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beide, im Schweinehirtenthum befangen, auch als Napoleone dasselbe nicht losgeworden wären.

Das Gefühl der Furcht wird gegenständlich, indem es mittels der Phantasie die Gestalt des Furchtbaren erhält. Der Indianer schreibt darum jede ihm unerklärliche Naturerscheinung einem Manitou zu und versetzt in die Prärien den grossen Geist des Feuers, der mit glühenden Bogen dahinrast; der Australier findet den schwarzen Wandvag in den Gummiwäldern hausen; der Kamtschadale sieht überall die tollen Streiche Kuka's; auf Tonga treiben die Holuah Pou's ihren Schabernack; im brasilianischen Walde übt Gurupira seine Neckereien; bei Wassergefahr sieht der Dajak den Nesi-panjang mit seinen Beinen über dem. Flusse stehen; am Ufer des Marañon steht der Unhold Ypupiara und erdrosselt den Wanderer; in Senegambien brüllt Horey nach Opfern im Walde; auf Ceylon erfüllen die bösen Fafardets die Luft, und die Kalmücken hören den Drachen Dun Chan durch dieselbe fahren; in den canadischen Wäldern haust der Gigri; auf den Philippinen leben die Tibalangas auf den Baumgipfeln. ,,In Patna sitzt die Cholera mit Schädelknochen behangen an den Ufern der Sone" 1). An der Sklavenküste unterlässt es der Dahomeer, des Nachts zu reisen, aus Furcht vor dem bösen Leiba, der in Schlangengestalt die Luft durchfliegt 2).

Furcht ist wesentlich das Gefühl, womit der Naturmensch erfüllt wird. Der indianische Führer des Reisenden Martius glaubte sich dem Gurupira verfallen, als im Walde zufällig eine Eidechse herabgefallen, und nachdem er sich hierauf in einem Sumpfe verirrte, verzweifelte er vollends, je wieder aus dessen Macht zu kommen. „,Noch scheuer war ein Indianer vom Stamme Catanaxis. Jeder krumme Ast oder abgestorbene Baumstumpf, jede seltsame Verschlingung von Sipos erschreckte ihn. Die Wanika fürchten sich vor ihrem eigenen Schatten" 3).

In der Furcht liegt das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit gegenüber einer Macht, die über den Menschen waltet,

Bastian, II, 38.

* Ebendas., II, 145.
Bastian, II, 45.

und mit der Abhängigkeit geht Hand in Hand die anerkennende Verehrung des mächtigen furchtbaren Wesens.

Furcht ist nicht nur die Mutter der Weisheit, sondern auch der Religion, insofern sie den grossen Anstoss gibt zur Elementarregung des religiösen Sinnes und vermittels der Phantasie religiöse Vorstellungen erzeugt. Es gibt dieser Anfang allerdings nur erst ein religiöses Dämmerlicht, das im Bewusstsein aufsteigt, daher auch die Gestalten dunkel gefärbt sind und das Gemüth in Bangigkeit gefesselt liegt. Es fehlt dieser Religionsform das Moment der Freiheit, ist aber doch schon eine religiöse Ahnung von dem Walten übermenschlicher Mächte, vor denen der Naturmensch als vor einer Gottheit sich beugt. Wir müssen daher auch dieser niedern Form den Titel „,, Religion" zuerkennen, wie der Botaniker nicht nur in der Palme, sondern auch in den Algen vegetabilische Gebilde erkennt.

Es ist erklärlich, dass Erscheinungen, welche Unheil und Verderben drohen und das Dasein des Naturmenschen zu gefährden scheinen, zu allernächst dessen Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weil sie durch den merklichen Gegensatz auch merklich reizen, während die wohlthätigen Wirkungen der Natur, durch die der Mensch sein Dasein fristet, als selbstverständlich hingenommen werden. Man mag diesen Umstand Undankbarkeit" nennen 1, es genügt uns, darin den Grund zu sehen, warum wir bei den Bojesmanen (Buschmännern) in Südafrika, den Indios da matto in den südamerikanischen Wäldern, bei den Pescheräh, den Bewohnern des Feuerlandes und den Ureinwohnern Australiens, Californiens, soweit sie von europäischen Einflüssen unberührt geblieben, mehr das Böse als das Gute als Gegenstand der Verehrung antreffen. Schon Herodot 2 erwähnt ein rohes Volk in der Wüste Sahara, die Ataranten, die sogar in der Sonne eine böse Macht sehen und dieselbe beim Aufgange unter heftigen Lästerungen verwünschen, weil sie dieselbe zu Grunde richte. Es wird von manchen Stämmen, wie z. B. von den Indianern von Caracas, behauptet, dass sie nur an ein böses Urwesen glauben oder

1 Waitz, Anthropologie, I, 362.

2 IV, 181.

3 Depons, im Magazin für merkwürdige Reisebeschreibungen, XXIX, 143.

dass die bösen Wesen ein so grosses Uebergewicht haben, dass die guten fast ganz unbemerkt bleiben und keine weitere Berücksichtigung finden, da sie, als dem Menschen freundlich gesinnt, ihm keinen Anlass bieten, ihnen zu dienen. Wie diese Stämme erst in den Windeln des menschlichen Daseins liegen, in den Anfängen der menschlichen Gesellschaft begriffen sind, so besteht auch ihre Religion auf der untersten Stufe des Schamanenthums in einem dumpfen Gefühle der Furcht vor ungewöhnlichen Ereignissen, die das menschliche Dasein bedrohen, deren Ursachen aber nicht gesehen werden können. Diese Ursachen, die der sinnlichen Wahrnehmung des Naturmenschen entzogen sind, die aber sein Schlussvermögen voraussetzen muss, commentirt seine Phantasie, indem sie ihnen eine sinnliche Form verleiht, d. h. sie personificirt. Allenthalben, wo der Naturmensch Bewegung und Thätigkeit bemerkt, vermuthet er als Ursache ein Wesen seiner Art, die ihm unerklärlichen Veränderungen in der Natur, die ihm verderblich erscheinen, erhalten daher persönliche Wesen zu Urhebern, die er fürchtet, von denen er sich abhängig fühlt, die er deshalb für sich zu gewinnen sucht durch Opfer u. dgl. Da es zumeist nur unangenehme, störende, also feindliche Einwirkungen sind, die den Menschen im Naturzustande auf seine Umgebung aufmerksam machen, so wird seine Phantasie die Ursachen auch in schreckliche Formen fassen. Solche sind die Fetische der Neger, die Ana der Brasilianer, die Balichu der Chacostamme, die Dämonen bei allen Völkern.

Nach diesem ,, der Phantasie eigenen Pragmatismus", wie Gervinus sich irgendwo ausdrückt, wonach der Mensch die Ursachen der Erscheinungen zu erklären meint, wenn er sie personificirt, kann es nicht befremden, wenn in Cassange der Mann nach der Entbindung seines Weibes sich in das Bett legt, damit der Krankheitsdämon getäuscht werde; oder wenn der Bowakke nach der Geburt seines Kindes alles vermeidet, z. B. Thiere zu tödten, Bäume zu fällen u. dgl., wodurch er vielleicht unbewussterweise irgendein dämonisches Wesen beleidigen könnte, das sich dann an dem Säugling rächen würde. Darum zündet auf den Philippinen der Hausherr, sobald die Hausfrau Geburtswehen bekommt, vor seiner Hütte ein grosses Feuer an, hinter welchem er, mit einer Waffe in der Luft fechtend, sich aufstellt, um den Pontianac,

das böse Wesen, das dem Gebären hinderlich ist, zu verscheuchen. 1

So dumpf der Zustand des Naturmenschen auch sein mag, und so blind seine Furcht, wenn der Donner kracht, der Vulkan seine feurigen Rauchwolken emportreibt oder die Erde erbebt, so unterscheidet sich diese Furcht doch immer von dem Schrecken, von welchem das Thier bei ähnlichen Gelegenheiten ergriffen wird. 2 Denn wenn der Naturmensch kraft seiner Phantasie an die Stelle der wirklichen Ursache auch blos ein Surrogat setzt, nämlich ein personificirtes Wesen, so beweist er damit doch, dass er eine Ursache ahnt, und in dieser dunkeln Ahnung liegt ein unmittelbar gegebenes Urtheil, obschon noch unentwickelt, gleichsam im Schlafe begriffen. In religiöser Beziehung ahnt die Seele des Naturmenschen ein Unbeschränktes, Unendliches, in welchem ihr eigenes Sein wurzelt.

Nach der Wirkung der umgebenden Natur, welche der Naturmensch als angenehm oder unangenehm unterscheidet, indem er sich dadurch wohl oder unwohl befindet, bewegt sich auch sein religiöses Gefühl im Kreise der Gegensätzlichkeit von Furcht und Scheu und dankbarer Anerkennung. Nach demselben Gesetze, wonach die sinnliche Anschauung hinter den Erscheinungen, welche dem Naturmenschen Furcht einflössen, persönliche Wesen vermuthet, werden auch wohlthätige Naturmächte personificirt, sodass das religiöse Bewusstsein inmitten des Gegensatzes guter, wohlthätiger und böser oder übelthätiger göttlicher Wesen sich bewegt. Obgleich, wie schon bemerkt, bei den auf der untersten Culturstufe stehenden Jäger- und Fischerstämmen die Verehrung übelthätiger Wesen mehr betont ist, indem das Widerwärtige und Feindliche mehr gefürchtet, als der Dank für das Wohlthuende gefühlt wird, weil Dankgefühl, wo es vorherrscht, schon einen höhern Grad der Civilisation voraussetzt, daher meist erst bei ackerbautreibenden Stämmen zu finden ist, so lässt sich doch behaupten: Der Dualismus ist in allén Religionen der Naturvölker vorhanden.

1 Bastian, I, 128.

2 Dagegen vgl. Renand, Christianisme et paganisme, S. 12.

Diese Ansicht findet schon an Plutarch ihren Vertreter 1: Deswegen ist auch von Theologen und Gesetzgebern auf Dichter und Philosophen diese uralte Ansicht übergegangen, deren Urheber sich zwar nicht angeben lässt, die aber doch durchaus zuverlässig und wahr ist, da sie nicht blos in Erzählungen und Sagen, sondern auch in den Mysterien und bei den Opfern allerwärts bei Griechen und Barbaren sich findet, ich meine die Ansicht, dass das Weltall keineswegs vernunft- und verstandlos ohne Leitung dem Ungefähr überlassen herumschwebe, noch von einem einzigen vernünftigen Wesen beherrscht und gelenkt werde, gleichsam wie mit einem Steuer oder Zügel, sondern von vielen Wesen, und zwar von solchen, die aus Bösem und Gutem gemischt sind; oder, um es gerade herauszusagen, dass die Natur nichts Lauteres enthält, daher auch nicht ein einzelner Verwalter wie ein Schenkwirth aus zwei Fässern die Elemente gleich Getränken uns mischen und austheilen kann, sondern dass aus zwei entgegengesetzten Principien und zwei einander feindseligen Kräften, von welchen die eine rechts in gerader Richtung führt, die andere nach der entgegengesetzten Seite sich wendet und umbeugt, das Leben und die Welt, wenn auch nicht die ganze, so doch diese irdische und lunarische, gemischt und dadurch ungleich, mannichfaltig und allen Veränderungen unterworfen ist. Denn da nichts ohne Ursache entstehen kann, so muss das Böse wie das Gute einen besondern Ursprung und eine besondere Entstehung haben.

Dies ist die Ansicht der meisten und besten Philosophen. Einige von ihnen nehmen zwei einander gleichsam entgegenwirkende göttliche Wesen an, wovon das eine das Gute, das andere das Böse schaffe, andere nennen das Gute Gott, das andere Dämon."

Obschon Plutarch in demselben Buche ven einer,, Harmonie dieser Welt" spricht, scheitert er doch an der Schwierigkeit, das Gute und das Ueble in der Natur zu erklären. Diese Frage, die seit jeher den Menschengeist beschäftigt hat, bleibt auch ungelöst, solange der Mensch Licht und Finsterniss, Frost und Hitze und ähnliche Erscheinungen nicht auf

1 Dc Iside et Osiride, c. 45.

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