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sehen, eine Herrlichkeit, als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit, so wollen auch wir unser Lebenlang nicht schweigen, sondern verkündigen die Tugenden dessen, der uns berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte.

Lieber Herr Jesu, Sohn des hochgelobten Gottes, bei dir ist gut sein. Gieb uns deine Gnade, daß wir dich hören und dir folgen, damit wir nicht wandeln in Finsternis; denn du bist das Licht der Welt. Verkläre dich durch deinen Geist in unsern Herzen, damit auch unser Mund und unser Wandel dich verkläre vor der Welt. O erhalte uns in deiner Liebe, auf daß wir einst deine Herrlichkeit schauen, die der Vater dir gegeben, in ewiger Freude und seligem Lichte. Amen.

Am Sonntag Septuagesimä.

Matth. 20, 1-16.

eliebte im Herrn! Ein Mensch hatte zwei Söhne, so hebt unser Heiland in dem wundervollen Gleichnisse von dem berlornen Sohne an. Der jüngste verlangte eines Tages vom Vater sein Erbteil. Der Vater willigte ein und gab es ihm. Bald darauf nahm der eigenwillige Sohn all sein Eigentum zu sich, indem er es zu Geld machte, und zog in ein anderes Land, wo er in kurzer Zeit sein ganzes Vermögen durch Saufen, Fressen und Huren verschleuderte. Zu allem Unglück trat jezt auch eine große Leurung in demselben Lande ein; er fing bald an zu hungern und war froh, als er durch Säuehüten für einen Bürger des Landes sich das Notdürftigste erwerben konnte. Doch auch das war bald am Ende, und er wußte in seiner Not weder ein noch aus. Da schlug er endlich in sich. Seine Undankbarkeit, sein Leichtsinn, sein Lasterleben fiel ihm schwer aufs Herz, indem er sich erinnerte, wie gut er es daheim gehabt hatte, wie gut es sogar die Tagelöhner noch jetzt bei seinem Vater hätten; und er entschloß sich rasch, umzukehren und seinem lieben Vater reumütig sein Unrecht zu bekennen und abzubitten. Gesagt, gethan.

Als er heim kam, sah ihn schon das suchende Auge des Vaters von ferne; da wallte das väterliche Herz über vor Mitleid, er lief seinem Sohne entgegen, fiel ihm um den Hals, tüßte und herzte ihn mit Thränen der Freude. Dem Sohne war das Herz nicht minder voll, aber von Scham und Reue, er konnte es nicht lassen, er mußte seine Schuld bekennen: Vater, ich habe gesündigt in den Himmel und bor dir, und bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße. Aber in der überströmenden Freude seines Herzens nahm der Vater sich gar nicht einmal Zeit, auf sein Schuldbekenntnis zu antworten, sondern rief gleich seinen Knechten zu: Bringet das beste Kleid hervor und that es ihm an, und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringet ein gemästet Kalb hervor und schlachtet es; laßt uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

Als der ältere Sohn das hörte, der zu Hause geblieben war, nichts verschwendet, sondern alles zusammengehalten und im Dienste feines Vaters gearbeitet hatte, da wurde er zornig und wollte sich an dem Freudenmahle nicht beteiligen. Er wagte sogar seinem Vater zu sagen: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du haft mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, hast du ihm ein gemästet Kalb geschlachtet. Der Vater aber wies ihn zurecht mit den Worten: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und gutes Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren, und ist wieder gefunden worden.

Mit diesem Gleichnis stellt Christus uns in einem lebendigen Bilde anschaulich vor, wie überschwenglich bereitwillig der himmlische Vater ist, uns verlorne Sünder wieder zu Gnaden anzunehmen, wenn wir nur in uns schlagen und umkehren wollen; wie undankbar, lohnsüchtig, neidisch und lieblos hingegen das menschliche Herz ist, daß wir billig darob schamrot werden sollten. Auf dieselbe wichtige Lehre läuft das Gleichnis hinaus, welches unserer Betrachtung in unserm heutigen Evangelio vorliegt. Laßt uns also unter dem Beistande des Heiligen Geistes erwägen:

und zwar

Die Arbeiter im Weinberge des Herrn;

1. Ihre Tagesarbeit; und

II. Ihren Feierabend.

I.

V. 1-7. Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu mieten in seinen Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markte müßig stehen und sprach zu ihnen Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin. Abermal ging er aus um die sechste und neunte

Stunde und that gleich also. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere müßig stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedinget. Er sprach zu ihnen Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein wird, soll euch werden.

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Petrus hatte den Herrn gefragt: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt, was wird uns dafür? Jesus hatte ihm versichert, es solle ihnen alles reichlich wieder vergolten werden, ja hundertfältig sollten sie es wieder nehmen und das ewige Leben ererben. Aber dann hatte er die Warnung hinzugesezt: Viele, die da sind die ersten, werden die legten, und die legten werden die ersten sein. Den Geist der Lohnsucht will er mit Stumpf und Stiel aus den Herzen. seiner Christen ausrotten. Darauf zielt er auch mit diesem Gleichnis, welches er gleich darauf folgen läßt. Da vergleicht er das Himmelreich, das Reich Gottes auf Erden, mit einem Hausvater, der einen Weinberg hat und zu verschiedenen Zeiten des Tages Arbeiter in denselben mietet und ihnen am Feierabend nach seiner Weisheit, Ge= rechtigkeit und Güte vergilt.

Der Hausvater also ist Gott, und sein Weinberg ist seine Kirche auf Erden. Diese wird in der Heiligen Schrift sehr häufig mit einem Weinberge verglichen. So heißt es z. B. Jes. 5: „Gott hat einen Weinberg an einem fetten Ort. Und er hat ihn verzäunt und mit Steinhaufen verwahrt und edle Reben drein gesenkt. Er baute auch einen Turm drinnen und grub eine Kelter drein; und wartete, daß er Trauben brächte, aber er brachte Herlinge. Des Herrn Ze= baoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, daran er seine Lust hatte. Wohlan, ich will euch zeigen, was ich meinem Weinberg thun will. Seine Wand soll weggenommen werden, daß er verwüstet werde, und sein Zaun soll zerrissen werden, daß er zertreten werde. Ich will ihn wüste liegen lassen, daß er nicht geschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nicht darauf regnen." Dieser Weinstock muß gepflanzt, gedüngt, gehackt, geschneitelt, begossen, gewinzert und verwahrt werden, soll er die Frucht bringen, die Gott und Menschen gefällt. Die Arbeiter, die Gott für diesen Weinberg dingt, sind also zunächst die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten, Lehrer, Erzieher und Eltern, „die da zugerichtet sind zu dem Werke des Amtes, dadurch der Leib Christi er

baut werde" (Eph. 4, 11. 12). Zu der Zeit, als unser Heiland dieses Gleichnis redete, waren es die Hohenpriester, Priester, Schriftgelehrten, Pharisäer, Leviten, Aeltesten, Lehrer und Eltern. In so fern aber im Reiche Gottes einer dem andern in der Liebe dienen und einer des andern Last tragen soll, einer dem andern nicht ärgerlich, sondern förderlich sein und ein Glied dem andern Handreichung thun foll, ist jeder, der durch die Predigt des Wortes Gottes zur Gemeinschaft der Heiligen berufen wird, auch ein Arbeiter in diesem Weinberge.

Am Morgen ging der Hausvater aus und mietete Arbeiter in seinen Weinberg und als er mit ihnen eins geworden war um einen Groschen zum Tagelohn, sandte er sie ans Werk. Wie das geschah, berichtet uns Moses, der Knecht Jehovahs und Mittler des alten Bundes, wo er uns erzählt, wie Gott mit Israel, den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs, am Sinai den Bund des Geseges schloß, sie zum Volk seines Eigentums annahm und sie an die Arbeit stellte, die Gebote von der Liebe Gottes und des Nächsten, von den Gottesdiensten und Opfern, von den reinen und unreinen Speisen, den heiligen Zeiten und Festen, den Fasten und Waschungen und andern heiligen Handlungen und Zeremonien zu erfüllen. Was er ihnen dabei versprach, das waren seine Wohlthaten und Segnungen, sein Reich, sein Messias.

Aber ach! wie viele standen nicht noch müßig am Markte! Denn wer außerhalb der Bürgerschaft Israels und fremd von den Testamenten der Verheißung ist, wer ohne Gott in der Welt lebt, und von dem Erlöser der Welt nichts weiß oder wissen will, der mag thun, was er will, und wenn er auch die Welt umgestaltete und vor Menschenaugen in allen Tugenden strahlte, so ist doch all sein Thun und Wirken, seine schweißtriefende Mühe und ruhmbolle Laufbahn vor Gott lauter Müßiggang und schlimmer als Müßiggang; denn „was nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde" (Röm. 14, 23). Darum ist der Hausvater in seiner ewigen Erbarmung zu verschiedenen Zeiten im Laufe der Jahrhunderte ausgegangen und hat viele andere, die am Markte der Welt müßig standen, zur Arbeit in seinen Weinberg ge= rufen, ohne erst mit ihnen den Bund des Gesetzes geschlossen und ihnen den Messias verheißen zu haben. Das that er z. B. durch das Zeugnis Mofis, Aarons und Israels in Aegypten, wodurch viele Aegypter für den Gott Israels gewonnen wurden; durch die Einnahme Kanaans, wobei die Gibeoniten in den Bund des Volkes Gottes mit aufgenommen wurden; durch die Gefangenschaft der Juden in Babel, wodurch den Assyrern und Perfern die Verheißungen Gottes nahe ge

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