Zwölfter Vortrag. Du sollst nicht aussagen wider deinen Nächsten ein falsches Zeugniß.. Drei 8 hnter Vortrag. Bierzehnter Vortrag. Funfzehnter Vortrag. Sech s zehnter Vortrag. Gott ahndet die Sünden der Eltern an den Kindern.. Sieben zehnter Vortrag. Die Frömmigkeit der Eltern bleibt der Kinder Segen.... Achtzehnter Vortrag. Erste Predigt. (Einleitung.) Die zehn Aussprüche am Sinai. Auf Sinai's Höhen entspringt die Quelle, Und darin Waffer immer helle Wer sich an dieser Quelle labt, Der wird erquickt und kraftbegabt. Auf Sinai blüht ein Baum des Lebens Wohl dem, der seine Scheuer häuft Auf Sinai glänzet eine Sonne, Der Herzen Lust, der Seelen Wonne, Und wem ihr Licht das Aug' erhellt Die Lehre, die uns Gott gegeben, Dem, der das wahre Leben sucht. Wer ihre Vorschrift kennt und übt Das inhaltreichste Kapitel in der heiligen Schrift, meine Brüder! wurde euch vor wenigen Minuten vorgelesen. Es enhält die zehn Aussprüche am Sinai, die Worte des Bundes, den Gott mit Israel geschloffen, des Bundes, der erst dann seine Bedeutung ver lieren kann, wenn die Sonne aufhört, die Tage und der Mond sich) weigert, die Nächte zu erhellen, und die Grundpfeiler der Erde zu wanken beginnen und die Meere ihre Ufer überfluthen werden (Jer. 31; 35. 36). So lange aber die Erde ihren Lauf um die Sonne behält und der Mensch auf der Erde lebt und der Geist im Menschen denkt und das Herz im Menschen schlägt: so lange werden jene zehn Lehren ihre Gültigkeit behaupten, wir mögen sie von Seiten ihres hohen Alterthums, oder ihres heiligen Inhalts, oder ihres unaussprechlichen Segens betrachten, den sie in der Welt gestiftet und fortan stiften werden. Und so oft wir auch über diese Lehren gepredigt haben, sie sind nicht auszupredigen, diese Lehren, und unsre Vorträge darüber sind nur schwache Worte und Andeutungen. Und doch können und dürfen wir ein so reiches Kapitel nicht unbenußt lassen, so oft sich dasselbe bei unserm Gottesdienste dem Nachdenken darbietet. Doch werde ich euch heute das Ganze vor die Seele führen, indem ich: Ueber das Eigenthümliche der göttlichen Lehre am Sinai zu euch rede; in der Folge aber jedesmal einen einzelnen Ausspruch von jenen zehn Aussprüchen zur Sprache bringen. Betet, betet mit mir die Worte des Psalmenfängers Psalm 119; Vers 18. גל עיני ואביטה נפלאות מתורתך Oeffne mir die Augen, daß ich in die Tiefen deiner Lehre eindringe. Amen. I. Die Eigenthümlichkeit der Lehre am Sinai, das, was sie von den übrigen Vorschriften im Pentateuch unterscheidet, bestehet zuvörderst darin, daß jene zehn Aussprüche, von der höchsten Weisheit, von Gott unmittelbar herrühren. Es sprach der Herr alle diese Worte," heißt es in unsrem heutigen Schriftabschnitte (2 Mos. 20; 1).,,Alle diese Worte redete Gott zu eurer ganzen Versammlung," heißt es zu Ende derselben zehn Lehren, die Mose kurz vor seinem Tode dem gesammten Israel einzuprägen bemüht ist. (5 Mos. 5; 19). Frage nur nach bei der Vorzeit, ob seit der Schöpfung jemals ein Volk die Stimme des Herrn vernommen hat aus der Flamme und wäre am Leben geblieben“. (Das. 4; 32-34). Die größten, die weisesten unter den menschlichen Gefeß - gebern waren Menschen, voller Schwächen und Irrthümer, die sich bewußt und unbewußt ihren Geseßen und Lehren mittheilten. Gott aber ist der vollkommenste Geist (5 Mos. 32; 4) und vollkommen ist sein Werk. Die größten und weisesten der Gesetzgeber hängen mehr oder weniger mit den Gebrechen und Fehlern ihres Zeitalters zusammen und können den Einflüssen der Zeit unmöglich entgehen Gott aber ist über die Zeit erhaben und über ihn kann die Zeit keine Gewalt ausüben. Wie weit reicht denn der Blick und der Geist des weitschauendsten Gesetzgebers? Zieht die Gesezbücher der berühmtesten Nationen zu Rathe und ihr werdet euch überzeugen, daß nach kaum Einem Menschenalter die von ihnen herrührenden Geseye entweder ganz oder zum Theil ihren Werth und ihre Bedeutung verloren haben; sie mußten abgeändert, abgeschafft werden und neuen Plaß machen, die nach einigen Jahrzehenden dasselbe Schicksal hatten. Vor Gott aber liegen die Zeiten und die Schicksale enthüllt da. Alle nur erdenklichen Jahrtausende sind vor seinem Blicke Ge= genwart, und wie er der Geist der Welt ist: so ist er das Auge der Welt. Und dieser Gott, Er selbst hat jene Lehren gegeben! Und mit dieser ersten ist eine zweite Eigenthümlichkeit verbunden! Alles, m. Br., was von Menschen herrührt, sei es im Gebiete der Kunst, der Wissenschaft, der Staatseinrichtung, der Erfindungen schreitet fort, muß fortschreiten, so es seinem Zwecke entsprechend heilsam wirken soll. Die Zeit arbeitet au seiner Vollendung. Denkt an die schwachen Anfänge in der Naturkunde, in der Tonkunst, denkt an die fast kindischen Ansichten und Begriffe der frühern Weltweisen und der sogenannten Gottesgelehrten - denkt daran und vergleicht es mit der Höhe, auf der wir jezt stehen. Nur was unmittelbar von Gott herrührt, das kann nicht fortschreiten, weil es gleich beim Anbeginn vollkommen ist. Die Sonne, der Mond, die Fixsterne, die Planeten sind heutigen Tages noch, was sie am ersten Tage der Schöpfung waren; die Sonne nimmt nicht am Lichte, der Mond nicht am Glanze, die Sterne nehmen nicht an Größe und Ausdehnung zu. Die Steine und Metalle und Salze im Schooße der Erde bleiben, ihrer Natur nach, was sie waren, in ihrer Art sind sie vollkommen, denn bei Schöpfungen, an die der Mensch keine Hand gelegt, findet kein Steigen und Wachsen Statt. Und so ist's mit den zehn Lehren am Sinai! - Gotte8 gebre ift תורת ה' תמימה. vollkommen! (Ps. 19; 8.) Wie sie aus dem Munde des Herrn gegangen, hatten sie dieselbe Vollendung, die sie jezt haben, denn und das ist die dritte Eigenthümlichkeit jene Lehren am Sinai sind Vernunftwahrheiten, Wahrheiten, die sich durch ihre Vernunftmäßigkeit jeder Vernunft aufdringen. Die Wahrheiten in der Zahlenlehre, in der Größenlehre können nie anders werden. Nie wird die Vernunft der Vernünftigen behaupten, das Ganze sei kleiner als ein Theil desselben, oder umgekehrt; nie behaupten, ein Kreis könne auch Ecken haben, oder ein eckiger Körper bilde einen Kreis. Die Gefeße der Vernunft bleiben ewig dieselben. Und das behaupten wir auch von den zehn Lehren am Sinai! Rechnet ab, m. Br., was der Aberwig der alten und der neuen Zeit in die Lehren am Sinai hineingelegt und wollet in Gottes Lehren das nur lesen und finden, was in den Worten wirklich liegt, und die unverkünftelte Vernunft wird einer jeden der zehn Lehren ihren ungetheilten Beifall geben müssen (5 Mos. 4; 6). Ich frage jeden, der urtheilsfähig ist, was hat die forschende Vernunft über die Lehre von Gott und Gottesverehrung so viele Jahrtausende hindurch herausbringen können, was die ersten zwei Aussprüche nicht schon enthielten? Ein einig einziger Weltengeist der nicht durch Zeichen und Bild darzustellen ist im Geiste nur zu erkennen ist der mit dem Laster die traurigsten, mit der Tugend aber die seligsten Folgen verbunden hat bis in die spätesten Geschlechter (2 Mos. 20; 2-6). Sagt, wird die Vernunft je sich weigern, die Lehren, daß man den Namen Gottes nicht misbrauche; daß der Meineid die menschliche Gesellschaft gefährde, gutwillig zu unterschreiben? (Daf. 7.) Ist es etwa nicht vernunftgemäß, daß der Mensch, damit er nicht gänzlich der Bürde unterliege, mit der das materielle Leben und Treiben ihn belaste, Einen Tag in der Woche der Erholung und den höhern Interessen widme? (Das. 8—11.) Ist es nicht vernunftgemäß und zum Heile der menschlichen und bürgerlichen Gesellschaft unumgänglich nothwendig, daß das jüngere Geschlecht erzogen, und den Erziehern, damit sie ihr Amt gern verrichten, Achtung und Ehrfurcht zolle? (Daf. 12.) Sagt, was würde aus der Menschheit werden, wenn das Leben des Menschen; das zarteste Verhältniß in der Familie; das Eigenthum dem Menschen nicht werth und heilig bliebe. Ist es nicht zum Heil der Menschheit unumgänglich nöthig, daß an der Gerichtsstätte, wo es sich nur zu oft um Ehre und Leben des Menschen handelt, kein falsches und lügenhaftes Zeugniß zu dulden sei? Lehrt die Erfahrung es nicht, daß die böse Luft die Quelle und Mutter aller Laster sei, daher die |