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jenige, von welchem man am wenigsten ein Recht hatte, so etwas zu erwarten. Denn er gehörte ja einem mehr als halb heidnischen Volke an, wo die rechte Predigt des Wortes Gottes nicht im Schwange ging. Die andern neun waren Juden und hatten den Tempel und rechten Gottesdienst in Jerusalem; sie hätten daher wissen sollen, was sich geziemte, wenn sie eine solche Wohlthat genossen hatten. Aber sie tehren nicht zurück und zollen dem Herrn die gebührende Anerkennung nicht. Kein Gefühl der Dankbarkeit erfüllt ihre Herzen und kein Wort des Lobpreises für ihren gütigen Retter kommt über ihre Lippen.

Ja sie verschmähen es, sich noch einmal bei ihm sehen zu lassen. Wahrscheinlich haben die Priester, die unserm Heilande so auffäßig waren, sie abwendig gemacht und ihnen eingeredet, nicht dieser geringe Jesus von Nazareth habe ihnen geholfen, sondern der Gott Israels habe auf dem Wege ihr Gebet erhört und ihnen Kraft und Gesundheit wiedergeschenkt. Sie seien daher Jesu keinen Dank schuldig. Durch solche fromm klingende, aber teuflische Reden fallen sie alsbald vom Glauben wieder ab und verleugnen Christum und seine gnädige Hilfe. Undank ist der Welt Lohn.

Schau in dich und schau um dich, mein Zuhörer! Du und ich und wir alle stecken von Natur geistlich in derselben Not, in welcher diese Männer leiblich gequält wurden, nämlich in dem Aussat der Sünde. Auch dieser Aussat ist ansteckend; denn er erbt sich von Vater und Mutter durch die fleischliche Geburt auf Kind und Kindestinder fort. Ja dieser geistliche Aussaß der Sünde ist noch viel schlimmer als jener; denn er verderbt und zerfrißt nicht bloß den Leib, sondern auch die Seele und führt sein Opfer nicht bloß dem zeitlichen, sondern dem ewigen Tode entgegen. Auch ist er nicht bloß wie jener in den meisten, sondern in allen Fällen für alle menschliche Kunst und Weisheit, Kraft und Verdienst vollkommen unheilbar. Aber was hat Gott an uns gethan? Er hat uns, wie wir im ersten Artikel unseres christlichen Glaubens bekennen, nach seinem Bild erschaffen, uns Leib und Seele, Augen und Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben -wer dankt ihm dafür? Als wir geistlich ausfähig geworden und dem Tode anheimgefallen waren, hat er uns erlöst, erworben und gewonnen, wie wir im zweiten Artikel bekennen, von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blute und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben wer dankt ihm dafür? Er giebt uns noch heute sein Wort und Sakrament und durch sie

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seinen Geist und Gnade, der uns vom Aussat der Sünde reinigt und uns die ewige Gesundheit der neuen Kreatur schenkt wer dankt ihm. dafür? Mißbraucht nicht die ganze Welt alle Güter Gottes, sie seien leiblich oder geistlich, aufs allerschnödeste zur Sünde, Gotte zur Unehre und sich selber zum Verderben? Verhöhnt sie nicht Christum und seine Erlösung? Verspottet sie nicht Gott und sein Wort? Lästert sie nicht mit frechem Maule das Allerheiligste? Ja, Undank ist der Welt Lohn.

Willst du, mein Christ, zu dieser undankbaren Welt nicht mitgerechnet sein, wo find dann die Beweise deiner Dankbarkeit? Bist du dankbar, wo ist dann deine Demut, die dich vor die Füße Jesu niederwirft und ihm alles Gute zuschreibt? Wo ist dann deine Selbsthingabe und die Aufopferung deines ganzen Lebens im Dienste dessen, dem du das Leben und den Himmel und alles zu verdanken hast? Wo ist dann dein helfendes, rettendes Erbarmen gegen deinen Mitmenschen, der an dem gleichen geistlichen Aussaß wie du erkrankt ist? Wo ist dann der Eifer für das Reich Gottes, daß du nicht nur deine eigenen Kinder und Hausgenossen herzubringst, damit sie auch von ihrem Seelenaus fat gereinigt werden, sondern auch mit offenen Händen von deinen. irdischen Gütern hergiebst, damit die Botschaft der Erlösung hinausgesandt werde zu denen, die noch ferne sind und von diesem Erbarmer noch nichts gehört haben? Bist du dankbar, mein Christ, wo ist deine Standhaftigkeit im Bekenntnis der reinen Lehre des Evangeliums gegenüber allen Verfälschern der Wahrheit? Wo ist dein Haß gegen. die Sünde und alles gottlose Wesen? Wo ist dein Mut im Kampfe, deine Geduld im Leiden? Ja, wo sind die Beweise deiner Dankbarkeit? Wahrlich, Undank ist der Welt Lohn und sehr oft auch der Christen Lohn. So wahr das ist, so traurig ist es auch. Das laßt uns zweitens sehen!

II.

V. 19. Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen!

Als der Samariter zu Jesu zurückkommt und ihm sein dankbares Herz ausschüttet, was sagt ihm da Jesus? Spricht er etwa zu ihm: Das ist unnötig, das ist mir mißfällig, das ist gößendienerisch? Nein, er nimmt vielmehr seine Dantesbezeugung mit innigem Wohlgefallen an als etwas, das recht und billig ist, und drückt seinen großen Schmerz darüber aus, daß es nicht alle thun, wie er ein Recht zu erwarten hat. Und Gott befiehlt nicht nur: „Rufe mich an in der Not", und ver

heißt nicht nur: „So will ich dich erretten", sondern er gebietet auch: „So sollst du mich preisen" (Ps. 50, 17). Es ist also Gottes und unseres Heilandes Wille, daß wir ihm für seine Wohlthaten danken sollen. Ist es nun nicht ein schnödes, schändliches, teuflisches Ding, unserm himmlischen, ewigen, grundgütigen Wohlthäter seinen Willen nicht zu thun, der doch nicht mehr verlangt, als was recht und billig ist? Was kann es Traurigeres geben als den Undank des Geschöpfes gegen seinen Schöpfer, des Erlösten gegen seinen Erlöser, des Wiedergebornen gegen seinen Tröster!

Wir sehen ferner, wie wehe unserm Heilande der Undank thut. Er ruft voll Wehmut aus: „Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die Neune?" Welch eine tiefe Betrübnis spricht sich in diesen Worten aus! Sein Herz möchte weinen. Undant beleidigt unsern Gott. Er hat Himmel und Erde für uns mit seinen Gütern erfüllt; wie muß es ihn betrüben, wenn wir dafür keine Augen haben! Er hat sich uns zum Vater gegeben, und wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten" (Ps. 103, 13). Wie muß es sein zartes Vaterherz verlegen, wenn wir gegen ihn hart, stumpf und falt bleiben und kein Wort kindlichen Dantes über unsere Lippen kommen will! Der Sohn Gottes wird Mensch, uns zu suchen und selig zu machen, und wir fliehen ihn. Er weint uns nach, und wir spotten. Er stirbt für uns, und wir haffen ihn. Er vergießt sein Blut für unsere Schuld, und wir treten es mit Füßen. Er giebt sich für uns in den Tod, und wir speien ihm ins Angesicht. Kann es etwas Traurigeres geben als das? Muß ihm das nicht durch die Seele schneiden? Muß das nicht seinen gerechten Born erwecken?

„Hat sich sonst niemand gefunden, der Gott die Ehre gäbe, als dieser Fremdling?" ruft der Herr. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk" (Ps. 19). Die ganze sichtbare und unsichtbare Kreatur, so weit sie nicht in Sünde gefallen ist, preist ihren Gott und Schöpfer. Das ist der höchste Zweck ihres Daseins. Und wir sollten der Mund der ganzen sichtbaren Schöpfung sein und ihr Lob dem großen Gotte aussprechen. Was aber thut der Undankbare? Er thut noch heute, was jene Neune thaten, er nimmt Gotte seine Ehre und giebt sie sich selbst oder andern Kreaturen. Er ist der frevelhafteste Räuber, den es unter dem Himmel geben kann, er raubt dem allmächtigen Gotte, was ihm gebührt, die Ehre, daß er allein der Geber alles Guten ist. Oder gebührt solche Ehre Gotte nicht? Wem gebührte der Dank der zehn Ausfähigen,

wenn nicht Christo? Und wem gebührt der Dank für die Schöpfung, Erlösung und Heiligung, wenn nicht dem Schöpfer, Erlöser und Tröster? Wie traurig, daß der Mensch durch Undant so zum Räuber an seinem Gotte wird!

Jesus schreibt alles dem Glauben zu, um diesem Menschen und uns allen mit gewaltigem Nachdruck die Wichtigkeit des Glaubens an ihn zum Bewußtsein zu bringen. Damit stärkt er ihn zugleich darin, so daß er nun auch durch denselben Glauben die geistliche. und ewige Hilfe des Heilandes ergreift, nachdem er dessen leibliche. Wohlthat empfangen hat. Daß du leiblich rein geworden bist, will er sagen, ist ein Bild von der geistlichen Reinigung, die dir widerfahren. muß, wenn du zum ewigen Leben genesen willst. Die leibliche Reinigung hast du durch den Glauben an mich erlangt; fahre fort in diesem Glauben, wachse in diesem Glauben, halte fest in diesem Glauben, so wird er dir auch die Reinigung der Seele, Rettung von Tod und Hölle bringen. Indem du zurückkehrst und meine Gutthat anerkennst, opferst du Gotte Dank, und das ist der Weg, auf welchem dir Gott sein Heil zeigen, dich von Stufe zu Stufe nach dem seligen Ziele weiter führen will. Bleibe darauf!

Und was ist nun von dem allen die Kehrseite in Hinsicht auf die Neun, die nicht zurückkehrten? Sie sind durch ihren Undank wieder: von Christo abgefallen, sie haben den Glauben, der schon herrlich in ihnen zu leuchten begann, schändlich wieder verleugnet. Sie sind in das Reich des Teufels, aus welchem Jesus sie eben herausreißen wollte, wieder zurückgesunken. Der liebe Heiland ist so gründgütig, daß er den Undankbaren die leibliche Gesundheit, die er ihnen geschenkt hat, nicht wieder nimmt, er läßt sie im Genusse derselben. Aber das ist nun auch alles, was sie haben. Sie haben gefunden Leib, aber eine franke Seele. Sie haben dieses Leben gewonnen, aber das ewige verloren. Und was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele! Sie selbst haben von ihrem Undant den allergrößesten Schaden. Wie traurig ist das! Merken wir uns das, Geliebte, wer im Glauben bleiben und wachsen will, muß dankbar sein. Die Undankbarkeit erstickt den Glauben, und wo der Glaube wieder verloren ist, da ist die Vergebung der Sünden wieder verloren, da ist der Himmel verloren, da ist Gott verloren. Wie unbeschreiblich traurig!

O himmlischer Vater, gieb uns, daß wir schmecken und sehen, wie freundlich du bist. Schenke uns zu allen Gnaden auch die Gnade,

daß wir dir Dant opfern und auf dem Wege einhergehen, auf welchem du uns dein Heil zeigen willst. Lobet den Herrn, alle Heiden, preiset ihn, alle Völker! Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit! Amen.

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