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bracht wurden, so daß in der Fülle der Zeit die Weisen von hier nach Jerusalem pilgerten und den neugebornen König der Juden aufsuchten. Und als dieser König der Gnade und Wahrheit in Bethlehem geboren war, sein Amt auf Erden verrichtete und seine Friedensboten in alle Welt hinaussandte, da wurden die Müßigen zu Tausenden und Zehntausenden in Asien, Europa und Afrika in den Weinberg des Herrn hereingerufen durch die Predigt des Evangeliums von der vollbrachten Erlösung, von dem gegenwärtigen Heil, von der zukünftigen Seligkeit. welch ein Leben und Treiben, welch ein fröhliches Wirken und Schaffen entstand jezt in diesem Weinberge! Wie in einem Bienenkorbe im Frühling, wenn die ganze Natur erwacht und blüht und duftet, alles wimmelt und sich tummelt, und hin und her läuft und trägt und baut und schmückt, und vollendet, so sah es in der Kirche Gottes auf Erden aus in der angenehmen Zeit, am Tage des Heils, als Gott seinem Volke geholfen hatte und der herrliche Frühling des neuen Bundes auf Erden keimte und sproßte und seine Blüten und Früchte trieb.

Sind wir, geliebte Freunde, in diesem Weinberge an der Arbeit, oder stehen wir noch müßig und unnüß am Markte? David preist Gott und singt (Pf. 80): „Du hast einen Weinstock aus Aegypten geholt und haft vertrieben die Heiden und denselben gepflanzt. Du hast vor ihm Bahn gemacht und hast ihn lassen einwurzeln, daß er das Land erfüllt hat. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt und mit seinen Reben die Zedern Gottes. Du hast sein Gewächs ausgebreitet bis an das Meer und seine Zweige bis an den Strom." Dann aber bricht der heilige Sänger aus in die Klage: „Warum hast du denn seinen Zaun zerbrochen, daß ihn zerreißt alles, was vorübergeht? Es haben ihn zerwühlt die wilden Säue, und wilde Tiere haben ihn verderbt." Ach wie wahr sind auch in neutestamentlichen Zeiten diese Worte geworden durch Arius, durch den Papst, durch Muhammed, durch falsche Propheten und Verführer aller Art bis auf diesen Tag! Jedoch David betet: „Gott Zebaoth, wende dich doch, schaue vom Himmel und siehe an und suche heim diesen Weinstock und halte ihn im Bau, den deine Rechte gepflanzt hat und den du dir festiglich erwählt hast. Siehe drein und schilt, daß des Brennens und Reißens ein Ende werde. Deine Hand schütze das Volk deiner Rechten und die Leute, die du dir feftiglich erwählt hast!" Und dieses Gebet, das alle frommen Herzen zu allen Zeiten mitbeten, hat Gott bis auf diesen Tag erhört: noch ist sein Weinberg im Bau, noch haben die wilden Säue ihn nicht ausreuten und zerstören können; die Kirche des Herrn

besteht noch heute, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ja, es ist der Wille des himmlischen Hausherrn, daß seine Weinpflanzung sich noch über die ganze Erde ausbreiten soll, daß kein Fußbreit Landes mehr übrig bleibe, auf welchem nur Sand und Stein liegen, auf welchem nur Unkraut und Dorng:strüppe wachsen. Denn Gett hat zu Christo gesprochen (Ps. 2, 8): „Heische von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum!" Also noch einmal: Sind wir in diesem Weinberge an der Arbeit, oder stehen wir noch müßig am Markte? Den einen beruft der Herr desselben schon in früher Jugend durch die heilige Taufe zu einem lebenslänglichen Arbeiter auf diesem Felde. An einen andern kommt er mit der Predigt seines Wortes erst in den Jünglingsjahren heran. Einen dritten läßt er dahingehen bis in die Mannesjahre, ehe er ihn durch die Botschaft des Heils anfaßt. Einen vierten ladet er erst im hohen Alter zur Teilnahme an der Erlösung seines Sohnes ein, und einem fünften packt er gar erst in der Todesstunde ins Gewissen und reißt ihn wie einen Brand aus dem Feuer, wie z. B. den Schächer am Kreuze. Wann hat er dich gerufen, mein Zuhörer, und wann bist du dem Rufe gefolgt? Viele sind es, die berufen sind, an welche die einladende Stimme Gottes in der Predigt des Evangeliums herantlingt mit der dringenden Lockung, an den Gütern seines Reiches teilzunehmen; aber, sagt unser Heiland am Schlusse, wenige sind auserwählt, und die ersten werden die letzten und die lezten die ersten sein. Wie kommt das? Das wird uns klar werden, wenn wir nun den Feierabend dieser Arbeiter erwägen.

II.

V. 8-16. Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Schaffner: Rufe den Arbeitern und gieb ihnen den Lohn, und heb an an den lezten bis zu den ersten. Da tamen, die um die elfte Stunde gedinget waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen. Da aber die ersten famen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeg= licher seinen Groschen. Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater und spra= chen: Diese legten haben nur eine Stunde ge= arbeitet, und du hast fie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und Hize getragen haben..

Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich thue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen? Nimm, was dein ist, und geh hin! Ich will aber diesem lezten geben gleich wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu thun, was ich will, mit dem Meinen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin? Also werden die lezten die ersten und die ersten die legten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet.

Als der Feierabend kommt, ruft der Hausvater seine Arbeiter zu sich und giebt ihnen durch seinen Schaffner den Lohn, und zwar hebt er bei den legten, die um die elfte Stunde gedingt waren, an, dann geht er zu denen, die um die neunte Stunde, dann zu denen, die um die sechste, und endlich zu denen, die um die dritte Stunde gemietet waren, und giebt einem jeglichen einen vollen Groschen. Zulegt kommt er auch an die, welche den ganzen Tag gearbeitet haben, und giebt ihnen, was er ihnen versprochen hatte. Sie aber meinen, als sie an die Reihe kommen, sie würden mehr empfangen, und als sie jeder nur einen Groschen erhalten, sehen sie den Hausvater für ungerecht und sich selbst für zurückgesezt an, während sie doch des Tages Last und Hize getragen haben, und da murren sie, daß er jene ihnen gleich gemacht hat. Aber der Hausherr will recht haben und sagt, er habe sein Wort gehalten und ihnen gegeben, was er versprochen, und läßt sich die Macht nicht nehmen, mit dem Seinen zu machen, was er will, also auch, wenn es ihm gefällt, einem Arbeiter in seiner Güte mehr zu geben, als er versprochen und jener verdient hat. Siehest du darum schecl, ruft er aus, daß ich so gütig bin? Also nicht Wortbrüchigkeit ist es, was die Murrenden ihm zum Vorwurf machen, sondern seine Güte, sein überfließendes Wohlwollen, daß er auch andern dasselbe wie ihnen gegeben hat, denen er doch nichts versprochen hatte, und die auch nicht so lange, so hart und mühsam darum gearbeitet hatten wie fie. Er will von ihnen ungemeistert sein und thun mit dem Reichtum seiner Wohlthaten, was seinem grundgütigen Willen wohlgefällt, er will seine Liebe und Freundlichkeit so weit ausdehnen, wie er es für gut hält. Was ist also das Trachten der ersten Arbeiter gewesen? Um was haben sie die heiße Last des langen Tages geduldig ertragen? Um den Lohn, um die Bezahlung, und sonst nichts. Nicht Liebe und Dankbarkeit gegen den Hausvater, der sie von dem elenden Müßiggang am Markte erlöst hat, ist es gewesen, was sie angetrieben hat,

sondern niedrige Lohnsucht, Gewinnsucht, Selbsucht. Hingegen die andern, die er später gedingt, sind auf guten Glauben an die Arbeit gegangen, sie haben sich fest auf das bloße Wort des Hausherrn verlassen, daß er alles recht machen werde, ob sie nun viel oder wenig oder gar keinen Lohn ausgezahlt erhalten werden. Sie vertrauen auf seine Güte und danken für seine unverdiente Gabe, mit großer Freude darüber, daß sie viel mehr von dem liebreichen Herrn bekommen, als sie je zu hoffen gewagt hätten. So kommt es, daß die ersten die lehten und die legten die ersten werden; so kommt es, daß wohl viele berufen aber nur wenige auserwählt sind.

Als der Feierabend des alttestamentlichen Bundes nach Gottes Rat gekommen und die von Ewigkeit bestimmte Zeit erfüllt war, da fandte Gott inmitten des Volkes Israel seinen Sohn als den versprochenen Messias, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz gethan. Wozu? Eben zu dem Zwecke, daß er die, so unter dem Gesetze waren, erlöste, damit sie freie Kinder Gottes würden. Jesus Christus machte sie frei von der großen Last des Gesetzes, indem er es auf sich nahm und an ihrer Stelle erfüllte. Denn das Gesez sagte: Thue das, so wirst du leben! und niemand that es, niemand vermochte, es zu thun. Gott spannte sie also aus von der harten Arbeit, von der endlosen Quälerei des Gesetzes und nahm das Joch, welches weder sie noch ihre Väter hatten tragen können, von ihrem Halse; sie sollten hinfort glauben, daß sie gleichwie auch alle andern Völker selig würden durch die Gnade des Herrn Jesu Chrifti. Durch einfachen, lebendigen Herzensglauben an den erschienenen Messias sollten sie den ganzen Himmel um= sonst haben aus freier Gnade, aus unergründlichem Erbarmen, wenn sie nur aufhören wollten, auf ihre eigene Gerechtigkeit und Gesezes= werke zu pochen und das ewige Leben als ein Geschenk unverdienter Liebe und Güte hinnehmen wollten.

Allein als so der Hausherr ihnen gab, was er versprochen hatte, da war es in ihren Augen nur ein geringer Groschen und entsprach ganz und gar nicht ihren hochgespannten irdischen Erwartungen; denn arm, gering und demütig erschien der Sohn Gottes auf Erden und starb eines schmählichen Todes am Kreuze. Darum war er in den Augen seines eigenen Volkes so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg, daß sie ihn verwarfen und ihm zum Tode halfen. Sie murrten wider den himmlischen Hausvater und meinten, sie hätten einen ganz andern Messias verdient, als dieser arme Jesus von Nazareth war. Sie vergaßen, daß Gott ihnen schon durch ihren Moses, auf den sie doch so viel zu halten vorgaben, gesagt hatte (2. Mose

33, 19): Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und welches ich mich erbarme, des erbarme ich mich"; daß daher alles nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen liegt. Ja, „Israel hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgetrachtet und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht. Warum das? Darum daß sie es nicht aus dem Glauben, sondern als aus den Werken des Gesetzes suchten. Denn sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens

an Jesu Christo—; wie geschrieben stehet (Jes. 8, 14): Siehe da, ich lege in Zion einen Stein des Anlaufens und einen Fels der Aergernis; und wer an ihn glaubet, der soll nicht zu Schanden werden“ (Röm. 9, 31-33).

Als nun gar die Apostel in alle Welt ausgingen und auch den verachteten Heidenvölkern, die sich unter dem Joche des Gesezes nicht abgearbeitet hatten, durch die Predigt von diesem gekreuzigten Messias einen freien Zugang zur Gnade Gottes aufthaten; als die Heiden zu Tausenden und Zehntausenden in die Kirche Gottes hereinströmten und nicht einmal von ihnen verlangt wurde, daß sie sich erst müßten beschneiden lassen, da wurden sie ganz voller Neid und Zorn, dá wurden sie geradezu wütend und rasend und widersprachen dem, das von den Aposteln geredet wurde, widersprachen und lästerten. Daß die Heiden aus lauter Gnade dieselbe Seligkeit durch den Glauben an den gekreuzigten Christus erlangen sollten, die sie durch die lange, schwere Arbeit und Geseßeserfüllung meinten verdient zu haben, das war ihnen unausstehlich. Und was war die Folge davon? Der Apostel mußte ihnen endlich erklären (Ap. 13, 45. 46): „Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden." Und nun sammelte sich Jesus Christus eine Gemeinde der Heiligen aus den Heiden an Stelle des alttestamentlichen Bundesvoltes, das ihn verworfen hatte. So waren die ersten die legten und die letzten die ersten geworden. Mit der Berufung Israels zum Bundesvolte waren Millionen zum Gnadenreiche des Sohnes Gottes berufen worden. Aber ach! wie wenige fonnte der allbarmherzige Gott zum ewigen Leben erwählen und bestimmen! Die große Masse des jüdischen Volkes schrie: „Kreuzige! freuzige ihn!" und schreit noch bis auf den heutigen Tag: „Kreuzige ihn!" Sie riefen freventlich: Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!" Wahrlich, es ist über sie gekommen!

Zu diesen Heidenvölkern, den letzten, gehören auch wir unserer natürlichen Abstammung nach. Wollen wir nicht auch mit zu den

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