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Jesu getäuscht? Ist sie mit ihrer Hoffnung auf seine große Macht zu Schanden geworden? Wahrlich nicht; über Bitten und Verstehen hat er geholfen. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!

Sofort ist das glückliche Weib vor Schamhaftigkeit und Freude etwas unter die Menge wieder zurückgewichen, um verborgen zu bleiben. Aber da ergreift sie großer Schrecken. Denn Jesus, wie der zweite Evangelist umständlicher erzählt, fühlte alsbald an ihm selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider angerührt? Die Jünger, Petrus an der Spize, sagten erstaunt: Du siehest, daß dich das Volk drängt, und du sprichst: Wer hat mich angerührt? Und er sah sich um nach der, die das gethan hatte. Wie von einem Bligstrahl fühlte sich das erbleichende Weib von diesem Blicke getroffen. Sie fürchtete sich und zitterte; denn sie wußte, was an ihr geschehen war; kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Welch ein ergreifendes Wort: sie sagte ihm die ganze Wahrheit! Das war eben, was Jesus wollte: seine Wohlthat sollte ihm nicht gleichsam abgestohlen werden, sondern jedermann sollte erfahren, daß er von Herzen gerne helfe, wer nur zu ihm komme; daß niemand sich scheuen solle, vertrauensvoll bei ihm Erlösung zu suchen, wenn sein Leiden auch ein heimliches sei, dessen er sich vor den Menschen schämen müsse. Das zeigen gleich die überaus tröstlichen Worte, die er zu der aufrichtigen, geängsteten Seele vor allem Volke sprach: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage!" Nicht mein Kleid, spricht er, oder das äußerliche Anrühren desselben, das du ohne mein Wissen meintest thun zu können, hat dir Errettung aus deiner Krankheit verschafft, sondern dein Glaube an mich, das Vertrauen deines Herzens zu mir hat es gethan. Denn dadurch hast du nicht den Saum meines Gewandes, sondern mich selbst, wo ich am weichsten bin, in meiner Liebe, Güte und Barmherzigkeit, ergriffen und mich mit all meinem Leben, meiner Kraft, meinem Licht und meiner Seligkeit dir zu eigen gemacht. Gehe hin mit Frieden!

Und wie schmeckt und sieht nun der Synagogenvorsteher von Kapernaum die Freundlichkeit des Herrn Jesu? Als er die rührende Bitte seines Vaterherzens dem Herrn ausgeschüttet hat, da macht sich Jesus sofort mit ihm auf den Weg. Wie mag sein Herz in freudiger Erwartung jezt geflopft haben! Wie mag er mit eilenden Schritten vorangeflogen sein, daß Jesus und seine Jünger ihm taum nach

kommen konnten! Doch es währt nicht lange, da tritt seiner jauchzen= den Hoffnung schon eine Prüfung entgegen; denn das blutflüssige Weib hält den Herrn unterwegs auf. Aber er schöpft neue Hoffnung, als er sieht, wie mächtig uud herrlich ihr die Hilfe des Heilandes zuteil wird. Und als sie eben wieder weiter gehen, da begegnen ihnen etliche von seinen Dienern, die ihm die Meldung bringen: „Deine Tochter ist gestorben; was mühest du weiter den Meister?" Wie ein Donnerschlag trifft diese Nachricht sein aufgeregtes Herz. Mit brennendem Verlangen hatte er geeilt, um den starken Helfer an das Sterbebett seines Kindes zu bringen, ehe es seinen Geist ausgehaucht hätte. Aber es war zu spät! Nun ist alles vorbei! Das junge Leben ist entflohen, und niemand kann es zurückholen! Was soll ich dem freundlichen Jesus noch weiter vergebliche Mühe machen! Solche Gedanken der Anfechtung, der Schwachheit und des Zweifels stürmen durch seine Seele.

Doch das alles entgeht seinem Begleiter nicht, der wohl wußte, was im Menschen war. Er springt augenblicklich dem Versinkenden bei und reicht ihm die rettende Hand, indem er ihm mit holdseligen Lippen das Trostwort zuspricht: „Fürchte dich nicht, glaube nur!" Und als sie zum Hause kommen, da sind die Pfeifer und Klageweiber, die Verwandten und Nachbarn schon versammelt, um Anstalt zur Beerdigung zu machen, während sie pfeifen und heulen, ihre Brüste schlagen und Trauerlieder singen. Denn in dem heißen Morgenlande wurden die Toten schon wenige Stunden nach dem Verscheiden zu Grabe getragen. In göttlicher Entrüstung über die grausame Herrschaft, die der Tod über das arme Menschengeschlecht ausübt, ruft Jesus dem Getümmel zu: „Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft!" Die Antwort darauf bei dem leichtbeweglichen, oberflächlichen Pöbel ist Spott und Lachen. Solches Gesindel ist es nicht wert, daß es die Wundermacht des Heilandes schaut. Darum treibt er alle hinaus und läßt bloß Jairus und seine Gattin, sowie drei seiner Jünger als Zeugen, mit in die Leichenkammer treten. Wie mag das Herz der gebeugten Eltern in unbeschreiblicher Bewegung jedem Blick, jedem Wort und jeder Gebärde des Heilandes mit gespanntester Aufmerksamkeit gefolgt sein. Und da beweist er nun vor ihren Augen und Ohren die Wahrheit seines Wortes, daß es mit den Seinen, wenn sie sterben, nicht auf immer wie mit einem Tiere des Feldes aus ist, daß sie nicht in ein unbekanntes Land unwiederbringlich ihrem Schöpfer und Erlöser entführt werden, sondern daß fie vor ihm nur in einen sanften Schlaf sinken, und es ihn nur ein

Wörtlein tostet, sie aus demselben wieder aufzuwecken. Er ergreift die Leiche bei der Hand und spricht: „Mägdlein, ich sage dir, stehe auf!" Und die Tote schlägt die Augen auf, lächelt ihren Gott und Erlöser an, richtet sich in die Höhe, steigt von der Totenbahre herunter und sinkt ihren vor Freude weinenden Eltern in die Arme.

Wo sind die Lacher und Spötter geblieben! Und der Glaube des. Jairus, wie wächst er in diesen wunderbaren Minuten zur starten Eiche empor! Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!

Und dies Gerücht erscholl in dasselbige ganze Land. Ja, es ist bis zu uns in Amerika erschollen, und erschallt, Goit sei ewig Lob und Dant! noch heute von Tausenden von Kanzeln. O laffet auch. uns in unserer Sündennot, in unserer Todesnot nicht verzweifeln, sondern auf den Herrn vertrauen und bei ihm allein Hilfe und Trost. suchen, so werden auch wir noch heute schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist, wie willig und bereit, wie stark und mächtig er ist, uns aus der Gewalt des Teufels und des Todes zu erretten, uns alle Sünde zu vergeben, uns Trost und Frieden im Heiligen Geist zu schenken, uns das Sterben in ein Einschlafen zu verwandeln und einst aus dem Grabe wieder zu erwecken zu einem ewigen seligen Leben in seinem Anschauen!

Jesu, Sohn des lebendigen Gottes, herrlicher Erlöser, erbarme dich unser! Heile unsere Seele von der giftigen, verderblichen Krankheit der Sünde, stärke unsern schwachen Glauben und bewahre uns. vor den Spöttern. Sei uns freundlich, Herr unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände, auf daß dein herrlicher Name gepriesen werde in allen Landen und wir aus dem Tode zum Leben hindurchdringen! Amén.

Am fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis.

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Matth. 24, 15-28.

m Herrn Geliebte! „Jhr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man's salzen?

Es ist zu nichts hinfort nüge, denn daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten" (Matth. 5, 13). Was hiermit unser lieber Herr und Heiland Jesus Christus seinen Jüngern sagt, das gilt allen Kindern Gottes zu allen Zeiten, einem jeglichen in seinem Maße. Was das Salz für das Fleisch und andere Speisen ist, das sollen die Gottesfürchtigen für die Welt sein. Das Salz würzt nicht nur das Fleisch und macht es schmackhaft, sondern beizt es und erhält es frisch und bewahrt es vor Fäulnis. So sollen die Gläubigen aller Orten die Menschheit um ihre Sünden. und Laster durch ihre Predigt, durch ihr Bekenntnis und ihren Wandel strafen, damit nicht die Welt in ihrem geistlichen Tode anfange zu verwesen. Wehe, wenn das Salz dumm wird und seine salzige Kraft verliert! Dann ist es zu nichts mehr nuß, man muß es wegwerfen und zertreten lassen, und die Speise muß verfaulen. Wehe der Welt, und den Christen dazu, wenn diese sich nicht mehr als ein Salz erweisen und die Sünde strafen! Dann sind sie Gott und der Welt nichts mehr nüge und verdienen, daß Gott sie von seinem Angesichte wegwirft, und die Welt muß auf einem Haufen in Sünden, Lastern und Schanden. verrotten.

Zu Noahs Zeit war das Salz dumm geworden bis auf den einzigen Noah und die Seinen und die noch etwa lebenden Erzväter. „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche zubereitet zum Heil seines Hauses, da er einen göttlichen Befehl empfing von dem, das man noch nicht sah; durch welchen er verdammte die Welt und hat ererbet die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt" (Hebr. 11, 7). Er stand bei dem allgemeinen Abfall fest im Glauben und baute auf Gottes Befehl trok alles Spottes der Lasterknechte um ihn her die Arche, und durch solche That, wie auch durch seine Predigt, strafte er den Unglauben und die Sünde der Leute. Allein die Men=

schen wollten sich den Geist Gottes nicht mehr strafen lassen, sie achteten es nicht, bis die Sündflut kam und nahm sie alle dahin.

So waren zu Abrahams Zeit die Städte Sodom und Gomorra, die in einer paradiesisch schönen und fruchtbaren Gegend lagen, zu einem wahren Sumpf von Sünde und Unfläterei geworden; nur der einzige Lot, dessen gerechte Seele von den unzüchtigen Leuten Tag und Nacht gequält wurde, fürchtete noch den lebendigen Gott und strafte das Böse. Aber er mußte hören: „Du bist der einzige Fremdling hier und willst regieren?" Das Wort Gottes aus seinem Munde wurde schnöde verachtet, bis Gott durch seine Engel den gläubigen Lot herausführen ließ und die gottlosen Städte mit allem, was darinnen war, durch Feuer und Schwefel vom Himmel völlig zu Grunde richtete.

Sollte die Welt, die auch jetzt wieder in Verwesung übergehen will, sich nicht durch solche Beispiele des göttlichen Zornes erschrecken lassen, und sollten nicht wir Christen aufwachen aus unserer Trägheit, daß wir wieder mit heiligem Ernste zeugen, schreien und beten gegen das allgemeine Verderben der Sünde, das rings um uns her alles zu verschlingen droht? Dazu sollte wahrlich auch dienen die furchtbare Wahrheit, die der Sohn Gottes zum Schlusse unseres Textes uns zuruft:

Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.

I. Wie das sich an Jerusalem erfüllt hat; II. Wie das sich an der Welt erfüllen wird.

I.

V. 15-22. Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, daß er stehet an der Heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder, etwas aus sei nem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen. Wehe aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbath. Denn

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