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und wir genießen eine goldene Gewissensfreiheit. Damit meinen wir nicht eine fleischliche Freiheit, eine Unabhängigkeit von Gott und seinem Wort, daß wir wie das liebe Vieh nur dem Bauche leben können, sondern vielmehr die Freiheit, daß wir uns nach Herzenslust in unserm ganzen Glauben und Leben uneniwegt an Gottes teures Wort halten dürfen, wie es lautet, ohne daß irgend ein Papst oder weltlicher Beamter uns dreinreden darf. Freilich baut uns auch die weltliche Obrigkeit keine Kirchen und sorgt nicht für den Unterhalt von Pastoren und Gemeindeschullehrern. Aber diese Lasten sollten wir mit tausend Freuden tragen, so lange wir dafür den köstlichen Schaß der Religionsfreiheit haben.

Bei diesen Betrachtungen muß uns der Inhalt unseres heutigen Tertes äußerst wichtig erscheinen, und wir thun wohl, wenn wir unter dem gnadenreichen Beistande Gottes des Heiligen Geistes zum Gegen= stand unserer Betrachtung in dieser Stunde und zu aller Zeit machen den goldenen Spruch unseres Heilandes:

Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.

I. Wie kommt Jesus zu diesem Ausspruch?
Was will er uns damit sagen?

11.

I.

V. 15-22. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in sei= ner Rede. Und sandten zu ihm ihre Jünger samt Herodes Dienern und sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und leh= rest den Weg Gottes recht, und du fragest nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. Darum sage uns, was dünkt dich? Ist's Ist's recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Da nun Jesus merkte ihre Schaltheit, sprach er: Ihr Heuchler, was ver= fucht ihr mich? Weiset mir die 3insmünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Ueberschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaifers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem

Kaiser, was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist! Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.

Im Vorhergehenden hatte Jesus den verstockten Pharisäern und selbstgerechten Juden durch Gleichnisse und unumwundene Worte das furchtbare Strafgericht angekündigt: „Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt" (Matth. 21, 43). Das war mitten in ihrer Hauptstadt, in Jerusalem, wenige Tage vor seiner Kreuzigung. Sie hatten schon so manche scharfe Wahrheit aus seinem Munde hinnehmen müssen und waren ihn längst bitterböse. Was thun sie jezt? Erschrecken sie über den schauderhaften Zustand ihrer Seele? Nein, sie werden ihm jegt mörderisch feind und hätten ihn am liebsten auf der Stelle gesteinigt. Allein sie fürchten sich vor dem Volke, welches ihm eben erst bei seinem Einzug in Jerusalem als seinem Könige zugejauchzt hat und jetzt alle Tage im Tempel seinen Predigten lauscht. Darum kommen sie zusammen und beraten sich, und sie fassen den Beschluß, ihn mit List in seinen Reden zu fangen, damit sie mit einem Schein des Rechts vor dem Volke ihn umbringen können. Denn einen gerech ten Grund, das sind sie sich vollkommen bewußt, können sie nicht vorbringen, ihn aus dem Wege zu schaffen; sie können ihm keine falsche Lehre beweisen, sie können ihn keiner Sünde zeihen. Also List und Tücke, Lug und Trug, Schmeichelei und Schalkheit, das sind die Waffen, die sie brauchen müssen, sonst können sie gegen diesen Mann nichts auszurichten hoffen.

Ihr höllischer Anschlag ist, die politische Lage ihres Landes zu einer Falle für Jesum zu benuken. Goit hatte dem Volk Israel verHeißen, wenn sie in seinen Geboten wandeln würden, so sollten sie ein gesegnetes Volk und mächtiges Reich sein und ihre eigenen Herrscher haben. Jezt waren die Juden unter die Botmäßigkeit des römischen Kaiserreiches geraten. Das war ihnen rein unbegreiflich und unerträglich. Sie dachten: Wir sind Gottes Volk, die Römer sind Heiden; wie verträgt es sich mit Gottes Verheißungen, daß wir ihnen dienen. müssen? Darum fannen sie fortwährend darauf, wie sie von dieser heidnischen Herrschaft loskommen könnten. Aber daran dachten sie nicht, daß Gott gesagt hatte: Wenn sie in seinen Geboten wandeln würden; nicht daran, daß Geiz, Wucher, Unzucht, Wollust, Lüge und Falschheit entseßlich unter ihnen im Schwange gingen; nicht daran, daß sie mit sehenden Augen ihren erschienenen Messias sahen und mit hörenden Ohren seine Stimme hörten und doch eben daran waren, ihn

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schmählich zu verwerfen und zu ermorden, daß sie also hundertmal nicht bloß des römischen Kaisers, sondern des Teufels Tyrannei verdient hatten.

Um Christum desto sicherer zu verstricken und zu fangen, bleiben sie selbst zurück und schicken bloß ihre Jünger oder Schüler, damit er meine, fie fämen in Einfalt des Herzens und aus löblicher Lernbegierde zu ihm. Zugleich schicken sie Diener und Parteigenossen des Herodes mit, der den Römern freundlich gesinnt war, damit sie Jesum sofort ergreifen und vor Gericht schleppen, wenn er etwas gegen die Römer sagen würde. Wird diese Gesandtschaft, dachten die Pharifäer, ihre Aufgabe erfüllen, so haben wir vor dem Volke desto größere Ehre davon, wenn wir ihn sogar durch unsere Schüler überwinden; wird sie aber vor ihm zu Schanden, so ist unsere Schmach vor dem Volke desto geringer; denn es sind ja bloß unsere Abc-Schüßen gewesen, die mit ihm verhandelt haben, nicht wir, die Meister, selbst.

Sie geben ihren Abgesandten eine füße Lockspeise und eine sehr flebrige Leimrute mit, um den verhaßten Paradiesesvogel zu fangen. Die Lockspeise ist eine Schmeichelei und die Leimrute ist eine Frage. „Meister, sagen sie, als sie zu dem Herrn gekommen sind, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrest den Weg Gottes recht und fragest nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen." Was sie hier von unserem Heilande rühmen, ist das höchste Lob, das einem Prediger des Wortes Gottes gegeben werden kann, und ist von Jesu in vollem Sinne wahr. Er ist wahrhaftig; er liebt die Wahrheit und haßt die Lüge von ganzem Herzen und meint es mit seinen Zuhörern aufrichtig, ehrlich und gut. Darum lehrt er auch den Weg Gottes, den Weg zu Gott, recht, offenbart uns die wahre Religion, den gottgefälligen Glauben, der unsere Seelen selig macht, und in seinem Munde ist kein Betrug erfunden worden. Und dabei fragt er nach niemand, ob einem Menschen seine Lehre gefalle oder nicht, und läßt sich dadurch nicht irre machen, ob die Weisheit dieser Welt sein Evangelium vor dem Richterstuhl ihrer Vernunft gut heißt oder nicht. Denn er achtet nicht das Ansehen der Person; Namen und äußere Vorzüge oder Nachteile machen bei ihm nicht den mindesten Unterschied. Ob einer Petrus oder Judas, Herodes oder Pilatus, Hannas oder Kaiphas, Pharisäer oder Bauer heiße, er sagt allen die gleiche Wahrheit und will bei allen das ganze Herz haben.

So sehr auch unser Heiland dieses Lob verdient hat, und fo freudig wir auch aus vollem Herzen in dasselbe einstimmen, so ist es doch im Munde dieser Leute, die es ihm im Auftrag der Pharisäer

spenden, nichts als gottlose Heuchelei. Denn es kommt aus einem falschen Herzen, welches mit Mordgedanken umgeht. Mit dieser Lobeserhebung haben sie ihm nicht eine aufrichtige Anerkennung aussprechen, sondern ihn tirre machen wollen, daß er sich zu gefährlichen Aussprüchen verlocken lassen und um den eigenen Hals reden sollte. Denn nun rüden sie endlich heraus mit der Frage: „Darum fage uns, was dünkt dich? Ist's recht, daß man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht?" Das war eine listige und verfängliche Frage, und sie glaubten ihn sicher in der Falle zu haben, er möge darauf antworten, wie er wolle. Sagt er ja, dachten sie, so wird er sich das ganze Volk auf den Hals heten; denn das haßt die röinische Herrschaft und bezahlt dem heidnischen Kaiser den Zins nur mit äußerstem Unwillen. Sagt er nein, so macht er sich die Römer zu Feinden, und die Diener des Herodes stehen dabei, um ihn sofort gefangen zu nehmen und vor Gericht zu bringen.

Allein wie „fähet er die Weisen in ihrer Liftigkeit und stürzt der Verkehrten Rat" (Hiob 5, 13)! Vor Jesu Augen liegen ihre Herzen. mit all ihren tückischen Anschlägen bloß und entdeckt. Er merkt augenblicklich ihre Schaltheit und beweist gleich auf der Stelle an ihnen selbst, daß er wahrhaftig ist und nach niemand fragt. Denn er reißt ihnen ohne Erbarmen die Maste vom Gesicht, indem er sagt: „Ihr Heuchler, was versucht ihr mich!" Hätten sie nicht verdient gehabt, daß er sich im Zorne von ihnen gewendet und sie dem Gerichte Gottes übergeben hätte? Aber der allbarmherzige Heiland war nicht erschie= nen, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde, und darum beantwortet er auch diesen gottlosen Buben ihre so übel gemeinte Frage. Weiset mir die Zinsmünze! spricht er, und als sie ihm einen Denar, ein römisches Stück Geld, in welchem die Steuern bezahlt werden mußten, darreichten, fragte er sie: „Weffen ist das Bild und die Ueberschrift?" Sie antworteten der Sache gemäß: Des Kaisers. Darauf gab unser Heiland nun die goldene Erklärung: „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist!"

Jeht waren sie selbst in die Grube gestürzt, die sie dem Sohne Gottes gegraben hatten. Kein Wort der Gegenwehr oder Entschuldigung wußten sie hervorzubringen. Voller Verwunderung über die göttliche Weisheit, die sie samt ihren liftigen Teufelsplänen völlig aus dem Sattel geworfen hatte, verließen sie ihn und gingen stumm davon.

Mit diesen ebenso herrlichen als kurzen Worten hat unser Heiland aber nicht bloß dort den falschen Juden geantwortet, sondern für alle Zeiten und alle Völker eine höchst bedeutsame Wahrheit ausgesprochen. Laßt uns darum zweitens noch sehen, was er uns damit sagen will.

II.

Wir Christen sind Bürger zweier Reiche. Als Menschen mit Leib und Seele, die einen Ort haben müssen, wo sie sich aufhalten, die Nahrung und Kleidung, Luft und Wasser bedürfen, die Aderbau, ein Handwerk, ein Geschäft treiben müssen, um Nahrung und Kleidung zu erwerben, die Schuß nötig haben gegen Feinde aller Art, Schuß für Leib und Leben, für Eigentum und Ehre, als solche sind wir Bürger und Unterthanen eines irdischen Reiches, und zwar des Reiches und Landes, in welchem wir uns befinden. Als gläubige Christen und Kinder Gottes aber sind wir Bürger des geistlichen, himmlischen Reiches, in welchem Jesus Christus als König regiert, und zwar mit dem Zepter der Gnade innerlich im Herzen, wo er himmlische Güter zu einem ewigen Leben im Anschauen Gottes austeilt und Schutz gegen die Feinde der Seele gewährt; wir sind Bürger des Reiches der Gnade, der Gemeinde der Heiligen, der unsichtbaren Kirche, eines Reiches also, welches nicht von dieser Welt ist, obwohl es in dieser Welt seine Früchte trägt, seine Siege erringt und seiner ewigen Vollendung entgegen= wächst. Was haben wir nun als Bürger dieser beiden verschiedenen. Reiche zu thun? Unser Heiland Jesus Christus, welcher Herr über beide ist, antwortet uns: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gotte, was Gottes ist!

Die erste Hälfte dieses Sages, wirft vielleicht jemand ein, kann doch wohl für uns nicht gemeint sein, die wir in einer freien Republik leben und keinen Kaiser über uns haben? Antwort: Der KaiserTiberius, welcher das Zepter über die römische Welt führte zur Zeit, als Jesus diese Worte sprach, war nicht nur ein Heide, sondern auch ein grausamer Thrann. Und doch sagt Jesus den entrüsteten, widerspenstigen Juden: Gebet ihm, was ihm gebührt. Und Paulus legt uns durch Eingebung des Heiligen Geistes diese Worte unsers Heilandes ausführlich auseinander, wenn er spricht (Röm. 13, 1—7): „Jedermann sei unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist teine Obrigkeit, ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit sehet, der widerstrebet Gottes Ordnung. Die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfahen. Denn die Gewaltigen sind nicht den guten

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