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der Organe zu stören droht, unbefriedigt, und die Empfindung ist unangenehm, die bei grösserer Stärke Schmerz wird.

zum

Nach dem Naturgesetze bringt jede Einwirkung eine Gegenwirkung hervor, weil jede angeregte Kraft sich zu äussern strebt. Die Empfindung, durch einen äussern Reiz angeregt, erweckt den Trieb, der sich der willkürlichen Muskeln bedient, um das Leben zu äussern. Die innere Thätigkeit im Gehirnleben tritt durch den Trieb mit den Muskeln in Berührung, die innere Bewegung wird zur äussern, die Gegensätzlichkeit des Aeussern und Innern wird ausgeglichen. Die willkürlichen Muskelbewegungen entsprechen den Sinnesempfindungen, indem ein Gehirnreiz, auf die peripherischen Theile des Nervensystems fortgeleitet, durch die Muskelthätigkeit eine Veränderung am Leibe hervorbringt. In den unwillkürlichen Bewegungen kommen Modificationen des Gemeingefühls zum Ausdruck.

Das Innewerden der Aussenwelt durch die Sinne ist bedingt durch das Innewerden der eigenen Leiblichkeit, denn ohne Gemeingefühl des eigenen Daseins ist die Empfindung des fremden Daseins nicht denkbar. Die äussern Gegenstände wirken auf die Sinnesorgane und durch die Nerven auf das Gehirn, welches dadurch in entsprechender Weise bestimmt wird.

In der anorganischen Natur zeigt sich die Wechselbeziehung zu einem fremden Körper zunächst in der Ausgleichung der Wärmeverhältnisse; im Pflanzenleben bethätigt sich der Ausgleichungsprocess in Modificationen der Zellenernährung; im animalischen Leben wird der Gegensatz zur Aussenwelt durch das Nervensystem vermittelt und das Leben durch die willkürliche Bewegung als höhere Form offenbar. Im Menschen findet die zusammenfliessende Fülle von Empfindungen und Sinneseindrücken ausser der Compensation durch die Muskelbewegung den noch höhern Ausgleichungspunkt im Bewusstsein und Selbstbewusstsein. Das menschliche Individuum hat mit dem animalischen Leben das gemeinschaftlich, dass die durch Sinneseindrücke afficirten Nerven zum Gehirn oder Rückenmark verlaufend von da zu den willkürlichen Muskeln gelangen und, sich bis zu jeder Fleischfiber vertheilend, diese als Bewegungsorgane in Anspruch nehmen. Der kenn

zeichnende Unterschied zwischen Mensch und Thier ist also das Bewusstsein und Selbstbewusstsein, womit die Grenz- und Scheidelinie gezogen ist, von der aus die specifisch unterschiedene Bedeutung beginnt. Auch das Thier wird zwar die Eindrücke der Aussenwelt durch die Sinnesorgane inne, es hat Empfindung und äussert sein Empfundenes durch die Muskelbewegung, es nährt sich vom Stoffe, den ihm die Natur bietet, und assimilirt denselben seiner Leiblichkeit; aber während das Thier im Frasse und überhaupt in der Aeusserlichkeit aufgeht, kommt der Mensch dahin, sich bewusst zu werden: dass die Aussenwelt, von der er seine Nahrung und Sinneseindrücke erhält, ein von ihm Verschiedenes ist; er kommt zum Bewusstsein: dass sein eigenes Dasein und seine Umgebung als eine ihm fremde Aussenwelt im Gegensatz stehen. Ja er wird seiner eigenen physischen Thätigkeiten inne, unterscheidet sie vom leiblichen Dasein des Organismus und stellt im Bewusstsein seine eigene Empfindung sich selbst gegenüber, d. h. er kommt zum Selbstbewusstsein. Dadurch wird er erst eigentlich Mensch, dass er zum selbstbewussten Ich gelangt, hiermit beginnt er ein vom materiellen Leben unterschiedenes geistiges Leben; insofern aber das Material, das der menschliche Geist umbildet, Leiblichkeit ist und das geistige Leben wol selbstthätig, aber nicht eigenmächtig ist: so muss die Einheit von Sinnlichem und Geistigem die eigentliche Sphäre des Menschen ausmachen.

In der Periode, die dem Selbstbewusstsein vorhergeht, spricht das Kind von sich in der dritten Person, es lebt noch im Dämmerlichte, bis ihm die Sonne des Bewusst- und Selbstbewusstseins aufgeht, von wo an es sich mit Ich bezeichnet. Wenn Fichte den Tag, wo er sein Kind das erste Ich sagen hörte, feierlich begangen haben soll, so beweist dies eben die Bedeutsamkeit des Moments, den der grosse Philosoph zu würdigen wusste.

Das Thier, welches keine höhere Aufgabe hat als zu leben, sein inneres Empfindungsleben durch Bewegung zu äussern, seine Gattung durch Fortpflanzung zu erhalten, erfüllt seine Bestimmung mit dem natürlichen Ende, dem Tode. Der Mensch fängt sein specifisch-menschliches Leben erst an, wo er sich seiner selbst bewusst wird. Aber schon als Säugling,

dessen nächste Aufgabe zwar auch im Lebendigsein gelöst wird, steht er mit dem Thiere doch nicht auf gleicher Linie, weil er die Anlage zur Weiterentwickelung in sich trägt, die dem Thiere versagt ist. Den schlagenden Beweis hiervon liefert das Kind, wenn es zu sprechen anfängt, womit der selbstbewusst werdende Geist sich zum Ausdruck bringt und der Gegensatz von Innerlichkeit und Aeusserlichkeit die aus-gleichende Mitte findet.

Das Höchste, wozu es das animalische Leben zu bringen vermag, ist der Gattungsprocess; der Mensch hingegen bringt es zum Bewusst- und Selbstbewusstsein und infolge dieses zur Sprache, Arbeit, Geschichte, Religion, zum begrifflichen Denken, zur Wissenschaft.

Es ist eine unzulängliche Definition, welche den Menschen nur als entwickeltes Thier hinstellt, da er vom Thiere specifisch verschieden, daher auch eine andere Bestimmung hat. Der Keim, aus dem der Mensch hervorgeht, ist wesentlich verschieden von dem eines Naturproducts. Vergleichungspunkte sind nur dadurch gegeben, dass im Systeme des organischen Menschenlebens alle andern Systeme enthalten und ineinandergesetzt zur Erreichung der menschlichen Bestimmung dienen und der Physiolog daher ein vegetabiles und animales Leben im Menschen vertreten findet, wie im menschlichen Organismus auch Substanzen der anorganischen Natur nothwendig vorhanden sein müssen.

Durch die Aufmerksamkeit, in welcher die Seelenthätigkeit nach den durch die Aussenwelt hervorgebrachten Eindrücken sich richtet, macht der Mensch Wahrnehmungen, deren Einzelheiten er zu einem Ganzen vereinend zur Vorstellung bildet, indem er vermittels des Sinnen- und Hirnlebens das von aussen gewonnene Material in eine geistige Thatsache umsetzt, das Aeussere im Innern abdrückt. Alles, was er inne geworden, wird durch das Gedächtniss innerlich fortwirkend aufbewahrt, und so fasst er eine Reihe von Wahrnehmungen, die er an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten gewonnen hat, einheitlich zusammen in der Erfahrung.

Dasselbe Gesetz, wonach das animalische, unbewusste Leben, die Empfindung in der Muskelbewegung zum Ausdruck kommt, drängt den bewussten Geist, sich zu äussern durch

die Sprache. Nach den Beobachtungen der Physiologen wird infolge innerer Bewegungen der Kehlkopf leicht afficirt, womit eine specielle Beziehung zwischen beiden, gleich der zwischen dem Vagus und den Herzbewegungen, der Sphäre des kleinen Gehirns und den Bewegungsmuskeln der obern Extremitäten, angedeutet wäre. Dies kann aber erst die lautliche Aeusserung der aufgenommenen Eindrücke erklären, allerdings als Vorbereitung zum ausgesprochenen Wort. Das Thier hat eine Stimme, durch die es sein empfindendes Leben offenbart; es bleibt aber nur beim Laute, wodurch es das unbewusste Leben äussert, und bringt es nimmermehr zum Worte, dem Ausdruck selbstbewussten Geistes, weil ihm eben das Selbstbewusstsein nicht aufgeht. Es ist daher treffend, wenn Lotze irgendwo den Gesang der Vögel ein,,willenloses und absichtsloses Springen mit den Stimmbändern" nennt, denn es ist eben nur eine Muskelbewegung, durch die der Laut hervorgebracht wird. Die Sprache ist Ausdruck des selbstbewussten Geistes, der Mensch spricht im Worte nicht nur seine Empfindung, sein Gefühl aus, sondern auch seine Wahrnehmungen, Vorstellungen und Gedanken. Eben weil er Wahrnehmungen macht, Vorstellungen bildet und Gedanken erzeugt, spricht der Mensch. Er erfindet die Sprache nicht, so wenig als er sein Dasein erfunden hat, sie ist ein Erzeugniss seines Geistes, dessen Wesen in der Sprache laut wird, wobei die Sprachwerkzeuge entgegenkommend in Bewegung gesetzt werden. Ohne Zunge, Zähne, Gaumen, Stimmritze könnte der Mensch allerdings keine Vorstellung und keinen Gedanken sprachlich darstellen; er spricht aber nicht, weil er diese hat, sonst würde der Hund und das Schwein auch eine Sprache haben. Das Grunzen, Bellen, Miauen u. dgl. ist nur der elementare, unartikulirte Ausdruck von Empfindungen, aber von keinem Gedanken, zu welchem nur der Mensch die Empfindung zu verarbeiten vermag. „Die Sprache befreit den Menschen von der Unbestimmtheit des Fühlens und Anschauens und macht ihm den Inhalt seiner Intelligenz zum Eigenthum." In der Sprache zeigt sich der bildende Trieb und eine Art Herrschaft über den Gegenstand, der, von aussen nach innen angeregt, zur Vorstellung

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Rosenkranz, Psychologie, 2. Aufl., S. 389.

verarbeitet, als Wort wieder ausgesprochen wird. „, Durch Benennung wird das Aeussere wie eine Insel erobert und vorher dazu gemacht, wie durch Namengeben Thiere bezähmt werden", und man erinnert sich hierbei der trefflichen Darstellung in der Genesis, wonach die Herrschaft des Menschen über die Thiere, ausser deren Genusse, damit bezeichnet wird, dass er sie benennen soll. Beim Kinde zeigt sich die Herrschaft des Geistes in den ,,kühnen" und ,,doch richtigen" Wortbildungen, deren Jean Paul 2 mehrere anführt, die er von drei- und vierjährigen Kindern gehört hat, als: „der Bierfässer, Saiter, Fläscher" (der Verfertiger von Fässern, Saiten, Flaschen), ,,die Luftmaus" für Fledermaus,,, die Musik geigt, das Licht ausscheren (von der Lichtschere), dreschflegeln, drescheln; ich bin der Durchsehmann (hinter dem Fernrohr stehend), ich wollte, ich wäre als Pfeffernüsschenesser angestellt, oder als Pfeffernüssler; am Ende werde ich gar zu klüger; er hat mich vom Stuhle heruntergespasst; sieh wie Eins (auf der Uhr) es schon ist" u. s. f. Aehnlich nennen die nordamerikanischen Indianer ihnen fremde Gegenstände mit selbstgebildeten Namen, wie ,, Lochmacher" statt Bohrer

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Wie das Bewusst- und Selbstbewusstsein von minderer Klarheit zur festern Bestimmtheit fortschreitet, so lässt sich bei Kindern auch die allmähliche Entwickelung der Sprache beobachten. Aus den unbestimmten Vocallauten entstehen erst reine Vocale, zu denen wieder zunächst stumpfe Consonanten hinzutreten und undeutliche Silben bilden, bis endlich die Vocale zur Klarheit kommen, die Mitlaufer ihre Schärfe erhalten und die Silben das deutliche Gepräge bekommen. Ein ähnliches Fortschreiten zeigt sich auch im Gebrauche der Wortformen, indem das Kind aus dem Infinitiv und der dritten Person allmählich zur ersten Person, zur Conjugation und Declination übergeht und endlich die Syntax in die Sprache aufnimmt.

Von gleichgrossem Interesse ist in dieser Beziehung die Verfahrungsweise der Naturvölker, die in der Kindheit der

1 Jean Paul, Levana, Ausgabe von 1814, S. 420.

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3 Bastian, Der Mensch in der Geschichte, I, 431.

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