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Am achtzehnten Sonntag nach Trinitatis.

Matth. 22, 34-46.

eliebte im Herrn! Zur Zeit, als unser Herr und Heiland Jesus Christus auf Erden erschien, war das ganze Volk der Juden von einer sehr lebhaften Erwartung erfüllt. Es war eine Erwartung, die sein Denken und Wünschen Tag und Nacht beschäftigte und einen gewaltigen Einfluß auf sein ganzes Thun und Lassen in Krieg und Frieden ausübte. Es war die Erwartung eines Messias, eines großen Propheten, eines herrlichen Königs, eines siegreichen Helfers und Erretters. Darum war die Frage sofort für jedes Kind verständlich, die Johannes der Täufer durch seine Jünger an Christum richtete (Matth. 11, 3): „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?"

Woher hatte das Volk diese Erwartung? Von dem großen Gott Himmels und der Erden, der sein Volk Israel einst mit gewaltigem Arm und starker Hand aus der ägyptischen Knechtschaft erlöst und unter mächtigen Erweisen seiner Gerechtigkeit und Gnade wohlbehalten durch das Rote Meer und die grausame Wüste nach Kanaan geführt hatte. Denn er hatte durch seinen Knecht Moses und alle folgenden Propheten die Verheißung gegeben und sie immer wiederholt und deutlicher erklärt, daß er einen Helfer senden wolle, einen Gesalbten denn das bedeutet Messias, der sein Volk aus den großen Nöten, die es betroffen hatten, erretten sollte. Und von diesem Messias hatte er zugleich gesagt, daß er ein großes, herrliches, allumfassendes Reich auf Erden gründen werde, und daß sein Volk mit ihm in seinem Reiche Herrlich siegen und triumphieren solle. Auf diese Verheißungen Gottes hin hegte das Volk die genannte große Erwartung, und nach der Weissagung Daniels mußte jezt der Zeitpunkt für sein Erscheinen eingetreten sein. Darum harrte die jüdische Nation in allen Ländern jezt fast mit fieberhafter Aufregung auf sein Kommen.

Aber ach! wie ist das Volk der Juden in der Hoffnung, die es sich gemacht, zu Schanden geworden! Warum? Hat Gott etwa nicht gehalten, was er versprochen hatte? Ganz gewiß! Bis auf den lezten

Buchstaben hat er wahr gemacht, was er zugesagt hatte. Denn „des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß" (Pf. 33, 4). Allein die Juden, durch ihre Priester verführt, hatten sich in ihrem fleischlichen Sinne ein falsches Bild, eine verkehrte Vorstellung von dem verheißenen Messias gemacht, indem sie einseitig fest= hielten und ins Jrdische verkehrten, was von ihm als dem herrlichen Könige gesagt war, und gänzlich außer Acht ließen, daß er auch als der Knecht Gottes um der Missethat willen seines Volkes gestraft und getötet werden sollte. Als er nun wirklich erschien, war alles, was er sagte und that und litt, seine ganze Gestalt und Geberde, so ganz anders, als ihr selbstgerechtes, irdisch gesinntes Herz gewünscht und erwartet hatte, daß sie ihn mit Verachtung von sich stießen und ihm zum Tode halfen. Darum stellt unser Heiland selbst in unserem Terte an die Juden, und ich stelle heute an euch, die Frage:

Wie dünket euch um Christus?

I. Was ist der Grund dieser Frage? 11. Was ist unsere Antwort darauf?

I.

V. 34-40. Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadducäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Geset? Jesus aber sprach zu ihm: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Her= zen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. In diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesez und die Propheten.

Die Sadducäer waren freche Leugner und Spötter des Glaubens an die künftige Auferstehung von den Toten. Jesus hatte ihnen das freche Spöttermaul gestopft, indem er ihnen ihre grobe Unwissenheit in der Schrift nachwies. Denn die Gewißheit der Auferstehung habe Gott schon mit den Worten ausgesprochen: Ich bin der Gott AbraHams, Isaaks und Jakobs, weil Gott nicht ein Gott der Toten, son

dern der Lebendigen sei. Als diese Feinde Christi so schimpflich abge= fahren waren, versammelten die Pharisäer sich, um mit ihren Waffen ihm auf den Leib zu rücken, in dem Selbstgefühl, daß sie ganz andere Leute seien als die Sadducäer. Und in der That, sie waren auch ganz andere Leute als jene Spötter; denn sie hielten am Buchstaben des Wortes Gottes fest und suchten das Gefeß mit äußerster Strenge durchzuführen. Allein gegen Christum waren sie eben so ohnmächtige Fliegen wie die Leugner der Auferstehung. Denn wer gegen den Felsen. Christus anläuft, der muß zerschellen.

Sie legen dem Herrn, um ihn aufs Eis zu führen, durch einen Schriftgelehrten die verfängliche Frage vor: Welches ist das vornehmste Gebot im Geset? Diese Leute hatten nämlich zum Geseze Gottes eine solche Menge von Zusäßen von ihren Aeltesten überliefert erhalten und selbst gemacht, daß sie nicht weniger als 613 Gebote zählten: 248 Gebote, so viele wie Knochen im menschlichen Körper sind, und 365 Verbote, so viele wie Tage im Jahre sind. Und da stritten sie sich nun herum, welches davon das wichtigste sei, das Gebot vom Sabbath, oder von den Opfern, oder von der Beschneidung, oder von den Reinigungen, oder welches. In diesen endlosen und unnügen Zank suchten sie unsern Heiland zu verwickeln, damit er sich Feinde mache. Aber er ließ sich nicht hereinziehen. Er fegte in seiner Antwort den ganzen Wust ihrer Menschensagungen und Spitfindigkeiten an die Seite und bezog sich bloß auf das, was Gott geboten hatte. Das ganze Gesetz Gottes aber faßte er zusammen in die zwei Punkte von der Liebe zu Gott und von der Liebe zum Nächsten.

Wenn Jesus von Gott redet, so meint er niemals einen andern, als den, der ihn gesandt hat, seinen lieben himmlischen Vater, der sich von Anfang der Welt bis hieher durch Wort und Werk als den einzig wahren und lebendigen Gott erwiesen hat. Dieser Gott hat Israel sein Gesek gegeben und verlangt darin von dem Menschen, daß er ihm das höchste, das Beste, das Edelste gebe, was sein Herz hegen, empfinden und thun kann, nämlich die Liebe. Und was für eine Liebe? Nicht eine solche, die sich auf Gott und die Welt verteilt, die Gott und dem Mammon zugleich anhangen will, sondern eine Liebe, die von · ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte kommt. Von ganzem Herzen soll der Mensch Gott lieben, so daß sein Wille mit. dem Willen Gottes völlig eins ist in Freud und Leid, in Glüd und Unglück, im Leben und im Sterben. Von ganzer Seele soll der Mensch Gott lieben, so daß seine Begierden und Empfindungen ihre Lust haben an dem, woran Gott seine Lust hat, nämlich am Wohlthun.

Von ganzem Gemüte soll der Mensch Gott lieben, so daß seine Gedanken Tag und Nacht auf Gott und sein Wort und sein Werk gerichtet find. Mit andern Worten: Mir soll gefallen, was Gott gefällt. Ich soll das Gute lieben, weil Gott es liebt, und das Böse haffen, weil Gott es haßt. Ich soll in allen Kreaturen Gott suchen und ihn ansehen als das Gut, welches grundgut ist, als das Höchste, Beste, Köstlichste, als den Urquell alles Guten, als das freundlichste Wesen, als den besten Freund, als den gütigsten Vater, und darum seine Gemeinschaft, seinen Umgang, sein Anschauen höher schätzen und mächtiger begehren als alles, was im Himmel und auf Erden ist, so daß ich ohne Gott in nichts Freude finde, aber mit Gott auch im Unglück getrost bin, ja das Kreuz, welches er mir auflegt, wäre es auch der Tod, für Gewinn achte. So singt der heilige Sänger (Ps. 42, 2. 3) inbrünstig: Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?“ Und Assaph (Pf. 73, 25. 26) drückt sein Verlangen nach Gott aus mit den ergreifenden Worten: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil." Ich soll also denken, wollen und fühlen, was Gott gefällt; ich soll reden, thun und vollbringen, was Gott gefällt; und zwar alles mit Lust und Freude und Dank, nicht, um etwas zu verdienen, nicht, um Strafe zu vermeiden, sondern weil es Gott gefällt und ihm Freude macht. Ich soll mich ihm mit Leib und Seele, mit allen Kräften und Gaben, mit allem, was ich bin und habe, was ich weiß und kann, für Zeit und Ewigkeit ergeben, ihm gehören, ihm dienen, ihm leben, ihm leiden, ihm sterben.

Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Warum? Weil es das Beste verlangt, wozu das menschliche Herz geschaffen und fähig ist, nämlich die Liebe; weil der Gegenstand dieser Liebe das Höchste ist, nämlich Gott; weil die Folge dieser Liebe das Köstlichste ist, nämlich Leben und Seligkeit, und endlich, weil aus dieser Liebe zu Gott alle andere Erfüllung des göttlichen Gesezes herfließt. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.

Wie liebst du dich selbst, mein Zuhörer? Zuerst liebst du dich selbst aufrichtig, ohne Heuchelei. Wohlan, liebe auch deinen Mitmenschen nicht bloß mit füßen Worten, mit freundlichen Gebärden, ihm ins Angesicht, sondern aufrichtig, wahrhaftig, von Herzensgrunde, auch hinter seinem Rücken, in deinem Bettämmerlein. Du liebst dich selbst

ferner inbrünstig und thatkräftig, du segest alle deine Weisheit und Kraft, alle dein Hab und Gut an deine eigene Rettung und Erhaltung. So liebe auch deinen Nebenmenschen mit herzlichem Erbarmen und laß dein Erbarmen zum Werk erblühen und zur That ausschlagen, wenn er in der Not seufzt und deiner bedarf. Du liebst dich selbst endlich beständig, zu allen Zeiten, an allen Orten, unter allen Umständen. So liebe auch deinen Miterlöften zu allen Zeiten ohne Ansehen der Person, ob er reich oder arm, gelehrt oder einfältig, hoch oder niedrig, Mann oder Weib, fromm oder gottlos, Lutheraner oder Katholik, Freund oder Feind ist; ob er es um dich verdient hat oder nicht; ob er dir's vergelten oder mit Undank lohnen wird; ob du ihm schon sieben Mal oder sieben und siebzig Mal vergeben hast. „Alles, was ihr wollt, das euch die Leute thun sollen, das thut ihr ihnen." So legt unser Heiland selbst (Matth. 7, 12) dieses Gebot aus, und wer das noch nicht verstände, dem macht er es noch deutlicher und nachdrücklicher mit den Worten (Matth. 5, 44-48): Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen; thut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Thun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und so ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich thut, was thut ihr Sonderliches? Thun nicht die Zöllner auch also? Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist."

Dieses Gebot ist dem ersten gleich, weil derselbe Gott es gegeben. hat, weil es dasselbe Ding, nämlich die Liebe, fordert und weil die Uebertretung desselben die gleiche Strafe nach sich zieht, nämlich Gottes Fluch und Zorn. Es ist aber nicht das erste, sondern das zweite, weil die Liebe zum Nächsten aus der Liebe zu Gott entspringt und folgt, nicht umgekehrt; weil wir nicht Gott um des Nächsten willen, sondern den Nächsten um Gottes willen lieben sollen.

In diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesez und die Propheten. Wer sie gehalten hat, der hat das ganze Gesetz Gottes erfüllt, und der Himmel gehört ihm. Wer eins oder alle beide nicht gehalten hat, der hat gar nichts von alle dem, das Gott fordert, gethan, und die Hölle ist sein Teil. Wo ist nun der vermessene Mensch, der sagen fann: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf? Ja, wo ist der Christ, der Prophet, der Apostel, der Heilige, der Märtyrer, der sich unterstünde, das zu sagen? Denn unser Heiland erklärt (Matth.

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