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Göttliche

Traurigkeit.

Die göttliche Traurigkeit wirket eine Reue zur Seligkeit, die niemand gereuet, die Traurigkeit aber der Welt wirket den Tod. (2 Cor. 7, 10.)

Das wahre Christenthum besteht allein in reinem Glaus ben, in der Liebe und in heiligem Leben. Die Heiligkeit aber des Lebens entspringt aus wahrer Buße und Reue, aus Erz kenntniß seiner selbst, wenn ein Mensch täglich seine Gebrechen erkennen lernt und täglich sie beffert und durch den Glauben der Gerechtigkeit Christi theilhaft wird.

Zu diesem Zweck mußt du, lieber Christ, stets in kindlicher, unterthäniger Furcht Gottes leben und in deinem Gemüthe nicht allzu frei seyn, zu thun, was dem Fleische wohlgefällt. "Wir haben es wohl Alles Macht, sagt Paulus, aber es boffert nicht Alles.” Ein Kind im Hause darf nicht Alles aus eige nem Belieben, was ihm gut dunkt, thun, sondern muß sich vor dem Vater scheuen und nach seinem Wohlgefallen sehen. So muß auch ein Kind Gottes seinen Willen und seine Stimme in christlicher Zucht bewahren und nichts reden oder thun ohne Gottesfurcht, wie ein wohlgezogenes und furchtsames Kind zuvor den Vater ansieht, wenn es etwas reden und thun will, und Alles mit Fürcht thut.

Die meisten Menschen ergeben sich der Freude ohne alle Gottesfurcht. Besser ist, stete Furcht Gottes im Hers zen haben, als stete Weltfreude. Die Furcht Gottes ist ein Ursprung vieler Andacht und vieler Weisheit; aber durch die leichtfertige Freude der Welt verliert man die göttliche Weisheit, alle Andacht, alle Furcht Gettes.

Durch tägliche Reue und Ertädtung des Fleisches wird der Mensch täglich erneuert und dies bringt göttliche und himmlische Freude hervor; dagegen die Weltfreude Traurigkeit gebiert und einen bösen Wurm im Herzen. Wüßte der Mensch den großen Schaden seiner Seele, den großen Verlust an himmlie schen Gaben, der ihm durch Wollust des Fleisches und Weltfreude wiederfährt, er würde sich fürchten und erschrecken vor aller Weltfreude.

Zwei Dinge find, wenn die ein Mensch recht bedächte und in seinem Herzen betrachtete, so würde er von aller Weltfreude nie froh und von allem zeitlichen Unglück nie traurig werden. Das erste ist die ewige Pein der Verdammten und das andere ist die ewige Freude des ewigen Lebens. Aber der Leichtsinn unsers Herzens macht, daß wir keines dason recht bedenken. Darum komint auch so selten, weder heilsame Reue und Traurigkeit noch himmlische Freude in unser Herz.

Ein Christ soll keines zeitlichen Dinges sich so sehr freuen, als Gottes und des ewigen Lebens; so auch über kein zeitliches Ding zu sehr sich betrüben. Aber um eine verlorne Scele mag er all sein Lebtage trauern. Denn das zeitliche Gut der Christen kann nicht verloren werden man findets tausendmal im ewigen Leben wieder; aber eine verlorne Seele wird weder hier noch dort wiedergefunden.

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Eelig ist der Mensch, der göttlich traurig und geistlich und himmlisch froh seyn kann! → Oft lachen wir leichtsinnig, wo wir billig weinen sollten. Es giebt keine wahre Freiheit noch Freude, außer in der Furcht Gottes bei einem guten Gewissen. Ein gutes Gewissen kann aber ohne den Glauben und ohne ein heiliges Leben nicht seyn. Der Glaube und die göttliche Neue, welche der heilige Geist wirkt, beffern täglich die Gebrechen des innern Menschen. Wer nicht täglich an seinen Ges brechen beffert, der versäumt das Beste in diesem Leben, widerstrebt der Wiedergeburt, hindert das Reich Gottes in ihm und kann nie von der Blindheit seinics Herzens erlöst werden.

Derjenige ist ein weiser und kluger Mensch, der mit Fleiß Alles flicht und meidet, was die Heilung seiner innern Gebrechen und den Wachsthum in himmlischen Gaben verhindert. Selig ist der Mensch, welcher vermeiden lernt was seinem Leibe und Gut, sondern viel mehr Seele schädlich ist und was sein Herz beschwert!

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nicht nur was seiner

Lerne männlich streiten! Eine lange böse Gewohnheit kann durch eine gute Gewohnheit überwunden werden. "Laß tich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Bise mit Gutem.” Der Mensch kann wohl gebessert werden, wenn er nur seine Augen und Gedanken auf sich selbst, sauf seine Gebrechen richtet, und nicht auf Andre. Sich dich allemal crft selbst an, che du über Andre urtheilst; ermahne dich

felbst, ehe du Andre strafest,

und wären es deine liebsten Freunde

Und wenn du in göttlicher Traurigkeit und steter Reue lebst und darüber verachtet wirst und nicht viel Gunst unter den Leuten hast, traure darum nicht; aber darum traure, daß du ein Christ genannt wirst und nicht so christlich leben kannst, wie du solltest, daß du Christi Namen trägst und doch nicht viele christliche Werke thust. Es ist dir gut und heilsam, daß dich die Welt betrübt so erfreut dich Gott. "Ich, der Herr, wohne in der Höhe und im Heiligthum, und bei denen, so zerschlagenes und demüthiges Geistes sind, auf daß ich erquicke den Geist der Gedemüthigten und das Herz der Zerschlagenen" (Jes. 57, 15.).

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Die Freude in Gott und die Weltfreude sind ganz wider einander und können schwer, ja unmöglich zugleich in dem Herzen seyn. Sie haben ungleichen Ursprung die Welte freude wird in guten Tagen, aber die himmlische Freude in der Trübsal geboren.

Es ist nicht natürlich, daß ein Mensch sich in der Trübsal freue, daß er, “als ein trauriger, dennoch fröhlich sey, als ein Sterbender, doch nicht ertödtet, und als ein Armer, der doch Viele reich mache." Aber die Gnade bessert die Natur. So freuten sich die Apostel, daß sie würdig waren zu leiden um des Namens Jesu willen (Ap. Gesch. 5, 41).

Ein Christ ist ein neugeschaffenes Wesen, dem Trübsal Freude ist, der sogar der Trübsale sich, rühmt. Trübsal betrübt den alten Menschen, den neuen erfreut sie. Viel edler, ist die himmlische Freude als die irdische. Die Verachtung und die Schmach um Christus ist für Christen eine Freude. Wir sind aber selbst schuld, daß wir so selten die himmlische Freude erfahren, weil wir so sehr an der Weltfreude hangen.

Ein recht demüthiger Mensch -achtet sich vieler Leiden und Betrübnisse werth, und nicht werth des göttlichen Trostes. Je mehr er aber in seinem zerbrochenen und demüthigen Herzen sich desselben unwerth achtet, desto mehr würdigt ihn Gott Seines Trostes. Je mehr ein Mensch seine Sünden bereut, desto weniger Trost findet er in der Welt, ja, desto bittrer und schwerer wird ihm die ganze Welt.

Sicht ein Mensch sich selbst an, so findet er mehr Ursache

zu trauern, als sich zu freuen. Sicht er Anderer Leben an, so findet er mehr Ursache, um sie zu weinen, als sie zu benciden. Warum weinte der Herr um Jerusalem, die Stadt, die Ihn verfolgte und tödtete? Ihre Sünde und Blindheit war die Ursache Seiner Thrånen. Die größte Ursache zu weinen für uns, soll unsre Sünde seyn, und die Unbußfertigkeit der Menschen.

Gedächte ein Mensch so oft an seinen Tod und an dos Gericht, als er an die Erhaltung seines zeitlichen Lebens denkt, so würde er dfter trauern und sich ernstlicher bessern. Bedächte ein Mensch die Pein der Hölle, so würde ihm alle Luft dieser Welt vergehn und in große Bitterkeit verwandelt werden, und das größte Leiden der Welt würde ihm süß werden gegen die ewige Pein. Weil wir aber die Schmeicheleien des Fleisches so lieb haben, so werden wir nicht zu einer so brünstigen `Andacht entzündet.

Ueberhaupt muß ein Christ wissen: Geht es ihm äußerlich wohl, und lebt er in weltlicher Freude, so ist das des Geistes Lod; kreuzigt er aber den Leib sammt den Lüsten und Begierden, so lebt der Geist. Eins ist des andern Lod. Soll der Geist leben, so muß der Leib geistlich sterben, und zu einem lebendigen Opfer dargestellt werden.

Alle Heiligen von Anbeginn haben so gelebt, sie haben mit Danksagung ihr Thränenbrodt gegessen, und mit Freuden ihren Thränenbecher getrunken (Ps. 80, 6. 42, 4.). Solches Thrȧnenbrodt macht den Glauben süß, und solcher Trank wird ge= preßt aus der zarten Traube eines andächtigen Herzens durch mehr Buße — und das ist die Reue zur Seligkeit, die niemand gereuet.

Dagegen wirkt die Traurigkeit der Welt den Tod. Die Traurigkeit der Welt entspringt aus dem Verlust zeitlicher Güter und zeitlicher Ehre, worüber viele Menschen in solche Traurigkeit gerathen, daß sie sich selbst erhenken und erstechen, wovon viele Erempel geschehn sind unter den Heiden - Christen sollten es ja beffer wiffen! Sollte der Verlust zeitlicher Güter einem Menschen das Leben kosten, da doch das Leben beffer ist, als alle Güter der Welt?

Traure nicht um den Verluft zeitlicher Güter, fondern um den. Verlust des ewigen Gutcs. Die zeitlichen Güter besigen

wir eine kleine Weile, und im Tode werden wir derselben alle beraubt, und werden alle gleich arm werden, und “unsre Herrlichkeit fähret uns nicht nach" (Ps. 49, 18.), die Schniach des Todes tragen wir alle eines Königes Leib muß verfaulen und verwesen, wie des årmsten Bettlers. Da ist sagt Sa lomo (Pred. 9, 4.) — "ein lebendiger Hund beffer, als ein todter Löwe." Aber Gott wird die Schmach des Todes einst hinwegnehmen von Seinem Volke, Er wird den Tod verschlingen ewiglich, und alle Thränen abwischen von unsern Augen.

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Darum betrübe dich nicht so sehr um des Zeitlichen willen. Es ist die ganze Welt so viel nicht werth, als deine Seele, für welche Christus gestorben ist. Liebe das Zeitliche nicht zu sehr, damit es dich nicht bis in den Tod betrübe, wenn du es verlierst; du mußt es doch endlich im Tode verlieren. "Die Ars beit der Narren wird ihnen sauer," sagt Salomo (Pred. 10, 15.). Ein Weltkind erwirbt seine Güter mit saurer Arbeit, besigt fie mit großer Furcht, und verläßt sie mit vielen bittern Schmerzen. Das ist die Traurigkeit der Welt, welche den Tod wirket. Welche "das große Thier" — die weltlichen Reichthümer und weltliche Pracht angebetet haben, die finden keine Ruhe (Offenb. 14, 11.). Sie sind gleich den Kameelen und Maulthieren, auf denen man über die hohen Gebirge köstliche Seidenwaaren, Edelsteine, Gewürz und edle Weine führt, die mit vielen Trabanten umgeben sind, welche ihnen aufwarten und bei ihnen her laufen, weil sie mit solchen Kleinoden belastet sind. Kommen sie aber in die Herberge, so werden ihnen die bunten Decken und die köstlichen Sachen abgenommen, und fie behalten nichts als Schläge und Striemen und Müdigkeit, und werden im Stall allein gelaffen. So hat ein Mensch, der Seide und Kronen getragen und hoch gestanden hat in dieser Welt, am Abend seines Abschiedes nichts mehr davon, als die Striemen und Schläge feiner Sünden, die er begangen hat durch den Mißbrauch seines Reichthums.

Darum lerne die Welt verlaffen, ehe fie dich verläßt! Sie wird dich sonst aufs schmerzlichste betrüben. Wer mit seinem Herzen in seinem Leben die Welt verläßt, che er sie mit dem Leibe verlassen muß, der stirbt fröhlich und ihn kann nichts Zeitliches betrüben. Als die Kinder Israels im Begriff waren, Aegypten zu verlassen, legte ihnen der Pharao immer unertråg

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