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Wie! Gott überschüttete euch mit so vielen Gütern; gestattete euch, dieselben zu gebrauchen, unter der einzigen Bedingung, ihm den Gebrauch und den Genuß derselben zuzuschreiben und dieselben zu eurem eignen Wohle mäßig zu gebrauchen, weil Unmäßigkeit selbst in dieser Welt ein Uebel ist, und statt diesem so weisen Geseze, diesem so väterlichen Befehle Gehorsam zu leiften, erlaubt ihr euch Alles zu mißbrauchen und entbindet euch zugleich von der Pflicht Dem zu danken, von dem ihr Alles habt und den Geschen zu gehorchen, die noch eine Wohlthat mehr sind. O Mensch, richte dich selbst! Ich will dich ftrafen und will dir's unter Augen stellen. (Ps. 50, 21.)...

Es sei mir vergönnt, ein Gleichniß zu gebrauchen, das mir schlagend scheint. Alle Welt verdammt den Geiß, nur der, Geißige selbst nicht; aber warum? Tadelt man die Geißigen, daß fie Geld haben und Geld anwenden? Keinesweges: nur die Liebe zum Gelde, die ungeordnete Leidenschaft, die es zum Gößen macht und hindert, daß der Befizer all das Gute daraus ziche, was er sich und andern damit thun könnte. Das ist cs, was jeder vernünftige Mensch, als wahren Unsinn, betrachtet. Und scht! die ungeordnete Liebe zu den Geschöpfen, sie mögen seyn, von welcher Art sie wollen, ist auf ein Haar das Nämliche, es ist eine eben so ungeordnete, eben so unfinnige Leidenschaft. Liebt ihr sie um Gottes willen, so könnt ihr in jedem Augenblick einen, für euch und andere nüßlichen Gebrauch davon machen; licht ihr sie um ihrer selbst willen, so verfallt ihr gleich in Mißbrauch aller Art, in alle ersinnliche Arten von Ausschweisungen; und sind die Leidenschaften etwas anders, als: Ausschweifungen? Bedürfniß wird Laune; Vergnügen, Hang; Lust, Liederlichkeit; Anhänglichkeit, Sklaverei; Aufklärung, regellose und unerfättliche Neugier und Talente werden Neid und Stolz. Alles dieß würde nicht der Fall seyn, wenn ihr zu euch gesagt håttet: “Mein Gott! Alles, was ich habe, habe ich von Dir erhalten. Ich darf also Alles nur gebrauchen, um Dir den Gebrauch zuzuschreiben, und denselben, nach deinem Gebot einzurichten; denn Alles, was mir diese Welt darbeut, ist vergånglich; Du allein bist ewig und hast mich nicht für das geschaffen, was vergeht, sondern für Dich!" Nicht wahr? würdet ihr nicht, wenn ihr so zu euch gesprochen und euer Betragen darnach eingerichtet. håttet, viele Fehler vermieden

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haben, worüber ihr jeßt, ohne daß ihr es wollt, erröthet? O! Menschen spricht euch selbst das Urtheil!

Guter Gott! Ich weiß wohl, daß die Wahrheiten, die ich schreibe, das Verdammungsurtheil meines ganzen Lebens find. Du hast mich dieselben gelehrt und ich habe sie so lange vers geffen und hielt mich für erleuchtet! So weit also geht die Verblendung der Leidenschaften, daß ich nicht einmal einen Begriff von dem hatte, was mir heute so einfach und klar scheint! Es hat Dir gefallen mir plößlich die Augen zu öffnen. Vollende Dein Werk, mein Gott! lehre mich, nachdem Du mir meine Fehler haft kennen lernen, lehre mich nun auch, diefelben soviel ån mir ist, wieder gut machen; gieb mir Zeit und Mittel dazu, wenn es den Wegen Deiner Barmherzigkeit nicht zuwider ist, und mdge das Geständniß, was ich hier ablege, meinen Brüe dern nüßlich werden, deren keiner mehr gesündigt hat, als ich; mögen sie mit mir ausrufen: Ich weiß, daß Deine Gerichte recht sind (Ps. 119, 75.).

Der

Diamant.

Es ist eine merkwürdige Ucbereinstimmung in dem Reiche der Natur und in dem Reiche der Gnade. Dieselbe aufsuchen, gewähret Genuß; sie finden, Freude. Wie lieblich deuten nicht die heiligen Sånger des A. T., wie freundlich unser Herr selber, die sichtbaren Dinge in der Natur aufs höhere unsichtbare Wers den und Sein, und stellen durch jene dieses dem leiblichen Auge gleichsam vor. Unerschöpflich ist diese Quelle,```und rinnet immer stärker und klarer dem, dessen Sinn dahin strebt, in allem Sichtbaren Beziehung zu finden aufs · Unsichtbare. Daß wenig Menschen in unsern Zeiten diesen Sinn haben, sich zu erheben über die sichtbare Natur, ja, solche hdhere Deutung derselben Schwärmerei schelten, das ist, meines Bedenkens nach, traurig; denn sie erscheinen dadurch als bloße Sinnenwesen, und entbehren so manchen seligen Genuß. Vielleicht gewährt es einigen Lesern des Friedensboten Vergnügen, zu vernehmen, was der Verfasser schöpfte aus dieser Quelle und als Probe ftehe hier, und findet sie Beifall, als Vorläufer mehrerer åhnlicher Deutungen:

Der Diamant das Bild der Liebe.

In der ganzen sichtbaren Natur giebts nichts, das an sich höher geschäßet würde, und im Werth stånde, als der Diamant. Das macht nicht seine Seltenheit allein, sondern auch die Eigens schaften, wodurch er sich auszeichnet, vor allem was in der Nas tur, damit in Vergleichung geseht werden könnte. Im Reiche der Gnade ist die Liebe das Größte, das Edelste. Leider, auch zum Theil wegen ihrer Seltenheit; indeß, wåre sie auch noch so allgemein, so würde sie doch einen unaussprechlich hohen Werth behalten, wegen ihrer Eigenschaften, die der Apostel also beschreibet: Sie ist langmüthig und freundlich, eifert nicht, treibt nicht Muthwillen, blähet sich nicht, stellet sich nicht ungebehrdig, suchet nicht das Ihre, låflet sich nicht erbittern, trachtet nicht nach Schaden, freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, fondern der Wahrheit, vertrågt alles, hoffet alles, duldet alles, und höret nimmer auf (1 Cor. 13, 4—8.).

Zwar sollte man es dem Diamant nicht ansehen, noch ahnden seinen hohen Werth und herrliche Natur, wenn man ihn findet, wie er da ist, in der rohen Gestalt. Umgeben mit einer Kruste, durch die nur das Kennerauge blicket, und die unscheins bare Hülle nicht achtet, so liegt er im Staube und harret der Erhebung aus demselben; und durch Andere zwar; denn ev selbst vermags nicht; vielleicht drückt ihn gar ein großer Granit darnieder. Also ruhet im Staube der Mensch; zwar seiner Anlage nach groß, herrlich, göttlich: denn Gott hat ihn nur etwas geringer gemacht, als die Engel, und zu seinem Ebenbilde ihn erschaffen. Aber die Sünde hat ihn umgeben mit einer Krufte, die also ihn verunstaltet, daß er fast ganz verloren zu haben scheinet allen innern Werth. Wie könnte er sich selbst erheben, da er da liegt, gefangen in der Sünde Fessel, tod in Uebertrez tung und Sünde, die vielleicht - centnerschwer lastet auf ihm. Doch, der Diamant wird gesucht von dem Kenner; der Mensch von Gott mit sorgsamer Liebe. Er sicht in dem gefallenen Menschen doch die Anlage zu etwas Liebenswürdigen; nur Er konnte ihn erheben aus dem Staube; nur Er erweichen der Sünde harte Krufte, die das ursprünglich zur Liebe geschaffene Herz umgab; nur Er wegräumen den Druck der Verschuldung, die, es darnieder, stets aufs Neue wieder, beugte in den Staub.

Doch, durch viel Poliren und Schleifen gelinget es, und nach und nach nur, zu säubern den Diamant von dem Unrath und ihm zu geben freundliche Gestalt. Wer beschreibet die Treue, mit welcher der Erbarmer den Menschhen leitet und füh ret, von dem ersten Augenblicke an, da er sich finden ließ von ihm, um ihn zu reinigen und zu läutern von den ihm_noch_im=" mer anklebenden, sündlichen Neigungen und Leidenschaften. Uns ser Herr selbst vergleichet diese Treue mit der eines Hirten, der sein verirrtes aber wiedergefundenes Schäflein liebend, nicht achtend der Beschwer, auf seine Schultern nimmt und es hinträgt zur guten Heerde. Nach und nach nur, durch viel Straucheln und Fallen, durch sorgfältige Leitung und weise Erziehung, durch den Blick der Liebe wie des Ernstes, durch Lieben und Leiden, langsam zwar, doch täglich mehr und mehr, kommt hervor die neue Gestalt. Er leget ab den alten Mens schen, und nun geht hervor der neue Mensch, der liebend, lie-benswerth ist. Ist aber solchergestalt gewonnen der reine Kern, und gesäubert von den Schlacken, so leuchtet und glänzet nun der Diamant bei Tag wie bei Nacht, und überstrahlet alles Gestein um ihn her, obs auch schönere Farbe håtte von Auffen. Dem Glanze des Diamants vergleiche ich die Liebe im Innern des Menschen, wenn einmal davon hinweggeschafft find die Schlacken des Eigennuges und der Eigenliebe. Freundlich erleuchtet sie den oft dunklen Pfad des Bruders. Lichtvoll und offen liegt sie wohlthuend vor Jedermanns Auge dar. Ohne es zu wollen, läffet sie ihr Licht leuchten vor den Leuten. Sie suchet nicht zu glänzen; gleichwohl überstrahlet sie, wenn gleich dem uneingeweihten Auge unbemerkbar, als welches auf die Aussenseite vorzüglich fiehet, manche That und Kraft, die von der Welt hoch gepriesen wird. Ja, selbst in dunkelster Leidensnacht hat sie immer offnes Aug' und Ohr und zugängliches Herz für fremden Kummer. Kein Element, und wär's das zerstörendste, nagt verderbend an dem Diamant. Er bestehet “ Feuer- und Waffer - Probe, und bleibet sich gleich, während die feindseligen Mächte sich selbst verzehren. Kennst du der sanften Liebe Gewalt? Die Seile der Sünde zerreißet sie mit Simfons- Kraft, und scheuct keinen Kampf, und wår' er noch so hartnäckig, und keinen Feind, und wär' er noch so mächtig. Sie überwindet alles. Durch Dulden schwächet sie des Feindes

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Gewalt, und, indem sie ihn gewinnet, geht sie triumphirend aus, dem Kampfe hervor. Doch, der Diamant selbst entgehet nicht immer dem allgemeinen Schicksal der Vernichtung. Er kann verwandelt werden in Staub und scheinet nun verlos ren zu haben all' seinen Werth. Doch nicht also. Sein Staub noch poliret andere Steine, und rufet nicht selten in der Hand des Meisters glänzenderes Gestein noch hervor als er selber einst war. So überlebet gleichsam die Liebe sich selber; wirket nach dem Lode noch, scheinbar zerstört, auf andere fort und fort. Das Andenken an die Theuren, deren Liebe uns cinft beglückte, mahnt uns kräftig, diese Liebe, wie eine heilige Schuld, abzutragen an unsre Brüder.. Ihr Geist ruhet auf uns, und dringet uns, ihnen nachzustreben mit rastlosem Eifer. Herrliche, große Thaten gehen hervor aus dem Gedanken an die Liebe und deren Kraft der aus unserm Kreise Geschiedenen. Was ein David begann, vollendet ein Salomo in seinem Geiste; der Vater beginnet liebend und freudig ein großes Werk, und scheidet davon, bevor er es vollendet. Sorge für dein Werk nicht, Scheidender, und hättest du auch erst nur den Grundstein gesenkt in das Erdreich. Hast du nur mit Liebe ihn ges legt, und in deiner Kinder Herz gepflanzet der Liebe zarten Keim: so sorge für dein Werk nicht! Sie werdens, denn deine Liebe zum Werk, wie zu ihnen dringet sie kräftig, sie werdens ruhen nicht lässen. Der Liebende scheidet; aber die Liebe nicht, und ihr Geist nicht, und ihre Kraft nicht, und ihr Segen nicht.

Net hval.

e r A r s t

(Aus einem Gesprich e.)

A. Wie macheft du es, lieber Freund, wenn du ernstlich krank bist? Wartest du, bis sich deine Natur von selbst hilft øder nimmst du deine Zuflucht gleich zu einem Arzte, damit er dir die nöthigen, zweckmäßigen Mittel verschreibe und du wieder gesund wirst,

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