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ter zu schicken, darum haben sie sich auch nicht unter die Gefeße der Natur gebeugt, sondern in wilder Empörung gegen Gott und die Natur sich selber an Leib und Geist zu Grunde gerichtet.

Wem das zu stark aufgetragen scheint, der schaue nur mit offenen Augen um sich! Knaben, die kaum reden und noch kein Vaterunser tönnen, fluchen schon mit frevelnder Zunge, und werfen gegen graue Häupter, gegen ihre eigenen Eltern, gegen Pfarrer und Lehrer mit so frechen Neden, wo nicht mit Steinen, um sich, wenn sie zurecht gewiesen werden, daß man versucht ist zu glauben, der böse Geist rede aus ihnen. Muß nicht aus einer solchen Jugend ein Volk von Mördern, Ehebrechern und Dieben werden? O daß doch alle unsere Familien der heiligen Familie in Nazareth ähnlich wären! Wie würde dann unsere Jugend aufwachsen zur Freude Gottes und der Menschen! Laßt uns daher heute auf Grund unseres verlesenen Tertes unter der Erleuchtung des Heiligen Geistes zum Gegenstand unserer Betrachtung machen:

Das Wachstum des jungen Jesus.

I. Wodurch er wuchs;

II. Worin er wuchs.

I.

V. 41-47. Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Je= rusalem nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten es nicht. Sie meineten aber, er wäre unter den Gefährten, und famen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Gefreundten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusa= Iem und suchten ihn. Und es begab sich, nach dreien Tagen fanden sie ihn im Tempel sigen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.

Das Wort ward Fleisch. Das ist die frohe Botschaft, die wir zu Weihnachten vernahmen. Der ewige Sohn Gottes ist vom Himmel

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hernieder gekommen und in dem Schoße der Jungfrau Maria ein Mensch geworden, und zwar ein ganzer, ein voller, ein wahrhaftiger Mensch, der in allem und jeglichem Ding uns völlig gleich ist, ein einziges Stüd ausgenommen, nämlich die Sünde. Er ist nicht, wie wir allesamt, die wir von einem menschlichen Vater und einer menschlichen Mutter unsern Ursprung genommen haben, in Sünden empfangen und geboren, sondern heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher, denn der Himmel ist; denn Gott ist sein Vater, von dem er in Ewigkeit gezeugt ist, und der Heilige Geist ist es, durch welchen ihn Maria empfangen hat. Zu Weihnachten sehen wir ihn als ein kleines Kindlein in den Armen seiner Mutter; dreißig Jahre später tritt er als ein vollkommener Mann sein öffentliches Lehramt an. Diese ganze Zwischenzeit von seiner Kindheit bis zu seinem öffentlichen Auftreten wird in der Heiligen Schrift fast mit völligem Stillschweigen übergangen. Nur ein einziges Mal läßt sie uns in dieser Zeit einen Blick auf ihn werfen, nämlich als er das zwölfte Jahr erreicht hatte, um uns zu zeigen, wie aus dem Kindlein von Bethlehem der Prophet von Nazareth, mächtig von Thaten und Worten vor Gott und allem Volke, geworden ist. Denn eben weil er ein wahrhaftiger Mensch geworden war, ist er auch wie ein Mensch gewachsen, hat er wie ein Mensch zugenommen, ist wie ein Mensch von Tage zu Tage größer geworden bis zum vollkommenen Mannesalter. Unmittelbar vor un= serm Texte wird uns gesagt: Das Kind wuchs und ward start im Geist, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm. Und der Schluß unseres Tertes lautet: Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Fragen wir nun: Wodurch ist Jesus gewachsen? so sehen wir hier zunächst, daß er durch seine Eltern, seinen Pflegevater Joseph und seine Mutter Maria, durch ihren Unterricht, ihre Fürsorge, ihr Beispiel wuchs. Ein Ding ist es besonders, welches die Geschichte dem jüdischen Volke jener Zeit, wie tief es auch sonst gesunken war, nachrühmt, und das ist die ungemeine Sorgfalt, die außerordentliche Treue, womit jüdische Eltern auf die fromme Erziehung ihrer Kinder bedacht waren. Von Kindesbeinen an erzählten sie ihnen die heilige Geschichte und lehrten sie beten zu dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, und sobald die Kinder buchstabieren und lesen lernten, war die Heilige Schrift fast ihr einziges Lehrbuch in der Schule. Da Joseph und Maria sehr gottesfürchtige Leute waren und, wenn auch nicht so deutlich wie später, wußten, was für ein Kind Gott ihnen in den Schoß gelegt hatte, so wird es auch von ihnen mit Wahrheit nachzurühmen

sein, daß sie ihren Sohn Jesus von Kindesbeinen an in die vergangene Geschichte des Reiches Gottes einweihten und ihn beten lehrten zu dem Gott, der sich an Israel als den Gott der Gerechtigkeit und Gnade erwiesen hatte. Dabei versteht es sich von selbst, daß sie auch treulich für seine Nahrung und Kleidung sorgten und alles thaten, seine Gesundheit zu erhalten und seine zarten Glieder zu kräftigen.

Wir sehen hier ferner, daß sie ihm mit einem guten Beispiel voranleuchteten. Gott hatte geboten, alle Männer sollten jährlich auf das Osterfest, das Pfingstfest und das Laubhüttenfest in Jerusalem bei dem Tempel des Herrn zusammenkommen und da die herrlichen Gottesdienste feiern. Ostern wurde zum Andenken an die Erlösung aus Aegypten, Pfingsten zur Erinnerung an die Bundschließung am Sinai und das Laubhüttenfest zum Danke für die gnädige Führung des Voltes durch die Wüste nach Kanaan gefeiert. Joseph ging alle Jahre zum Osterfeste hinauf nach Jerusalem, und Maria ging aus dem Triebe ihres Herzens mit; denn sie hatte lieb die Stätte des Hauses Gottes und den Ort, da seine Ehre wohnte. Und wie durch ihre alljährliche Pilgerfahrt zu den schönen Gottesdiensten des Herrn in der Hauptstadt, so werden sie auch daheim bei ihrer alltäglichen Arbeit durch Hausandacht mit Lesen der Schrift, mit Loben und Danken, mit Gebet und Fürbitte, wie auch durch ernsten, heiligen Wandel in der Liebe Gottes und des Nächsten ihre herzliche Gottesfurcht an den Tag gelegt und sich also ihrem wachsenden Knaben zur Nachahmung dargestellt haben.

Wir sehen endlich, daß sie auch ihren Sohn selbst bei der Hand ergreifen, sobald er alt und stark genug geworden ist, die Pilgerreise von achtzig Meilen zu ertragen, und ihn auf das Osterfest nach Jerusalem zum Tempel des Gottes Israels mit sich nehmen.

Das zweite, wodurch der junge Jesus, der Sohn Gottes, seiner menschlichen Natur nach gewachsen ist, das ist nach der Darstellung unseres Tertes dieses, daß er sich mit ganzem Herzen, mit voller Seele dem Worte und Dienste Gottes hingab. Wie wird sein Herz vor Freuden geklopft haben, als Joseph bei der Zurüstung für die Reise zu ihm sagte: Jesus, du darfst diesmal mit! Wie wird er unterwegs mit den andern festlichen Scharen, mit denen sie zusammentrafen, die herrlichen Pilgerlieder im Pfalter, die von Jerusalem, von dem Tempel und den schönen Gottesdiensten des Herrn jubeln, mitgesungen haben! Und nun erst in Jerusalem! Welchen Eindruck werden die königliche Stadt, das prachtvolle Gotteshaus, die Chöre der Priester mit ihren Gesängen, die heiligen Handlungen des Gottesdienstes und sonderlich des Opfers auf sein empfängliches, reines Herz gemacht haben! Wie

wird der Vortrag der heiligen Geschichte von dem Pafsahlamm, dem Auszug aus Aegypten, dem Durchgang durch das Rote Meer und dem Untergang Pharaohs mit den Lobliedern aus den Psalmen dazu und endlich die Feier des Paffahmahles selbst seine junge Seele mit hoher Freude und zugleich mit tiefen, tiefen Gedanken erfüllt haben! Bei dem allen wird sein heiliges Gemüt bis in seine Tiefen bewegt. Alles, was er sieht und hört, das Haus Gottes, das Wort Gottes, die Einrichtungen Gottes zum Heil des Volkes, das alles ist ihm so heilig, so unaussprechlich lieblich und köstlich, daß er die heiligen Handlungen nicht genug sehen, an den lieblichen Liedern sich nicht satt hören kann. Seine ganze Seele hungert und dürstet nach Gott, und jemehr er sich in das Wort Gottes und das Gebet versenkt, desto klarer und be= stimmter wird er sich bewußt, wer er ist, daß er der Sohn Gottes und Gott sein Vater ist, und das erfüllt ihn mit so unermeßlicher Freude und Wonne, daß er alles andere darüber vergißt, daß er, nachdem die fieben Tage des Festes vorüber sind, nicht merkt, wie die ungeheure Menge der Festgäste sich wieder zerstreut und seine Eltern samt andern Pilgerscharen sich wieder auf den Heimweg machen.

Als sie eine Tagereise zurückgelegt haben und abends in der Herberge ihr Sohn, den sie als einen geselligen, freundlichen Knaben bei andern Knaben und Freunden unter den Mitreifenden vermutet haben, nicht ankommt, da wird es ihnen angst und bange. Sie fehren um und suchen ihn, und als sie ihn nicht finden, gehen sie ganz bis nach Jerusalem wieder zurück und fragen und forschen. Erst am dritten Tage finden sie ihn, und zwar im Tempel. Da sigt er mitten unter den Lehrern, Priestern und Schriftgelehrten, legt ihnen in aller Beschei= denheit lernbegierige Fragen über Gottes Worte und Wege vor und antwortet auf die von ihnen gestellten Fragen mit einer solchen Weisheit, mit einem solchen Verständnis, daß die graubärtigen Meister in Israel tor Erstaunen kaum wissen, was sie denken und sagen sollen. So genießt seine Seele mit wahrem Feißhunger das Brot des Lebens, das Wort Gottes, und das ist es, wodurch er wächst, wodurch er zunimmt.

Ihr Eltern, was ist eures Herzens Wunsch in Betreff eurer ge= tauften Kinder? Sollen sie wachsen und gedeihen, oder verkrüppeln und verkommen? Sollen sie zunehmen in allem Guten, bis sie das vollkommene Mannesalter in Christo erreichen, oder fragt ihr nichts darnach, wenn sie auch nach Leib und Seele dem Verderben anheimfallen? Gott, der sie euch gegeben hat, fordert von euch: Ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn" (Eph. 6, 4).

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Und der Apostel sagt (1. Tim. 5, 8): Go jemand die Seinigen, sonderlich seine Hausgenossen, nicht versorgt, der hat den Glauben verleugnet und ist ärger denn ein Heide." Sorget also vor allen Dingen für den christlichen Unterricht eurer Kinder, und brechet ihnen das Brot des Lebens reichlich. Von Kindesbeinen an erzählt ihnen von dem freundlichen Jesuskindlein und dem Gesang der Engel, von Gethse= mane und Golgatha. Macht sie bekannt mit den wundervollen Geschichten des Alten und Neuen Testamentes, mit den großen Thaten des dreieinigen Gottes, die er aus unendlicher Liebe für uns verlorne Sün der vollbracht hat. Geht ihnen auch in jeder Hinsicht mit einem guten Beispiel voran; denn nichts wirkt tiefer und nachhaltiger auf das Ge= müt der Kinder ein als das Beispiel der Eltern. Kann man von einem Prediger des Evangeliums ein gutes Erempel für die Gemeinde verlangen, von einem Lehrer für seine Schüler, so kann man auch von den Eltern fordern, daß sie ihrem eigenen Fleisch und Bein alles Gute zu lebendiger Anschauung und Nachahmung vorleben und vorthun. Machen doch auch z. B. die Vögel ihren Jungen im Fliegen und Singen so lange vor, bis die Jungen es nachmachen können. Darum, ihr Eltern, geht selber fleißig zur Kirche, höret und lernet Gottes Wort gern, glaubt und bekennt es und thut darnach. Ja beweiset vor den Augen eurer aufmerksamen Kinder, daß es euch ein voller Ernst ist mit dem Hören und Bewahren des Wortes Gottes, mit dem Jagen nach der Heiligung, mit der Kreuzigung des Fleisches samt seinen Lüften und Begierden, mit dem Trachten nach dem, das droben ist, mit dem Schaffen eurer Seligkeit unter Furcht und Zittern. Wir lesen nicht, daß Joseph und Maria an Jesu allerlei Böses straften und selber in Sünden und Schanden lebten, oder daß Joseph sein Weib Maria mit dem Jesusknaben nach Jerusalem zum Gottesdienst schickte, selber aber zuhause blieb. Endlich, führt eure Kinder zur christlichen Schule, wo sie neben dem Unterricht in allem irdisch Nützlichen auch vor allen Dingen das Eine, was not ist, lernen, nämlich Gottes Wort in Katechismus und biblischer Geschichte, und unter der Zucht des Heiligen Geistes gehalten werden. Haltet sie an zur Sonntagschule, zur Christenlehre, zum Konfirmandenunterricht, und nehmet sie mit euch zum öffentlichen Gottesdienste. Sie verstehen oft viel mehr von der Predigt, als ihr meint, und sie lernen mit David sagen (Pf. 26, 8): „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt."

Und ihr Kinder, wollt ihr vorwärts oder rückwärts? Wollt ihr in die Höhe, oder in die Tiefe; in den Himmel, oder in die Hölle? Ehret eure Eltern, höret sie, liebet sie, gehorchet ihnen. Nehmt die Lehre des

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