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wahrhaft geheiligten Sinnes man auch sonst an ihm wahrs nimmt. Solche blos äußerliche Gerechtigkeit, mit der man wohl vor der Welt glänzen kann, gilt vor dem Herrn, der das Herz ansiehet, nichts. “Wahrlich, spricht er, ich sage cuch, es sei denn, daß ihr umkehret, und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen" (Matth. 18, 3.) und: "Es sei, daß Jemand von neuem geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes koms men" (Joh. 3, 35.). Hier wird uns ein andrer Weg zum Seligwerden angewiesen, als der leichte, breite, bequeme und schlüpfrige Weg dieser Welt. Verleugnen sollen wir uns selbst, zur Kindes - Einfalt, Demuth, Anspruchslosigkeit · und gänzlicher Willenslosigkeit zurückkehren, das Kreuz auf uns nehmen und Jesu im Glauben nachfolgen (Matth. 16, 24.), wenn wir durch Seine Gerechtigkeit vor Gott bestehen wollen. Machen und beten (Matth. 26, 41.), kämpfen und ringen, leiden und dulden, glauben und lieben ist allein der Weg zur Seligkeit in Christo. Nur durch diese enge Pforte können wir zum Leben dringen. Dieser Gang gefällt freilich unsrer vers derbten Natur nicht, für diese ist der Weg dieser Welt lieblicher und anmuthiger; aber der Herr ruft uns zu: "cure Wege find nicht meine Wege." Das muß uns genug seyn zur Lehre und Warnung. Wie könnten wir es auch beffer haben wollen, als unser Herr und Meister! Nicht auf die äußern Werke und Thaten des Christen an sich sieht unser Herr und Heis land Jesus Christus, sondern auf das Herz und deffen Abfichten dabei. Hienach werden wir einst, wenn Er kommt, Seligs keit und Verdammniß empfahen. Sind unsre Gedanken nicht Seine Gedanken; ist unser Wille nicht stets Sein Wille; thun wir nicht alles, was wir thun, einzig und allein um Seinetwillen ohne Rücksicht auf uns selbst; ist Sein Leiden und Tod am Kreuze zu unsrer Versöhnung mit Gott nicht unser erster und legter Gedanke bei allem, was wir denken, wünschen, wollen und thun; mit Einem Worte: Ist die Liebe zu uns ferm gekreuzigten Heiland nicht die einzige Triebfeder aller unfrer Handlungen, haben wir uns selbst und unsern Vortheil dabei im Auge, so mögen wir Thaten thun, die das Wehl von Millionen unsrer Brüder befördern, und unsern Subm in ferne Länder verbreiten, wir haben denn doch nichts getyan,

das uns einst der Herrlichkeit bei Christo werth machen kann. Mer aber seinem

Waffer reichet zrmern Mitbruder auch nur einen Trunk

seiner Erquickung um Chrifti willen und im Glauben an Ihn, dem wird es angerechnet werden am jüngs ften Tage, als hätte er es Ihm gethan (Matth. 25, 31. ff.). Denn nicht die That an sich, die auch aus einem unreinen Herzen kommen kann, sondern die Liebe zum Erlöfer, die das Herz von Grund aus reinigt und erst zu guten Thaten kräftigt, ist es, die uns vor Gott wohlgefällig macht. Warum wollen doch so Viele mit sehenden Augen nicht sehen, und mit hörens den Ohren nicht hören! Ach, wie schrecklich wird einmal das Erwachen aus einer so stolzen und sorglosen Sicherheit seyn! Sie meinen, daß, wenn sie auch nicht sind wie sie seyn sollten (ob zwar es mit diesem Bekenntniß auch selten recht ernstlich gemeint ist), der liebe Gott werde es mit ihnen nicht so genau nehmen, Seelen und Seligkeit halber kdunten sie jeden Augenblick vor Gottes Richterstuhl treten. Aber ach, wie jammerlich betrügen sie sich! Anstatt, wie fie glauben, durch den Tod in die Gefilde des Friedens und der Seligkeit hinüber zu gehen, nehmen sie wie, der reiche Mann im Evangelio ein Ende mit Schrecken. Wie kann es auch anders seyn? Solche haben ja in ihrem Leben nicht Christo angehören wollen durch Glauben und Liebe, sondern dem Fürsten dieser Welt, der sein Werk in ihnen hatte, haben fie, ohne es sich selbst gestehn zu wollen, gedienet, und ihre Werke folgen ihnen nach. Wer ohne Christum gewandelt hat im Leben, kann sich Seiner auch unmöglich freun im Lode; außer Ihm ist aber kein Heil und Seligkeit zu finden (Apostelg. 4, 12.).

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O, daß doch der Herr uns Alle, die Er Seiner heilsamen Erkenntniß gewürdigt hat, erkennen und bedenken lehrte, daß zwar Seine Gedanken nicht unsre Gedanken und Ecine Wege nicht unsre Wege sind; aber doch so viel der Himmel höher ift, als die Erde, Seine Gedanken hdher, als unsre Gedanken, und Seine Wege höher, als unsre Wege (Jes. 55, 9.). Denn Seine Gedanken sind Gedanken des Friedens, und Seine Wege find eitel Güte und Wahrheit denen, die seinen Bund. und Zeugniß Halten (P. 5. 45, 10.).

Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld. (Gal. 5, 22.).

Leider muß man ja die Christen unterscheiden, in gläubige und ungläubige. Wenn einige Christen selber so verächtlich vom Glauben sprechen, dem Glauben so viel Schlechtes nachsagen, daß keine Ehre dabei ist, ihn zu haben, nach ihrem Urtheil, dann können sie unmöglich in der Benennung ungläubige Christen eine Verunchrung finden. Daher, wir laffen es so stehen: gläubige und ungläubige Christen.~

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Aber ist das nicht ein Widerspruch im Beiwort: ungläus bige Christen? Ein Widerspruch war das allerdings in der frühesten Zeit des Christenthums, als noch niemand ein Chrift ward, sondern Jude blieb oder Heide, der den Glauben nicht hatte an diejenigen Lehren, durch welche die christliche Religion fich als eine besondere von allen andern Religionen unterschied. Der Glaube war es, der die Menschen zur Taufe hinführte, durch welche Handlung ihr Glaube nur noch lebendiger, klarer, befestigter in ihnen ward, und in noch reicherem Maaße ihnen der heilige Geist sich mittheilete. ́Anders ist es jeht. Nicht ist die Taufe in unsern Zeiten eine leere Ceremonie, eine nichts gebende Gabe geworden für das Kind, welches getauft wird, sondern die Laufgabe wird nur bei Vielen durch einen hernach eintretenden Unglauben unterdrückt, gehemmt, nach menschlicher Wahrnehmung völlig erstickt und wieder hinausgeworfen aus der Seele. Den Namen behält man, das einzige von der Laufe, was übrig bleibt; das Wahre aber, Geist und Glauben, geht wieder verloren durch Unglauben. Der Bote des Friedens will nicht anklagen, allein klagen darf er doch, klagen, daß es viele Menschen giebt, welche Chriften heißen, die gleichwohl keine einzige Lehre annehmen, die der christlichen Religion eigenthümlich ist. Dieß ist des ganzen Christenthums Vorbild (2. Tim. 1, 13.), und Summa, darnach wir prüfen und ers kennen: Jesus Christus ist in das Fleisch kommen (1. Joh. 4.), und durch seinen Tod find wir Gott versöhnet (Råm. 5, 10.), wenn wir das glauben (Apostg. 13, 39.), an welchem Glauben die Liebe aufkömmt in uns (Röm. 5, 6 11.), also daß Christus für uns wird Christus in uns (Gal. 4, 19.), und wir von der Zeit an uns laffen regieren durch den heiligen Geist

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(2. Cor. 1, 21, 22.), zu guten Werken fleißig (Tit. 2, 14.), erinnert, selber ein Werk Gottes (Eph. 2, 10.), nicht aus den Werken (Eph. 2.), und um der Werke willen (Tit. 3.), unsre Seligkeit erwarten, sondern um der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit willen, wie sie einmal erschienen ist, da die Zeit erfüllet war (Gal. 4.), und darnach zeitlos und fleischlos (2. Cor. 5, 16.), erscheinet in ewiger Erlösung (Hebr. 9, 12.), mittelst des Wortes (Joh. 17, 17.), und des Sacraments (Jol. 6, 53, 54.). Das ist des Christenthums Vorbild und Suinma, davon wir fragen: Wird das wohl geglaubt von allen, die Christen heißen? Die das nicht glauben, deren find so Viele und stehen in so vielen nahen Verbindungen mit glâuz bigen Christen, daß diese wohl Ursache haben, an sich die Frage zu thun: Wie sollen wir in Absicht jener gesinnet seyn?

Antwort: Geduld haben, Geduld mit ihnen und Ges duld ihretwegen. Also muß sich aussprechen, wer selber es der göttlichen Barmherzigkeit danket, daß er zum Glauben gekommen ist, und seinen gläubigen Bruder anreden über die ungläubigen Brüder also: Wenn Gott mit ihnen Geduld hat, warum du nicht? wenn bei Gott die Stunde noch nicht geschlagen hat, da er ihnen so hell, wie dir, das Licht des Glaubens aufgehen läffet, warum wolltest du nicht Zeit geben, der du sie doch mit folcher Liebe nicht umfasseft, wie Gott thut? Was willst du behaupten, an ihnen sei eben so viel, ja noch mehr als an dir geschehen: woher' weißt du das? Und wenn sie auch dieselben Bücher gelesen, dieselben Prediger gehdret, denselben Andachten beigewohnt, eben so gläubige Lehrer gehabt haben, eben sö glåubige, gläubigere Freunde noch haben und eben so fördernde Erfahrungen gemacht haben, wie alles das du: hast du vergessen, daß zu dem Allen eine innere Bereitung, Erleuchtung, Unterdrückung des Einen und Freimachung des Andern in der Scele noch hinzukommen muß, eh der Glaube entsteht? und ist ihre Seele dir offen gelegen zu sehen, daß bei ihnen die göttliche Barmherzigkeit ganz daffelbe gethan hat? Das hast du nicht gesehen, darum mußt du Geduld haben. Du von Gott Geführeter, von dem Vater Gezogener, was weißt du, ob sie nicht fester gehalten werden von dem bösen Geist, der in den Kindern des Unglaubens sein Werk hat, während er

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Was

dich, von geringerem Werthe vielleicht für ihn, eher aus seinen Stricken hat losgelaffen? Habe Geduld mit ihnen! weißt du, ob sie nicht ihrestheils noch weniger' unempfindlich, noch weniger abgeneigt, noch weniger widerspånstig sich bewiesen haben bisher, als du früher gethan, nur daß die Gnade sie noch nicht also fest hat angegriffen, wie dich, und des Glaubens Wahrheit noch nicht vor ihnen, wie vor dir in solcher Klarheit und Herrlichkeit vorgestellet hat? Auch siehe dein Leben an und vergleich es mit dem Leben ungläubiger Christen. Bei deiner reinern Erkenntniß, bei den hdhern Kräften, die du hast, bist du dabei auch von schlechten Tharen, so wie in Unters drückung fleischlicher Lüfte so stark, so thatig und treu in deinem Beruf, als es mancher ungläubige Bruder ist? und findest du in keinem Stücke dich von irgend einem beschâmt? Was wirb er thun und leisten, der jeħt schon so viel, wenn er einft in dem Lichte sehen, in der Kraft gehen wird, darin du! und wie viel schöner wird er alsdann die ihm wiederfahrne BarmherzigEeit preisen als du, Kind des Reichs, er, der vom Morgen, er, der vom Abend! (Matth. 8.).

Geduld sollen die gläubigen Chriften mit den ungläubigen haben, wenn diese andre Wege wie wir gehn, wenn sie geringSchäßen, was wir hoch, wenn sie verachten, was uns über alles gilt, wenn sie spotten, was uns heilig ist, wenn sie zu hindern fuchen, worin wir das wahre Heil sehen, wenn sie nach ihrem Vermögen niederreißen, was wir aufbauen, und ihre Kenntnisse, ihre Talente, das Ansehn ihres Ranges und die Macht ihres Amtes dazu anwenden, daß unser Glaube unterdrückt werde und ihr Unglaube die Oberhand gewinne, wenn sie den fremden Becher, dargus zu trinken, damit zu weissagen doch Mancher von ihnen selbst nicht verschmäht (1. Mos. 44.), in unser Korn stecken, d. h. den Aberglauben bringen in unsern Glauben hinein und durch diese Lift, (oder ist es Frrthum?· Oft mag es Irrthum seyn), den Glauben als lächerlich und als verderbe lich darstellen, so viel an ihnen ist: das sollen wir leiden, tragen, mit Geduld ansehen, so viel es unser Beruf, unser Amt und Gottes Wort irgend zuläßt, ja, es mit Geduld anses hen, so lange bis sie es müde werden und ablassen von ihrem glaubenswidrigen Beginnen, aus Erschöpfung oder bis sie zu

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