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Wortes von ihnen an, laßt euch auch ihre Züchtigung gefallen, und folget ihrem Beispiel in allem Guten nach. Denn Gott hat sie an seiner Stelle über euch gesezt als eure Versorger, Beschirmer, Lehrer, Regierer und Führer auf dem Wege zum Himmel, und er wird einst ernstlich Rechenschaft von ihnen fordern, wie sie ihr Amt an euch gethan haben. Wenn ihr so dem Worte Gottes bei euch Eingang finden laßt, so werdet ihr immer begieriger werden nach der vernünftigen, lautern Milch des Evangeliums, als die jezt gebornen Kindlein nach ihrer Mutter Brust, und werdet durch dieselbige zunehmen. Lernet mit David beten (Ps. 42, 2. 3): „Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott." Dann wird mit den zunehmenden Jahren des Lebens mehr und mehr an euch erfüllt werden das Wort des Heilandes (Matth. 5, 6): „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden!" Ihr werdet wachsen, wie der Jesustnabe. Worin ist denn Jesus gewachsen? Das laßt uns zum andern noch betrachten!

II.

V. 48-52. Und da sie ihn sahen, entsegten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das gethan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen ge= sucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Und sie ver hunden das Wort nicht, das er mit ihnen redete. Under ging mit ihnen hinab und kam gen Naz a reth und war ihnen unterthan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Als Joseph und Maria Jesum wieder sahen, entsetzten sie sich, nicht deshalb natürlich, weil sie ihren lieben Sohn finden, sondern weil sie ihn an solcher Stätte, in solcher Gesellschaft und bei solcher Beschäftigung treffen. Deswegen blitt der Gedanke ahnungsvoll durch ihre Seele, daß ihr Jesus etwas unendlich höheres ist als bloß ihr Sohn. Das überwallende Mutterherz jedoch sieht gleich wieder in ihm nur ihren Sohn und kann darum nicht unterlassen, ihm einen gelinden Vorwurf zu machen: „Mein Sohn, warum hast du uns das

gethan? Siehe dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!" Waren die Antworten, die er den Priestern und Schriftgelehrten gab, erstaunlich, so giebt er jetzt seiner Mutter eine nicht minder merkwürdige. Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?" Ihr habt nicht die geringste Ursache gehabt, um mich in Sorge zu geraten und mich als einen Verlornen zu suchen. Ihr hättet wissen sollen, daß es sich für einen Sohn geziemt, im Hause und Geschäfte seines Vaters zu sein. Darum bin ich hier im Tempel mit Gottes Wort beschäftigt. Diese Worte waren für Joseph und Maria noch rätselhaft, sie verstanden sie dazumal noch nicht. Wir aber haben im Evangelio das spätere ganze Amtsleben unseres Heilandes, sein Thun und lassen, seine Predigt und seine Wunderwerke, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt, vor uns, uns sind diese Worte daher klarer: Er spricht darin zum ersten Mal sein deutliches Bewußtsein aus, daß er der Sohn des wahren Gottes ist, den der Vater in die Welt gesandt hat, seinen Ratschluß von der Erlösung des menschlichen Geschlechtes, der durch das Passahlamm und die Erlösung aus Aegypten vorgebildet war, auf Erden hinauszuführen. Wahrlich, Jesus ist an Alter ge= wachsen, aber noch unendlich mehr an Weisheit! Das unmündige, zarte Kindlein in der Krippe ist nicht bloß zum leiblich gesunden, fräftigen, frischen, aufgeweckten Knaben in die Höhe geschossen, sondern auch innerlich im Geist an Erkenntnis Gottes und seiner selbst so aufgeblüht und entwickelt, daß er vollkommen klar auch nach seiner menschlichen Natur weiß, in welchem Verhältnis er zu Gott steht, und was nach Gottes, seines himmlischen Vaters, Willen sein Beruf auf Erden ist.

Dann geht er willig mit ihnen hinab nach Nazareth und wird ihnen unterthan. Mit diesen paar Worten sind die nächsten achtzehn Jahre seines Lebens beschrieben. Er bleibt auch in Nazareth in dem, das seines Vaters ist, in seinem Wort, in seinem Willen, und eben deswegen ist er seinen Eltern unterthan; denn es ist Gottes Wille: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Und dabei macht es ihm nicht den geringsten Unterschied, ob er einundzwanzig Jahre alt und majorenn geworden ist, oder nicht. O wie wächst er auch an Gnade bei Gott und den Menschen! Er weiß, ich bin der ewige Sohn Gottes, ich bin der geweissagte Messias, ich bin der verheißene König über Israel, ja über die ganze Welt; und doch beugt er seinen Willen unter den Willen armer Sünder, wie Joseph und Maria waren, ehrt seine Eltern, gehorcht ihnen, dient ihnen, hat sie lieb und wert. Kein

Wunder, daß der große Gott und Schöpfer aller Dinge, sein himmlischer Vater, gleich bei dem ersten Schritt, den er in die Oeffentlichkeit thut, bei seiner Taufe im Jordan, über ihn aus den Wolken herabruft: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe!" Er erfüllt das Gesetz Gottes, den Willen seines himmlischen Vaters, uns zu gute vollkommen, aus willigem Herzen, mit inbrünstigem Geiste; er kann mit Wahrheit sagen: „Deinen Willen, mein Gott, thue ich gerne, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen“ (Pf. 40, 9). O welch ein Trost für uns, die wir weder das vierte noch irgend ein anderes Gebot gehalten haben und doch gerne selig werden möchten! Und mit welcher Freude, mit welchem herzinnigen Wohlgefallen mögen Maria und Joseph seinem Thun und Laffen zugeschaut haben, wenn er für diesen in seiner Schreinerwerkstätte den Hobel schob oder die Säge zog, oder wenn er für seine Mutter Holz und Wasser in die Küche holte oder die Kuh molk oder die Hühner fütterte! Und wie ist ihnen dabei immer wieder das merkwürdige Wort in den Sinn gekommen: Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Als er endlich das dreißigste Jahr vollendet hatte, da war die Knospe zur Rose aufgeblüht, da war aus dem Weizenkorn eine volle Aehre geworden, da war das Reis aus der Wurzel Jesses zum mächtigen Fruchtbaum emporgewachsen.

O daß doch auch unsere getauften Kindlein wachsen möchten, wie an Alter und Körperkräften, so auch an Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen! O möchten sie durch die Erziehung ihrer Eltern und durch das Wort Gottes in Kirche und Schule zunehmen an Erkenntnis ihrer selbst und Gottes, daß ihre Buße immer tiefer und ihr Glaube immer stärker würde, bis sie zu der frohen, göttlichen Gewißheit durchdrängen, daß sie in Christo Jesu Kinder Gottes und Erben des ewigen Lebens sind! Wie würden sie dann auch wachsen im Halten der Gebote Gottes, ihre Eltern zu ehren, ihnen zu dienen, ihnen unterthan zu sein, sie lieb und wert zu halten und ihnen im Alter dankbar alles Gute wieder zu vergelten! Wie würden dann unsere Familien so glücklich, so träftig, so gefund an Leib und Geist werden! Wie würden dann unsere Gemeinden zu mächtigen Heerscharen werden, die in Einigkeit und Standhaftigkeit für Christum und seine Ehre einträten! Wie würde dann unser ganzes Volk gedeihen im Frieden und im Segen! Gott, erbarme dich unserer armen Jugend! Vergieb ihr alle Uebetretungen deines heiligen Gebotes um deines gehorsamen Kindes Jesu willen, und schenke ihr durch dein Wort ein gesundes Wachstum an Weisheit, Alter und Gnade bei dir und den Menschen! Amen.

Um zweiten Sonntag nach
Epiphanias.

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Joh. 2, 1-11.

m Herrn geliebte Zuhörer! Moses fing sein Amt damit an, daß er Wasser in Blut verwandelte. Jesus fängt sein Amt damit an, daß er Wasser in Wein verwandelt. Ueberhaupt waren Moses Wunder zum großen Teil schrecklich. So die zehn furchtbaren Plagen, die er im Auftrage Gottes über Aegypten heraufführte; die Erfäufung Pharaos und seines ganzen Heeres im Roten Meer; die Vertilgung der Rotte Korahs, indem die Erde sich unter ihnen aufthat und sie verschlang. Christi Wunder hingegen sind alle lieblich, tröstlich; sie kommen alle aus herzlichem Erbarmen und bringen Glück, Heil und Segen. Wie Moses Wunder, so war auch seine Lehre beschaffen, das Gesez. Wie Christi Wunder, so ist auch seine Lehre, das Evangelium. Das Geset sagt uns, was Gott von uns fordert, nämlich: „Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott" (3. Mos. 19, 2). Zugleich kündet es die Strafe an, die dessen wartet, der es nicht in allen seinen Forderungen geleistet und bezahlt hat: „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in allem, das geschrieben steht im Buche des Gesezes, daß er darnach thue" (Gal. 3, 10). Welche Seele sündigt, die soll sterben" (Hef. 18, 20). Das Gesez also fordert, es schreckt, droht, flucht, tötet, verdammt. Das Evangelium hingegen offenbart uns, was Gott in seiner Liebe für uns gethan, was er für Gedanken des Friedens über uns hegt, was wir besigen und ewiglich genießen sollen, wenn wir es nur in Buße und Glauben annehmen wollen, nämlich Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Es tröstet also, richtet auf, heilt, giebt Frieden, macht lebendig, schenkt den Himmel.

Die Geschichten von den Wunderwerken unseres hochgelobten Herrn und Heilandes Jesu Christi sollen uns darum nicht bloß lieb= liche Erzählungen von wirklich vorgekommenen Ereignissen sein, die eine kurze Zeit unsere lebhafte Aufmerksamkeit erregen, uns ergötzen und erfreuen und dann wie andere Geschichten wieder vergessen werden, sondern sie sollen uns immer auch zugleich Spiegelbilder sein von dem, was der Sohn Gottes durch seine Erscheinung im Fleische, durch

sein Lehren, Leben, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt für die ganze Menschheit geistlich und ewiglich zuwege bringen, ihr geben und in ihr wirken will. Darum ist gleich sein erstes Wunder voll tiefer Bedeutung, herrlicher Lehre, füßen Trostes und freundlicher Aufmunterung auch für uns noch heutigen Tages; es war die erste Offenbarung seiner Herrlichkeit. Auf Grund unseres verlesenen Textes sei deshalb unter dem gnädigen Beistande des Heiligen Geistes der Gegenstand unserer heutigen Betrachtung:

Er offenbarte seine Herrlichkeit.

I. Bei welcher Gelegenheit?
II. Was für eine Herrlichkeit?

I.

V. 1-5. Und a m dritten Tage ward eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein. Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter pricht zu den Dienern: Was er euch fagt, das thut.

Als Jesus dreißig Jahre alt geworden war, ging er von Nazareth hinab an den Jordan und ließ sich von Johannes taufen. Von da wurde er durch den Heiligen Geist in die Wüste geführt, wo er vierzig Tage und vierzig Nächte fastete und betete und vom Teufel versucht wurde. Denn als der zweite Adam, der Stammvater einer neuen Menschheit, wollte er wieder gut machen, was der erste Adam verdorben hatte, indem er die Probe, die Gott ihm durch den verbotenen Baum gestellt, nicht bestand, sondern in der Versuchung des Teufels fiel und zum Sünder wurde. Jesus übernahm an unserer Stelle aufs neue den Kampf mit dem Fürsten der Finsternis und bestand die Probe, indem er trotz aller Versuchung im Glauben und in der Liebe standhaft blieb, und so überwand er den Lügner und Mörder von Anfang. Dann trat er öffentlich sein Amt an und predigte: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen; thut Buße und glaubet an das Evangelium! Er sammelte auch alsbald seine ersten fünf Jünger, die bei ihm sein und

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