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die herausgebracht haben und darfst du ihrer auch nur einen Einzigen, verschmähn? zumal da unter ihnen Männer von hohem Ruf sich befinden? Du willst prüfen, mit deiner Vernunft; prüfe doch die Vernunft und studiere die Kritik der reis nen: Bernunft, ich will sie dir leihen. Völlig leidenschaftsfrei willst du prüfen, wie sich versteht; laß ja nicht ungelesen, was von den menschlichen Leidenschaften geschrieben ist. Es ist ges wiß kein in der Geschwindigkeit abzumachendes Geschäft; prüfe jeden Schluß wieder und abermals, den du machst, und laß auf dem ganzen langen Wege dir den kommen, und wenn du wirst am Ende seyn mit alle dies sem, dann erst sprich: Ich habe geprüft.

wereilung zu Schul

Hier will ich abbrechen. Rede mir nicht darein, daß ein solches Prüfen dèn Theologen und Philosophen zukomme. Der Apostel hat nicht an den Engel der Gemeinde zu Thessalonich geschrieben, sondern an die Theffalonicher; der Apostel hat nicht geschrieben: Prüfet halb, prüfet eines und anderes! fondern: prüfet alles! Darum, und das sey mein Schluß diesesmal; Wie du den Apostel verstehst, so hat er: entweder etwas Uns mögliches gefordert oder er hat uns den Gelehrten unterwor= fen zur blinden Annahme deffen, was sie uns zu glauben vorlegen. Eines von diesen beiden oder, wenn nicht, dieses Dritte: Mit der Prüfung ist es anders gemeint.

Der Deinige.

Was Luther heutzutage unserer Kirche würde zu fagen haben.

Aus einer Reformationspredigt von 2. E. Borowsky, Dr. der Theologie und Bischof der evangelischen Kirche in Königsberg.

Luther war zu Eisleben geboren, und ging aus der Hütte der Armuth hervor. Er war ein fleißiger und bedachtsamer, gewissenhafter Jüngling. Aber die Bibel fiel ihm erst in seinem zwanzigsten Lebensjahre in die Hände. Bey der Le= sung derselben ward er von ihr ergriffen, so mächtig gefaßt, daß sie ihm von da an werth war und unaussprechlich_theuer und werth blieb. Er ward bald überzeugt, wie es auch Mch

rere, die vor ihm lebten, gewesen waren, daß in der Kirche, in welcher er geboren und auferzogen war, nicht bibelgemäßes Denken und Handeln bis dahin statt fand. Ueberzeugt ward er, daß die Vernachläßigung der Bibel, dieser Quelle aller Wahrheit, viele Dinge herbeigeführt hatte, wodurch die Köpfe und Herzen der Menschen dem Verderben Preis gegeben, wurden ;~~ jenen Wahn, daß Ablaß oder Vergebung der Sünden für Geld erlangt werden könne; das Verlaffen auf die Ueberverdienstlichkeit der sogenannten Heiligen; das Vertrauen auf die feligmachenden Wirkungen der Geschenke und Vermächtnisse an Kirchen und Klöster 2c. Ueberzeugt ward er, daß bei solchen Vorspiegelungen der damaligen Oberhäupter. der Kirche kein rechtschaffenes Wesen in Christo statt finden könne, welches doch lediglich und allein vor Gott gilt. Fest überzeugt davon, daß Alles, was darin von Irrthümern berührt wurde, höchst unbiblisch sey, besprach er sich nun nicht weiter mit Fleisch und Blụt (Gal. 1, 16.), sondern ganz im Geist Pauli, fuhr er zu, schritt kraftvoll im Bewußtseyn seiner guten Sache vor, und schlug seine auf die Bibel gegründeten Gegensäge an die Kirchthüren in Wittenberg an und führte von da an sein großes Werk der Kirchenverbesserung mit herrlichem fiegenden Erfolg aus, achtete nicht auf Drohungen, scheute keine Gefahren, auch den Tod nicht. Edler, großer Mann! dein Gott, dem du so ganz vertrautest, gab dir Muth und Seine Rechte schüßte dich. Er erkämpfte Denk- und Ges wissensfreiheit, öffnete Allen die Bibel, errang für die Jugend zweckmäßigere Geistesbildung, wirkte mächtig fort durch deutsche Gesänge, die er dem deutschen Volke gab, durch seine Predigten und durch Anweisungen, wie gepredigt werden müsse, durch Briefe und Druckschriften. Alle, die sich um seinen Lehrstuhl und um seine Kanzel versammelten, zog er mit Allgewalt an fich, denn er förderte rechtes Erkennen und Wissen des Evans geliums Jesu, er verbreitete volle Beruhigung des umkehrenden Sünders durch die Verkündigung der Gnade Gottes in Christo, der uns gesezt ist zum Gnadenstuhl durch den Glauben an seine Versöhnung; er förderte Heiligung und Ümschaffung des Menschen zu einer neuen Creatur; er befestigte die Hoffnungen des Christen auf eine höhere und beffre Welt. D! er hat Herrlich gewirkt, muthvoll angefangen und siegend beendigt.

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Laffet uns in feinen Sinn uns hineindenken, den sein großes Reformations-Werk so ganz zu Tage legt. Wir bewundern fein wachsames Auge, mit welchem er umherschaute und jeden Flecken, der die Kirche, in der er lebte, berunstaltete, ges nau und ganz bemerkte. Wir bewundern die Festigkeit seis nes Glaubens an Gott und Jefum Chriftum, - seinen unerschütterten, › männlichen- Muth, seinen ernsten Kampf gegen Alles, was der Lehre Jesu entgegen stand oder diese ents fiolite, und verdrehete. Ist nicht auch für diese unfre Zeit dies Alles, was wir an ihm zu bewundern finden, höchst nöthig, unentbehrlich für unsre Ruhe und unser Heil? Aber noch mehr! Da haben wir ja seine zahlreichen Schriften, diese höchst schätzbaren Reliquien des großen Mannes. Durch diese redet er zu uns, seinen spätern Kindern. Ihr Geist spreche --aus dem Nachfolgenden.

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>Wachek, würde er, wie Paulus einst den Corinthern zuricf, uns allen zuerst sagen. War es nicht lediglich seine Wachsamkeit, sein Umherblicken auf Alles, was zu Rom und von da aus in Deutschland in Beziehung auf Religion und Kirche verging, was ihn zur Ucberzeugung von der Nothwendigkeit einer Umgestaltung, einer durchgreifenden Reinigung und zu dem Entschluß brachte, zu reformiren? Da stand er, der Gottesmann, in seinem Wittenberg immer auf der Hut. Ver ihm waren schon aufgetreten Zeugen der Wahrheit gegen die Verderbnisse der Kirche und ihrer Lehrer. Mehrere hatten gefagt, es müffe anders werden. Aber Tausende seiner Zeitge= nossen. ließen Irrthümer und Bosheiten unbemerkt und ungerügt. Er aber Vater Luther war wachsam. Nie kam ihm der Ge= danke: Lasset uns stille seyn und schlafen und schlummern, es hat keine Gefahr! Nein, er wachte. Ich habe euch, würde er heute zu uns sagen, Denk- und Gewissensfreiheit errungen, ich habe euch leichter gemacht das Lesen des Gottesbuchs. Nun ifis eure Sache, die Augen offen zu erhalten, damit die Freiheit, die ich euch errang, nicht in Frechheit sich umwandle, die das Heilige lästert und gegen das Chriftenthum tobt. Da find Menschen um euch her, die verkehrte Lehren reden. Sie verheißen euch Licht und Aufklärung und führen cuch gerade zu in die Nacht des Irrthums. Sie versprechen each volle Ruhe bei der Annahme ihrer verkehrten Grundfäße und öffnen euch

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doch nur den Weg zur kehauderhafteften Gewissensunruhe. Sie bringen euch ab von der Bibel, bald durch diese, bald durch jene grundlose Behauptungen. Sie erklären das Gottesbuch für ein Gemische von Wahrheit und Dichtung, von Nüßlichem und völlig Unnüşem, für ein unkråftiges Salz, das man wegwerfen muß. -Da sind Andere, fie werfen über Thorheit und Lafter, über Habsucht und Rache und Wolluft einen Schleyer, erklären strenge Vermeidung des Båsen für Thorheit, und ernfte Lugend für Anfälle von Schwermuth. Da sind auch Schwärmer, die frech auftreten und euch von der Klarheit des Evangeliums zu den Irrlichten ihres Wahns hinzichen wollen. Wachet, wachet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Wachet über euch selbst, aber dann auch über eure Kinder, daß sie nicht ohne Bibelkenntniß aufwachsen oder wiederum von ihr abgewendet werden. Sagt es dem Sohne, sagets der Tochter in den schönen Augenblicken, da ihr sie an cuer Herz drücket: Kind! bleibe der Bibel getreu; nur sie leitet dich gut und ficher! Redet mit Kindern, mit curen Freunden gerne von Bibelgeschichten, die sich dem jugendlichen Herzen tief einprågen, von Bibelworten, die, vielleicht nicht heute oder morgen, aber gewiß in der Folge des Lebens ihre Getteskraft beweisen werden, dann wird nicht so leicht ein verderbliches Gift in ihre Seelen sich einschleichen und, ob es geschähe, so habt ihr doch eure Pflicht gethan. Wachet, würde Luther uns heute zurufen und seinen Zuruf durch das Jesuswort bekräftigen: Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn Er kommt, wachend findet (Luc. 12, 37.).

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Stehet im Glauben, → feft und unbeweglich im -Glauben an das Walten der Vorsehung, im Glauben an Je-fum Christum, den Stellvertreter, den Retter und Heiland seines Geschlechts, im Glauben an die durch Ihn bewirkte Begnadigung für den «reuvollen und umkehrenden Sünder, im Glauben an die Wahrheit, daß wir nicht bloß für dieses Erdenleben da sind, sondern daß unsre Bestimmung höher hinaufgeht, auf Unsterblichkeit und ewiges Leben, das Jesus ons Licht gebracht hat durch Sein Evangelium (2 Tim. 4, 10.). "Der Vater aller Barmherzigkeit hat uns gegeben, zu glauben, an einen lebendigen Chriftum, der ein Herr ist über die Sünde und uns aufrichten kann, wenn wir fallen; da

ist mir kein Zweifel daran, schrieb er einst an Hartmuth von Cronberg. *) Und wenn es der Satan noch höher und ärger versucht, so soll er uns doch nicht eher müde machen, er greife denn ein solches an, daß er Christum von der rechten Hand Gottes herunterriffe. Weil aber Christus da oben bleibet sißen, so wollen wir auch bleiben Herren und Junker über Sünde, Tod, Teufel und alle Dinge: da soll nichts für seyn. Wir wissen, daß der stark und treu genüg ist, der Ihn auferweckt hat von den Todten und zu Seiner Rechten geseht hat, zu seyn ein Herr über alle Dinge. Diesen Troß soll uns Niemand nehmen! So lange aber der Troh, uns bleibt, wollen wir unsre Feinde fröhlich verachten und zuschn, ob sie uns diesen Christum so leichtlich, als sie meinen, verschlingen und einen Andern an Seine Stelle sehen mögen, von dem der Vater im Himmel nichts weiß." So sprach ́ ́er® und uns würde er, spräche er heute, zurufen: Seÿd auch ihr fest im Glauben. Fasset Glauben an die heiligen Wahrheiten der Bibel, faffet Glauben an Jesum Christum in euer Herz und dann beharret darin. Euer tågliches Gebet sey: Herr! stårke uns den Glauben. Um euch her, gerade zu dieser eurer Zeit kämpfen so viele gegen den Glauben an die Bibel, besonders gegen den Glauben an Jesus, den einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Wie viele mir ganz unähnliche Kinder finde ich unter euch! Wie viele sind da, die sich Christen nennen, auch die Vorrechte der Christen im Staate genießen, aber vom Christlichen Glauben ferne find! Wie viele, die es offen sagen: Was soll uns fremdes Verdienst, ich will den Himmel verdicnen durch Tugend und Rechtschaffenheit! Und das sagen gerade solche, die die Aermsten find an guten Werken! Steht fest, steht unbeweglich im Glauben an ihn, durch den wir Zugang haben zum Vater. Dann wird die Liebe zu ihm, die sichere Folge des Glaubens ist, euch reich machen an guten Werken!

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Seyd männlich! dieß würde Luther uns allen heute tief einprägen. Er, anfänglich furchtsam, bis zur Peinlichkeit, beinahe bis zur Verzagtheit, welch ein Mann ward er durch

* Luthers Werke, Zh. XV. S. 1985.

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