ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

i

Etwas über Gottseligkeit.

[ocr errors]

Der heil. Paulus schreibt an Timotheum (1. Tim. 4, 7. 8.). "Er solle sich an der Gottseligkeit üben, weil sie zu allen Dinġen nüße sey, und die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens habe." In meiner Jugend, hörte ich eine Anekdote, welche in mir das erste Gefühl für Gottseligkeit aufregte. Es soll ein reicher Mann mit Mühseligkeit beladen zu einem Armen gekommen seyn, der immer fröhlich, heiter, und voll innrer Seligkeit gelebt habe. Folgende Unterredung begann:

Der Reiche. Wie komint es doch, daß ihr arm, und dabei doch immer so vergnügt seid?

Der Arme. Was fehlt mir denn? Ich habe einen so gütigen, gnådigen und liebevollen Gott im Himmel, über welchen ich mich unmöglich beschweren oder betrüben kann.

Der Reiche. Ja! aber euer Gott läßt euch doch Hunger, Durst und Bldße leiden, und ihr müßt so vieles entbehren, was zum Leben nöthig ist.

Der Arme. Leiden?

[ocr errors]

Wenn ich hungrig bin, so lobe ich Gott; dürftet mich, so lobe ich Gott; friert mich, so lobe ich Gott; ist mir's heiß, so lobe ich Gott! So weit läßt mich ver Allgütige nicht kommen, daß ich Ihn nicht loben könnte. Zu dem habe ich die frohe Aussicht auf ein ewiges Leben und die herzerhebende Zuversicht, daß ich ein Erbe der ewigen Seligkeit durch Jesu Verdienst werden soll. Was kann ich mehr begehren? Das Wenige, was ich hier brauche, läßt Er mir auch so gut schmecken, wie vielleicht einem andern das Vicle. So weit jene Anekdote.

[ocr errors]

Spürt man dem Herzen David's nach, so entdeckt man darin eine solche Fülle von Gottseligkeit, daß sie seine ganze itdische königliche Pracht und Herrlichkeit bei weitem übertrift. Es ist schon ein seltener Muth und ein ungestört zuversichtliches Vertrauen quf die Hülfe des Herrn, beim Anblick eines Goliath in Ihm. So steht der Gottselige, wenn die ganze Welt zittert, getrost und unerschrocken da, sich mehr über das Zittern wundernd, als über die Ursache desselben, und es geschicht Alles für ihn zum Lobe Gottes. Man kann wohl sagen, daß fast alle Werke, die Gott geschaffen, durch den Mund David's Gott gepriesen haben. "Es ist ein köstlich

Ding den Herrn zu löben; weiset die Werke meiner Hånde zu mir, spricht der Herr durch den Mund Jesaias."

[ocr errors]

Es thut dem Herzen innig wohl, zuweilen selbst im Elende Spuren von Gottseligkeit zu finden, zumal da solche heut zu Lage so selten anzutreffen ist. Einige Tage nach meiner Ankunft in Island besuchte ich in einer ärmlichen Wohnung an einem Sonntag Morgen eine Familie. Ein Theil der Leute war zur Kirche und die Uebrigen hatten sich eben vorbereitet, ihre häusliche Andacht zu verrichten. Meine Auge ruhte besonders, da ich die Sprache noch nicht verstand, auf einem stockblinden Greise, der in einem Alter von 85 Jahren war. (FS wurde gesungen, dann eine Predigt vorgelesen, wobei der Alte in dem Bette, welches er nicht mehr zu verlassen schien, in eine besondere Art von Entzückung kam, die meine mitleidende Stimmung in einen gottseligen Mitgenuß umwandelte. Ja! wenn der Mensch so ganz sich selbst zu vergessen und darin, was und wie Gott ist, sich hinein zu leben vers mag, da wächst Gottseligkeit auf.

Das große Werk, welches Jesus, der Sohn Gottes für das Wohl der Menschen ausführte, mit Allem verglichen, was' Gott schuf und wie Er fich offenbarte, zeigt klar, daß Gott den Menschen schuf und werden ließ, um sich selbst in ihm und durch ihn zu offenbaren und zu verherrlichen. Der Mensch wagt jeht diesen Gedanken nicht mehr zu denken, und das ist nicht gut. Der Mensch ist klein, schwach und elend; wir schen aber, daß dieser kleine, schwache, elende Mensch groß, stark und mächtig werden kann. Wer will es abwehren, wenn der Mensch, an sich klein, schwach und elend, durch Glauben Gott in ihm groß, stark und mächtig werden läßt?

Eben so liegt in dem Menschen, auch wenn er noch so unglücklich ist, ein unaufhörliches Streben nach Glückseligkeit. Dieses Streben ist eine Gabe Gottes und soll ein Zug zu Ihm selbst seyn, denn es ist keine wahre Glückseligkeit in dem ganzen Universum zu finden, als allein in Gott selbst. Der einzige furchtbare Fehler des Menschen ist: daß er nach dem Schaffenden trachtet, um für sich selbst zu schaffen, während kein Schaffen, sondern ein Beseligen und Beleben Noth thut in Allem, was schon geschaffen ist. Es gilt um das Wiederbringen und das Finden des, was verloren gegangen, und wie viel ist

durch Menschen verloren gegangen, und wer soll das alles wieder finden? — Gott selbst im Menschen!

[ocr errors]

In der Gottseligkeit übt man sich, nachdem man sich zuerst als einen Beweis für das Daseyn Gottes angesehen und sich dem Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher hingegeben hat, auf folgende Weise:

1. Daß man im Lichte des heil. Geistes immer tiefer und gründlicher zu erkennen suche, wie der Mensch ohne und außer Clott so gar nichts ist, und wie für ihn in keinem erschaffenen Gute Seligkeit zu finden sei.

2. Daß man täglich in Genuß und in Erfahrung der selis gen Nähe Gottes und Seines überschwenglichen Friedens in Seiner Kraft einhergehe und in Ihm erfunden werde, der unsere Gerechtigkeit und Stärke ist.

3. Daß man nur in Liebe, in Dankbarkeit und kindlichem Gehorsam zu Gott nahe und selbst für das Widerwärtige danke, in dem Glauben, daß alles zu unserm Besten dienet. Wer sich im Leiden gottselig findet, der steht in Gottes Gnade fest gewurzelt.

4. Daß man aus Liebe zu dem Heiland mit Ihm zu Grabe geht und sich doch zu Ihm elend, arm, blind und blos fühlt. Die wahre göttliche Größe leuchtet aus der Selbsterniedrigung des Sohnes Gottes hervor, darum auch alle Creaturen nicht dem Löwen sondern dem Lamme huldigen.

5. Daß man die Werke Gottes durch seinen Mund Gott preisen läßt, wie David, die drei Männer im Fcucrofen 2c. 2c. und

6. Also ein Organ der ewigen Liebe werde, fie verkündige, von ihr zeuge, sie verherrliche durch Wort und Wandel!

-

muß die Streitfucht

Himmlische Züge solcher Gottseligkeit finden wir in allen Büchern der heil. Schrift, und schön leuchtet sie vor allen aus den Herzen der heil. Apostel z. B. Apstg. 5, 41., wo sie fich höchlich freuen, würdig gewesen zu seyn, um des Namens Jesu Willen Schmach zu leiden. Wer den göttlichen Frieden erringen und bewahren will, der in sich überwinden und alles, was damit zusammenhängt. Nach den Verheißungen Gottes will Gott sich selbst zum Erbe geben, und hierzu erfüllte Jesus den Willen Gottes im Fleisch. Man erwäge: Gott der Allmächtige, Allgenugsame, Allgütige, Allerhöchste will sich den schwàchen und elenden Menschen zum

[ocr errors]

Erbe geben. Nicht sind diese Verheißungen den Menschen gez schehen, daß sie solche nun gleichsam pråtendiren und voller Ansprüche auf die Erfüllung dringen sollen. Er thut es, denn der Wahrhaftige verspricht nichts, ohne es zu halten, aber Er thut es nicht um sich zu verlieren, sondern um sich zu ge= winnen. Nur dann, wenn die Menschen ihre Seligkeit, wie Jesus, im Seligmachen und Beseligen anderer finden, wenn fie, aus Liebe, Gott Ihm doppelt wiederzugeben geneigt find, wenn sie lieber Alles verlieren, als einen Funken göttlichen Lebens und Wesens, - dann kann der Mensch zuversichtlich auf die Erfüllung der Gottes-Verheißungen in ihm rechnen und so hat der Gottselige die zuversichtliche Hoffnung ewigen Lebens. Wir werden hier zuerst in das Fremde gethan, wo wir Treue üben sollen: wer im Fremden treu erfunden wird, bekommt das Seinige anvertraut.

Die Gottseligkeit ist auch um deswillen zu allen Dingen nüße, weil sie nicht abstäßt, sondern anzieht. Es thut einem innig wohl, einem im Herzen recht selig lebenden Mitmenschen zu begegnen und Gott selbst hat Wohlgefallen an denen, die sich Seines Daseyns freuen und die Ihn in Beziehung auf ihre Eigenheit, fürchten. Wer über sich trauert und in Gott fich freuet, der erhålt Freude die Fülle und er weiß selbst kaum, woher sie kommt. Selig find die reines Herzens find, denn sie werden Gott schauen, sagt unser Heiland und hier ist eben an die Gottseligkeit gedacht. Der Mensch ist unfähig, sein Herz zu reinigen und unfähig daffelbe rein zu erhalten. Durch die Gottseligkeit geschieht beides, weil sie den ganzen Menschen durchdringt. Das gottselige Herz fordert alles auf, was vors handen ist, den Allgütigen zu lobsingen und zu preisen und wenn es keine Werke mehr findet, so muß der Geist Worte schaffen, wobei die Werke gleichsam zum Anhören aufgerufen werden, wie im Liede Moses (5. Buch Mos. 32, 1:).

Alle Seligkeit entsteht im Herzen, so auch die Gottseligkeit; die Erkenntniß an sich macht noch nicht selig, sondern die Frucht der Erkenntniß. Die Erkenntniß Gottes ist eine Empfängniß Seines Wortes; die Früchte des Geistes, als: Liebe, Freude, Friede, Sanftmuth, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube und Keuschheit (Gal. 5, 22.), die alle zur Gottseligkeit gehören, wachsen aus der Erkenntniß Gottes und aus der

Empfängniß Seines Worts. Himmel und Erde vergehen, aber Gottes Worte vergehen nicht, und der Gottselige betet nach Psalm 73, 25.: “Herr! wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bleibst Du doch meines Herzens Trost und mein Theil!"

G è da ne n.
danke

Ein Christ hadere und streite nicht, sondern bedenke, daß nur ein Jeder nach seiner Einsicht zu reden und zu handeln vermag. Das Licht leuchte!

Der breite Lebensweg heißt: aus sich hinaus leben, der schmale: in sich hinein leben (Luc. 17, 21.).

Wer sich in seiner Sünde wohl fühlt, kann nicht um Vergebung der Sünde bitten.

66

Der Heiland ist der wahrhaftige Arzt sowohl der Seelen als des Leibes. Wenn Er aber zum Kranken spricht: "stche auf!" so darf derselbe nicht liegen bleiben.

Nur durch den Gegensaß von dem, wodurch der Mensch gefallen ist, kann er sich wieder erheben:

Unglauben | Ursache des Glaube

[blocks in formation]

Ursache der Wic

dererhebung.

Der Christ muß zweimal ein Sünder werden: einmal durch das Gefeß, und dann durch das Evangelium. Das Lehtere hålt schwerer oft als das Erste.

Von dieser Zeitschrift erscheint alle 14 Tage,

jedesmal am Freitage, ein Bogen, wie gegenwärtiger. Der Preis des Jahrgangs ist 3 Mk. Schlesw. Hollst. Courant oder 1 Rthlr. 6 Gr. Sächsisch. Eine einzelne Nummer kostet 4 Schilling.

Red.: I. I. Theveny. Verleger: Hoffmann und Campe.

Hamburg, gedruckt bei J. G. Langhoff's Wittwe.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »