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Das liebevolle Andenken an die theuren Verstorbenen wurde durch das Christenthum nicht unterdrückt oder geschwächt, sondern vielmehr gesteigert, neu belebt und inniger gemacht. Die Gemeinschaft mit den Lebenden und den Verstorbenen war ja eine Gemeinschaft im Herrn, eine Gemeinschaft für die Ewigkeit, deren in dem Ewigen ruhendes Band durch keine Macht des Todes und der Hölle zerrissen werden konnte. Man war fich der immerfortwährenden unsichtbaren Gemeinschaft mit denen, von denen man äußerlich getrennt war, bewußt. Im Gebete, bei welchem der Christ sich mit der ganzen heiligen Gottesgemeinde der seligen Geister, der er angehörte, verbunden fühlte, gedachte er besonders derjenigen Theuren, die ihm dahin vors ausgegangen waren. Besonders feierten die Christen in diesen Empfindungen die Jahrestage des Todes derselben oder ihre Geburtstage für das ewige Leben. Sie genoffen an diesem Tage besonders den Leib des Herrn in dem lebendigen Bewußtsein, daß fie in der Gemeinschaft mit dem Herrn auch mit ihren Theuren, seinen Gliedern, verbunden seien; sie ließen derselben in dem Kirchengebete, bei der Feier des heil. Abendmahls, in welchem die Kirche der in der Gemeinschaft mit dem Herrn Verstorbenen überhaupt erwähnte, noch besonders gedenken. In diesem Sinne wurden von der ganzen Gemeinde die Todestage der Märtyrer aus derselben gefeiert. Die Gemeinde versammelte sich auf ihren Gräbern, genoß hier das heilige Abendmahl in jenem lebendigen Bewußtsein der unauflöslichen Gemeinschaft mit dem Herrn und den Seinen; sie betete für die Märtyrer, die ja auch fündhafte Menschen gewesen waren und nur in der Gnade des Erlösers ihr Heil finden konnten.

Auch den leiblichen Ueberbleibseln der Verstorbenen erwiesen die Christen ihre zarte Liebe; diese crschienen nicht als unrein, wie das Todte den Juden und Heiden als unrein und den leßtern als eine schlechte Vorbedeutung mit sich führend erschienen war. Der Christ kannte nur Ein Todtes und Unreines, die Sünde, wodurch der Mensch von der Quelle alles wahren

Lebens getrennt werde; nur von diesem Unreinen sollte der Mensch durch den Glauben an den Erlöser, der für ihn gelitten und gestorben, (durch die innere Herzensbesprengung mit dem Blute Jesu, wie es in dem Briefe an die Hebräer heißt) sich reinigen laffen; er sollte dem neuen Leben zur Wegschaffung alles Todten sich immer mehr hingeben: dann wurde Alles lebendig, rein, geheiligt, zum Organ für ein heiliges, Alles durchdringendes, höheres Leben bestimmt. So bestatteten die Christen die Ueberbleibsel der Ihrigen mit besonderer Liebe und Sorgfalt als die einft von einer geheiligten Seele belebten Organe, Tempel des heiligen Geistes, die einst als verklärte Organé der verklärten Seele wieder belebt werden sollten.

Der Fanatismus der Heiden wollte den Christen gern die ihnen kostbaren Gebeine ihrer Märtyrer entziehen, wie sie bei dem Märtyrertode des Bischofs Polykarpus von Smyrna sagten, damit sie nicht den Gekreuzigten verlassen und diesen zu vers ehren anfangen sollten.“ Die Gemeinde jener Stadt fügt, nachdem fie dies angeführt hat, hinzu:,,Sie wissen nicht, daß wir weder Christum, der für das Heil aller Erlöseten in der Welt gelitten hat, je verlassen, noch einen Andern verehren können. Denn Jenen beten wir an als den Sohn Gottes, die Märtyrer aber, als die Jünger und Nachahmer des Herrn, lieben wir, wie es ihrer würdig ist, wegen ihrer unübertrefflichen Liebe zu ihrem Könige und Meister, und möchten wir doch ihre Genoffen und Mitjünger werden!" Dann berichtet die Gemeinde weiter: So nahmen wir nachher seine Gebeine, die uns mehr werth find als Gold und Diamanten, und legten sie an einem ziemenden Orte nieder. Da wird uns der Herr, wenn wir uns in festlicher Freude versammeln, verleihen, die Jahresfeier seines Märtyrertodes oder seiner Geburt für ein verklärtes Leben zu begehen, zum Andenken an unsre Vorkämpfer und zur Uebung für diejenigen, die zum Kampfe sich rüsten."

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Wir sehn an diesem Beispiele, wie fern man damals noch davon war, die Gefäße der göttlichen Gnade zu überschäßen.

Aber freilich ist solche Ueberschäzung eine Verirrung, in welche der Mensch leicht verfällt. Leicht trägt er die Ehre, welche dem Herrn allein gebührt, auf das schwache Gefäß, dessen der Herr zu seiner Verherrlichung sich bediente, über. Wir haben ja schon oben auf die von dieser Seite drohenden Gefahren aufmerksam gemacht. So mußte schon Tertullian gegen die um sich greifende übertriebene Verehrung der Bekenner und Märtyrer sich erklären, wenn Einige, wegen ihrer Laster von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen, auf die durch die Glaubenszeugen, welche sie in den Bergwerken, Gefängnissen aufsuchten, ihnen ertheilte Absolution ein zu großes Vertrauen seßten. Er sagt gegen die Anmaßung solcher Bekenner: Wer ist, so lange er auf Erden und im Fleische lebt, ohne Schuld? Wer ist Märtyrer, so lange er in der Welt wohnt, um den Groschen des Lohns zu bitten hat (Matth. 20, 2), verantwortlich dem, der die Zinsen von ihn verlangt, des Arztes bedürftig? Möge es aber auch sein, daß schon das Schwerdt über seinem Haupte schwebt, daß er schon in der Flamme steht, daß er schon im Besiße des Märtyrerthums sicher ist, wer erlaubt einem Menschen, zu schenken, was Gott allein vorzubehalten ist? Möge es dem Märtyrer genug sein, sich von seiner eigenen Sünde gereinigt zu haben. Es ist Undankbarkeit oder Hochmuth, auf Andre verbreiten zu wollen, was für sich selbst erlangt zu haben Einer nicht hoch genug anschlagen kann. Wer außer dem Sohne Gottes allein hat fremden Tod durch seinen eignen tilgen fönnen? Bei seinem Leiden selbst befreite er den Schächer; denn dazu war er gekommen, daß er, selbst rein von Sünde und vollkommen heilig, für die Sünder leiden sollte. Du also, der du Sünden vergebend es ihm nachmachen willst, leide für mich, wenn du selbst nicht gesündigt haft. Wenn du aber ein Sünder bist, wie kann das Del deiner Fackel für dich und mich genug sein?"

Das christliche Leben der im römischen Reiche herrschend gewordenen Kirche.

I.

Die verschiedenen Wege der Bekehrung vom Heidenthume zum Christenthum.

Wir fehn jezt eine große Veränderung in dem Verhältnisse der Kirche zum Staate vor sich gehen. Diese Veränderung besteht darin, daß die Kirche, welche bisher eine bedrückte, höchstens geduldete war, die äußerlich herrschende wird, ihre frühere Knechtsgestalt mit weltlicher Herrlichkeit vertauscht und eben das durch Viele anzieht, welche nicht von dem innern Wesen des Christenthums angezogen wurden. Wenn gleich es auch in jener ersten Zeit der mit der äußeren Macht des Heidenthums kämpfenden Kirche, vermöge der in der menschlichen Natur liegenden Quelle der Selbsttäuschungen, es an Scheinbekehrungen nicht fehlte, so kamen doch jezt in dem die Kirche umgebenden äußerlichen Glanze weit mehr Versuchungen hinzu, welche das bloß äußerliche Bekenntniß mit dem wahrhaft Christ werden" verwechseln ließen. Und jene große Veränderung ging zuerst davon aus, daß die Beherrscher des römischen Reichs zum Christenthume sich bekannten, und zwar auf solche Weise, daß, wenngleich sie wirklich aus Ueberzeugung Christen zu sein glaubten und für die Ausbreitung der christlichen Kirche, ihre äußerliche Verherrlichung mit aufrichtigem Eifer wirkten, doch in ihrer Gesinnung vom Christenthume keineswegs durchbrungen waren. Oft schadeten solche durch diesen falschen, nicht von der rechten

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christlichen Gesinnung getragenen und nicht von der rechten Erkenntniß begleiteten Eifer der christlichen Kirche, der ste dienen wollten, weit mehr, als sie durch offene Feindseligkeit ihr hätten schaden können.

Allerdings war der erste unter jenen Kaisern, welche sich öffentlich zum Christenthume bekannten, Constantinus, zumal in den ersten Zeiten seiner Regierung, vermöge eines gewissen Eflekticismus in der Religion, welcher für ihn der Uebergangspunkt zum Christenthume geworden war, vermöge des Einfluffes heidnischer Platoniker und christlicher Bischöfe von gemäßigterer und milderer Denkart und auch aus politischen Rücksichten im Ganzen fern davon, das Heidenthum mit Gewalt unterdrücken, die Anhänger des Heidenthums verfolgen und das Christenthum durch gewaltsame Mittel ausbreiten zu wollen. So sprach er, als er nach der Bestegung des Licinius die Alleinherrschaft erworben, in einer an die ihm nun erst unterworfenen orientalischen Provinzen erlaffenen Proklamation die Grundsäße weiser Duldsamfeit auf eine solche Weise aus, welche von dem Geiste des Christenthums weit mehr zeugt, als irgend ein Eifer der Proselytenmacherei davon hätte zeugen können; denn hier erkennen wir jenen, wie wir in dem ersten Abschnitte sahen, erst durch das Christenthum ans Licht gebrachten Begriff der Gewissensfreiheit und des allgemeinen Menschenrechts, so wie das Bewußtsein von der rechten Art, wie das Christenthum die Gemüther gewinnen sollte, wenn gesagt wird: „Freudig mögen die Irrenden gleichen Genuß des Friedens und der Ruhe mit den Gläubigen empfangen, denn der bessernde Einfluß des Umgangs vermag auch zu dem richtigen Wege die Menschen hinzuführen. Keiner beunruhige den Andern. Jeder handle nach der Neigung seiner Seele. Wer die richtige Ueberzeugung hat, muß wissen, daß diejenigen allein heilig und rein leben werden, welche Du selbst dazu rufft, in deinem heiligen Gefeße ihre Ruhe zu finden. Diejenigen aber, welche sich selbst von demselben fern halten, mögen, weil sie es so wollen, die Tempel der Lüge behalten. Wir

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