören vor allem die Glücksspiele. Von der religiösen Bedeutung des Losens sind noch heute im populären Aberglauben deutliche Spuren erhalten geblieben. Begierig, den Schleier der Zukunft zu lüften, glaubt der Mensch in dem gezogenen Los oder in dem geworfenen Würfel eine göttliche Voraussage zu empfangen, indem er annimmt, die Götter, da sie alles lenken, führten auch seine Hand bei der Ziehung des Loses oder beim Werfen des Würfels. Verblaßt die religiöse Vorstellung, so tritt an die Stelle der göttlichen Lenkung der Zufall, und die Lust an dem Wechsel zwischen Hoffnung und Erfolg macht die Frage an

*) Über allgemein verbreitete Spielformen vgl. R. Andree, Ethnographische Parallelen und Vergleiche, Bd. 2, S. 86 ff. Das oben hervorgehobene Verhältnis zwischen Spiel und Arbeit hat Th. Groos (Die Spiele der Tiere, 1896, und: Die Spiele des Menschen, 1898) gewissermassen umzukehren versucht, indem er das Spiel als die durch natürliche Züchtung erworbene Vorübung zur ernsten Arbeit betrachtet, wobei er sich hauptsächlich auf die Spiele der Tiere stützt. Aber auch bei den Tieren beruhen die Äusserungen des sogenannten Spieltriebs, wie die der Instinkte überhaupt, nur zur einen Hälfte auf angeborenen Affekt- und Willensanlagen, zu einem andern, sehr wesentlichen entstehen sie erst unter der Einwirkung der elterlichen Tiere oder, wie bei unseren Haustieren, des Menschen. Sie beschränken sich überdies auf das Gebiet einfacher Kampfspiele, also auf Handlungen die im wesentlichen dem Umkreis der natürlichen Instinkte angehören, solange sie nicht geradezu Produkte der Dressur sind. (Vgl. meine Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele, 3. Aufl., S. 403 ff.).

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