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des ewigen Lebens. Vielmehr es muß erst eine große Beránderung mit Euch vorgehen, die gehäufte Schuld muß vergeben, das unreine Herz gereinigt werden, unsere Sündennatur_muß eine göttliche werden. Wie ist das möglich? Kann der Mensch · diese Veränderung selbst in sich hervorbringen? Selbst die böse Luft aus dem Herzen werfen? Sich aus einem Sünder zum Heiligen machen?

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Das kann der Mensch nicht, Ihr Lieben, eben so wenig, als er die Erde zum Himmel umgestalten kann. Wäre die Sünde nur etwas Acußeres, Fehler der Angewöhnung, der Erziehung, würde die Sündenluft nur von außen in den Menschen hineingeworfen, so möchte ich es immerhin gelten lassen, daß der Mensch durch Kampf gegen die Gewohnheit, gegen Vorurtheile und Irrthümer sich mit eigner Kraft heraushelfen könnte. Aber leider wurzelt die Sünde tiefer im Menschen, sie ist eine Eigenthümlichkeit der menschlichen Natur, wie diese jest ist; jeder Mensch ist ein geborner Sünder. Wer also aus eigner Kraft sich, heiligen wollte, der müßte seine Natur umåndern, und umschaffen können; oder das Werk der Befferung und Heiligung würde ihm nicht gelingen. Was kann der Mensch? Zum höchsten die wildesten Ausbrüche des unreinen Herzens verhalten und sich von ihnen entwöhnen, aber die böse Luft aus dem Herzen zu treiben, das Wohlgefallen an seinen Lieblingssünden, selbst wenn er sie läßt, zu vernichten, das vermag er nicht. Ein Trunkenbold kann wohl den Trunk laffen, aber die Lust dazu kann er sich nicht aus dem Herzen schaffen. Und möchtet Ihr den Menschen- wohl gereiniget, gebeffert und geheiligt nennen, der wohl die äußere That der Sünde meidet, aber die unreine Lust und Flamme mit sich in seiner Bruft umherträgt? Besserung aus eigner Kraft ist also Selbstbetrug und Heuchelei.

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Wie denn aber rein werden? Das ist eben die Frage, welche ich beantworten will. Liebe, was bei Menschen unmöglich ist, das ist Gott möglich. Und Gott will uns helfen! Denn hat er nicht also die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab; auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben? Lernt denn hier aus diesem Gottesworte den sicheren Weg zum Himmel. Möchtet ihr rein werden? Die ganze

Kunst besteht darin, an Jesum zu glauben! Denn es · heißt: Alle, die an Ihn glauben, sollen nicht verloren werden. Nichts Anderes, als an ihn zu glauben, forderte auch Paulus vom zitternden Kerkermeister, als dieser fragte: Was soll ich thun, daß ich selig werde? (Apostelgesch. 16, 31.), Wie einst der gläubige Hinblick auf die eherne Schlange die verwun= deten Israeliten heilte vom giftigen Schlangenbiß (4. Mos. 21.), so heilt der gläubige Hinblick auf Jesum den Gekreuzigten, ung vom verderbenden Sündengift! Wer ihn im Glauben anschaut, wird genesen. Zweifelt Ihr? Will das nicht in Euren Sinn, in Eure Vernunft? O ́wagt es doch nur einmal darauf, versucht es nur erst, fanget nur erst an, zu glauben an Jefum, und ich bin im Voraus deß gewiß, Ihr werdet des Glaubens reinigende Kraft in Euch erfahren. So lange Ihr Euch nicht selbst einmal im Glauben an Jesum versucht, kann man Euch des Glaubens Kraft und Wirkungen nicht auseinander sehen, denn sie sind Erfahrungen, zu denen man erst durch den Glauben gelangt. Aber wollt Ihr einmal den Versuch wagen, so sollt Ihrs an Euch selbst beleben, daß der Glaube an den gekreuzigten Jesus das Herz reiniget, verändert und felig macht!

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Und es kann ja auch nicht anders seyn! Denn so bald Ihr an Christum glaubt, so bald tritt Christus mit Euch in die innigste Vereinigung und theilt Euch sein göttliches Leben und Wesen, seine Gerechtigkeit, seine Kraft und seine Seligkeit mit. Da muß ja denn wohl, wenn Christus unser Leben wird und in uns Gestalt gewinnt, aus uns eine neue Creatur, ein neuer Mensch werden, nach Gott geschaffen in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit; und der Sünde Lust und Gewalt weichen von dem göttlichen Leben und der göttlichen Kraft, die in uns einzieht! So wird denn erfüllet 2. Corinth. 5, 17. Ift jemand in Christo, so ist er eine neue Creatur; das Alte ist vergangen, siche, es ist alles, alles neu worden. Ist nun jemand so ein neuer Mensch in Christo worden, dann gilts in Christo zu bleiben. Denn wer nicht in ihm bleibet, der wird weggeworfen (Joh. 15, 6.). Wer aber in ihm bleibet, der bringet viele Frucht (Joh. 15, 5.). Alles aber kommt darauf an, daß wir nicht versäumen, bei jeder Lockung und Regung der Sünde gläubig zu dem Gekreuzigten aufzublicken; denn

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durch diesen gläubigen Hinblick halten wir fest an ihm, werden durch ihn starf am inwendigen Menschen und nehmen aus seiner Fülle Gnade um Gnade!

Kommet Alle, kommet her,

Kommet, ihr betrübten Sünder!

Jesus rufet Euch, und Er

Macht aus Sündern Gottes Kinderð

Glaubet es, und denket dran;
Jesus nimmt die Sünder an!

Jesus nimmt die Sünder an!
Mich hat er auch angenommen,
Und den Himmel aufgethan,
Daß ich selig zu ihm kommen
Und noch sterbend rühmen kann:
Jesus nimmt die Sünder an!

E. F. B. Catenhusen.

Von dem Verhalten Luthers in einer tödtlichen Schwachheit, die ihn im Jahre 1527 getroffen, von der er jedoch bald wieder genesen.

Nach der Erzählung zweier Theologen, des Dr. Bugenhagen und Dr. Jonas. ·

Am Sonnabend Mariå Heimsuchung, da des folgenden Sonntags die schönen tröstlichen Parabeln Luc. 15., vom vers lornen Schafe und Sohne, dem christlichen Volke in der Predigt vorgehalten und erklärt werden sollten, hat Doctor Martinus Lutherus eine sehr schwere geistliche Anfechtung gehabt, denen gleich, welcher oft in den Psalmen gedacht wird, und so heftig, daß er mir, Johanni Pomerano, bekannte und sagte, fie wåre viel hårter gewesen, denn die leibliche Schwachheit, die ihn desselben Sonnabends auf den Abend um 5 Uhr zus; gestoßen, die doch so geschwinde war, daß wir besorgten, er würde darüber bleiben. Da dieselbe geistliche Anfechtung des Sonnabends früh vorüber war, besorgte der fromme Hiob, wo die Hand Gottes so stark wieder käme, würde er sie nicht ers

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tragen können, hatte vielleicht auch eine Beisorge, daß ihn unser Herr Jesus Christus wollte von hinnen rufen, schickte derohalben seinen Diener Wulf zu mir, um 8 Uhr Vormittags, und ließ mir durch ihn sagen, ich möchte eilend zu ihm kommen. Da er eilend sagte, entseßte ich mich etwas darüber — fand doch den Doctor in gewöhnlicher Gestalt bei seiner Hausfrau stehen, wie er denn konnte, mit stillem, eingezogenen Gemüthe, Gott Alles befehlen. Er pflegte fein Anliegen nicht Menschen zu klagen, die ihm nicht helfen konnten, denen er mit seinen Klagen nicht konnte nüßlich seyn, sondern er pflegte sich also gegen die Leute zu stellen, wie die ihn begehrten zu haben, die bei ihm Troft suchten. Ich fragte den Doctor, warum er mich hatte rufen lassen. Er antwortete: "um feiner bösen Sache willen." Da wir nun hinauf gegangen waren, befahl er sich und Alles, was er hatte, mit großem Ernste Gott, hub an zu beichten und zu bekennen seine Sünden, und er, der Meister begehrte vom Schüler Troft aus göttlichem Worte, item cine. Absolution ermahnte mich auch, ich sollte fleißig für ihn beten. Weiter begehrte er, ich wollte ihm erlauben, daß er des folgenden Sonntages möchte empfahen das heilige Sacrament, denn er hoffte, er wollte auf denselben Sonntag predigen, besorgte sich nicht, so viel ich merken konnte, des Unfalls, so ihm Nachmittags widerfuhr sagte gleichwohl: “Will mich der Herr jeßt rufen, so geschehe Sein Wille." Da er gebeichtet hatte, und hernach geredet von der geistlichen Anfechtung, die er deffelben Morgens init solchem Schrecken und Zagen gefühlet, daß er nicht ausreden konnte, so sprach er weiter: "Viele denken, weil ich mich unterweilen in meinem äußerlichen Wandel fröhlich stelle, ich gehe auf eitel_Rosen, aber Gott weiß, wie es um mich stehet, meines Lebens halber. Ich habe mir oft vorgenommen, ich wollte der Welt zu Dienst mich etwas ernstlicher und heiliger (weiß nicht, wie ich's nennen soll) stellen, aber Gott hat mir solches zu thun nicht ges geben. Vielleicht will Gott die Welt über mich zur Nårrin machen, daß sie durch ihre Verachtung verderbe und nicht werth sey, daß sie sehe die Gaben, die Er sonst viel tausend Menschen versagt, damit Er mich begnadiget hat, daß ich das mit dienen soll, die Er wohl kennt, auf daß, weil die Welt nicht groß hålt vom Worte des Heils, das ihr Gott durch

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mich, sein schwach gering Gefäß, anbeut, fie an mir finde, daran sie sich årgere und falle! Was Gott durch solch sein Gericht meine, stelle ich Ihm anheim. Ich bitte und rufe ihn an täglich mit Ernst, mir Gnade zu verleihen, daß ich durch meine Sünde Niemand årgere."

Solches habe ich aus der Maaßen gerne von ihm gehört. Da ich so mit ihm handelte, war es an der Zeit, daß man das Mittagsmahl halten sollte, und weil wir von etlichen vom Adel gerufen waren, mit ihnen zu essen, erinnerte ich ihn, daß er den Gästen wollte zu Willen seyn, und ja nicht ausbleiben; er aber schlug's ab. Da ermahnte ich sein Gc: mahl, sie wolite dran seyn, daß er kåme und nicht allein da heim bliebe sizen. Da kam er zur Mahlzeit, aß und trank, zwar sehr wenig; gleich wohl, wie seine Weise ist, war er guter Dinge mit den Gästen, machte sich fröhlich, so viel fich's leiden wollte. Um die zwölfte Stunde aber (das Folgende ist aus des Dr. Justus Jonas Verzeichniß) stund er vom Tisch auf, ging in mein Gårtlein, um auszuschlagen seine Schwermuth, und sich etwas zu erlustigen, saß allda, redete von mancherlei Sachen mit mir bei zwo Stunden Beim Weggehen fagte er zu mir und meinem Weibe, wir sollten des Abends bei ihm effen. Da wir um 5 Uhr ins Kloster kamen, sagte die Frau Doctorin, er wäre schwach heim gekommen und hätté sich zu Bette gelegt, daß er sich wieder erholen möchte. Nach einer Weile stand er auf, der Meinung, die Abendmahlzeit mit uns zu halten, klagte aber über ein verdrießlich ungewöhnlich Klingen des linken Ohrs und da es immer heftiger ward, sagte er, er könne vor Schwachheit bei uns am Lische nicht bleiben, ging wieder hinauf in seine Schlafkammer, und wollte sich zu Bette legen. Ich allein folgte ihm bald auf dem Fuße nach, ehe die Doctorin, wiewohl sie nicht lange verzog, hernach kam. Da er über die Schwelle der Schlafkammer trat, ging ihm eine Ohnmacht zu, spricht hastig zu mir: " Herr Dr. Jonas, mir wird übel, Wasser her, oder was ihr habt, oder ich vergehe." Erschrocken und bebend goß ich ihm Waffer ins Angesicht. Indeß fåhet er an zu beten: "Mein allerliebster Gott, wenn Du es so willst haben, daß dies die Stunde sei, die Du ersehen hast, so geschehe Dein gnådiger Wille!" Weiter betete er und hub seine Augen empor mit großer Inbrunft

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