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Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht." Der Sohn Gottes also, dessen Wille eins ist mit dem Wohlgefallen des Vaters, will den Vater in seinem Wesen und Willen, die Geheimnisse des Reiches Gottes, die Gerechtigkeit und Gnade Gottes, die Weisheit Gottes, welche zum ewigen Leben klug macht, allen denen offenbaren, die auf seinen Ruf im Evangelio mühselig und beladen, im Gefügte ihrer Schuld, und Not, ihrer Ohnmacht und Verlorenheit, zu ihm kommen, um sich von ihm erquicken, erlösen, gerecht und selig machen zu lassen, ihm als ihrem Herrn und Könige zu huldigen, von ihm Sanftmut und Demut zu lernen und bei ihm allein die ewige Ruhe ihrer Seelen zu finden. Und dafür wollen auch wir den allbarmherzigen Vater im Himmel preisen. Denn solchen Leuten find die Gleichnisse unseres Heilandes goldene Schäße, welche die köstliche Perle der himmlischen Weisheit in überaus lieblicher, anschaulicher, lebendiger und behaltlicher Gestalt ihren begierigen Seelen darbieten.

Hingegen will der Sohn nach dem Wohlgefallen dessen, der ihn gesandt hat, den Vater, die Geheimnisse des Reiches Gottes, nicht offenbaren, sondern vielmehr durch seine Gleichnisse verbergen und verhüllen allen denjenigen Menschen, die auf den Ruf des Evangeliums nicht zu ihm kommen, nicht mühselig und beladen zu ihm kommen wollen, nicht von ihm wollen erquickt sein, nicht sein Joch auf sich nehmen wollen, sondern schreien: Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche! die nicht von ihm Sanftmut und Demut lernen wollen, sondern toben: Laßt uns zerreißen seine Bande und von uns werfen seine Seile! die nicht bei ihm, dem gekreuzigten und auferstandenen, sondern bei sich selbst, in ihrer eigenen Tugend, in der Wollust des Fleisches oder, wer weiß wo, die Ruhe ihrer Seelen suchen. Für solche find die Gleichnisreden unseres Herrn eitel Donnerschläge des kommenden Gerichtes. Sie mögen sich wohl an der poetischen Schönheit ihrer Form ergöhen; denn auch in dieser Hinsicht sind die Gleichnisse Christi unnachahmliche Edelsteine; aber ihrem wahren, geistlichen, seligmachenden Sinne nach sind und bleiben sie solchen fleischlich Weisen und Klugen ein Buch mit sieben Siegeln. Allerdings hat Gott, sagt uns Jesus (Joh. 3, 17-19), „seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubet, der wird nicht gerichtet. Wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet; denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr, denn das Licht; denn ihre Werke waren böse."

Ueber wen also ergeht das Gerich: der Verstockung? Wenn es nicht schon aus dem Bisherigen deutlich wäre, so sollte es uns sicherlich hier aus unserm Terte flar werden. Denn es wird uns erzählt, daß die Jünger oder, wie Markus sagt, die um ihn waren samt den Zwölfen, den Herrn, als er allein war, fragten nach der Bedeutung, dem Sinne dieses Gleichnisses. Die große Menge also war nach Beendigung seiner Predigt gleichgiltig davongegangen, manche auch wohl kopfschüttelnd und zweifelnd, andere gar spottend und höhnend. Denn der Sauerteig der Pharisäer und Schriftgelehrten, die bereits als bittere Feinde des Heilandes sich entpuppt hatten, fing schon an, seine tödliche Wirkung im Volke zu äußern. Nur eine Anzahl blieb samt den Zwölfen zurück in dem herzlichen Verlangen, mehr zu hören; durch Christi Predigt war ein Hunger nach Gottes Wort, ein Durst nach der Gerechtigkeit, ein schmerzliches Gefühl der Mühseligkeit und Beladenheit in ihren Herzen erweckt worden; sie möchten Erquicung und Ruhe für ihre Seelen finden. Das freut unsern Heiland; mit tiefer Wehmut aber erfüllt es ihn zu sehen, wie der große Haufe ihm gleichgiltig den Rücken wendet. Bereitwillig antwortet er den Lernbegierigen und Gnadenhungrigen: Euch ist's gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; es ist eures Vaters Wohlgefallen, sich und seine Gnade durch mich euch zu offenbaren, auf daß ihr ihn, daß er allein wahrer Gott ist, und den er gesandt hat, Jesum Christum, erkennet und in solcher Erkenntnis das ewige Leben habet (Joh. 17, 3). Den andern aber, denen, die draußen sind, weil sie nicht in das Reich Gottes, das ich aufrichte, hereinkommen wollen, den Gleichgiltigen und Stumpfsinnigen, den Selbstgerechten und Spöttern, den Weisheitsat= ten und Tugendstolzen, wird das Geheimnis des Reiches Gottes in Gleichnissen vorgelegt, daß sie nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. Denn Gott läßt sich nicht spotten. Es ist ihm ein heiliger Ernst mit der Predigt der frohen Botschaft von seiner Liebe und Gnade. Er hat seine Worte in meinen Mund gegeben, und ich rede zu euch alles, was er mir geboten hat. Und wer sein Wort, das ich in seinem Namen rede, nicht hören will, von dem wird er's fordern (5. Mos. 18, 18. 19). So brünstig der Vater in seiner ewigen Erbarmung nach dem Heile aller verlangt, so gerne er der ganzen fündigen Menschenwelt sich in seiner Gnade offenbaren und fie derselben ewiglich genießen lassen möchte, so zwingt er doch niemand; wer gleichgiltig seine freundlichen Anerbietungen in den Wind schlägt und halsstarrig dem Heiligen Geiste widerstrebt, den läßt er endlich, wenn es lange genug gewährt hat, fahren und giebt ihn dahin

in das Gericht der Verstockung. Weil er nicht hat sehen wollen, als ich ihm die Augen aufthun wollte, so soll er nun nicht mehr sehen, wenn auch der Sohn Gottes leibhaftig vor ihm steht. Weil er vorher nicht hat verstehen wollen, als ich ihm durch den Heiligen Geist das Verständnis im Herzen öffnen wollte, so soll er nun nicht mehr verstehen, wenn er es auch mit beiden Ohren hörte. Es soll von nun an rückwärts mit ihm gehen, er soll hinfort tiefer und tiefer sinken, bis er angelangt ist im Abgrunde, der mit Feuer und Schwefel brennt, wo er ja hin will.

An dem undankbaren Volke der Juden, das sich in seiner Schriftgelehrsamkeit und Selbstgerechtigkeit gegen seinen Messias selbst verstockte, verhärtete und verschloß, brachte der Heiland eben durch diese seine Lehrweise jezt zur Erfüllung die Weissagung des Propheten Jesaias (6, 9. 10): „Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht vernehmen. Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht der= maleins mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, daß ich ihnen hülfe.“ Und dieses Gericht der Verstockung über das Volk der Juden kam zum schrecklichen Vollzuge 40 Jahre später in der Zerstörung Jerusalems.

Aber wie? Hat denn Gott vielleicht von Ewigkeit bei sich selber den verborgenen Beschluß gefaßt, daß z. B. Pharao, Judas Ischa= rioth und das jüdische Volk sich verstocken sollten, damit er sein Gericht über sie könnte ergehen lassen? Ist er also die ursprüngliche Ursache und die Schuld ihrer Verstockung und ihres ewigen Untergangs? Wahrlich nicht! So etwas zu sagen, wäre Gotteslästerung. Denn Gott hat bei sich selber geschworen und gesprochen (Hes. 33, 11): „So wahr als ich lebe, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen! Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?" Und als Jesus Jerusalem ansieht und ihm das schauerliche Gericht, das über sie hereinbrechen wird, vor die Seele tritt, da weint er heiße Thränen um das verblendete Volk, das mutwillens in sein Verderben hineinrennt. Und wenn wir uns Pharao genauer ansehen, so finden wir, daß Gott ihn erst dann dem Gerichte der Verstockung anheimgab, als er sich selbst gegen den Gott Israels verstockt hatte und zum Tyrannen an Gottes Volke geworden war. Die Geschichte des Judas Ischarioth endlich zeigt deutlich, daß der Heiland erst dann ihn laufen ließ, so daß der Satan in ihn fuhr,

als er alle Predigten und Wunderwerke, alle Güte und Freundlichkeit, alle liebreichen Ermahnungen und warnenden Bußrufe seines Herrn und Meisters mit Füßen getreten hatte. Des Menschen eigene Schuld ist es daher ganz allein, wenn Gott das Gericht der Verstockung über ihn ergehen läßt. Das sagt uns auch Paulus sehr nachdrücklich, wenn er spricht (Röm. 1, 24. 25): „Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an ihnen selbst." Wen? „Sie, die Gottes Wahrheit haben verwandelt in die Lüge, und haben geehret und gedienet dem Geschöpfe mehr denn dem Schöpfer, der da gelobet ist in Ewigkeit. Amen." Ebenso erklärt er (2. Theff. 2, 10-12): „Dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden, darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.“

Wollen wir solchem schrecklichen Gerichte verfallen? Gott behüte uns alle davor in Gnaden! Wie können wir ihm entfliehen?

II.

Der

V. 11-15. Das ist aber das Gleichnis: Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Her= zen, auf daß sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fal= len sie ab. Das aber unter die Dornen fiel, find die, so es hören, und gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens und erstiden und bringen teine Frucht. Das aber auf dem guten Lande sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Her= zen, und bringen Frucht in Geduld.

Liebreich giebt der Heiland den Lernbegierigen Aufschluß über den Sinn seiner Gleichnisrede und beantwortet damit zugleich unsere angstvolle Frage, wie wir dem Gerichte der Verstockung entfliehen können. Der Same, erklärt er, ist das Wort Gottes, und daraus ist zugleich selbstverständlich, wen er mit dem Säemann abbildet, nämlich

sich selbst, den geweis sagten großen Propheten, der uns das Wort Gottes gebracht hat. Das Wort Gottes aber ist ein Same, der allenthalben und zu allen Zeiten den kräftigen Keim eines neuen Lebens in sich trägt; es „ist Geist und ist Leben“, sagt Christus (Joh. 6, 63), und Hebr. 4, 12 heißt es: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer, den ein zweischneidig Schwert, und dringet durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens." Niemand, der dieses Wort hört, kann bleiben, wie er ist, sondern es muß früher oder später bei ihm. zur Entscheidung kommen; er kann nicht auf immer ausweichen, er muß einmal Antwort geben auf die Frage: Wie dünket dich um Christus? Wes Sohn ist er? Bist du für ihn, oder wider ihn? Willst du mit ihm sammeln, oder zerstreuen? Denn der Apostel Jesu Christi sagt (2. Kor. 2, 15. 16): „Wir sind" - nämlich mit der Predigt des Evangeliums „Gotte ein guter Geruch Christi unter denen, die selig werden, und unter denen, die verloren werden: diesen ein Geruch des Todes zum Tode; jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben.“

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Soll uns nun die Predigt des Evangeliums nicht ein Geruch des Todes zum Tode, sondern des Lebens zum Leben werden, so darf unser Herz zum ersten nicht einem hartgetretenen Wege gleich sein, wenn wir sie hören. Sonst geht das Wort Gottes zu einem Ohre hinein und zum andern wieder hinaus; es bleibt obenauf liegen und kommt nicht in das Herz hinein, kann darum auch nicht teimen und Wurzel schlagen, und der Feind unserer Seele, der Teufel, hat leichtes Spiel, es ganz aus unserm Gedächtnisse wieder zu verwischen. Und so kommt es bei uns zu keiner wahren Buße und Bekehrung von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott.

Wollen wir dem Gerichte der Verstockung entfliehen, so darf unfer Herz zum andern auch nicht einem felsigen Boden dem Worte Gottes gegenüber gleich sein. Es darf sich nicht in Sündenliebe und Selbst= gerechtigkeit verhärten, es muß sich durch den Hammer des göttlichen Gesezes gänzlich zerschlagen, durch den Ernst und die Güte Gottes gründlich aufpflügen lassen; denn „Gott siehet an den Elenden und der zerbrochenes Geistes ist und der sich fürchtet vor seinem Wort" (Jes. 66, 2). Ja, die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wird er nicht verachten“ (Ps. 51, 19). Wenn so das Herz der Strafe des Heiligen Geistes still hält und sich gründlich zur Erkenntnis und Reue über seine Missethat vor Gott bringen läßt, dann kann das Evangelium seine Gotteskraft darin ent

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