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Hände des lebendigen Gottes zu fallen, in Seine Hände gang fallen zu müssen und nicht zu wollen! Das fühlen Viele in voraus wohl, aber es liegt ihnen daran, dieses ihr eigenes Vors gefühl zur Lüge zu machen; und wenn sie etwa ihres Gewiffens lauter und lauter werdende Stimme damit beschwichtigen wollen, daß sie sprechen: es ist nichts mit dem Jenseits, ist nichts jenseits des Grabes für uns! ‹- so können sie den Widerspruch dagegen in ihres Herzens Tiefe nicht unterdrücken, fühlen, daß sie sich selbst täuschen, und wollen, doch dieser Selbsttäuschung nicht entsagen. Dieser innere Zwiespalt und Widerspruch gegen sich selbst ist auch Unseligkeit: schaudern vor der Vernichtung durch den Tod, schaudern vor dem Leben nach dem Tode, wohin dann? nicht vor Gericht wollen, und doch vor Gericht müssen, sich selbst überreden wollen, es sey kein künftiges Gericht, und fich nicht davon überreden können, das heißt auch unter dem Born Gottes stehen. Wenn es denn endlich Ernst wird mit einem Menschen, wenn alle jene Künste der Selbsttäuschung nicht mehr ausreichen wollen, alle jene Hüllen nicht mehr vers mögen, die eigene: Blöße vor den eigenen Augen zu decken, wenn Gott, als der gerechte, eifrige, heilige Gott, in dem durch Sein Gefeß und Wort überhaupt geschärften Gewiffen des Menfchen Seinen Richterstuhl aufschlägt, wenn Gott, in sich selbst ewig die Liebe, ihm sich zu erkennen gicht, als den, welcher der Sünde und dem Sünder ein verzehrend Feuer ist, wenn der Mensch nun fühlt, daß er vor Gott nicht bestehen, und Gott nicht entflichen kann, wenn es dahin mit irgend einem gekommen ist, was wird dann, was soll dann werden aus ihm? wer weiß ihm zu rathen, zu helfen, ihm, der weder auss weichen kann zur Rechten oder Linken, noch ausdauern auf dem Punkte, auf welchem er jeßt sich selbst erblickt? — Will man, er foll sich zerstreuen, er soll sich das, was ihn beunruhigt, aus dem Sinne. schlagen, foll den Blick abwenden von sich selbst wieder nach außen hin: so ist das, abgesehen davon, daß dieser Rath nur wieder auf Täuschung, nur wieder auf Eins schläferung am Rande des Abgrundes, anstatt auf Errettung von demselben. hinausgeht, auch völlig vergeblich, denn jene Mittel und Künfte der Selbstberuhigung sind von ihm ausgebraucht, verbraucht, ihm nun durch die Macht der Wahrheit aus den Hånden gerissen, und so ganz zu nichte gemacht, daß

er kein Vertrauen mehr zu ihnen haben kann. Will man zu ihm sprechen: es steht so schlimm nicht mit dir, wie du meinst, mit alle dem, deffen du dich beschuldigen kannst, hat es doch so viel nicht zu bedeuten: so kann ihn das nun nicht mehr tråsten; er hat lange genug sich selbst auf diese Weise getröstet, und jezt ist ihm die Wahrheit schon so nahe getreten, daß er sich selbst nicht mehr belügen kann. Will man, mehr dank freilich bedacht auf Beruhigung für den Augenblick, als auf gründliche Heilung des Uebels, nach jedem, gleich viel welchen, zu diesem Zwecke dienlich scheinenden Mittel greifend, immer noch mildernd, seine, ihm selbst groß dünkende Schuld verkleis nernd zu ihm sagen: das, was du versehen haben magst wird Gott dir leicht vergeben; so kann er nicht mehr eingehen in folche Verstellungen, die nur dazu dienen, dem Menschen die eigentliche Natur des Verhältnisses, in welchem er als Sünder zu Gott steht, zu verbergen, und er kann nicht umhin, zu fras gen: wer bürgt mir dafür, daß Gott mir vergiebt? Redet man in demselben Sinne zu ihm von der Güte, Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes, wie so gar gewdhnlich auf die Weise, als könnte und wollte Gott von Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit, Seiner Liebe zu Gefallen, gleichsam etwas nachlaffen, als wäre Er gleich den, thdrigten Eltern, die ihr ungerathenes Kind durch übel angebrachte und übel verstandene Liebe nur immer mehr verderben: so vermag er folchen, nicht in Gottes Namen, sondern aus menschlichem Wahn, ohne Grund ihm angebotene, Gnade nicht mehr zur Stillung seines Herzens zú gebrauchen. - Wer ihn wahrhaftig, gründlich, auf immer bes ruhigen will, also daß seine Unruhe der Uebergang zu wahrer Ruhe, zu wahrem Frieden werde, der muß auf eine zuvers läffige Weise in Gottes Namen Vergebung ihm anbieten, muß ihn überzeugen können, daß Gott, trok dem, daß Er ist der Gerechte, Heilige, Eifrige, ja ohne auch nur einen Augenblick und im Geringsten aufzuhören dieses zu seyn, ihm vergeben, wolle und könne. Nimmermehr mag ihm aber diese Ucberzeus gung gegeben werden, so daß sie unerschütterlich fest gegründet sey, als wenn er hingewiesen wird zu dem Sohne Gottes, der, menschliche Natur an sich nehmend, in die Welt kam, die Sün der felig zu machen von ihren Sünden, zu dem gerechten Mittler, zu unserem Herrn Jesu Chrifto. Verkündigt und

angeboten werde ihm die Gnade Gottes in Christo, welcher die Versöhnung ist für unsre, auch für seine Sünden, und nicht für kleine, sondern große, nicht für wenig, sondern viele Sünden. Hier, bei dem Herrn Jesu findet er wahrhaftig, was sein Herz stillet, was sein dringendstes Bedürfniß befriedigt; denn hier ist der Geliebte, in welchem der Vater uns bei sich selbst hat angenehm gemacht, indem derselbe, Gottes eingeborner Sohn, in unserer, Natur, als Mensch auf Erden lebend, leis dend, sterbend, bei den schwersten, heißesten Prüfungen willig von dem Geiste Gottes durch Leben, Leiden und Tod· zur Herrs lichkeit sich führen ließ, also als Mensch durch den heiligen Geist ohne allen Wandel Gott sich opferte, als Gottmensch für unseren Ungehorsam Seinen Gehørsam, für unsere Ungerechtigs keit Seine Gerechtigkeit, für unsere Schuld Sein überschwenglis ches Verdienst vor Gott brachte, und für uns bürget und hafs tet bei Gott, daß Er will wieder gut machen, Er, dem von Rechswegen gegeben ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden, wieder gut machen, was unsere Sünde, was wir durch unsere Sünde nach allen. Seiten hin verdorben haben, will befriedigen alle die gegen uns zu klagen haben, will und kann vor Allem Gott zufrieden stellen mit und über uns, indem Er, in dessen Person die Menschheit schon angenehm ist bei dem Vater, uns in sich aufnimmt, so fern wir nur Ihn wollen aufnehmen in uns, Ihn, der Wohnung bei uns machen, uns zu sich ziehen will durch Seinen Geist, auf daß wir in Ihm seyen, wie Er in Gott, und durch Ihn eins mit Gott, auf daß wir, in Kraft Seiner Liebe, in Kraft Scines Liebesgeistes, der, in unsere Herzen ausgegoffen, mehr und mehr unser ganzes Wesen und Leben von innen nach außen durchdringet, mehr und mehr der Sünde, uns selbst absterben, und mit Christo in einem neuen Leben wandeln, im Leben des Geistes, und nicht mehr im Leben des Fleisches.

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Siehe hier, bei dem Herrn Jesu, und bei Ihm allein, ist wahre Ruhe für die Herzen der Sünder zu finden, aber nur Ruhe noch mitten in Unruhe, Frieden noch mitten im Kampfe, bis der alte Mensch völlig getödtet, der Mensch, völlig seinem Ich gestorben, ganz und gar in dem Herrn erfunden wird, ganz und gar glaubend, liebend, sehnend, kämpfend, wachend und betend den Herrn Jesum Chriftum gewonnen hat.

So tine, wahrhaftig nicht, weder dem Stolze noch der Trägheit und Sicherheit schmeichelnd, sondern beruhigend, trdstend, aufrichtend wohl, aber nur indem es zugleich ist weckend, treibend, stärkend zu einem göttlichen Leben; so, in diesem Sinne, aus dem Evangelium, als aus Jesu Munde, tone in der christlichen Kirche fort und fort das Wort: Dir sind deine Sünden vergeben!

Dein Reich komme.

(Matth. 6, 10.)

Von Dr. M. Luther..

Dies zweite Gebot, wie die andern, thut zwei Dinge, ers niedert und erhebt uns. Erniedert, damit daß es uns zwinget zu bekennen mit eigenem Munde unfer groß, kläglich Elend. Erhebt aber, damit daß es uns zeiget, wie wir uns in solchem Erniedern haben sollen. Also hat ein jeglich Wort Gottes die Art, daß es erschreckt und tröstet, schlägt und heilet, zubricht und bauct, reißet aus und pflanzet wieder, demüthiget und erhebet.

Zum ersten demüthiget es uns, daß wir bekennen öffentlich, daß Gottes Reich noch nicht kommen sey zu uns. Welches, so es mit Ernst bedacht wird und gründlich gebetet, ers schrecklich ist, und ein jegliches frommes Herz billig betrüben und fast kümmerlich bewegen soll. Denn daraus folget, daß wir noch verstoßen, im Elend und unter grausamen Feinden find, beraubt des allerliebsten Vaterlandes.

Welches denn zween leidige, klågliche Schäden find: Der erste, daß Gott der Vater beraubet ist Seines Reichs in uns, und der ein Herr in allen Dingen ist und seyn soll, allein durch uns solcher Seiner Gewalt und Titel verhindert ist. Das mus ohne Zweifel wehe thun, allen, die Gott lieben und Gutes gön nen. Dazu auch schrecklich ist, daß wir die sind, die Gottes Reich ringern und hindern, welche, so Er wollte gestrenglich richten, billig möchte als Seines Reichs_Feinde und Räuber verdammen.

Der andere Schade ist unser, daß wir im Elend und fremden Landen, unter so großen Feinden gefangen liegen. Denn so es schrecklich und kläglich wäre, wenn eines zeitlichen Fürsten Kind, oder ein ganz Land unter dem Türken gefangen, viel Schmach und Leidens, zuleht auch den schändlichsten Tod leiden müßte: wie vielmehr ist das erbärmlich zu klagen, daß wir unter den bösen Geistern in diesem Elende sind und allerlei Gefährlichkeit Leibes und Seele, zuleht auch den ewigen Tod alle Augenblicke gewarten müssen, daß einem möchte billig vor seinem eignen Leben mehr, denn vor hundert Loden grauen, so er es recht anfähe.

Zum andern, wenn solch Bedenken uns erniedert, und unsern Jammer uns eröffnet hat, so folget denn die Tröftung, und lehret uns der freundliche Meister, unser Herr Christus, daß wir sollen bitten und begehren, aus dem Elend zu kommen und nicht verzweifeln. Denn denselben, die solches bekennen, daß sie Gottes Reich hindern, und kläglich bitten, daß es doch möge kommen, wird Gott um solches ihr Leid und Bitten zu gute halten, was Er sonst billig strafen würde. Die freien Geis fter aber, denen nicht viel daran gelegen, wo Gottes Reich bleibe, und nicht herzlich darum bitten, wird Er fürwahr mit den Tyrannen und Verstörern Seines Reichs nach der Schärfe richten.

Denn dieweil ein jeglicher dies Gebet muß beten, só folget, daß niemand unschuldig ist an Gottes Reich. Das zu verstehen, ist zu wissen, daß zwei Reiche seyn. Das erste ist ein Reich des Teufels, den nennet der Herr im Evangelio Job. 16, 11. einen Fürsten oder König dieser Welt, das heißt, ein Reich der Sünde und Ungehorsams. Das soll aber den Frommen gar ein großes Elend und Gefängniß seyn. Wie denn vorgebildet ist vor Zeiten durch die Kinder von Israel in Egypten, die da mußten dasselbe Land mit großer Arbeit und Jammer bauen und doch nichts davon hatten, denn daß man sie dadurch zu tödten gedacht (2 Mos. v. 10. ff.). Also, wer dem Teufel unterthan dienet in Sünden, muß viel leiden, sonderlich im Gewissen, und verdienet doch zulegt" den ewigen Lod damit.

Nun sind wir alle in diesem Reiche also lange, bis das Reich Gottes kommet; doch mit Unterschied. Denn die Frem men sind also darinne, daß sie täglich mit den Sünden fechten, und des Fleisches Lust, der Welt Reißen, des Teufels Eingeben, Stetig und feftiglich widerstreben. Denn wie fromm wir sind, so will doch je die böse Luft in uns mit herrschen, und wollte gern allein herrschen und Ucberhand haben. Also ficht Gottes Reich mit des Teufels Reich ohne Unterlaß. Und dieselben werden darum behalten und selig, daß sie also streiten in ihnen selbst wider des Teufels Reich, um Gottes Reich zu vermehs ren. Und das sind die, die dies Gebot mit Worten, Hers zen und Werken beten.

Die andern aber find also darinne, daß fie Luft dazu haben, und folgen allen Begierden des Fleisches, der Welt, des Teufels, wollten auch, so sie möchten, immer darinnen bleiben. Diese räumen dem Teufel ein, und ringern, verwüsten auch Gottes Reich, und beten dies Gebet mit dem Munde; aber mit dem Herzen widersprechen sie demselben.

Das andere Reich ist Gottes Reich, das ist ein Reich der Gerechtigkeit und Wahrheit, davon Christus sagt (Matth. 6, 33.): Suchet vor allen Dingen das Reich

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