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ßen, erklären, das ist doch vollendete Raserei; ja es ist ein wahnsinniger Ausbruch der Feindschaft des menschlichen Herzens gegen seinen Gott und Schöpfer. Wenn hingegen wir Christen von der Natur reden, so meinen wir die Schöpfung des allmächtigen Gottes, die er durch sein lebendiges Wort aus nichts ins Dasein gerufen hat; wir meinen Himmel und Erde und alles, was darinnen lebt und webt, mit allen Gaben und Kräften, Segnungen und Gütern, wie sie aus der Hand des allweisen Schöpfers hervorgegangen sind. Wir meinen also nicht etwas, das schafft, sondern das geschaffen ist; nicht etwas, das erhält und regiert, sondern das erhalten und regiert wird; wir meinen nicht etwas, das von selbst entstanden ist und sich aus sich selber genug ist, sondern etwas, das von dem ewigen Gott kommt und jeden Augenblic von seinem Urheber durch sein kräftiges Wort erhalten, getragen, bersorgt, geschüßt und in seinem Kreislaufe geleitet werden muß, wenn es nicht wieder zu nichts zerfallen soll. Und wir Christen begehen nicht die Narrheit, dem Erschaffenen zuzuschreiben, was dem Schöpfer gebührt; denn wir sind keine Feinde Gottes. Aus demselben Grunde geben wir auch nicht uns selbst die Ehre, wie es so viele machen, die ihrer eigenen Mühe und Anstrengung, ihrer Weisheit und Vorsicht, ihrer Geschicklichkeit und Behendigkeit, ihrem Eifer und Wachsamkeit, ihrer Sorge und Ausdauer beimessen, was sie Gutes erreichen und genießen. Wir machen vielmehr das Dankgebet Jakobs zu unserem Dankgebet im Unterschied von der gedankenlosen, fleischlich gesinnten Menge, die trog der Aufforderung von seiten unserer Obrigkeit nicht einmal an einem einzigen Tage des Jahres wirklich daran denkt, dem wahren Geber aller guten Gaben ein Wort der herzlichen Anerkennung zu zollen, sondern statt dessen in Saus und Braus und fündlichen Luftbarkeiten den Tag verbringt. Jakobs Dank soll unser Dant sein; und wem gilt er?

Jakob war vor seinem Bruder Esau nach Mesopotamien zu seinem Onkel Laban geflohen und hatte bei ihm zwanzig Jahre gearbeitet. In dieser Zeit hatte Gott ihn daselbst reich gesegnet. Er hatte ihn nicht nur auf seiner weiten gefahrvollen Flucht beschüßt und versorgt, sondern ihm auch bei Laban Weiber und Kinder, Knechte und Mägde, Rinder und Esel, Ziegen und Schafe in großer Menge beschert. Und jezt tehrte er als ein reicher, glücklicher Mann mit allem, was er hatte, nach dem Lande Kanaan zu seinem Vater Isaak zurück. Da hatte er nun die zwei großen Heere, in die er sein Besitztum geteilt, an sich vorbei und samt Weibern und Kindern, Knechten und Mägden über den Jordan ziehen lassen und blieb allein auf dem jenseitigen Ufer

zurück, als die Nacht daherfiel, um die Dankgefühle, von denen sein Herz bewegt war, vor Gott auszuschütten. Und da sprach er: „Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: Zeuch wieder in dein Land und zu deiner Freundschaft, ich will dir wohlthun!" Er wendet sich also nicht an die Natur, oder an den Zufall, oder an sich selbst, sondern an den wahren, lebendigen Gott, den persönlichen Gott, der aus seiner Verborgenheit hervorgetreten ist und sich dem Abraham, Isaak und ihm selbst durch Wort und That als den wahrhaftigen Gott offenbart hat. Der große Jehovah ist dem Abraham erschienen, hat mit ihm geredet wie ein Freund mit dem andern, hat ihn aus der heidnischen Finsternis seiner väterlichen Heimat herausgerufen, ihn nach Kanaan geführt, vor allen Feinden beschüßt, aufs reichlichste versorgt und ihm zwei kostbare Verheißungen gegeben, daß nämlich seine unermeßlich zahlreichen Nachkommen das herrliche Land Kanaan besigen, und durch seinen Samen, welcher ist Christus, alle Völker auf Erden gesegnet werden sollten. Diese Verheißungen hat Gott mit wahrhaftigem Munde dem Isaak und Jakob wiederholt und bestätigt. Diesen Gott hat er selbst zu Bethel im Traume oben auf der Himmelsleiter stehen sehen, und seine Stimme hat er mit eigenen Ohren gehört; und nun hat er mit der That und Wahrheit erfahren, daß der Gott seiner Väter hält, was er verspricht. Darum wallt sein Herz in freudiger Dankbarkeit zu ihm auf, und wes sein Herz voll ist, des geht sein Mund über.

Dieser Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich als Vater, Sohn und Heiligen Geist uns kund gethan hat, lebt noch heute, und was wir sind und können, was wir haben und genießen, verdanken wir ihm und niemand anders. Er hat sich auch uns, wie gesagt, durch Wort und Werk offenbart als den einzig wahren, lebendigen Gott, der uns erschaffen hat, der uns erlöst hat, der uns geheiligt hat. Und wenn wir wirklich wiedergeborne, gläubige Kinder Gottes sind, so haben wir es an unsern eigenen Herzen erfahren und erkannt, geschmeckt und gefühlt, daß er allein es ist, von welchem alle guten Gaben und alle vollkommenen Gaben herabkommen, daß wir in ihm leben, weben und sind. Wir laufen daher nicht wie das Vieh zum Troge; wir verschlemmen Gottes Gaben nicht, wie die Weltmenschen, in Sünden und Lastern, sondern wir beten wie der Pfalmist: „Aller Augen warten auf dich, Herr; denn du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit, du thust deine milde Hand auf und fättigest alles, was lebt, mit Wohlgefallen" (Pf. 145, 15. 16). Wir beten, wie Jesus

uns gelehrt hat: Unser täglich Brot gieb uns heute! Ihm allein gilt daher auch unser Dank, wie Jakobs, wenn wir zurückschauen auf die Wohlthaten, die wir im vergangenen Jahre auch im Leiblichen und Jrdischen wieder genossen haben. Wie muß daher unser Dank lauten?

II.

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V. 11. Ich bin zu gering aller Barmherzig feit und aller Treue, die du an deinem Knechte gethan hast; denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zwei Heere worden.

Jakobs Dant ist kein leeres Geplärre der Lippen, sondern kommt aus einem tiefbewegten Herzen. Und was ist es, was sein Herz bewegt? Einerseits ist es Gottes Barmherzigkeit und Treue, anderseits seine eigene Unwürdigkeit. Gottes Barmherzigkeit, daß er sich seiner in seiner Not so angenommen und ihn mit solchem Reichtum seiner Gaben überschüttet hat, steht ihm so riesengroß vor der Seele; Gottes Treue, daß er seine Verheißungen alle herrlich hinausgeführt und zur That gemacht hat, leuchtet ihm so überwältigend in die Augen, daß ihm aller Stolz und Eigendünkel, aller Selbstruhm von eigener Weisheit, Kraft und Tugend wie ein morsches Gebäude zusammenbricht und wie Nebel zerstiebt, und er bricht in die ewig denkwürdigen Worte aus: Ich bin zu geringe aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du, herrlicher, grundgütiger Gott Jehovah, an mir, deinem armen Knechte, gethan hast.

Aus solchem Herzen muß auch unser Dankgebet kommen, soll es in Gottes Ohren den rechten Klang haben. Laßt uns mit Daniel rufen: „Wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit" (Dan. 9, 18). Petrus fleht tief erschüttert über den erstaunlichen Fischzug, den ihm der Herr beschert hat, zu den Knieen Jesu: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch" (Luk. 5, 8). Und Paulus ruft uns zu (Röm. 2, 4): „Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet?" Denn wir müssen ja allesamt bekennen wie David (Ps. 103, 10): Gott handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt uns nicht nach unserer Missethat." Ja, wenn wir auch durch Hunger und Pestilenz, Krieg und Blutvergießen, Erdbeben und Landplagen, Krankheit und Tod umgebracht würden, so müßten wir doch, hätten wir es auch in der Heiligung noch so weit gebracht, mit dem

Schächer am Kreuze sagen: Wir empfangen, was unsere Thaten wert sind. Denn von Natur sind wir Empörer wider Gott und haben seinen Fluch verdient, und fündigen noch alle Tage mannigfaltig. Blicken wir doch nur ein wenig in uns und um uns! Wie sündigen nicht Eltern in der Erziehung ihrer Kinder, und Kinder gegen ihre Eltern in unserm Lande! Wie fündigen nicht Prediger des Evangeliums auf der Kanzel und unter der Kanzel, und Zuhörer am Sonntag und am Werktag! Wie fündigen nicht unsere Staatsbeamten durch Untreue und Bestechlichkeit, und das Volk durch Ungehorsam und Betrug! Wie voll sind nicht unsere Gerichtshallen von Meineid, Lüge, Ungerechtigkeit und Gewaltthat, unsere Märkte von falschem Maß und Gewicht, unsere Geschäftshäuser von Schwindel und Dieberei und allerlei öffentliche Pläge voll von Saufen und Fressen, Unzucht und Greueln aller Art! Wie ist nicht die große Menge in. fleischlichen Sinn, in Mammcnsdienst, in Hurerei und Ehebruch, in Kindesmord und alle Laster versunken und ersoffen! Wahrlich, wenn Gott uns verschmachten und zu Grunde gehen, sterben und verderben ließe, so thäte er recht, ganz recht. Statt dessen, welch eine unverdiente Barmherzigkeit hat er auch im vergangenen Jahre uns wieder erwiesen durch Versorgung und Beschüßung unseres Leibes und Lebens, unserer Familie und unserer Stadt, unseres Landes und unserer Obrigkeit, unseres Feldes und unserer Geschäfte! Welch eine unwandelbare Treue hat er uns erzeigt durch Erfüllung seiner Verheißungen an uns und unsern Kindern, durch Erhörung unseres Gebetes in gefunden und kranten Tagen! Wir müssen auch heute wieder mit unsern Kindern bekennen: Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen und Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuhe, Essen und Trinken, Haus und Hof, Aecker, Vieh und alle Güter, mit aller Notdurft und Nahrung des Leibes und Lebens reichlich und täglich versorget; wider alle Fährlichkeit beschirmet und vor allem Uebel behütet und bewahret. Und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne alle mein Verdienst und Würdigkeit; des alles ich ihm zu danken, zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin, das ist gewißlich wahr. Darum lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat" (Ps. 103, 1. 2). Denn er macht fest die Riegel deiner Thore und segnet deine Kinder drinnen. Er schafft deinen Grenzen Frieden, und sättigt dich mit dem besten

Weizen" (Pf. 147, 13. 14). Luft und Erde, Feuer und Wasser, Speise und Kleidung, Gesundheit und Kraft, grade Glieder, klarer Verstand, alles, alles ist Gabe Gottes. Die Frucht des Feldes, der Segen im Geschäfte, das Gedeihen der Kinder, die Bewahrung des Hauses vor Feuers- und Wassersnot, vor Dieben und Mördern, die Erhaltung des Friedens im Lande, der Sieg im Kriege, gute Obrigkeit und gerechte Regierung, die Gewissensfreiheit, der Beistand in der Trübsal, die Hilfe in der Not, die Verlängerung der Gnadenzeit, die Kirche, die Schule, das Wort des Lebens, alles, alles ist Gabe Gottes. Was hast du, das du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmest du dich denn, als der es nicht empfangen hätte" (1. Kor. 4, 7)? Das müssen wir einsehen, anerkennen, zugeben, ja mit freudigem Munde Gotte sagen und vor den Menschen aussprechen: das heißt Danken.

Soll aber unser Dank Gott wohlgefallen, wie Jakobs Dank, so muß auch bei uns hinfort folgen, was bei Jakob folgte. Er demütigte sich vor seinem Bruder, versöhnte sich mit ihm und teilte ihm von seinen Gütern mit; er pflegte seinen alten Vater bis an sein Ende und drückte ihm mit Ehrerbietung die Augen zu; er baute Altäre, opferte und predigte von dem Namen des Herrn und seinen herrlichen Thaten und Verheißungen seinen Kindern, Gesinde und allen, die es hören wollten; er wandelte in der Furcht Gottes und trug sein Kreuz mit Geduld bis an sein seliges Ende in Aegypten. Wohlan, laßt auch uns mit der That forthin an den Tag legen, daß unser Dank tein schnell verslackerndes Strohfeuer ist, sondern daß er aus einem aufrichtigen, demütigen und gläubigen Herzen kommt. Laßt uns nicht wegen des Segens Gottes uns über andere erheben, sondern vielmehr ernstlich und beständig darauf bedacht sein, daß wir Gottes Gaben recht anwenden und allen Armen, Kranken, Witwen und Waisen wohlthun und mitteilen; denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Laßt uns Eltern, Herren und Obrigkeit ehren, ihnen unsere Pflicht thun und für sie beten, damit der allgütige Vater im Himmel auch noch fernerhin uns und unsere Nachkommen seine unverdiente Gunst schenken könne. Laßt uns in der Furcht Gottes wandeln und in Geduld tragen, was er nach seiner Weisheit uns auflegen mag, damit wir uns seiner Barmherzigkeit nicht wieder verlustig machen; denn ohne sie haben und find wir nichts. Von seiner Gnade müssen wir leben, oder wir sterben; von seiner Barmherzigkeit müssen wir unser Dasein fristen, oder wir vergehen. Doch seine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu, und seine Treue ist groß. Laßt uns darum hier auf Erden schon beginnen, was

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