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die zarte Schonung gegen das auch der Verirrung zum Grunde liegende religiöse Gefühl nicht zu beobachten, und ohne diese kann doch kein reformatorisches Handeln gelingen. Der, dessen abergläubige Richtung mit Recht bekämpft wird, fühlt sich in Dem, was mit heiligen Gefühlen der Andacht bei ihm zusammenhangt, verlegt. Das, was als etwas bloß Aeußerliches, Sinnliches wie jedes, Andre verachtet wird, hat sich ihm durch das Verhältniß zu seinem religiösen Gefühle schon verinnerlicht; es kommt nicht darauf an, was dieses Aeußerliche an und für fich ist, sondern was es dem daran haftenden religiösen Gefühle ge= worden. Mit Recht bekämpfte Vigilantius die an das Heidnische anstreifende Verehrung, welche den Gebeinen der Menschen, die einst in ihrem Leben Zeugen der Wahrheit und Organe des heiligen Geistes gewesen waren, erwiesen wurden. Mit Recht stellt er jener das wahre Wesen der geistigen Gottesverehrung entgegen, Aber er vergaß die dem Gefühle der Liebe und Piétät, dem Andenken an Männer Gottes gebührende Achtung und Schonung, wenn er darüber spottete, daß man armselige Asche und elende Knochen mit Gold und Silber bedecke, mit kostbaren Tüchern sie umhülle. Hieronymus konnte ihm mit Recht hier entgegenhalten, daß die Andacht der Gläubigen etwas mehr als Dies darin sehe, daß es für das Gefühl derselben etwas Höheres sei, daß für Diese nichts Tødtes hier sei, sondern daß sie durch diesen Anblick im Geist zu den bei Gott lebenden Heiligen erhoben würden, daß Gott ja kein Gott der Todten, sondern der Lebendigen sei. Aber freilich konnte durch eine solche Bemerkung dem Vigilantius das gute Recht in seiner Bekämpfung abergläubiger Andacht nicht genommen werden. Der Aberglaube konnte dadurch, daß man auf das zum Grunde liegende Christliche in demselben hinwies, nicht gutgeheißen werden, er war darum nicht minder gefährlich. Allem Gößendienste liegt ja wohl ursprünglich ein gewisses religiöses Gefühl, das nur von seinem Ziele abirrte, an die sinnliche Erscheinung sich heftete, zum Grunde. Der Eifer für die Wahrheit und die

Ehre des Herrn darf nicht ohne die schonend anerkennende Liebe, aber auch die Liebe nicht ohne den heiligen Eifer für die Wahrheit sein.

„Das Gebet

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VII.

Das Gebet.

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sagt Ambrostus — ist die Nahrung der Seele, der Siz des Lasters wird dadurch zu einem Heiligthume der Tugend umgebildet." Die Richtung des Gebetes selbst sagt Augustin verklärt und reinigt unser Herz, und macht es empfänglicher, die göttlichen Gaben, die durch den Geist uns mitgetheilt werden, in sich aufzunehmen. Gott ist zwar immer bereit, sein geistiges Licht uns mitzutheilen, aber wir sind nicht immer fähig, es zu empfangen, wenn wir ́zu andern Dingen uns hinneigen und durch die Begierde nach den zeitlichen Dins gen verfinstert sind. In dem Gebete richtet sich also das Herz zu Dem hin, welcher immer bereit ist zu geben, wenn wir nur empfangen, was er giebt; und durch diese Richtung zu Gott hin selbst wird das innere Auge gereinigt, so daß das einfach gewordene Herz das einfache Licht fassen kann." Das Gebet des Christen sollte nicht für sich bestehen als etwas Vereinzeltes, als eine von dem übrigen Leben losgerissene, in sich abgeschloffene Handlung, sondern es sollte aus dem innersten Grunde des ganzen christlichen Lebens hervorgehen, die beseelende Richtung desselben sein und mit heiligender Kraft auf daffelbe zurückwirken.,, Ohne Unterlaß mußt du beten, sagt Bafilius nicht in Worten, sondern indem du dich durch deinen ganzen Lebenswandel mit Gott verbindest, so daß dein ganzes Leben Ein zusammenhängendes Gebet sei." Und Augustin: „Ihr bemerkt, wie die Kinder Gottes häufig mit Seufzen zu Gott beten, und es wird nach der Ursache des Seufzens gefragt,

man hört Seufzen und weiß den Grund nicht, wenn anders das Seufzen zu den Ohren eines daneben stehenden Menschen gelangt. Denn es giebt auch ein verborgenes Seufzen, welches von keinem Menschen vernommen wird. Wenn jedoch eine gewisse Sehnsucht so sehr das Herz des Menschen eingenommen hat, daß sich das Leiden des inneren Menschen in lauterer Stimme ausdrückt, so wird nach der Ursache gefragt, und es sagt Einer zu sich selbst: Vielleicht feufzt er Darüber, vielleicht ist ihm Das geschehen. Wer kann es verstehen, außer Dem, vor dessen Augen und Ohren er seufzt? Deßhalb heißt es Pf. 38, 9: Ich heule vor Unruhe meines Herzens. Denn die Menschen hören gewöhnlich nur das Seufzen des Fleisches, Den, der aus der Tiefe des Herzens seufzt, hören sie nicht. Es hat Diesem Einer sein Gut genommen, er heult, aber nicht mit Seufzen des Herzens. Ein Anderer, weil er seinen Sohn, ein Anderer, weil er seine Frau verloren, ein Dritter, weil sein Weinberg vom Hagel verwüstet worden, weil sein Wein fauer geworden, weil Jemand sein Vieh geraubt, ein Anderer, weil er einen Feind fürchtet; alle Diese heulen, aber es ist Seufzen des Fleisches. Hingegen das Kind Gottes, welches in der Erinnerung an den Sabbath des Reiches Gottes seufzt, das Fleisch und Blut nicht ererben werden, sagt: Ich heule vor Unruhe meines Herzens. Und der heilige Sänger sezt hinzu: Herr, vor dir ist alle meine Begierde, nicht vor Menschen, welche in das Herz nicht sehen können. Vor Jhm sei deine Begierde, und der Vater, der in das Verborgene ftehet, wird dir verleihen, was du begehrst, denn die Begierde selbst ist dein Gebet, und wenn deine Begierde nicht nachläßt, ist auch dein Gebet ohne Unterlaß, denn nicht umsonst sagt der Apostel (1 Theff. 5, 17): Betet ohne Unterlaß. Beugen wir ohne Unterlaß das Knie, werfen wir uns ohne Unterlaß vor ihm nieder, oder heben wir ohne Unterlaß die Hände zu ihm empor, so daß er sagen kann: betet ohne Unterlaß? Aber wenn wir das Beten so verstehen, so können

wir Das doch wohl nicht ohne Unterlaß thun. Es ist ein anderes, inneres Gebet ohne Unterlaß, welches jene Begierde ist. Was du auch Anderes thun mögeft, wenn du nach jenem Sabbathe begehrst, so beteft du ohne Unterlaß. Du wirst schweigen, wenn du aufhörft zu lieben. Das Erkalten der Liebe ist das Schweigen des Herzens, das Brennen der Liebe ist der Ruf des Herzens zu Gott." Und: „Ich will den Herrn loben alle Zeit. Seht doch, meine Predigt ist etwas zu lang geworden, und ihr werdet schon ermüdet. Wer hält es denn aus, alle Zeit Gott zu loben? Ich gebe dir ein Mittel an, wie du alle Zeit Gott loben kannst, wenn du willst. Was du thuft, thue recht, und du hast Gott gelobt. Wenn du ein geistliches Lied fingst, lobst du Gott; was thut deine Zunge, wenn nicht auch dein Herz Gott lobt?" Man ließ die zur Taufe vorzubereitenden Catechumenen Pf. 42 fingen: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so fchreiet meine Seele, Gott, zu dir." Und Augustin erklärt die Worte in dieser Anwendung so,,,daß sie schreien nach der Quelle der Sündenvergebung, wie der Hirsch schreiet nach der Quelle des frischen Wassers." Er seßt aber dabei hinzu: „Doch, meine Brüder, auch bei der Taufe scheint diese Sehnsucht der Gläubigen noch nicht geftillt zu sein, sondern vielleicht werden sie; wenn sie wissen, wo sie Wandrer sind, und wohin sie übergehen werden, sie werden noch mehr erglühen." Daher sagt Augustin: „,, wenn wir es feufzend empfänden, wie wir hier Fremdlinge find, v wenn wir die Welt nicht liebten, und stets mit frommem Herzen bei dem anklopften, "der uns berufen hat. Das Verlangen ist der Schooß des Herzens, wir werden empfangen, wenn wir unser Verlangen, so weit wir können, ausdehnen. Das beabsichtigt mit uns die heilige Schrift, Das die Versammlung der Gemeinde, Das die Feier der Sakramente, Das die Gesänge zum Lobe Gottes, Das unser Predigen selbst, daß dies Verlangen nicht bloß ausgefäet werde und aufkeime, fondern daß es auch zu einem solchen Maße wachse, um in sich

aufnehmen zu können, was fein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist.

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Der tiefe Kenner des menschlichen Herzens war aber auch wohl eingedenk der vielen Trübungen, welche dem Feuer der ersten Liebe in einer Welt voll Versuchungen drohen und in dieser Beziehung sagt er: So lange wir hienieden sind, müsfen wir Gott bitten, daß er unfern Eifer im Gebete und seine Barmherzigkeit nicht von uns weichen lasse, das heißt, daß wir stets beten und Er stets sich unser erbarmen möge. Denn Viele werden schlaff im Gebete, in der Neuheit ihrer Bekehrung beten ste feurig, nachher schlaff, dann kalt, dann nachlässig, sie werden sicher. Der Widersacher wacht, du schläfft. Laßt uns also nicht nachlassen im Gebete. Wenn gleich Er zögert mit Dem, was Er verleihen will, so versagt Er es uns doch nicht. Seine Verheißung ist sicher, laßt uns nicht nachlassen im Gebete; auch daß wir im Gebete nicht nachlassen, geschieht durch Seine Gnade. So lange der Geist des Gebetes nicht von dir gewichen ist, sei ficher, daß auch Gottes Barmherzigkeit nicht von dir gewichen ist.

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fagt er

Augustin macht darauf aufmerksam, wie die Versuchungen, indem sie den Menschen aus seinem Schlafe weckten, sein Inneres ihm aufschlossen, durch Selbsterkenntniß und Bewußtsein seiner wahren Bedürfnisse zum Gebete ihn antreiben sollten. Eine jede Versuchung ift Prüfung, und jede Prüfung bringt ihre Frucht. Weil der Mensch größtentheils mit sich selbst unbekannt ist, nicht weiß, was er tragen und was er nicht tragen kann, zuweilen sich zutraut, tragen zu können, was er nicht tragen kann, und zuweilen an sich verzweifelt, daß er tragen könne, was er tragen kann, so kommt die Versuchung als eine Anfrage und der Mensch wird von sich selbst gefunden, weil er sich selbst verborgen war, obgleich seinem Schöpfer nicht verborgen. So traute sich Petrus etwas zu, das noch nicht in ihm war (Luc. 22, 33). Petrus fannte seine Kräfte nicht; aber der Herr kannte sie. Er gab nicht die rechte Antwort; aber der Schöpfer, der auch seinem Geschöpfe die ihm

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