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Wer ist es also, den wir hier vor uns haben, der sich rüstet, einen königlichen Einzug in die Hauptstadt des alttestamentlichen Voltes Gottes zu halten? Er hat die Blinden sehend, die Lahmen gehend, die Ausfähigen rein gemacht. Er hat die Teufel ausgetrieben, Wasser in Wein verwandelt und Tausende von Hungrigen mit ein wenig Brot und Fisch gesättigt. Er ist auf dem Wasser gewandelt und hat dem Sturm und den Wellen Ruhe geboten, und sie haben ihm gehorcht. Er hat den Jüngling zu Nain, das Töchterlein des Jairus zu Kapernaum und den schon verwesenden Lazarus zu Bethanien aus dem Tode ins Leben zurückgerufen. Er hat eine unbeschreiblich süße, freundliche, tröstliche Predigt gebracht, welche die Herzen in ihrer Tiefe ergreift und die verzweifelten Seelen mit neuer Hoffnung, mit himmlischem Trost, mit seligem Frieden erfüllt. Und hier legt er vor unsern Augen thatsächliche Beweise der Alwissenheit und Almacht an den Tag und erweist sich als den, der auch die Herzen der Menschen lenkt wie Wasserbäche. Wer ist er?

Er ist das Wort, das im Anfang bei Gott und selber Gott war, durch welches alle Dinge gemacht sind, in welchem das Leben und das Licht der Menschen ist. Dieses „Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh. 1). Ja, „in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol. 2, 9). Darum ist er derjenige, welchen Gott durch den Propheten Jeremias (23, 5. 6) verheißen hatte: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß ich dem David ein gerecht Gewächs erwecken will; und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten. Zu desselben Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, das man. ihn nennen wird: Herr unsere Gerechtigkeit." Es ist der verheißene Messias, der König aller Könige.

Als solcher König hielt er jeßt seinen Einzug. Denn Gott wollte jezt zur That machen, was er durch den Mund des heiligen Dichters (Ps. 2, 6) vor Jahrhunderten gesprochen: „Ich habe meinen König eingesezt auf meinem heiligen Berge Zion." „Aus Zion sollte an= brechen der schöne Glanz Gottes" (Ps. 50, 2), und der Herr wollte „das Zepter seines Reiches senden aus Zion, daß er herrsche auch unter seinen Feinden“ (Ps. 110, 2).

Um seine Gläubigen und alle Welt zu überzeugen, daß er und keir anderer dieser König sei, den Gott verheißen, wollte er auch genau auf die Weise seinen Einzug halten, wie es durch den Propheten.

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vorhergesagt worden war. Der Evangelist zieht in seiner Wiedergabe dieser Weissagung zwei prophetische Stellen kurz zusammen, die also lauten: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt; siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung ist vor ihm" (Jes. 62, 11), und: „Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin" (Sach. 9, 9).

Aber welch ein armseliger Einzug für einen König, noch dazu für den König aller Könige, der Himmel und Erde und alle Dinge in seiner allmächtigen Hand hält! Ist es in Wahrheit ein König, der feierlich in seine Residenz einzieht, wo sind dann die Musikbanden und der Kanonendonner? Wo sind die marschierenden Heerkolonnen mit ihrem Wald von aufragenden Speeren und Waffen? Wo sind die berühmten Kriegshelden, die klugen Minister, die reichen Fürsten und Grafen in seiner Begleitung? Hier finden wir nichts von alle dem. Keine goldene Krone trägt der Einreitende auf seinem Haupte, tein blizendes Schwert an der Hüfte. Nicht einmal einen Sattel hat er unter sich. Er reitet auf keinem stolzen Rosse, fährt auf keinem herrlichen Wagen einher, sondern sigt zuerst auf einer Eselin und dann auf ihrem noch ungebändigten Füllen, die beide nicht einmal ihm gehören, sondern geborgt sind. Seine Diener sind keine Helden und Fürsten, sondern einfältige Fischer von Galiläa.

Wie niedrig und gering, wie armselig, ja verächtlich in den Augen der Welt! Und doch war es der rechtmäßige König der Einwohner Jerusalems, ja des ganzen Volkes Israel, der sich von alters her seiner in Gnaden angenommen, ihm in seiner Not geholfen, es mit reichen. Gaben bedacht, vor seinen Feinden geschüßt und zu herrlichen Siegen geführt hatte. Und was wollte er jegt? Er kam als ein Gerechter, nicht, um Gerechtigkeit zu suchen und fordern und, wo er sie nicht fände, zu strafen, sondern um Gerechtigkeit allem fündigen, strafwürdigen Volke zu bringen. Er kam als ein Helfer, um dem beklagenswerten Volke der Juden, wie allen Völkern auf Erden, aus den Nöten zu helfen, für welche es teinen andern Retter gab weder im Himmel noch auf Erden, aus der Sündennot, aus der Todesnot, aus der Höllennot. Er kam arm, ach so arm, so arm! Und das war eben die unergründliche Huld und Gnade dieses wunderbaren Königs; denn „ob er wohl reich ist, ward er doch arm um unsertwillen, auf daß wir durch seine Armut reich würden" (2. Kor. 8, 9). Kein armer Bettler, der geistlich oder leiblich am Verschmachten ist, kein erschrockenes Ge

wissen, das vor dem Zorne des heiligen Gottes zittert, teine zagende Seele, die sich vor Gott nackt und bloß in ihrer Sünde und Schande fühlt, soll sich vor ihm entsegen, vor seiner freundlichen Stimme fliehen, vor seinem graden Zepter beben. Alles, was seufzt und weint, was zittert und zagt, was hungert und dürftet, was leidet und stirbt, darf zu ihm kommen, oder vielmehr den Mut fassen, ihn zu sich kommen zu lassen. Ja, Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Wie er leiblich seinen Einzug in Jerusalem hielt, so zieht er noch immer geistlich auch bei uns ein, und das will er eben auch im neuen Kirchenjahre wieder thun. Er kommt nicht mit äußerlichen Gebärden, mit weltlicher Gewalt, mit irdischem Pompe, mit Vorteilen und Gütern dieser Erde, mit hohen Worten menschlicher Weisheit, sondern durch die einfältige Predigt des Evangeliums, die den Juden ein Aergernis und den Griechen eine Thorheit ist. Der Esel ist ein geringes, verachtetes Tier, aber der darauf einritt, war der König der Wahrheit und der Gnade, der Helfer von der Sünde und allem Unglück. Das Evangelium ist noch heute bei der großen Welt so verachtet, daß man die Ohren davor verschließt, aber der durch dasselbe ins Herz einzieht, ist der einige Mittler und Versöhner zwischen Gott und den Menschen, außer welchem es kein Heil giebt. Welche Aufnahme sollte er daher finden?

II.

V. 6-9. Die Jünger gingen hin und thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Klei der darauf und seßten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg, die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volt aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

Die Jünger gehorchen ihrem Herrn und Meister ohne Wenn und Aber, und ihr Vertrauen wird nicht zu schanden. Sie finden es, wie er gesagt, und das Wort aus seinem Munde lenkt den Willen der Eigentümer nach Wunsch. Sie bringen die Tiere triumphierend zu ihm, und in Ermangelung eines Sattels breiten sie ihre Oberfleider über die Eselin und sehen ihn darauf, und so tritt der Herr seinen. föniglichen Einzug an.

Die noch frische Botschaft von der gewaltigen That, wodurch Jesus in Bethanien sich als den Herrn über Leben und Tod erwiesen. hat, ist auf aller Lippen und seht die Gemüter der Ostergäste, von denen Jerusalem in allen Straßen wimmelt, in tiefe Bewegung.

Und von dem Heiligen Geiste, der das, was jezt geschieht, zu einer heilsgeschichtlichen That, zu einer merkwürdigen Erfüllung göttlicher Weissagungen gestalten will, mit Begeisterung erfüllt und über sich selbst hinausgerissen, fängt die Volksmenge, die sich in immer größeren Scharen herzusammelt, an, ihre Kleider auf den Weg zu breiten, Zweige von den Bäumen zu hauen und vor die Füße der Eselin hinzustreuen; sie geht voran, sie folgt nach und schwärmt um den sanftmütigen Reiter zu beiden Seiten, während er den Berg hinan reitet und auf der Westseite desselben im Angesichte der Stadt langsam herunterzieht, und jauchzt unaufhörlich mit tausend und zehntausend Stimmen: Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Damit huldigen sie ihm als dem verheißenen Sohne Davids, als dem erwarteten König und Messias und rufen in der Freude ihres Herzens zu Gott: Gieb ihm Glück und Heil! Sie bekennen ihn für den, welcher kommt, auf den Befehl des Herrn, im Auftrag des großen Jehovah, gesandt von dem Gotte Abrahams, Isaaks und Jakobs, und jubeln im Hinblick auf die Segnungen seiner Regierung: Gelobt sei er! In ihrer freu= digen Aufregung wiederholen sie die Ausbrüche ihrer Ergebung und flehen immer wieder zu dem, der in der Höhe wohnt: Gieb Glück und Heil unserem Könige!

Welch ein herrlicher Empfang! Welch eine freudige Aufnahme trok seiner Niedrigkeit und Armut findet der einziehende König Zions!

hätte das Volk der Juden dem Heiligen Geiste in seinem Herzen Raum gelassen, daß ihm wahrhaftig über diesen Mann die Augen aufgegangen wären und es erkannt hätte die Zeit, in welcher es heimgesucht wurde! Dann hätte es sich bekehrt von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, und es wäre nicht vierzig Jahre später ein grauenhaftes Strafgericht über Jerusalem ergangen. Aber schon wenige Tage nach diesem freudigen Empfang seines Königs schrie der große Haufe desselben Volkes wider ihn den Römer Pilatus an: „Kreuzige, treuzige ihn"! Sie töteten den Fürsten des Lebens, sie kreuzigten den Herrn der Herrlichkeit.

Wie wollen wir diesen König aufnehmen, wenn er nun im neuen Kirchenjahre durch die Predigt des Evangeliums bei uns seinen Einzug halten will? Er zog in die Hauptstadt des Volkes ein und wollte

eben dadurch das ganze Volk zu seinem Reiche machen. So will er auch bei dir und mir die Hauptstadt einnehmen, das ist unser Herz, um uns dadurch nach Leib und Seele, für Zeit und Ewigkeit zu seinem Eigentum und zu Gliedern des Reiches Gottes zu machen, welches ist ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude im Heiligen Geiste. Wie wollen wir ihn aufnehmen? Olasset uns thun, was die Jünger und das Volk in unserm Texte durch Anregung des Heiligen Geistes thaten! Laßt uns also unsere Kleider ausziehen und ihm vor die Füße werfen, das ist unsere eigene Gerechtigkeit; denn sie ist wie ein unflätig Kleid“ (Jes. 64, 5). Laßt uns erkennen, daß wir arm, blind und bloß in der Schande unserer Sündenschuld vor Gott dastehen; daß wir daher grade einen solchen König brauchen, wie Jesus Christus ist, der arm geworden ist, damit wir durch seine Armut ewig reich würden. Und wenn wir um unserer Missethat willen vor Gottes Zorne erschrocken sind, so sprossen, wie die Zweige aus den Bäumen, nur zu oft aus unserem hochmütigen Herzen allerlei Gedanken der Selbsthilfe; da wollen wir mit guten Vorsägen, mit erneuerter Anstrengung, mit unsern Bußthränen und selbsterwählten Gottesdiensten unsere Schuld wieder gut machen und Gott versöhnen. Aber solche wilde Zweige und Ranken laßt uns durch wahre Buße und Zerknirschung abhauen und auf die Straße werfen, daß sie zertreten werden. Denn verflucht sei", spricht Gottes Wort (Jer. 17, 5), der Mann, „der sich auf Menschen", also auch auf sich selbst, „verläßt und hält Fleisch für seinen Arm und mit seinem Herzen vom Herrn weicht“. Laßt uns vielmehr mit Freuden diesen König willkommen heißen, der sanftmütig zu uns kommt, durch die sanfte, freundliche, tröstliche Predigt des Evangeliums uns Frieden verkündigt und die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, frei und umsonst uns schenkt, dieweil er selbst sie durch sein, bitter Leiden und Sterben in Jerusalem uns erworben und gewonnen Und wes das Herz voll ist, des soll auch unser Mund übergehen. Laßt auch uns singen und sagen, bekennen und jauchzen: Hosianna dem Schne Davids! Gieb Glück und Heil dem Heilande der Welt und seinem Friedensreiche! Gelebt und gepriesen sei der Gesandte Gottes, Jesus Christus, der rechtmäßige König unserer Herzen, der uns die Freiheit von der Thrannei des Teufels bringt! Ewiger Gott, der du thronest in der Höhe und auf das Niedrige siehest im Himmel und auf Erden, gieb Glück und Heil zum Laufe des Evangeliums, daß es einen Sieg nach dem andern erringe! Denn dieser König wird den Armen erretten, der da schreiet, und den Elenden, der feinen Helfer hat. Er wird gnädig sein den Geringen und Armen, und den Seelen der

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