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Jesus nimmt den Taubstummen von dem Volke besonders, führt ihn ein wenig beiseite; er soll durch das Getümmel der Menge nicht verwirrt werden, sondern seine ganze Aufmerksamkeit jegt auf ihn allein richten und ihm in die treuen Augen schauen. Wie werden die Augen unseres Heilandes mit unaussprechlichem Erbarmen ihn ange= leuchtet haben! Er legt ihm die Finger in die Ohren und zeigt ihm dadurch an, wo bei ihm der Fehler liegt. Er speit aus, um ihm dadurch anzudeuten, woher die Hilfe kommen muß, nämlich durch etwas, das aus dem Munde Jesu kommt, durch sein Wort. Dann rührt er seine Zunge an, wodurch er ihm eine Vorstellung davon giebt, was er bei ihm bewirken will, nämlich daß er dieses Glied bewegen und reden könne. Er sieht auf gen Himmel, das war eine Predigt des Evangeliums, dessen Inhalt, in Worte gefaßt, gelautet hätte: Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts. Dann seufzt er aus der Tiefe seines Herzens, das war eine Bußpredigt, die da sagte: Die Sünde ist der Leute Verderben. Nachdem er so in der Seele des armen Menschen, der ihn mit gespannter Aufmerksamkeit anschaut, ein Verlangen nach seiner Hilfe erweckt hat, spricht er das Wort göttlicher Kraft: Hephatha! das heißt auf deutsch: Thue dich auf! Und was geschieht? Alsbald thaten sich seine Ohren auf, daß er die Menschen reden, die Bäume rauschen, die Vögel fingen hört; zugleich wird auch das Band seiner Zunge los und die Sprache, die er nie gelernt, ist ihm geschenkt, daß er seine Zunge rühren und recht reden kann. Welch ein Erstaunen wird ihn ergriffen, welch eine Freude sein Herz erfüllt haben! Das erste, wozu er die neugeschenkte Gabe braucht, ist, daß er, der Lauteste, mitjauchzt in dem allgemeinen Lobpreis, der jezt aus tausend Kehlen erschallt: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend!

Und wir, meine Lieben, was wollen wir thun? Wollen wir diese Geschichte gleichgiltig anhören wie eine Erzählung aus alten Zeiten, die uns weiter nicht angeht? Nein! Laß dir sagen, mein Zuhörer, wir, die wir wiedergeboren, die wir bekehrt, die wir wahre Christen find, wir haben ebenso sehr Ursache, in dieses Loblied mit einzustimmen, wie der glückliche Mensch, von dem uns hier erzählt wird. Denn was der Sohn Gottes an ihm leiblich that, das hat er an uns geistlich gethan, und dieses herrliche Wunderwerk war ein Abbild von dem, was er bis an den jüngsten Tag an allen Menschen geistlich thun will. Darum spricht er so oft: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“

Von Natur sind wir alle geistlich taub. „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet sein“ (1. Kor. 2, 14). Der Mensch, wie er von Vater und Mutter gezeugt und geboren ist, ehe der Heilige Geist durch Wort und Sakrament an seinem Herzen gewirkt hat, befindet sich nach diesem Worte des Apostels in einem über alle Maßen traurigen Zustande. Er weiß Gottes Wort nicht und mag es nicht, er versteht es nicht und gehorcht ihm nicht, er faßt es nicht und glaubt es nicht, ja er haßt es als Thorheit und verachtet es als Abgeschmacktheit. Der unwiedergeborene Nikodemus z. B., der ein Meister in Israel war, that, als er aus dem Munde des Heilandes von der Wiedergeburt hörte, die alberne Frage: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden" (Joh. 3, 4)? So unsinnig kam ihm diese Lehre vor. Als Christus den Juden sagte, daß er das Brot des Lebens sei, welches vom Himmel gekommen ist, um unsere Seelen zum ewigen Leben zu speisen, murrten sie darüber und zankten unter einander und sagten: „Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören!" Ja viele gingen hinter sich und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm (Joh. 6). Und als am Pfingstfeste die Apostel voll des Heiligen Geistes auftraten und in mancherlei Sprachen mit überschwänglicher Freude von den großen Thaten Gottes, die vor kurzem in Jerusalem geschehen waren, redeten und rühmten, da hatten es etliche ihren Spott und sprachen: Sie sind voll füßen Weines" (Apg. 2)! Da sehen wir, wie wahr es ist, was wir im dritten Artikel unseres christlichen Glaubens bekennen: „Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm tommen tann."

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Wehe uns aber, wenn wir in solcher geistlichen Taubheit bleiben! Denn dann wissen wir nichts von Gottes gnädigem Willen gegen uns. Sein Wort bleibt uns ein verschlossenes Buch, ein abgeschmacktes Märchen ohne Anfang, Mittel und Ende. Wir verstehen die Erscheinung des Sohnes Gottes auf Erden, das unendlich bedeutungsvolle Werk unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi nicht. Wir wissen nicht, was die Sünde ist, wo die Krankheit und alles Uebel herkommt, was der Tod zu bedeuten hat. Wir können nicht begreifen, was unser Leben und Treiben auf Erden eigentlich soll, worauf die Weltregierung Gottes hinausläuft, was überhaupt die ganze Welt für einen Zweck hat. Und das Ende von alle dem muß Zweifel und Verzweiflung sein.

Aber Gott sei ewig Dank! Uns, die wir an seinen Namen glauben, hat Jesus Christus die Ohren aufgethan, daß wir hören. Sind wir unserem gütigen Schöpfer Dank dafür schuldig, daß er uns leiblich gesunde Ohren gegeben hat, so daß wir die Sprache unserer Mitmenschen hören und ihre Gedanken vernehmen können, wie viel mehr sollten wir ihm, unserm Heilande, Lob und Preis darbringen, daß er unsere Ohren geistlich aufgethan hat, so daß wir Gottes Wort hören und seine Gedanken, seine köstlichen, seligmachenden, wunderherrlichen Gedanken im Evangelio vernehmen können! Und wie hat er das zuweg gebracht? Auf ähnliche Weise, wie er dem Menschen in unfrem Terte das leibliche Gehör gab. Er hat uns seine Güte in tausend Wohlthaten wiederfahren lassen, um uns zur Buße zu leiten. Er hat uns die Not des Lebens schmecken lassen, uns einsame Wege geführt, uns aufs Krankenlager gelegt, wo das Getümmel der Welt aus unsern Sinnen verschwand und wir mit ihm und unserm Gewissen ganz allein waren, turz, auf tausend Wegen hat er unsere Gedanken auf die Ewigkeit gerichtet, unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen und ein Gefühl unseres Elendes und zugleich ein Verlangen nach Heil und Rettung in unserem friedlosen Herzen erweckt. Aber dann sprach er in der Stimme des Evangeliums ein träftiges, tröstliches, himmlisch freundliches Wort zu uns und gab uns eben durch sein Wort seinen Geist, der uns das Verständnis öffnete; der uns im Innern zum Bewußtsein brachte, was Gott redet; der unserer Seele Kraft gab zu faffen, was Gott meint; der uns schäßen lehrte, was Gott in Christo Gutes an uns gethan hat und was er Herrliches mit uns im Sinne hat; der unser Herz unser zerschlagenes Herz mit Freude über Christum und sein Heil erfüllte. Und nun sind wir geistlich hörend. Nun verstehen wir sein Wort, soweit es zu unserer Seligkeit nötig ist, und nehmen es mit Freuden an; wir glauben an ihn. Nun verstehen wir das Walten unseres Gottes in unserem Leben und Schicksal, daß er nämlich nur Gedanken des Friedens über uns hat. Nun ist es uns tlar, was er mit der ganzen Welt und uns für ein Ziel verfolgt, nämlich seine Ehre und der ganzen Menschheit ewiges Heil, Segen und Frieden, Licht und Leben. Und nun werden wir auch willig, ihm zu folgen, ihm unter allen Umständen zu trauen, uns an seiner Hand leiten zu lassen und ihm gehorsam zu sein, wenn wir auch durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen müssen. Denn er hat alles wohl gemacht: die Tauben macht er hörend. Aber auch die Sprachlosen redend. Das laßt uns zweitens noch sehen!

II.

V. 35b-37. Und das Band seiner Zunge ward Tos und redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten, und wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen reden d.

Wer taub ist, der ist auch stumm, wie die Natur der Sache mit sich bringt und auch die Erfahrung lehrt. In unserer erbsündlichen Ver= dorbenheit sind wir geistlich taub, wie wir eben gesehen haben. Wir hören nur zu gerne Lüge und falsche Lehre, Worte des Zweifels und der Lästerung gegen Gott, der Verleumdung und Verachtung gegen den Nächsten, aber für Gott und seine ewige Wahrheit haben wir keine Ohren. So sind wir nun auch infolge derselben sittlichen Verderbnis geistlich stumm. Uns selbst zu rühmen, Gott zu verspotten, Christum zu verleugnen, unsern Nächsten herabzusehen und fälschlich zu belügen, unzüchtige Zoten zu reden, schmutzige Lieder zu singen, greuliche Flüche auszustoßen, dazu haben wir leider eine sehr geläufige Bunge. Sie ist ein unruhiges Uebel, eine Welt voll Ungerechtigkeit, ein kleines Feuer, welches einen ganzen Wald anzündet (Jak. 3). Aber die Wahrheit von uns selbst, unserer Sünde, unserer Ohnmacht zu bekennen; Gotte zu danken und ihm die Ehre zu geben, daß er allein gerecht und gut ist und bei ihm allein Hilfe und Trost in aller Not zu finden ist; Christum, den Eekreuzigten, frisch und fröhlich vor aller Welt als unsern Erlöser zu preisen, durch den wir vor Gott gerecht und selig werden wollen; Gottes Wort zu verteidigen gegen die Spötter und die reine Wahrheit desselben furchtlos vor Menschen zu vertei= digen; unsern Nächsten gegen seine Verleumder in Schutz zu nehmen und Gutes von ihm zu reden, auch wenn er unser Feind ist; die Sünde des andern ins Angesicht zu strafen, den Gefallenen zu trösten, den Verirrten zurecht zu weisen, die Jugend zu unterrichten, die eigenen Hausgenossen zu vermahnen und für alle, auch für unsere Feinde, ohne Unterlaß zu beten, - das fönnen wir nicht, da flebt uns die Zunge am Gaumen, da stocken uns die Worte im Halse.

Will von alle dem nichts aus dem Munde heraus, so ist klar, daß nichts von alle dem im Herzen ist; denn „wessen das Herz voll ist, dessen geht der Mund über", sagt unser Heiland (Matth. 12, 34). Und strömt unser Mund über von Lügen und schändlichen Reden gegen

Gott und Menschen, so ist klar, daß das Herz davon voll ist. Soll der Mund rein werden, so muß zuvor das Herz rein werden; soll die Zunge geistlich lebendig werden, so muß erst das Herz aus dem geist= lichen Tode erwachen. Darum muß erst unser lieber Herr Jesus zu uns kommen und durch seinen Geist in unser Herz einziehen, es wiedergebären, es rein waschen durch sein Gottesblut, den Glauben, die Liebe, die Hoffnung und alles Gute darein pflanzen, neue Gedanken, neue Wünsche, neue Gefühle, neue Zwecke und Bestrebungen in ihm entzünden, dann wird das Band unserer Zunge los, dann preist und rühmt und singt sie von dem, was Gott an uns gethan hat, dann bekennt sie die eigene Sünde und Gottes Gnade, die eigene Unwürdig keit und Christi Verdienst, die eigene Thorheit und Christi Weisheit, die eigene Ohnmacht und Christi Gottestraft. Und diesen Einzug hält er in unser Herz durch sein Wort, das füße, freundliche, gütige Wort von seinen holdseligen Lippen: Sei getrost, mein Sohn, dis find deine Sünden vergeben“ (Matth. 9, 2). „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Matth. 11, 28). Thut Buße und glaubet an das Evangelium" (Mart. 1, 15). „Sei getroft, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin mit Frieden“ (Luk. 8, 48)! O wohl solchem Herzen, o wohl solcher Zunge! Denn so man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und so man mit dem Munde bekennt, so wird man selig" (Röm. 10, 10).

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Jesus verbot den Leuten in unserem Terte, es auszubreiten, was er hier gethan hatte. Diese heidnischen Menschen sollten nicht einen weltlichen Lärm darüber aufschlagen, als wäre er ein Schwarzkünstler, der durch seine Zaubereien Aufsehen erregen und Geld machen wolle, sondern sie sollten erst Gottes Wort hören und daraus lernen, daß er ein Heiland von Sünde, Tod und Hölle sei, und erst wenn ihre Ohren geistlich aufgethan wären, dann sollten auch ihre Zungen von ihm und seinen Thaten reden und rühmen. Aber je mehr er verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Sie hätten ihm gehorchen sollen; denn „Gehorsam ist besser, als Opfer" (1. Sam. 15, 22). Allein ihre Herzen waren zu voll. Sie konnten sich von ihrem Erstaunen kaum erholen, und sie brachen einmal über das andere in den Jubelruf aus: „Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend!"

Stimmst du in dieses Preislied mit ein, mein Zuhörer? Und stimmst du mit ein, weil Jesus Christus an dir alles wohl gemacht, dich Tauben geistlich hörend und dich Sprachlosen geistlich redend

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