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gemacht hat? Dann bist du ein seliger Mensch und hast wahrlich Ursache, froh, von Herzens Grunde froh zu sein. Dann zeige aber auch deine Freude, indem du andere Taubstumme, sonderlich deine eigenen Kinder und Hausgenossen, zur Taufe, zum christlichen Unterricht, zur Kirche, also zu Christo, bringst, damit auch ihre Ohren geistlich aufgethan und das Band ihrer Zunge geistlich los werde. Denn auch bei dir muß es heißen, wie bei David (Ps. 116, 10): „Ich glaube, darum rede ich."

Jesu Christe, wahres Licht,
Erleuchte, die dich kennen nicht,
Und bringe sie zu deiner Herd',
Daß ihre Seel' auch selig werd'.

Den Tauben öffne das Gehör,
Die Stummen richtig reden lehr,
Die nicht bekennen wollen frei,
Was ihres Herzens Glaube sei.

So werden sie mit uns zugleich
Auf Erden und im Himmelreich,
Hier zeitlich und dort ewiglich,
Für solche Gnade preisen dich. Amen.

Am dreizehnten Sonntag nach Trinitatis.

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Lukas 10, 23-37.

n Christo Jesu geliebte Zuhörer! Gott ist barmherzig. Was heißt das? Er selbst erklärt es uns durch den Mund des Propheten Hesetiel (16, 5. 6), wenn

er zu Israel spricht: „Niemand jammerte dein, daß er sich über dich erbarmt hätte, sondern du wurdest aufs Feld geworfen. Also verachtet war deine Seele, da du geboren warst. Ich aber ging vor dir vorüber und sah dich in deinem Blute liegen und sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagest: Du sollst leben! Ja zu dir sprach ich, da du so in deinem Blute lagest: Du sollst leben!" Der Lügner und Mörder von Anfang war über uns gekommen und hatte uns durch den Abfall von Gott unserer Krone, der Gerechtigkeit und Unschuld, der Weisheit und Stärke, worinnen uns Gott erschaffen hatte, beraubt und unsere Seele ermordet. So lagen wir verwundet und blutend, nackt und bloß, dem ewigen Tode entgegen sintend, vor Gottes Augen. Da wallte in Ewigkeit sein Herz vor Mitleid und er faßte bei sich selbst den Ratschluß: Ihr sollt leben! Ich will mich eurer annehmen, euch aus der Gewalt des höllischen Räubers und Mörders erretten, euer Blut abwaschen, eure Wunden heilen und euch alles, was ihr verloren habt, Gerechtigkeit und ewiges Leben wieder schenken. Und diesen Ratschluß seiner Barmherzigkeit hat Gott, als die Zeit nach seiner Bestimmung erfüllt war, thatsächlich hinausgeführt, indem er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Und nun predigt dieser Sohn Gottes in den Tagen seines Flei= sches uns mit eigenem Munde (Luk. 6, 36): Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist." Und abermal (Matth. 5, 44. 45): „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; thut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen. Auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist."

Aber ist es denn möglich, daß wir arme Menschen dem großen Gott in seiner Barmherzigkeit nachahmen? Ja, das ist möglich. Das zeigt uns unser Heiland in unserm heutigen Texte. Der Gegenstand unserer Betrachtung sei daher unter dem gnädigen Segen Gottes die Aufforderung unseres Heilandes:

Wir sehen

Gehe hin und thue desgleichen.

I. Wer das kann; und

II. Was das heißt.

I.

V. 23. 24. Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonderheit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet. Denn ich sage euch: Viel Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und hören, das ihr höret, und haben's nicht gehöret.

V. 25-29. Und siehe, da stund ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Mei fter, was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie stehet im Geset geschrieben, wie liesest du? Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten als dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; thue das, so wirst du leben! Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesu: zu Jesu: Wer ist denn mein Nächster?

Im Vorhergehenden wird erzählt, daß die siebzig Jünger, die der Meister aller Prediger als seine Boten ausgesandt hatte, zurückkehrten und mit Jubel berichteten, welch herrliche Erfolge sie gehabt hatten. Jesus wurde darüber so hoch erfreut, daß er seinen himmlischen Vater pries, und ihm dafür dankte, daß er nach seinem Wohlgefallen das seligmachende Evangelium den Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen offenbart habe. Dann wendet er sich zu seinen Jüngern

und sagt zu ihnen insonderheit, abgewendet von den Schriftgelehrten und Pharisäern, die gegenwärtig waren: „Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet!" Was für ein Sehen meint er da? Nicht ein bloß leibliches; denn das hatten die Juden alle und doch verwarfen sie ihren Heiland und erkannten die Zeit nicht, in welcher sie heimgesucht wurden. Er meint auch nicht ein bloß geistliches Sehen mit den Augen des Glaubens; denn das hatten die Propheten und frommen Könige des alten Bundes auch, das haben auch wir nach der Himmelfahrt bis an den jüngsten Tag. Weswegen er hier seine Jünger glücklich preist, ist die einzigartige Begünstigung von Gott, daß sie in der großen Zeit leben, in welcher Gott seine Verheißung von der Sendung des Weltheilandes zur That macht; daß sie mit den Augen des Leibes und zugleich mit den Augen des Glaubens die großen Thaten Gottes schauen, worauf jene Frommen des alten Bundes mit sehnlichem Gebete gehofft und geharrt haben; daß sie den im Fleisch erschienenen Sohn Gottes und seine Werke mit eigenen Augen sehen, seine Lehre mit eigenen Ohren hören, mit dem lange Erwarteten von Angesicht zu Angesicht reden und mit dem Mensch gewordenen Gotte umgehen fönnen, wie ein Freund mit dem andern. Zwar sagt er selbst an einer andern Stelle (Joh. 20, 29): „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." In den Himmel eingegangen sind auch die Propheten und Könige alter Zeit, die mit Verlangen warteten auf den Trost Israels. Aber jedes Kind Gottes alten wie neuen Bundes möchte doch gerne den sehen, den seine Seele liebt, möchte gar zu gerne seinen Heiland auch mit leiblichen Augen schauen und seine freundliche Stimme mit leiblichen Ohren hören. Darum ruft der heilige Sänger aus (Ps. 42, 2. 3): Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue!“ Und Paulus erklärt (Phil. 1, 23): „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein." Und der alte Simeon jubelt im Tempel (Luf. 2, 29. 30): Herr, nun läsfest du deinen Diener im Frieden fahren. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern!" Worüber Simeon mit herzinniger Freude Gott preist, das begehrten die Gläubigen der vergangenen Jahrtausende zu erleben. Eva jauchzt deswegen gleich bei der Geburt ihres ersten Sohnes in der frohen Hoffnung, daß schon dieser der verheißene Weibessame sei, welcher der Schlange den Kopf zertreten solle (1. Mose 4, 1): „Ich habe den Mann Jehovah!" Lamech giebt seinem Sohne den Namen Noah, das heißt

"

Tröster, weil er in seiner hißigen Glaubenserwartung denkt (1. Mose 5, 28): „Der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf der Erde, die der Herr verflucht hat." Jakob betet auf seinem Sterbebette (1. Mose 49, 18): „Herr, ich warte auf dein Heil." David, der herrliche König, fleht (Ps. 14, 7): „Ach, daß die Hilfe aus Zion über Israel täme, und der Herr sein gefangen Volk erlösete! So würde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen!" Und Jesaias, der gewaltige Prophet, seufzt (64, 1): „Ach, daß du den Himmel zerrissest und führest herab!" Jezt hatte Gott den Himmel zerrissen und war herabgekommen; jezt war die Hilfe aus Zion über Israel erschienen, und die Jünger schauen und hören das alles. O glückliche Leute!

Ein Schriftgelehrter, der nicht weit davon sigt, hört das auch, und da fängt es bei ihm an zu kochen. Wie, denkt er, du wendest dich bloß zu deinen Anhängern und preisest sie selig? Dann bin ich wohl nicht felig? Ich halte doch das Gefeß, und das ist doch des wahren Gottes Wort! Bloß weil ich dich nicht anerkennen will als den verheißenen Messias, als meinen Herrn und Meister, darum schlie= Best du mich von der Seligkeit aus? Ich will doch einmal sehen, ob du es wagen wirst, etwas gegen das Gesetz zu sagen! Er kann in der Aufregung seiner verlegten Gefühle nicht sizen bleiben, sondern steht auf, tritt unserm Heilande näher und legt ihm die Frage vor: „Meister, was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe?" Deine Anhänger nennst du glückselig; ich bin dein Anhänger nicht. Wie kann ich in den Himmel gelangen? Da er ein Schriftgelehrter ist und sich des Gesetzes rühmt, weist ihn Jesus in die Schrift und fragt: „Wie steht im Gesetz geschrieben, wie liesest du?" Der Schriftgelehrte zeigt, daß er wirklich gelehrt in der Schrift ist. Denn er giebt nach dem Zeugnis des Sohnes Gottes die richtige Antwort, indem er sagt: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Secle, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und deinen Nächsten als dich selbst." Da faßt er, wie Jesus selbst bei einer andern Gelegenheit thut, das ganze Gesetz zusammen in die zwei Punkte von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten. Mit triumphierender Miene legt er diese Probe seiner Gelehrsamkeit in Gottes Wort ab und wirft sich dabei in die Brust, als wäre sein Wissen schon ein Beweis, daß er das alles auch gethan habe. Wie ein Donnerschlag muß ihm daher die Erwiederung unseres Heilandes in die Ohren gegellt haben, da er spricht: Du hast recht geantwortet; thue das, so wirst du leben!" Denn was heißt das? Das heißt mit andern Worten: Du bist ein Bube in der Haut! Du hast noch gar nicht ein

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